Geschafft! 
Ich staune darüber, welche unterschiedlichen Eindrücke der "Penelope"-Monolog hinterlassen hat. Mich haben Mollys Gedanken sehr traurig gestimmt, der Erzählstil vermittelte mir die Atmosphäre einer trägen, zäh dahinfließenden schlaflosen und grüblerischen Nacht.
Von Emanzipation konnte ich, auch aus der Zeit heraus betrachtet, keine Spur entdecken. Molly nimmt sich sexuelle Freiheiten, das ja, indem sie Ehebruch begeht (etwas, das noch heute bei Frauen als besonders anstößig betrachtet wird), aber weder ihre Lust noch ihre Sehnsucht nach Zärtlichkeit wird befriedigt. Über ihre sexuellen Begegnungen mit Männern oder Männer im Allgemeinen redet sie recht obszön. Sie rebelliert ausschließlich innerlich, in Gedanken. Sie ist gefangen in ihrem Körper, den Männer aufgrund der stattlichen Kurven (noch) begehren, sie fürchtet aber seinen Verfall. Veränderungen ihrer Lebenssituationen sind letztlich immer an Männer geknüpft gewesen. Kein Wunder, dass wir sie im Roman nur im Bett liegend erleben. Jetzt, wo die Ehe mit Bloom enttäuschend verlaufen ist, stellt sie sich kurzfristig eine Ehe mit Boylan vor bzw. denkt darüber nach, ob sie wohl ein Verhältnis mit Stephen eingehen könnte.
Am Ende kommt wieder ein bisschen Hoffnung auf, sie scheint in eine lebensbejahende Stimmung zu geraten, aber ich fürchte, sie beschwichtigt sich lediglich selbst. Für mich ist Molly die eindeutig tragischste Gestalt im ganzen "Ulysses", dagegen verblassen Leopolds Erlebnisse.
-------------
Auch von mir an dieser Stelle ein Dankeschön an Euch alle, Steffi, JMaria, Ikarus und Rainer.
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit Euch gemeinsam den "Ulysses" zu bezwingen, da Ihr alle zu den LeserInnen gehört, die neugierig und lustvoll mit Literatur umgehen, ohne andere mit oberlehrerhaften Kommentaren zu nerven.
Es war ein Leseerlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde!
Vorstellen kann ich mir, meine 'Lieblingskapitel' nochmals zu lesen ("Hades", "Irrfelsen", "Laistrygonen"). Den ganzen Roman so bald aber nicht mehr, höchstens im Original, wenn ich das schaffen sollte. Vielleicht mal so in 10, 20 Jahren...
Liebe Grüße, Fevvers