Ich finde es ganz schön mutig, von diesem tausendmal übersetzten Roman Neu-Übersetzungen rauszubringen, die dann so um die 25 Euro kosten sollen. Mit welchen Verkaufszahlen wird da denn kalkuliert -- 200?
Beiträge von giesbert
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Das erinnert mich doch an was … da hab ich doch schon mal … ah, hier, November 1999, lange vor Kindle & Co:
ZitatSchwerer als diese technischen Probleme wiegt allerdings, daß der Wechsel vom Buch zum Buchcomputer die Rezeption eines Textes verändert. Bei einem elektronischem Buch ändert sich nicht nur die Haptik, es entfällt ein wichtiger Aspekt eines Buches: Das Umblättern der Seiten. Das mag auf Anhieb nach einem geschmäcklerischem Einwand klingen, zielt aber auf ein zentrales Phänomen der Lektüre. Durch die Seiten bekommt der Text im Leseerleben eine räumliche Qualität, die nicht nur der Orientierung im Buch – “das stand weiter vorn, oben links” – dient, sondern auch das Leseverhalten (und auch den Schreibprozeß) beeinflußt. Bei einem Buch weiß der Leser jederzeit, an welcher Stelle im Textfluß er sich befindet, ob am Anfang, in der Mitte oder am Ende; wer einen verzwickten Roman liest, liest anders, wenn er nur noch wenige Seiten vor sich hat, als wenn er noch am Anfang steht: Nicht nur die Autoren von Kriminalromanen schlagen aus dieser Eigenheit gedruckter Texte literarisches Kapitel
Statt der Seiten hat ein digitales Buch einen Bildschirm, auf dem der Text angezeigt wird. Ein digitaler Text kann seinen Umfang nicht durch seine Form mitteilen. Ganz gleich, ob ein umfangreicher Roman oder ein Gedicht geladen ist: Dem Buchcomputer ist das nicht anzusehen. Das bedächtige Abwägen eines Buches schrumpft in der digitalen Form auf einen abstrakten Zahlenvergleich: Moby Dick umfaßt rund 1 Million, Wanderers Nachtlied 230 Zeichen. Ein orientierendes Vor- und Zurückblättern ist bei digitalen Texten fast ebenso unmöglich, wie die rasch erblätterte Entscheidung, ob das nächste Kapitel noch vor dem Einschlafen gelesen werden kann oder nicht.
Doch wenn das traditionelle Buch dem Buchcomputer derzeit vielfach überlegen ist und es für Text immer noch kein besseres Trägermedium als den Buchdruck gibt (woran sich, allen euphorischen Verlautbarungen der PR-Abteilungen zum Trotz, in nächster Zukunft nicht sehr viel ändern wird), so kann ernsthaft nicht bezweifelt werden, daß elektronische Bücher in Zukunft zur Standardausrüstung für Leser gehören – wenn nicht morgen, dann übermorgen: Die technischen Probleme werden sich lösen lassen (schließlich geht es um sehr viel Geld) und der Rest ist vor allem wohl eine Frage der Interfacegestaltung: Ob der Leser sich an der Dicke des Papierstapels in seiner Hand orientiert oder an einer kleinen Grafik im Display ist unterm Strich vielleicht doch nur eine Gewöhnungs- und also eine Generationsfrage. Wer mit digitalem Papier groß wird, wird entsprechende Lese- und Rezeptionsstrategien entwickeln.
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Wäre überhaupt eine Option, wenn einer auf kostenlose oder -reduzierte Kindle-Edtions stößt, dies hier zu verlinken = mitzuteilen.
Zahlreiche kostenlose E-Books gibt es bei Mobileread. Hier findet sich das Verzeichnis der deutschsprachigen Werke: http://wiki.mobileread.com/wiki/Free_eBooks/de/ebooks-deViele E-Books liegen im Epub-Format und Mobi-Format vor, manche auch nur als Epub, die man dann in Calibre nach Mobi konvertieren muss, um sie auf dem Kindle lesen zu können.
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Na, da sind ja dann noch Steigerungen zu erwarten, wobei ich den Roman bisher nicht unbedingt als schwach empfinde.
Das ist er auch nicht. Er ist etwas arg konstruiert, aber das macht imho nichts.ZitatAber das ist auch mein erster Doderer.
Helmut Qualtinger hat den "Mord" imho völlig zurecht als idealen Einstieg empfohlen 8-) -
Arno Schmidt, Leviathan
Arthur Schopenhauer, Von der vierfachen Wurzel …
Hans Wollschläger, Herzgewächse
Kästner, Der 35. Mai
Stevenson, Schatzinsel
Carl Barks, Donald Duck
Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit
Karl Kraus, Die dritte Walpurgisnacht
Karl May, Winnetou 1
Ludwig Marcuse, Das Märchen von der Sicherheit -
In meiner Erinnerung haften geblieben ist unter anderem eine Stelle, in der er behauptet, das Problem des Fermat zu lösen. Wenn Schmidt …
Na, na, - wir wollen doch wohl nicht den Ich-Erzähler eines fiktionalen Textes mit dem Autor gleichsetzen, oder? -
Ich finde ja, dass der 'gute' Dickens mit "Great Expectations" beginnt.
dann bleibt aber nicht mehr viel. Genauer: "Our Mutual Friend" und das Fragment "Edwin Drood" 8-) -
Ich habe "Große Erwartungen" in der Neuübersetzung von Melanie Walz begonnen. Wie man es von Hanser gewohnt ist: sehr schönes Buch, handlich, Dünndruck, Leineneinband, Lesebändchen, guter Satz, sehr umfangreicher Anhang.
Bislang habe ich erst den Anhang übeflogen und rund 30 Seiten gelesen. Das ist noch keine solide Basis für ein Urteil. Gefällt mir aber trotzdem alles sehr 8-)
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Nestroy, Häuptling Abendwind
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2) Nein. Vielleicht sogar die schwächsten und dümmsten seiner Radio-Essays. Aber wenn Schmidt zu andern Autoren Dummes in grandioser Art und Weise gesagt hat, ist es hier nur dumm ... :winken:
na, so hart würde ich da jetzt nicht urteilen wollen. Mir haben sie damals, so mit 18, 19 überhaupt die Augen und Ohren für Joyce geöffnet. Dass er überwiegend sehr windschiefe Thesen aufstellt, die letztlich allesamt nicht haltbar sind - geschenkt ;-).Wolfgang Hildesheimer hat sich in einem Brief übrigens bitter über Schmidts krudes Joyce-Nichtverstehen mokiert. An wen der Brief ging, weiß ich nicht - ich Depp habe den zwar abgetippt, aber den Empfänger nicht notiert ;-). Hier mal ein Auszug (Anlass war die Übersendung einer Besprechung von Arno Schmidts Essay Band "Der Triton mit dem Sonnenschirm" [...] in The Times Literary Supplement vom 18. Dezember 1969):
Zitat[Poschiavo, Anfang 1970]
Lieber Fred, [wohl Alfred Andersch]
[…]
Die Bilanz, daß "trotzdem" Arno Schmidt eine außerordentliche Figur in der deutschen Literatur ist - wer wollte es leugnen? Aber als Literaturkritiker bleibt da doch nicht allzuviel von ihm übrig. […] Gorman, Campbell und Robinson abzukanzeln, dazu gehört heute wahrhaftig nicht mehr viel, damit rennt man offene Türen ein. Aber daß er, Schmidt, uns nicht den geringsten Begriff "of perceiving the Lyricism, the music, the rhythm. in fact, the very art", geben kann - hier wird es ausgesprochen. Immerhin, hier steht es schwarz auf weiß, was Dir jeder Joyceleser - ich sage: L e s e r - bestätigen wird: "our suspicion that Schmidt has no real feeling for Joyce hardens into a certainty." Und dieses Gefühl ist bei den wenigen deutschen Joycekennern schon längst erhärtet.
Aber in Wirklichkeit geht es natürlich um mehr: er hat Joyce überhaupt nicht verstanden. Schmidt meint, man müsse sich für eine der beiden Lesarten entscheiden, das "mystische" Modell, (wobei Schmidts Begriff des Mystischen, gelinde gesagt, völlig unwissenschaftlich ist) oder das "biographische". Daß es mindestens drei, maximal aber sechs Stimmen in dieser Partitur gibt, und daß es eben das Wesen und die Größe des Buches ausmacht, daß diese "Stimmen", übereinanderkopiert sind, das scheint Schmidt nicht begreifen zu wollen […]
Kann er eigentlich englisch? Ich meine natürlich *genug* Englisch. […]
Zitiert nach: Brief Nr. 109 in: Wolfgang Hildesheimer, Briefe. Herausgegeben von Silvia Hildesheimer und Dietmar Pleyer. Suhrkamp, Frankfurt: 1999, S. 165-168
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Der Übersetzer und Joyce-Experte Friedhelm Rathjen hat übrigens jetzt (nachdem Joyce "frei" ist) seine Übersetzungsversuche zum Wake veröffentlicht. Allerdings mit 50,- nicht ganz billig:
ZitatJames Joyce:
Winnegans Fake
Aus dem Spätwerk
Herausgegeben und übersetzt von Friedhelm RathjenZweisprachige Ausgabe; 304 Seiten Hardback im Format 17 x 22 cm, limitierte
Ausgabe von 111 numerierten und vom Übersetzer signierten Exemplaren, 50,-
Euro. Die Nummern werden in der Reihenfolge der Bestellung vergeben;
Reihenabonnenten werden vorab bedient.Der Band enthält Passagen aus "Finnegans Wake" und zwei kleinere Texte im
Stil des "Wake", präsentiert jeweils im Original und in deutscher
Übersetzung.Seit über siebzig Jahren bemühen sich deutsche Übersetzer um das Werk; seit
siebenundzwanzig Jahren, nämlich seit 1984, habe auch ich mich immer wieder
an Teilübersetzungen aus dem "Wake" gemacht. Mit Ausnahme dreier Fabeln, die
demnächst in dem Band "Geschichten von Shem und Shaun" der Bibliothek
Suhrkamp zugänglich gemacht werden, enthält die Kompilation "Winnegans Fake"
alle meine Eindeutschungen aus dem Joyceschen Spätwerk einschließlich zweier
im Stil des "Wake" verfaßter Nebenwerke. Aufnahme finden auch
Splitterübersetzungen, die im Laufe der Zeit für unterschiedliche Anlässe
erstellt und für die vorliegende Publikation noch einmal durchgesehen und
erweitert wurden.. -
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Bin aber im Moment etwas irritiert, da ich eine Lesung von Oliver Twist höre, und feststelle, daß das ziemlich sentimental ist und mir etwas auf den Zeiger geht. Ich hoffe nicht alles von ihm ist so sentimental.
Nein, ist es nicht. Aber ich fand auch den Twist jetzt nicht *so* schlimm. Über die sentimentalen Stellen trösten die satirischen hinweg und im Copperfield gelingen Dickens mit sehr wenigen Sätzen ganz großartig unsentimentalen Schilderungen des menschlichen Elends. Er war ein unglaublich scharfer Beobachter, der seine Beobachtungen sehr nüchtern zu Papier bringen konnte. Wenn er es denn wollte ;-). -
Bleak House ist große Klasse. Ob ich bei der Leserunde dabei sein werde, weiß ich allerdings nicht. (Vielleicht schau ich mir ja parallel zu Leserund die großartige BBC-Verfilmung an ;-))
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Ah, und wieder ein glücklicher Kindlekunde 8-)
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Wie jene Universum-Reihe, wo die Antwort "47" ist. Oder so ... :sauer:
Da sind die ursprünglichen erste zwei Bände ausgesprochen witzig. Ab Band 3 wird’s in der Tat Masche und die Kuh gemolken. Mal sehen, wie lange mir Thursday Next gefällt. Derzeit finde ich das jedenfalls sehr erfrischend und amüsant. Aber ich bin ja erst bei Band 1 ;-). -
Ich lese gerade einen Nicht-Klassiker mit klassischem Thema. Oder so. Jasper Fforde: Der Fall Jane Eyre. Teil 1 der "Thursday Next"-Reihe. Sehr empfehlenswert. Wikipedia:
ZitatIn Ffordes Parallelwelt ist die Auseinandersetzung mit Literatur ein Massenphänomen; Schriftsteller und ihre Werke genießen große Popularität. Literatur wird als nationaler Schatz begriffen und so ernst genommen, dass es zwischen den Anhängern verschiedener literarischer Strömungen zu Straßenkämpfen kommt. Fantasie und Wirklichkeit vermischen sich, indem die Menschen in die Welt der Literatur eintreten und Figuren aus der Literatur in der realen Welt erscheinen können. Auch Zeitreisen sind in dieser Welt möglich.
In diesem Universum gibt es im Jahr 1985 kein vereintes Großbritannien mehr, da Wales 1854 seine Unabhängigkeit erklärt hat und als sozialistische „Volksrepublik Wales“ existiert. Im England, das eine Republik ist, gibt es einen auf Lebenszeit regierenden Präsidenten und die Whig-Partei existiert noch. Während des Zweiten Weltkrieges wurde England (im Gegensatz zum neutralen Wales) von der Wehrmacht erobert und blieb bis 1949 besetzt. Außerdem führen die englischen Truppen seit mehr als 100 Jahren den Krimkrieg gegen das noch immer zaristische Russland.
Auch die technische Entwicklung ist in der Parallelwelt anders verlaufen. Kürzere Reisen unternimmt man mit der Eisenbahn oder dem Luftschiff, da der Düsenantrieb nie über einen Prototyp hinaus ging und somit moderne Flugzeuge unbekannt sind, während Tunnel durch den Erdmittelpunkt Paris, New York, Sydney und Tokio verbinden.
Vampire, Werwölfe und Geister existieren real und stellen ein ständiges Ärgernis für die zuständigen Regierungsbehörden dar.
Fforde baut in seine Geschichten verschiedene literarische Anspielungen ein. So heißt das Haustier von Thursday, ein geklonter Dodo, Pickwick nach einer Hauptfigur des Romans Die Pickwickier von Charles Dickens.
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Nun ja. Beim ersten Lesen war ich (junger Student) begeistert. Beim zweiten (alter Student) weniger ...
Die zweite Lektüre habe ich wg. quälender Langeweile abgebrochen. Aber nach erster Lektüre, Film & Hörspiel war das Thema wohl einfach "durch". -
Ich antworte mal im passenden Forum: http://www.klassikerforum.de/i…15.msg49028.html#msg49028