So, ich bin in den letzten Wochen kaum zum Lesen gekommen und habe den Simplicissimus Deutsch erst jetzt, nach 6 Wochen(!) abgeschlossen. Insgesamt hat mir Kaisers Übersetzung gut gefallen. Das Problem ist nur: Der Roman selbst hat mich nicht gerade umgehauen. Man sollte der vollmundigen Verlagswerbung und auch den Rezensenten nicht blindlings glauben. Der Roman ist mäßig komisch (eigentlich gar nicht), hat erhebliche Längen und über die Realität des 30jährigen Krieges erfährt man relativ wenig und das meiste auch eher indirekt.
Dass die Kriegshandlungen, Plünderungen oder Massaker relativ wenig Raum einnehmen und mitunter nur am Rand erwähnt werden (am deutlichsten noch im 1. Buch) ist natürlich ein Indiz, dass der Krieg und seine Folgen Alltag war. Relativ breiten Raum nehmen dagegen allerlei allegorische Wundererzähungen ein, die eine eher schlichte Moral predigen (Alles ist eitel, nichts ist beständig, das Glück ist eine launische Buhlschaft, der einfältig-närrische Blick auf die Welt zeigt sie in ihrer wahren Gestalt, Ruhe und Sicherheit bietet nur Gott etc.).
Kurz: Der Roman ist eher historisch interessant als eine zeitgenössische Lektüre. Und das führt dann natürlich zu dem Schluss, dass die Übersetzung letztlich doch ein Irrtum ist - denn als Roman, der für die Entwicklung der deutschen Literatur von großer Bedeutung ist und dessen Wert in seiner Historizität liegt, sollte das Buch dann auch in einer möglichst originalen, also historischen Sprache gelesen werden.
Das rasch dazu.