Beiträge von giesbert

    Zitat

    Walter Boehlich sprach wahr, als er 1955 angesichts solcher "Schönheit, Poesie und Kunstfertigkeit" das Unbedarfte dessen erahnte, was seinerzeit auf breiter Front als Elends- oder Trümmerliteratur Gegenwarts- und Vergangenheitsbewältigung probierte. Liest man heute vergleichsweise Böllk, Koeppens, Andersch’ damalige Bücher nach, diesen Edelkitsch im Kainszeichen von Hemingway und Sartres Gewaltherrschaft, dann leuchtet Niebelschütz’ großes Buch wie eine sprachliche Insel wahrer Glückseligkeit.


    Eckhard Henscheid, Literaturkritik, S. 226, leider nur mit dem Quellenhinweis "Radiosendung"

    Ich habe den Kammerherrn zwar in der kleinen, vierbändigen Ausgabe des Suhrkamp Verlages, habe aber jetzt auch mal die Neuauflage bestellt. Der Druck bei Suhrkamp ist schon arg gequetscht, hoffentlich ist die Neuauflage etwas großzügiger gesetzt. Die Seitenzahl bietet jedenfalls Anlass zur Hoffnung, bei Kein & Aber ist der Roman rund 200 Seiten umfangreicher.

    Nachdem ich kürzlich "Die Kinder der Finsternis" mit ziemlicher Begeisterung wiedergelesen habe, wäre ich bei einer Leserunde zum Kammerherrn dabei, um meine lang zurückliegende, sehr verschwommene, aber auch sehr positive Lektüre-Erinnerung aufzufrischen.


    Für Sandhofer: Ich habe den Roman als außerordentlich kunstvoll und elegant in Erinnerung. Allerdings habe ich vor 25 Jahren die Entstehungszeit komplett ausgeblendet. Was mir in Erinnerung ist: der Einbruch der Katastrophe in die elegante Welt im Form eines Erdbebens - "… und dann bebt die Erde". Es war jedenfalls ein ziemlicher Leserausch.


    Beim raschen googlen bin ich über eine Rezension in der Zeit gestolpert, voller OCR-Fehler, scheint aber lesenswert zu sein (jetzt auf dem iPhone in meiner Stammkneipe habe ich ihn nur überflogen ;-))
    http://mobil.zeit.de/1973/15/U…welch-eine-Kunst?page=all


    könnt ihr da was empfehlen.


    Ich stelle gerade fest, dass es außer des Teufels Wörterbuch praktisch nichts mehr auf dem dt. Buchmarkt gibt. Eine Schande! Das "Wörterbuch" ist für einen Erstkontakt mit Bierce vielleicht nicht so gut geeignet. Versuch mal, eine der Erzählsammlungen zu bekommen.


    Einen Anhaltspunkt bietet der derzeit anscheinend einzig lieferbare Band mit Erzählungen, der mit 180 Seiten für 7,90 Euro allerdings ein bisschen viel kostet. Bei Insel gab es mal eine schöne Sammlung ("Mein Lieblingsmord"), der Haffmans-Verlag brachte eine vier- oder fünfbändige Werkausgabe heraus, die es vielleicht noch antiquarisch gibt.


    Falls Du Bibliotheksbenutzer bist, bist Du da fein raus. Irgendeine Sammlung mit seinen Erzählungen wirst Du schon bekommen. Und die sind praktisch alle gut bis sehr gut.


    Die Geschichten über den Bürgerkrieg sind illusionslos, andere Erzählungen sind zynisch und böse, aber alle sind sie ausnahmslos lesenswert.


    Wenn man nur eine Geschichte von ihm lesen will, dann sollte das "Ein Ereignis an der Owl-Creek-Brücke / An Occurrence at Owl Creek Bridge" sein.


    Deutschlandfunk
    Sehr guter Text, der auf die verschiedenen Übersetzungen eingeht und zur Verdeutlichung der Unterschiede auch Beispiele liefert.


    In der Übersetzung von Anton M. Rothbauer (1964, Hanser; Reprint bei 2001) liest sich die zitierte Stelle (I/30; gegen Ende) übrigens so:


    Zitat

    "Glaubt Er denn", sagte Don Quijote nach einer Weile zu Sancho, "Er schlechter Kerl, es werde immer so sein, daß ich Ihm alles durchgehen lassen, daß Er immer sich versündige und ich Ihm verzeihe? Das soll Er mir wahrlich nicht denken, der Erzschurke, der Er zweifelsohne ist, da Er seine dreckige Zunge an der unvergleichlichen Dulcinea wetzt. […]"

    Von Titeln kenne ich jetzt nur "Herz der Finsternis" und "Der Geheimagent". Beide sind ganz hervorragend. Und "Herz der Finsternis" ist so berühmt, dass man es einfach kennen muss bzw. einmal einen Blick hineingeworfen haben sollte.

    Ah, Missverständnis. Normalerweise zeigt das der Browser in der Adresszeile an. Ich hab zusätzlich mal eine "RSS"-Schaltfläche eingefügt.


    Ich bin in solchen Dingen eher blond: Wo? Oder wie?


    RSS-/Newsfeed: Das ist eine Datei, in der die neuesten Einträge/Artikel einer Webseite (Blog, Nachrichten ...) verzeichnet sind und die vom Browser bzw. einem RSS- bzw. Newsreader automatisch abgerufen wird. So erfährt man, ob es auf einer Webseite Neuigkeiten gibt, ohne die Seite aufrufen zu müssen, und kann sie also dann besuchen, wenn sich tatsächlich etwas getan hat.

    Heute habe ich mich mal wieder ein wenig mit meinem (zweiten) Langzeitprojekt beschäftigt und die Rahmenbedingungen geschaffen. Am 10. Juni startet das Blog Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Ein RSS-Feed kann jetzt abonniert werden.


    Textgrundlage ist die zweite Auflage von 1837, die die ersten beiden Teile enthält. Der von Eckermann 1847 nachgeschobene Teil 3, der sich zum Teil auf Aufzeichnungen anderer stützt, bleibt unberücksichtigt.

    Die Essays und Vorlesungen habe ich nicht zur Hand, aber die "Deutlichen Worte" (Interviews, Leserbriefe, Aufsätze). Da taucht Cervantes lt. Register 2x auf. Einmal in einem Interview, in dem Nabokov gefragt wird, ob er an einem Buch über James Joyce arbeite. Nein, sagt er, an einem Buch mit 20-Seiten-Essays zu Ulysses, Madama Bovary, Die Verwandlung und halt auch Don Quijote:


    Zitat

    Ich entsinne mich noch mit Wonne, wie ich in der Memorial Hall vor sechshundert Studenten den Don Quiote, einen von Rüd- und Roheit strotzenden alten Schinken, zerpflückte - zum fassungslosen Entsetzen manches konservativeren Kollegen.


    Und in einem Brief an einen Leser, der wohl Max Planck und Cervantes erwähnt hatte:


    Zitat

    Danke für Ihre Geburtstagsgrüße. Ich wünsche Ihnen auch, daß Sie diesen Tag noch oft feiern. Wie viele nette Leute sich doch um meine Wiege scharen! Schön zu wissen, daß Sie Max Planck mögen. Ich mag ihn auch. Aber nicht Cervantes!


    Die Spässe, diagnostizierte Nabokov, würden sich auf dem untersten Niveau mittelalterlicher Possenreisserei abspielen und der Humor sei brutal und abstossend.


    Genau das war der Grund, warum ich die Zweitlektüre vor einem Jahr abgebrochen habe. Ich finde es einfach nicht lustig, wenn seitenweise beschrieben wird, wie Sancho Pansa in die Scheiße fällt, verprügelt wird und sonst dergleichen passiert.

    iBooks gibt es doch in Deutschland noch gar nicht - hast du ein amerikanisches iTunes-Konto?


    Yep. Geht sehr simpel: In den US-Store wechseln, eine beliebige kostenlose App runterladen, dann erscheint ein Anmeldeformular, in dem man bei den Zahlungsinformationen "none" wählen kann, beliebige - formal korrekte! - US-Adresse mit irgendeinem Namen und ab damit. Die Aktivierung dauert ein paar Stunden. Anschließend kann man (kostenlose) Apps etc. aus dem Store downloaden. Ganz praktisch bei den gelegentlichen Promo-Aktionen, bei denen Apple ab und an mal was verschenkt.