Beiträge von BigBen

    Und wo steht das? Ich habe als <i>zweite Stufe des Naturgenusses</i> diejenige angesehen, die mit »Ein anderer Naturgenuß, ebenfalls nur das Gefühl ansprechend ...« (S. 10) eingeleitet wird.


    Ich habe das Buch gerade nicht zur Hand, aber es war da auf Seite 10. Ich glaube, das Wort Reflexion war im Text sogar enthalten.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, ist mit der <i>ersten Stufe</i> der Eindruck gemeint, den die Natur als solche auf den Menschen ausübt -- also die allgemeine und grundlegende Wirkung, wenn man sich irgendwo in der freien Natur befindet (»unabhängig von dem eigenthümlichen Charakter der Gegend«). Anders als bei der <i>zweiten Stufe</i> kommt es dabei nicht darauf an, daß hier ein bestimmter »individueller Charakter der Gegend« vorhanden sein müßte. Im ersten Fall geht es um die allgemeine und überall erfahrbare Wirkung, die man beim Aufenthalt im Freien fern von dem gewohnten Schutz seiner Behausung empfindet, im zweiten um die Wirkung individueller Erscheinungen der Natur, wie etwa ein Bergmassiv oder eine tiefe Schlucht.


    Die zweite Stufe unterscheidet sich wohl von der ersten durch die Reflexion, d.h. durch die intellektuelle Verarbeitung des in der ersten Stufe wahrgenommenen.


    Dann könnten wir einen Termin näher ins Auge fassen, vielleicht Spätfrühling oder Herbst?


    Also Spätfrühling wäre mir am Liebsten. Mir anderen Worten, so bald wie möglich. Ich fiebere dem Buch förmlich entgegen.
    (Und mit Humboldt wird es wohl kaum in die Quere kommen, den kann man sowieso nicht so am Stück lesen. Jedenfalls ich nicht.)


    Wusste man zu Humboldts Epoche noch nichts von Eiszeiten? Ich fand es sehr interessant, dass man damals zwar durchaus schon feststellen konnte, dass Schweden sich langsam aus dem Meer erhebt, aber das eigentlich nicht richtig erklären kann.


    Der schweizstämmige Louis Agassiz hat 1837 wohl als einer der ersten eine Eiszeit-Theorie vorgestellt. Aber selbst Humboldt hat ihm geraten, lieber wieder was anderes zu machen. Wann genau der Zusammenhang zwischen Eiszeit und Gebirgsbildung entschlüsselt wurde, konnte ich bisher nicht herausbekommen. Aber ich bleibe dran.


    Aber wenn ich Humboldt richtig verstanden habe, dann erwartet mich nicht so sehr eine Aufzählung Beschreibung von Einzelphänomen, sondern mehr der Versuch, solche zu Gruppen und Klassen zusammenzufassen, um daraus allgemeinere Aussagen abzuleiten.


    Leider hält er sich nicht an seine eigenen Vorgaben. :sauer: Der Abschnitt über Meteoriten und Sternenschnuppen ist mit Details überfrachtet. Das hätte man locker auch straffen können.
    Mal abgesehen von der kruden Vorstellung, das Meteoriten sich in der Atmosphäre erst aus gasförmigen Bestandteilen zusammenziehen. :vogelzeigen: Das ist nur 150 Jahre her! Also bei solchen Details hätte ich unsere Altvorderen schon für etwas weiter gehalten.

    Ich recycle mal diesen Thread, obwohl ich eine ganz andere Frage zu Moliere habe.


    Welche Moliere Ausgabe ist empfehlenswert? Welche Übersetzungen sind besonders gut?


    Hin und wieder fällt mir Folgendes auf: Humboldt zitiert zu einem Phänomen Sekundärliteratur eines Kollegen, nicht ohne im Text darauf hinzuweisen, dass der Kollege und er selber das Phänomen beobachtet hätten. Besonders gerne macht er das, wenn als Autor des zitierten Sekundärwerkes eben nur der Kollege aufgeführt ist. Eine gewisse Eitelkeit scheint Alexander von Humboldt nicht fremd gewesen zu sein ... :breitgrins:


    Warum sollte man mit seinen Leistungen hinterm Berg halten? Tun doch die andern auch nicht.


    Was mir gerade noch einfällt. Die Begriffserklärung rund um das Wort "Kosmos" hat mir sehr gut gefallen. Nur leider verstehe ich weder Latein noch Griechisch. Und was die Herausgeber erhofften, das die Leser auf dem Humboldt-Portal selbst die ganzen fremdsprachigen Stellen übersetzen, hat so leider nicht geklappt. Ich finde, das ist ein echtes Manko dieser Ausgabe. :sauer:

    Ich komme nur langsam voran ( sandhofer: Das Buch ist definitiv nicht betttauglich!).
    Die Beschreibungen um das Planetensystem erinnern mich an Zahlenmagie. Wenn man nur lange genug alle Zahlen und Daten, die man hat, kombiniert, kommt bestimmt irgend eine Regel heraus. Das erinnert mich ein wenig an das "Paranormale Fahrrad". Aber diese Zahlengläubigkeit herrscht ja leider auch heute noch in den Wissenschaften vor (wenn nicht gar noch schlimmer).

    Ich bin jetzt in die Naturbeschreibung eingetaucht. Astronomisch war das ja eine interessante Zeit. Die ersten Messungen von Sternendistanzen wurden gemacht (die Methode muß ich mir nochmal genauer ansehen), der Himmel wurde systematisch katalogisiert. Nur das Wissen über Galaxien fehlte noch; das kam etwa 50 Jahre später. Insofern ist es irgendwie witzig, wie Humboldt versucht, die verschiedenen Nebelarten, die man meint erkannt zu haben, beschreibt. Wenn ich sowas lese, habe ich immer etwas Probleme, da ich automatisch einen Abgleich mit der Realität versuche, und bei dieser Art Beschreibung funktioniert das nicht.



    Mir ist der Unterschied zwischen Humboldts ersten beiden Stufen des Naturgenusses nicht klar geworden. Könnt Ihr mir das vereinfacht darlegen?


    Kannst Du mal einen Hinweis auf die Stelle geben? Ich muß da wohl nochmal drüberlesen.

    Ja? Dessen war ich mir gar nicht bewusst. Danke für die Information!


    Amerikanische Physiker benutzen z.B. immer noch das Inch. Und im Elektromagnetismus wird gerne noch (besonders von Amerikanern und Russen) das cgs-System benutzt (Das herauszufinden hat mich während meiner Promotion mal mehrere Tage gekostet, da ja die Autoren das nicht weiter erwähnen.). In der Atomphysik benutzt man teilweise noch Kayser, und in der Quantenphysik gibt es sowieso die verschiedensten "angepaßten" Nicht-SI Einheitensysteme.

    Ich habe gestern etwas weiter gelesen. Bin jetzt in den einleitenden Beschreibungen. Mit der Sprache Humboldts habe ich noch so meine Probleme. Da muß ich mich langsam daran gewöhnen.
    Wie Humboldt die Vorgehensweise des Wissenschaftlers beschreibt, ist eigentlich nach wie vor aktuell. Vom Speziellen, das kategorisiert, gezählt, vermessen usw. wird, zum Allgemeinen. Und das Problem des sogenannten Bildungsbürgertums, das Magie über Wissen setzt, war offensichtlich auch damals schon vorhanden.
    An einer Stelle hatte ich ein Problem. Seite 16, linke Spalte. Da klingt es so, als ob die Völker zwischen den Wendekreisen nicht die Fähigkeiten hätten, die notwendigen geistigen Schritte zur Verallgemeinerung dessen, was sie beobachten können, zu tun. Das wäre, wenn ich es richtig verstanden habe, etwas eurozentristisch. :sauer:

    Hier mal eine genaue Übersicht der nicht SI Maße:


    1 Pariser Fuß (Pied de Roi) = 32,47325 cm (18. Jahrhundert)
    1 Pariser Fuß (Pied de Roi) = 32,48394 cm (19. Jahrhundert)


    1 Toise de Chatelet = 6 Pied de Roi = 72 Pouces (Zoll)
    1 Pied de Roi = 12 Pouces
    1 Pouces = 12 Lignes (Linien)


    (Quelle: W. Trapp "Kleines Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und Zeitrechnung")


    Für die Meile zitiere ich den Pierer (3. Ausgabe, 19. Band, 1843 [paßt also prima zum Publikationszeitpunkt des Kosmos]):
    "die geographische Meile, der 5400. Theil des Aequators, 22848 französische Fuß (23707.5 rheinische)"


    Das ergibt mit der obigen Angabe: 7421,93 m


    Zum Meridian (ebenfalls aus dem Pierer, selber Band)
    "Die neueren Geographen, bes. in Frankreich u. Deutschland, haben sich jedoch meist darin vereinigt, den unter Ludwig XIII. als ersten bestimmten Meridian, der durch die Ferro, als die westlichste der Canarien, geht, anzuerkennen u. von ihm aus die Grade der (geograph.) Länge in östlichem Abstande fortgehend im ganze Kreise herum zu zählen, jedoch mit der Modification, daß man den Meridian, der genau 20 Grad westl. liegt, als der der pariser Sternwarte, als den ersten Meridian anzunehmen, wo dann derjenige der an der W.Küste von Ferro vorbeistreift, nur noch 30' weiter davon entfernt ist. Die Engländer rechnen meist vom Meridian von Greenwich aus (17° 41' östl. Länge von Ferro) und zählen sowohl östlichen als auch westl. Abstand bis zu 180°."

    Mehr als die Vorrede habe ich bisher auch nicht geschafft. Ich habe mich dabei gefragt, ob der Kosmos in Humboldts Zeit als ein Fachbuch oder ein populärwissenschaftliches Buch anzusehen ist.
    Die Inhaltsübersicht fand ich beeindruckend. Das geht weit über ein simples Inhaltsverzeichnis hinaus. Selbst die Anmerkungen sind da mit aufgelistet.

    Hiermit möchte ich die Leserunde zu Humboldt eröffnen.


    Hier noch einmal die Links zu den beiden Buchversionen und zum Hörbuch:
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    Und hier der Link auf die Kosmos-Vorträge:


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    Und dann habe ich noch den Link zum Humboldt-Portal


    Ich freue mich schon auf die Diskussionen mit Euch. :winken:

    Tschingis Aitmatow ist zwar kein Russe, aber "Der Tag zieht den Jahrhundertweg" gehört unbedingt zur sowjetischen Literatur.
    Dann könnte ich noch Jewgeni Jewtuschenko "Beerenreiche Gegenden" empfehlen.


    Und noch ein Tip. Im allgemeinen sind die DDR-Übersetzungen deutlich besser.


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