Beiträge von giesbert


    Ich meine mich zu erinnern, dass sich selbst Killy sehr beeindruckt davon zeigte. Ich habe vor Jahren ca. die Hälfte gelesen, dann wurde es mir zu düster. Das Buch habe ich in der Zwischenzeit wohl bei einem Umzug verloren. Muss ich mir mal wieder anschaffen und mal fertig lesen.


    Nicht nur Killy, der Roman gilt allgemein als sehr bemerkenswert. Zu Recht, wie ich anfügen möchte. Solltest Du unbedingt noch einmal lesen.


    Ich habe die Diogenes-Stevenson-Ausgabe während des Zivildienstes komplett gelesen, in den letzten Jahren immer mal wieder die Schatzinsel und die Falsche Kiste und dachte mir, ich sollte mir auch die anderen Romane noch einmal vornehmen. Als nächstes: Kidnapped & Catriona.

    Weshalb ich jetzt erstmal Robert Louis Stevenson eingeschoben habe: "Der Junker von Ballantrae".


    btw - der Roman ist sehr lesenswert. Auf der Rückseite sind lobende Worte von Thomas Mann, Brecht und Benjamin abgedruckt. Und sie haben alle recht. Stevenson ist leider viel zu früh gestorben.


    die Rezension des CH. Beck Verlages macht neugierig. Wie gefällt es dir bisher? Gibt es dort auch Kernaussagen? Ich stelle die Rezi mal on


    das ist keine Rezension, das ist der Klappentext, also: Werbung ;-)


    Es gefällt mir sehr gut, ist aber eine echte Herausforderung. Zumindest dann, wenn man immer nur zwischendurch zum lesen kommt. Kernaussagen (?) gibt es imho keine, der Text wird aus der Perspektive eines offensichtlich ge- oder genauer: zerstörten Bewußtseins geschrieben, das im Dreck lebt, im untersten Müll (wortwörtlich: zehn Stockwerke unter der Erde in einer Kloake), in einer Art Strafkolonie, das seinen Zustand aber bejaht und richtig findet (die Partei, die Partei hat immer recht ...), sich an seiner grotesken Situation abarbeitet etc. Sehr anspruchsvolle Prosa, eine "Handlung" gibt es nicht, nur Beschreibungen verschiedener Situationen eines absurd-repressiven Systems und was es mit den Individuen anstellt.


    Aber wie gesagt: Anstrengend. Wozu das Druckbild beiträgt, es gibt keine Absätze, die einzige Einschnitte sind die Kapitel, die auch nicht zwingend aufeinander aufbauen, die zeitliche Abfolge ist mir nicht ganz klar, die räumliche auch nicht. Es gibt immer wieder Fußnoten mit Erläuterungen zum Text, bei denen nicht klar ist, von wem sie stammen. Vielleicht klärt sich das noch im Verlauf des Romans. Vielleicht auch nicht.


    Weshalb ich jetzt erstmal Robert Louis Stevenson eingeschoben habe: "Der Junker von Ballantrae".

    Aktuelle Lektüre: Kurt Drawert: Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte. - Ich bin erst auf S. 100 und komme nur sehr langsam voran. Das ist ein absatzloser Erinnerungsstrom, der nur durch die einzelnen Kapitel unterbrochen wird, ein sich in immer neuen Anläufen abarbeitendes Denken, das (vergeblich?) zu beschreiben versucht, wie es sich gelebt hat in der DDR. Mitunter grotesk komisch, häufiger aber ein ohnmächtig wütender Versuch, die Dinge auf den Begriff zu bringen.

    Großartiges Buch! Bereits zwei Mal gelesen.


    Yep. Doderer war Prüfungsthema, die Stiege habe ich ca. 5x hinter mir (und kann mich trotzdem nicht wirklich daran erinnern, seufz). Der hat übrigens einen tollen Anfangssatz, der Roman: "Als Mary K.s Gatte noch lebte, Oskar hieß er, und sie selbst noch auf zwei sehr schönen Beinen ging (das rechte hat ihr, unweit ihrer Wohnung, am 21. September 1925 die Straßenbahn über dem Knie abgefahren), tauchte ein gewisser Doktor Negria auf, ein junger, rumänischer Arzt, der hier zu Wein an der berühmten Fakultät sich fortbildete und im Allgemeinen Krankenhaus seine Jahre machte."


    Und natürlich auch ein tolles Widmungsgedicht:


    Wenn die Blätter auf den Stufen liegen
    herbstlich atmet aus den alten Stiegen
    was vor Zeiten über sie gegangen.
    Mond darin sich zweie dicht umfangen
    hielten, leichte Schuh und schwere Tritte,
    die bemooste Vase in der Mitte
    überdauert Jahre zwischen Kriegen.


    Viel ist hingesunken uns zur Trauer
    und das Schöne zeigt die kleinste Dauer.

    Was immer Du sagen möchtest (so richtig verstanden habe ich diesen anscheinend um pointierte Polemik bemühten Phrasenschwall jetzt nicht): Passt scho.


    Für Roqairol ist das ein Schlag in's Gesicht.
    Ebenso berechnend wie denunziatorisch.
    Ich weiß ja nun nicht, welch erdenkloßige Philosophie dich umtreibt, dem Roquairol hier Dinge in den Mund zu legen, die er so niemals schrieb, aber wer freie Meinungsäußerung mit - auf den Teppich kotzenden Besuchern in Zusammenhang bringt, der bekötzert eben auch gern die freie Meinungsäußerung.
    Monströs, das, und billig, sehr billig.


    Mein Gott, das mit dem Lesen ist offensichtlich wirklich schwierig.


    Ich habe niemanden irgendetwas in den Mund gelegt. Ich weiß noch nicht einmal, auf was R sich da bezieht, ich lese hier nur sehr selektiv mit. Sondern ich habe Rs Posting völlig unabhängig von seinem konkreten Autor zum Anlass genommen, auf ein in Foren und Mailinglisten immer wieder auftauchendes, typisches Missverständnis hinzuweisen.


    Wenn Sandofer hier Artikel verschiebt oder sogar löscht, dann hat das mit Zensur und Meinungsfreiheit sehr wenig, mit Ausübung des Hausrechts sehr viel zu tun.


    Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, worum es hier konkret geht, ich habe die entsprechenden Threads nicht gelesen.


    Ansonsten - Tschüss. Und viel Spaß noch.

    Ich lasse mich hier nicht zensieren und meine Beiträge nicht in irgendwelche anderen gesperrten Bereiche verschieben. Das verletzt nicht nur die Meinungsfreiheit, sondern sogar die einfachsten zwischenmenschlichen Umgangsformen.


    ROFL.


    Wie kommen die Leute eigentlich immer wieder darauf, dass sie in einem kostenlosen Angebot, das andere in ihrer Freizeit aufbauen und pflegen, Dinge wie "Meinungsfreiheit" einklagen und sich über "Zensur" beklagten könnten? Jeder Besucher des "Klassikerforums" ist hier ein Gast, den der Gastgeber nach Lust & Laune rauswerfen kann.


    Wer bei seinem Nachbar zu Besuch ist, auf den Teppich kotzt und sich auch sonst daneben benimmt, und von diesem an die frische Luft gesetzt wird, wird sich wohl kaum über "Zensur" oder darüber beklagen, dass seine "freie Meinungsäußerung" beschnitten worden sei.


    Aber mei.

    Gelesen:
    * David Safier: "Mieses Karma" – Nichts dolles, aber ganz unterhaltsam zwischendurch
    * Wolf Haas "Der Brenner und der liebe Gott" – hat mir so auf Anhieb nicht so gut gefallen wie die anderen Brenner-Bücher, aber das ist wohl ungerecht, das Buch ist formal doch vertrackter als die andere.


    Aktuell lese ich:


    * Wilhelm Raabe "Fabian und Sebastian" – ich muss meine Raabe-Kenntnisse mal wieder auffrischen. "Fabian & Sebastian" habe ich zuletzt im Studium gelesen und nur noch dunkle Erinnerungen. Wie immer: sehr doppelbödig, der Künstler als Zuckerbäcker, der Kindsmord in Zuckerwatte.

    Ach ja - von "müssen" halte ich bei der Lektüre überhaupt nichts, da regiert schamlos das Lustprinzip. Wobei auch komplexe ästhetische Strukturen sehr befriedigend sein können. Genauer: eigentlich sind nur die befriedigend, der Rest ist ein Knalleffekt, der einen nach kurzem Kitzel auf Dauer sehr unbefriedigt zurück lässt.

    Die Lesegeschwindigkeit ist natürlich auch eine Frage des Trainings. Während des Studiums waren 100 Seiten pro Tag das Minimum, das tendierte eher in Richtung 200 bis 300, wenn ich die Nacht durchgelesen habe, habe ich auch schon mal 400 oder 500 Seiten gelesen (das waren natürlich Ausnahmen, aber etwa die "Flegeljahre", "Herzgewächse" oder Coopers "Satanstoe" in der Übersetzung Arno Schmidts habe ich so gelesen, also tagsüber begonnen, irgendwann so gegen 4.00 Uhr morgens beendet).


    Heute bin ich froh, wenn ich mich überhaupt mal für zwei, drei Stunden aufs Lesen konzentrieren kann, was selten genug vorkommt, in den letzten Wochen überhaupt nicht. Da reicht meine Konzentration meist nur noch für Filme & Serien auf DVD (Fernsehen schaue ich so gut wie nie).


    Was die ungelesenen Bücher angeht: von den rund 5.000-6.000 Büchern in meiner Wohnung habe ich ca. die Hälfte nicht gelesen. Aber ich würde die ungelesenen Bände vermissen (auch wenn ich seit einer kleinen Ewigkeit das Ziel "unter 1.000" habe).


    Ich habe mir dann auch seit längerer Zeit ein Kaufverbot auferlegt: keine CDs, keine DVDs und keine Bücher. Das halte ich bei CD/DVD auch ziemlich konsequent ein, bei Büchern gibt’s immer mal wieder einen Kaufschub, der dann prompt recht teuer wird.


    Um die Unterscheidung zwischen Hoch- und äh Niedrigliteratur kümmere ich mich rein gar nicht. Wenn mich ein Buch langweilt, lege ich es weg, ob das nun ein Klassiker ist oder ein Bestseller, ist mir wurscht. Meistens langweilen mich allerdings die Bestseller, weshalb ich auch eher selten dazu greife (die letzte große Ausnahme waren die Harry-Potter-Romane, die ich mehrfach mit großer Begeisterung gelesen habe).

    Christian Eger in der Mitteldeutschen Zeitung:



    Auf <a href="http://www.wettiner-hof.eu/10.html">deren Webseite</a> steht alles.


    Das ist natürlich ein witziges Foto: Bücher, die deutlich vor 1945 gedruckt wurden zur Illustration einer Bibliothek, die dezidiert nur Bücher sammelt, die nach 1945 erschienen sind.

    Zitat

    Standard: Die Kargheit, die Kertész' Literatur auszeichnet, findet ihr Gegenstück in Herta Müllers "Atemschaukel". Man hat Anstoß genommen an Müllers Wortfindungen - man denke an das Wort "Hungerengel". Führen unterschiedliche Wege zum literarischen Ziel? Anders gefragt: "Muss" man heute, die Zivilisationsbrüche des 20. Jahrhunderts im Blick, "atonal" schreiben?


    Földényi: "Hungerengel" ist eines der Lieblingswörter von Nobelpreisträgerin Herta Müller. Für mich ist das eine narzisstische Metapher. Letztendlich wird durch sie nicht der Hunger beschrieben, sondern bewiesen wird die Fähigkeit der Verfasserin, fortwährend ungewöhnliche Metaphern zu produzieren. Narzisstisch wirken sie, weil ich merke, dass die Verfasserin einfach genießt, wie edelklingend sie über jedes beliebige Thema schreiben kann.


    Dieser Narzissmus ist für mich gleichbedeutend mit Kitsch; beim Kitsch besteht immer eine Kluft zwischen dem Thema, das beschrieben wird, und dem Stil. Müller könnte mit denselben erfundenen Metaphern auch vollkommen andere Themen ebenso "schön" beschreiben - die poetische Kraft ihres Stils entwickelt sich nicht aus dem Thema, sondern steht schon vorher selbstständig da. Wenn ich jetzt Müller mit Kertész oder Schalamow vergleiche, dann fällt auf, dass bei den Letzteren das Schreiben nicht von der Idee einer gehobenen "Literatur", sondern von fast physischem Zwang bestimmt ist - dem Zwang des Berichterstattens. Dieser Zwang verbietet es ihnen, "Literatur" im herkömmlichen Sinn zu betreiben. Sie alle sind vom Thema durchtränkt: Sie wurden von ihrem Thema auserkoren.
    (DER STANDARD, Printausgabe, 11.12.2009)
    http://derstandard.at//1259281…a-Mueller-schreibt-Kitsch

    Ach, btw - ich lese nach Grimmelshausen gerade Wolf Haas "Das ewige Leben". Für mich bislang der beste "Brenner"-Roman, da scheint mir Haas seine Erzählerstimme perfekt im Griff zu haben. Guter Zeitpunkt, damit aufzuhören. Was er dann ja auch getan hat. Bis kürzlich "Der Brenner und der liebe Gott" erschien. Den werde ich allerdings später lesen. So amüsant, böse und witzig ein Brenner-Roman auch ist - "am Stück" sollte man die nicht hintereinander weg lesen, das nutzt sich ab. Lieber einer nach dem anderen mit gehörigen Pausen dazwischen.

    Er ist vielmehr ein großer Kompilator,


    Eben. Deshalb ist der Index, dem Kaiser seiner Übersetzung beigibt, ein wenig albern. Es werde versucht "die enzyklopädische Dimension dieses Weltbuches ein Stück weit zu erschließen". Das suggeriert sowas wie überbordende Fülle, Welthaltigkeit, "Realismus", das "pralle Leben". Davon findet sich so gut wie nichts im Roman. G. hat hier was gemopst, da was kopiert und dies und das zusammengeklebt.


    (Klingt jetzt vielleicht negativer, als es gemeint ist ;-))