Verne ist immer etwas zweischneidig, der ist ja oft einfach nur verschwafelt und langweilig. Ich hab in letzter Zeit mal wieder "Die Schule der Robinsons" und "Die Erfindung des Verderbens" gelesen und hab mich gefragt, warum ich die früher mal gemocht habe … Aber "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" ist eines der Bücher, die ich immer mal wieder lese. Das hat, wie Die Schatzinsel, nichts oder jedenfalls nur wenig von seinem Reiz verloren. Liegt vielleicht daran, dass Verne hier einen ängstlichen Ich-Erzähler gewählt hat, sonst sind seine Helden ja nur zu oft naturwissenschaftliche Supermänner, die jeder Gefahr mit rationalen Argumenten begegnen und allen Gefahren im festen Vertrauen auf den wissenschaftlichen Fortschritt souverän trotzen.
Beiträge von giesbert
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Ich wollte nach dem etwas enttäuschenden Carré ja im Genre bleiben, aber Ambler ist etwas unzugänglich verkramt. Dann fiel mein Blick auf Jules Verne und ich dachte - warum eigentlich nicht?: Und hab mit einem meiner Lieblingsbücher meiner Kindheit begonnen, das ich zwar schon unzählige Male gelesen habe, das mir aber immer noch Freude macht: Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
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In der Programmübersicht ist vom 4. bis 7.1. jeweils ein Teil eingetragen, wird wohl täglich zu laufen.
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Nachtrag Auf Teil 3 (›Jenseits der Zeit‹) werden wir dann wohl noch etwas warten müssen, lt. Wikipedia soll der Roman erst im April 2019 auf deutsch erscheinen.
Gut zwei Jahre später ist es so weit ;-): Die sechs Teile können beim WDR geladen werden: Jenseits der Zeit.
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John le Carré gehört ja jetzt zu den Klassikern,
Ändert leider nichts daran, dass ich bei "Absolute Freunde" kurz davor war, mittendrin abzubrechen - es hat mich solide gelangweilt. Von Carré kenne ich ansonsten nur (natürlich) den aus der Kälte kommenden Spion und "Krieg im Spiegel", die ich beide sehr gut fand (aber an die ich nur noch wenig konkrete Erinnerungen habe). Irgendwann hab ich mal "Single & Single", "Absolute Freunde", "Der Schneider von Panama" und "Unser Spiel" als Hardcover sehr günstig bekomme. Davon hab ich mal den "Schneider" begonnen und nach rd. 50 Seiten abgebrochen. Jetzt also "Absolute Freunde": immerhin hab ich da durchgehalten, aber die Lektüre lohnt nicht. Ich denke, ich werde zum Jahresschluss mal wieder einen Roman vom Eric Ambler lesen (wenn schon Spionage-Klassiker, dann den Altmeister). Von dem war ich als Jugendlicher schwerst begeistert. Mal sehen, was davon noch übrig ist ;-).
Was mich an dem Roman auch geärgert hat, ist die auskennerische Geste, mit der Carré das Lokalkolorit von München und Bonn beschreibt, das nicht unbedingt zu meinen Erfahrungen passt. Und dass es in dt. Schule um 1980 wie selbstverständlich Cricketmannschaften gab, möchte ich doch auch mal bezweifeln.
Achja - in irgendeinem Roman lässt Carré eine Zug im Bonner Hbf auf Gleis 25 oder so einfahren. Nur blöd, dass der Bonner Hbf nur 4 (oder waren es 6?) Gleise hatte - das war (und ist es vermutlich auch heute noch) halt ein Kleinstadtbahnhof, Hauptstadt hin oder her.
Nachtrag: Das mit dem Bonner Hbf kenne ich nur vom Hörensagen - und jetzt, da ich mal ein wenig nachgelesen habe, möchte ich den Wahrheitsgehalt der Anekdote bezweifeln, immerhin war Carré lt. Wikipedia "1961 bis 1963 zweiter Botschaftsrat in Bonn", der wusste also, wie es dort aussieht.
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Ah, dann möchte ich noch mal auf die böse Satire "Schuster!" hinweisen. Das ist ein relativ früher Band (1997) und er spielt in einem Milieu, in dem sich Lewinsky als TV-Autor bestens auskennt. "Mattscheibe" hab ich noch mal durchgeblättert, den hab ich wohl doch schon mal gelesen, aber daran hab ich keine konkreten Erinnerungen mehr.
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Von Lewinsky kenn ich nur "Schuster! Roman einer Talkshow", aber das hat mir sehr gefallen. (Und gerade stelel ich fest, dass "Mattscheibe. Ein Fernsehroman" auch im Regal stehen habe. Mal vormerken.
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Ja, mit der Geschichte beginnt die Sammlung ;-).
O'Henrys Einfluss ist da wohl kaum zu überschätzen, seine zahlreichen Plot-Ideen mit mehr oder weniger überraschenden Pointen sind praktisch Blaupausen, die von vielen anderen Autoren dankbar übernommen wurden. Und mehr als der Plot bleibt da auch nicht übrig, den zieht er einfach auf maximal 10 Seiten mit meist sanft ironischem Tonfall durch und fertig. Erinnert mich ein wenig an Philip K. Dick, dessen zahlreichen Kurzgeschichten ähnlich funktionieren. Dick ist zwar pessimistischer, aber im Grunde arbeitet er genau so und spielt praktisch alles Plots durch, die die gängige SciFi ausmachen. Und für beide Autoren gilt: Man sollte davon nicht zu viel am Stück lesen, man wird ihrer sehr schnell überdrüssig.
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sondern sich an Mark Twains Mahnung in der Vorbemerkung zu seinen Erzählungen erinnern:
Weshalb ich jetzt nach zehn Erzählungen von O’Henry aus gegebenen Anlass zu John Le Carré greife: Absolute Freunde.
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Geschichten von O’Henry (auch so ein Autor, den ich seit gut 30 Jahren ungelesen im Regal stehen habe …)
Da muss ich mich korrigieren: Jetzt bei der erneuten Lektüre kommt mir das alles sehr bekannt vor. Ich hab das alles schon mal vor Jaaahren gelesen. Und wieder vergessen. Ist auch nichts, was sich sonderlich einprägt. Das sind nette, kurze Geschichten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und man sollte davon nicht zu viele nacheinander lesen, sondern sich an Mark Twains Mahnung in der Vorbemerkung zu seinen Erzählungen erinnern:
Zitat von Mark TawainWenn ich dem Leser ein Faß Sirup verkaufte und er, statt sein gehaltvolles Mittagessen in vernünftigen Abständen damit zu versüßen, das ganz Faß in einem Zuge äße und mich dann beschimpfte, daß ich ihm Übelkeit bereitet hätte, dann würde ich sagen, er verdiente es wohl, daß ihm Übelkeit bereitet wird, wenn er die Segnungen dieser Welt nicht besser zu gebrauchen weiß.
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Ich hab kürzlich den "Radetzkymarsch" beendet und überbrücke die verbleibende Zeit bis zum Jahreswechsel mit ein paar Geschichten von O’Henry (auch so ein Autor, den ich seit gut 30 Jahren ungelesen im Regal stehen habe …).
Den Radetzkymarsch muss ich hier wohl nicht mehr explizit empfehlen, aber man merkt doch, dass Roth wohl unter großem Zeitdruck schrieb und vom Journalismus kommt. Es unterlaufen ihm immer wieder kleine Schlampigkeiten.
Da werden etwa gegen Ende des Romans die absurde Jubiläumsfeier der Garnison, ein langsam heranziehendes Gewitter und das Attentat in Sarajewo motivisch zusammengeführt. Das gelingt auch sehr überzeugend, aber es unterläuft ihm ein blöder Flüchtigkeitsfehler: Roth beschreibt ausführlich, wie den besoffenen Musikern die Instrumente weggenommen werden und es aus ist mit der Musik, was er aber eine Seite später anscheinend vergessen hat. Da heißt es: "Die Musik im Innern des Hauses war still geworden." Ach was?
Und nachdem Roth seitenlang die Wetter- und politische Entwicklung parallel montiert hat, gibt's dann ein paar Seiten später für alle, die die Symbolik nicht kapiert haben, noch mal einen Wink mit dem Zaunpfahl: "Der Krieg wollte nicht anfangen. Er zögerte, wie manchmal Gewitter tagelang zögern, bevor sie ausbrechen." Naja. -
Und angeblich ist das ein Kirschgeist den Joseph Roth in seinem Roman beschreibt.
Über den Geschmack wird nie etwas gesagt (also bislang noch nicht - mir fehlen noch rd. 100 Seiten ;-)), aber das lässt sich vermutlich schon bestimmen, der Roman spielt ja nicht im Nirgendwo. Auch wenn Roth nur selten konkrete Ortsnamen nennt, lässt sich sich der Roman geographisch doch recht genau fassen. Und dann kann man auch rauskriegen, was denn in dieser Gegend so um 1910 an lokalen Schnäpsen produziert wurde.
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dass es durchaus "neunziggrädige" Schnäpse gibt,
Das sind 90-Prozentige ;-). Und davon trinkt wohl niemandeinen nach dem anderen – bei den Mengen, die da im Roman getrunken werden, wäre die Garnison in kürzester Zeit ausgestorben … (deshalb hatte ich mich ja etwas gewundert).
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Ich lese ja gerade Joseph Roths "Radetzkymarsch" (den ich übrigens nur sehr empfehlen kann). Da trinken die Offiziere einen speziellen Schnaps:
ZitatLosgelöst von ihren heimischen Sitten, ihrer deutschen Muttersprache, die hier eine Dienstsprache geworden war, ausgeliefert der unendlichen Trostlosigkeit der Sümpfe, verfielen sie dem Hasardspiel und dem scharfen Schnaps, den man in dieser Gegend herstellte und der unter dem Namen »Neunziggrädiger« gehandelt wurde.
Da hab ich mich immer gefragt, was für ein Schnaps das wohl ist – 90%-tiger Alkohol ja mit Sicherheit nicht. Also wollte ich hier mal nachfragen. Und kaum setze ich zur Frage an, fällt mir ein, was das heißen soll: Das ist ein starker Schnaps, der einen umhaut, also um 90° kippt und von der Senkrechten in die Horizontale schickt.
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Die Liste nimmt dann allerdings doch eher bedrohliche Ausmaße an …
Ich hab sie jetzt noch um 2 Stücke ergänzt:
Nestroy: Einen Jux will er sich machen (1842)
Cechov: Drei Schwestern (1901)
Damit soll's erstmal genug sein, das sind jetzt 30 Stück. Alles andere kommt auf eine zweite Liste.
Jetzt muss ich das bloß noch meine aktuelle Lektüre gut timen, damit nich nicht zum Jahresbeginn mitten in einem dicken Roman stecke
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Mir gefällt die SchlegelTieck-Ausgabe aus dem Aufbau-Verlag am besten (von 2000)
Danke für den Tipp! Nach der werde ich mich mal umschauen (lieferbar ist sie wohl nur noch antiquarisch).
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Ich habe auch einen Band in Originalsprache - der komplette Shakespeare. Stand auch im von meinem Vater geerbten Schrank.
Sowas hatte ich auch mal, also nicht genau diese Ausgabe, irgendeinen billigen Reprint. Die hab ich vor gut 40 Jahren mal sehr billig im modernen Antiquariat bekommen (10 DM oder so). Zweispaltig, mieses Papier, winziger Druck. Natürlich hab ich da nie wirklich hineingesehen ;-). Beim letzten Um- und Aufräumen wurde sie endgültig aussortiert. Eigentlich habe ich überhaupt keine gute Shakespear-Ausgabe, nur zwei verschiedene, billige Ausgaben der Schlegel/Tieck-Übersetzung, dergleichen wird einem ja fast hinterhergeworfen. Aber eine schöne, handliche, kommentierte Ausgabe habe ich nicht. Hm.
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Solche Szenen gibt's aber auch schon in der griechischen Mythologie - vielleicht wortwörtlich, aber dass Söhne den Vätern als Vorspeise serviert werden und ähnliches.
Gibt's das nicht auch in der Edda oder so? Aber egal, sicher scheint mir, dass Shakespeare natürlich ein sehr großer Nehmer war. Wenn er auch nicht immer so recht wusste, was er da so zusammengemopst hat: Böhmen am Meer (sieh da, ist aus dem Wintermärchen - ich wusste nur, dass es bei Shakespeare auftaucht, aber nicht wo – also Wintermärchen kommt auf die Liste).
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Ich werd wohl zwei, drei Stücke auf die Leseliste setzen, die ich noch gar nicht kenne: Wintermärchen, Titus Andronicus (das muss ziemlich übel sein), Lustigen Weiber von Windsor. Und vielleicht doch noch mal den Lear und Richard III. Hm. Die Liste nimmt dann allerdings doch eher bedrohliche Ausmaße an …
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Statt dessen eine kursiv gesetzte Anmerkung, diese Stellen seien so läppisch, dass der Übersetzer es für unter seiner Würde hielt, sie zu übertragen.
Hihi, das hab ich ja noch nie gesehen*. – In der Wikipedia gibt's einen Artikel zu dt. Shakespeare-Übersetzungen, da ist auch die Rede davon, dass es Ausgaben gibt, die explizit für die Bühne übersetzt und bearbeitet sind, vielleicht war das ja eine derartige Ausgabe.
* dh - stimmt nicht ganz: In den Hilfetexten des dt. Turbo Pascals bin ich mal über eine Stelle gestolpert, bei der der Übersetzer meinte, er habe keine Ahnung "was sich die Amis dabei gedacht" hätten und die dann auch weder erläutert noch übersetzt war.