Durch eine Übersetzung wird Grimmelshausens eigentümlicher Stil geglättet und das ganze noch eingängiger. Ist halt die Frage, inwiefern man an der originalen sprachlichen Ausgestaltung interessiert ist. Es ist eher ein ungeschliffener Stil, ein sympathisch ungraziöser Stil sozusagen. :breitgrins:
ich kenne mich nicht gut genug in der Barockliteratur aus, um entscheiden zu können, ob Grimmelshausen ungeschliffen und ungraziös geschrieben hat (also nach den Maßgaben seiner Zeit, was uns heute sperrig, ungeschliffen oder ungraziös erscheint, kann den Zeitgenossen als völlig normal im Ohr geklungen haben).
Ich sehe auch nicht so ganz, wo Grimmelshausen geglättet wird, wenn er übersetzt wird und sehe eher das Problem, dass wir uns von den heute exotisch wirkenden Eigentümlichkeiten der Barocksprache dazu verführen lassen, sie für irgendwie "authentischer" zu halten als eine Übersetzung und dem Irrglauben verfallen, wir würden die Zeit und das Lebensgefühl besser verstehen, wenn wir uns durch die Orignaltexte arbeiten. (Wie gesagt: Die Romantiker und das Mittelalter.)
Ich bin bislang bei meinen Vergleichen übrigens noch auf keine Stelle gestoßen, bei der der Übersetzer Grimmelshausen etwa durch Kürzungen oder verschämte Übersetzungen versimpelt hätte. Er verbessert ihn auch nicht, sondern lässt mitunter unklare Bezüge unklar bleiben. Anders gesagt: Wenn bei Grimmelshausen "Scheiße" steht, dann steht das auch bei Kaiser.
Der größte Übersetzereingriff scheint mir derzeit die Aufteilung überlanger Sätze in mehrere kürzere Sätze zu sein. Ansonsten liefert Kaiser imho genau das, was er verspricht: Eine Übersetzung. Nicht mehr, nicht weniger.