Hallo,
ich bin nun auch durch.
Die letzten Gesänge haben mir gut gefallen, aber nicht wegen des schier brutalen Gemetzels. Mir ging es wie Dir, Ingrid, ich hatte das Gefühl, im Kino zu sitzen, so anschaulich wurde der Untergang der Freier beschrieben. Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass der Schurke Antinoos der einzige von den Freiern war, der gar nicht versucht hat, den Bogen zu spannen, sondern nach dem Scheitern des Eurymachos vorschlug, am nächsten Tag Opfer zu bringen und dann einen neuen Versuch zu starten? Was für ein verabscheuungswürdiger Feigling!
Besonders berührt haben mich die Szenen, in denen Odysseus nach Hause kehrt, er ist wirklich der Prototyp eines Kriegsheimkehrers. (Ich habe neulich ein Interview mit einem Psychologen/Soziologen im TV gesehen, der sich mit dem Thema beschäftigt und in seinem neuesten Buch auf die Odyssee eingeht.) Er sieht, wie alles den Bach runtergegangen ist, am deutlichsten wird das bei der geschilderten Verwahrlosung des Hundes. Das einst Vertraute ist fremd geworden. Die Zweifel, wer steht noch zu ihm und wer nicht? Er sieht den Kummer des Vaters. Seine Frau, die sich 20 Jahre lang die Augen aus dem Kopf geheult hat, reagiert zunächst ungläubig und distanziert, was ich sehr nachvollziehbar finde. Solche Szenen habe ich bislang nur im Zusammenhang mit dem Ende des 2. Weltkrieges gesehen oder gelesen.
Fast schon zusammengezuckt bin ich, als die schamlosen Mägde erst die Blutlachen beseitigen mussten und anschließend gehängt wurden, genau wie der Ziegenhirt. Immer und immer wieder haben wir gelesen, welche unglaublichen Freveltaten die Freier jahrelang begangen haben - aber die Untreue der Mitglieder des eigenen Haushalts, das zeigt die unehrenhafte Todesstrafe, wiegt viel schlimmer.
Odysseus scheint am Ende der Handlung gereifter als am Anfang, etwa wenn er daruf hinweist, dass der Sieg über die Freier kein Grund zum Jubeln ist.
Schön, dass Athene für Odysseus und Penelope die Nacht verlängert. *g*
Gruß, Fevvers