Beiträge von Imrahil

    xenophanes:


    Überlege mir eben seit langem die Ausgabe auch zu subskribieren, da es aber eben nicht ganz billig ist, konnte ich mich noch nicht dazu durchrringen, wiewohl Bernard einer meiner Lieblingsautoren ist.


    Finden sich denn in der Werkausgabe auch Kommentare u.a. oder liegt jeweils nur der Primärtext vor? Es würde mich interessieren wie die jeweiligen Bände aufgebaut sind, ich konnte leider noch keinen Blick reinwerfen, da die Werkausgabe in den hiesiegen Buchhandlungen nicht zu kaufen ist (bzw. man sie erst bestellen müsste).


    Imrahil

    Lion Feuchtwanger - Erfolg
    Erich Kästner - Lyrische Hausapotheke


    Ersteres lässt sich wunderbar an, wenn es zeitlich zu schaffen ist, dann würde ich mich nächstes Jahr gerne der "Exil"-Runde (Feuchtwanger) anschliessen.


    Imrahil

    Salut,


    Ich habe mittlerweile das Stück zu Ende gelesen und werde nun die Lektüre der Briefe über Don Karlos anschliessen, vielleicht lassen sich ja diese dann auch noch hier diskutieren.
    Zuerst aber noch meine Eindrücke zum Stück selbst.


    Pius:

    Zitat

    Ein so negatives Bild von de Posa kann ich nicht nachvollziehen. Klar, er ist Idealist und sein (abstraktes) Ideal bedeutet ihm im Zweifelsfall mehr als persönliche Beziehungen. Aber er ist auch ein moralischer Mensch (im Gegensatz zu Alba oder Domingo) - daß er andere willentlich als Marionette benutzt, sehe ich nicht ein.


    Du wirst doch aber nicht bestreiten, dass Posa den König richtiggehend für seine politischen Ziele zu instrumentalisieren, zu manipulieren beabsichtigt? Selbstverständlich ist Posa ein moralischer Mensch, doch ist er meines Erachtens zuerst seinen hehren Idealen verpflichtet und selbst als er für Karlos stirbt, hegt er ja noch die Hoffnung, dieser möge seine Ideen durchsetzen und Flandern trotz allem befreien.


    Im dritten Akt findet also dieses legendäre Gespräch zwischen Philipp II. und Marquis Posa statt, in welchem Posa durch seine Offenheit, Ehrlichkeit aber auch Striktheit den König zu überzeugen und rühren vermag, dieser sogar bestürzt, leicht demütig zu Boden sieht. Posa wird zum Vertrauten des Königs, welchen dieser sich ja herbeigesehnt, und das grosse Verwirrspiel beginnt.


    Imrahil

    Salut,


    Habe ebenfalls nun auch den 3.Akt gelesen und die Unterredung zwischen dem König und Marquis Posa ist in meinen Augen grossartig! Die Ideale des Posa treten hier ganz offensichtlich zutage und er scheut auch nicht, den König direkt zu kritisieren und ihm ehrlich und offen Rede und Antwort zu stehen.


    Mehr dazu morgen.


    Imrahil

    Ja, Reich Ranickis Essay in "Die Sieben Wegbereiter" habe ich auch neulich gelesen und mich sehr gewundert, wie drastisch oder vehement er gegen "Der Mann ohne Eigenschaften" wettert, es ist ja im eigentlichen Sinne ein regelrechter Verriss, obwohl er dem Buch einige schöne "Oasen" zugesteht. Da ich dieses Werk Musils noch nicht gelesen habe, kann ich das Ganze auch nicht beurteilen, es ist anscheinend ein Buch, an welchem sich die Geister scheiden. Für die einen ist es ein Meisterwerk ohne Beispiel und für die anderen wie Reich-Ranicki wohl ein misslungenes Experiment...


    Imrahil

    Salut,


    Habe nun die ersten beiden Akte des DonKarlos gelesen und habe bisher einen ausgezeichneten Eindruck. DonKarlos ist ja das erste Drama Schillers, sieht man von Semele ab, welches in Versform geschrieben ist, sprichin freien Jamben. Das verleiht dem Stück meines Erachtens mehr Pathos und Kraft. Das muss nicht jedem gefallen, mir gefällts :zwinker:


    Die Figuren finde ich auch sehr stark gezeichnet, der impulsive und betrübte Karlos, der den Idealen verpflichtete Marquis Posa und auf der anderen Seite die Intriganten am Königshofe.


    Zitat

    Im Don Karlos sind einige historische Geschehnisse zugunsten des dramatischen Stoffs verändert oder ergänzt worden, so z.B.:
    - die Erfindung des Marquis von Posa


    Wenn ich den Ausführungen Matthias Luserke-Jaqui in seinem Kommentar zum Drama glauben schenken darf, dann stimmt das eben nicht, wiewohl oft behauptet. So heisst es da: "Marquis Posa, von dem keine Lebensdaten bekannt sind, ist nicht...von Schiller erfunden, sondern taucht erstmals bei Saint-Réal auf, wird dort aber als Günstling des Prinzen charakterisiert."
    Dem müsste man natürlich nachgehen, aber anscheinend hat Schiller auch diese Person übernommen, selbstverständlich dann modifiziert. Saint-Réals Histoire de Dom Carlos (1691) bildet ja in gewissem Sinne die Grundquelle des Stückes.


    Zitat

    Phillips Absolutismus steht dem Idelismus Karlos gegenüber


    Hi Steffi, ich denke eher, dass man das Prädikat idealistisch Marquis Posa anrechnen könnte, als dem ungestümen Don Karlos. Überhaupt scheinen mir Philipp II. (von Domingo und Herzog von Alba stark beeinflusst) und sein Kronprinz Karlos (von Marquis Posa stark beeinflusst) eher an den Rand gedrängt zu werden, und immer mehr als Marionetten zu fungieren. Oder wie seht ihr das?


    Liebe Grüsse,
    Imrahil

    Hallo Wolf,


    Danke für den Tipp, habe ebenfalls bereits Gutes über Kytzler Kommentar und Übersetzung gehört, werde unabhängig von einer Werkausgabe mit Sicherheit das Reclam-Büchlein erwerben.


    Imrahil

    Gerade das kleine Format finde ich beispielsweise sehr unpraktisch. Man kann kaum Notizen reinschreiben. Zudem finde ich das kleine Format auch ungemütlich zum lesen, unhandlich.
    Aber den Pluspunkt der guten Qualität kann man ihnen nicht absprechen, so sind oft sehr gute Vor-und Nachworte dabei und auch wenn es sich um Übersetzungen handelt, ist die Qualität meiner Meinung nach sehr gut.


    Imrahil

    Hallo zusammen,


    Bin derzeit auf der Suche nach einer Horaz-Ausgabe (Sämtliche Werke) auf Latein und Deutsch. Da gibt es aber auf zvab.com verschiedenste Ausgaben, daher wollte ich mir hier zunächst Empfehlung und Rat einholen. Vielleicht kann mir jemand die ein oder andere Ausgabe empfehlen :zwinker:


    Imrahil

    Willkommen im Klassikerforum Merja!


    Auch ich habe eine Leserunde zu Titan noch längst nicht abgeschrieben. Wir sollten den betreffenden Thread wieder beleben.
    Die Leserunde zu Siebenkäs war, auch wenn die Teilnehmerzahl betreffend etwas dünn, sehr interesannt und regt zu weiterer Jean Paul-Lektüre an, etwas unglücklich das gleichzeitig die Flegeljahre-Runde war, aber man kann ja auch jederzeit die Diskussionsbeiträge dort nachlesen.


    Imrahil

    xenophanes: Schöner Kommentar.
    Lohnt sich übrigens die von Dir angesprochene Biographie de Bruyns und wie ist sie aufgebaut. Ist sie eher auf die Person Jean Pauls ausgerichtet oder bietet sie beispielsweise wie Safranskis Schiller-Biographie auch einen ausführlichen Werkkommentar?


    Gruss,
    Imrahil

    Salut,


    Zitat

    "Titan" steht also ebenfalls an, aber auch die "Vorschule". In den nächsten Wochen will ich de Bruyns Biographie angehen.


    Gut, vielleicht lässt sich ja dieses Jahr noch eine Leserunde zu "Titan" angehen, ich hätte auf alle Fälle Interesse. Werde zuvor - diesen Sommer - aber vermutlich noch die "Flegeljahre" in Angriff nehmen.


    Zitat

    Das hörte ich schon von mehreren Seiten, vielleicht sollte ich ihm ja noch einmal eine Chance geben.


    Ja, mach das :smile: Auch dazu könnte man durchaus einmal eine Leserunde starten.


    Informier mich dann bitte ob die Biographie etwas taugt, bin eigentlich nicht so der Biographienliebhaber, aber zum besseren Werkverständnis eines Autors mag es allemal beitragen.


    Imrahil[/b]

    Salut,


    Habe mittlerweile den "Siebenkäs" ebenfalls beendet und einen wirklich sehr guten Eindruck. War wie gesagt mein erstes Buch von Jean Paul, aber dem werden mit Sicherheit noch weitere folgen. "Flegeljahre" (steht bereits in meinem Regal) sowie "Titan" sollen vor allem lohnenswert sein, habe ich gelesen.


    xenophanes: Gotthelf wird meines Erachtens oft unterschätzt und als "Bauernschrifsteller" abgetan, zu Unrecht wie ich finde. Habe jüngst zwei Semester lang eine Gotthelf-Vorlesung an der Uni besucht, welche mein Interesse für diesen Schriftsteller durchaus gefördert haben. Viel habe ich aber auch noch nicht gelesen.


    Wollen wir die restlichen - immerhin 14 - Kapitel noch besprechen?
    Vielleicht führen wir noch ein paar Auffälligkeit oder zu diskutierende Fragen an.


    - Die Natur tritt als Heilung und Linderung für Firmian in Erscheinung (9. und auch 12. Kapitel)
    - aufgefallen ist mir, dass Jean Paul immer wieder auf die Frauen und ihre Eigenarten zu sprechen kommt
    - Das Freundschaftsmotiv taucht immer wieder auf


    Zum ersten Fruchtstück: Wen meint Jean Paul mit "Kato der Ältere"?


    Kritik könnte man vielleicht üben, dass ein paar Szenen gar überschwenglich, fast pathetisch wirken. Wirkt in diesen empfindsamen, überschwenglichen Freundschaftsszenen ein wenig der Sturm und Drang nach?


    Imrahil

    Kapitel 7


    Jean Paul spricht die Unterteilung Protagonist - Deuteragonist - Tritagonist an: Ich habe diese Unterteilung zum ersten Mal anetroffen, muss man sich zweiteren und letzteren einfach als zusätzliche Hauptfiguren vorstellen oder hatten die auch separate, bestimmte eigene Funktionen?


    Oft wirft Jean Paul auch "Weisheiten" (oder wie man es nennen mag ein), für mich jedenfalls auffällig, z.b.: "Der Vorsatz einer Sünde verrät sich durch überflüssige Behutsamkeit" (S. 290).


    Rosas Episode, die ihn bis zum Entdeckt-werden im Kleiderschrank führt, war wirklich ungemein komisch. Und es wimmelt ja von solchen komödiantischen Passagen in diesem Buche.


    Kapitel 8


    Durch den Gewinn im Schiessen, können gewissen Schulden abgezahlt werden. Die neckische Blumenidee Siebenkäs' führt durch Irrtümer und Zufall zu erneutem Ehezwist, den Stiefel wieder einmal schlichtet.


    Erstes Blumenstück


    Hier spricht Siebenkäs den Atheismus an und lässt Christus verkünden, dass kein Gott sei. Zuletzt verrät Jean Paul jedoch seinen Gottesglaube.


    Zweites Blumenstück


    Die Funktion dieses Traumes war mir ehrlich gesagt nicht ganz klar, sollte ich nochmals lesen.


    Freue mich auf die weitere Lektüre und es ist sehr schade, dass anscheinend nur noch zwei Leser an der Leserunde teilnehmen. Was ist mit Holla?


    Imrahil

    Salut,


    Ich muss mich zunächst entschuldigen für mein langes Schweigen. Die Lektüre lief in der letzten Woche nur schleppend, doch heute kam ich wiede richtig rein, würde die Lektüre eigentlich auch gerne in den nächsten Tagen abschliessen.
    Bin nun mit dem dritten Bändchen fertig.


    Kapitel 5


    Erneut ein sehr amüsantes Kapitel, in welchem Siebenkäs sich in seinem Schreiben durch Lenette ohne Ende gestört und sich nicht zu konzentrieren weiss. Egal weil "der Besen nicht ruhen" mag oder weil sie beim Licht schneuzen alles falsch anstellt, ein Ehezwist entsteht.
    Das Armut-Motiv tritt auf und Siebenkäs muss vierlerlei Dinge versetzen. Zuletzt kehrt (vorübergehender) Friede ein.


    Auffällig scheint mir der Hang Jean Pauls zu einer häufigen Verwendung von Metaphern und Allegorien, er verbildlicht gerne seine Aussagen.


    Kapitel 6


    Die Geldnot ist da, zu welcher sich die Scham der Armen gesellt, der Graben zwischen Reich und Arm wird beschrieben bzw. kritisiert.


    Jean Paul spricht die Vernunft als Trost an. Doch auch viel epikureisches findet sich in der Lektüre meine ich, Siebenkäs ist ja zu grossen Teilen ein Lustmensch.


    Wenn der fröhliche Siebenkäs sagt: "Wenn ich lustig bleibe, warum seid ihr denn mitleidig?", da frage ich mich, ob auch Jean Paul ein humorvoller, lustiger und fröhlicher Geselle war, bzw. ob vieles von ihm in seinen Protagonisten hineingeflossen ist?


    Zum Schluss des sechsten Kapitels übt Jean Paul auch Kritik an der Bürokratie, die anscheinend schon damals ein auffälliges Übel darstellte.


    Erinnert euch Jean Paul bisweilen auch an Gotthelf? Ich meine da einige Parallelen zu erkennen:


    - enger Bezug des Autors zum Protagonisten
    - Autor spricht des öfteren den Leser direkt an
    - psychologische Elemente
    - ausschweifendes, assoziierendes Erzählen

    Salut,


    Ich habe soeben das erste Bändchen (Kapitel 1-4 sowie Ende der Vorrede) zu Ende gelesen. Da ich in einer Woche eine Uniprüfung habe, werde ich voraussichtlich nicht allzu schnell voran kommen, danach aber dann umso schneller! :zwinker:


    Kapitel 2


    Wie Du bereits ansprachst Xenophanes, geht es hier um eine "Erbschaftsintrige", die nicht ganz einfach zu durchschauen ist. Ich hatte zunächst Mühe, dem Wirrwarr um den Namenstausch und dem Erbe zu folgen, Jean Paul erfordert wirklich Konzentration.


    Leibgeber und Siebenkäs sind ein herrliches Gespann in meinen Augen, ihr Überschwang und die Neigung zum komischen, zum Streiche ist wirklich amüsant. Von "Spasssucht ist die Rede."
    Die Begegnung der beiden mit Heimlicher (was muss man sich darunter genau vorstellen?) ist in der Tat köstlich!


    Es finden sich wieder komische (im Sinne von lustige) Sätze, wie:


    "Das Rad der Fortuna fing bald an zu knarren und Kot auszuspritzen;" (S. 57 bei mir).
    "Sehr gelassen will ich das ausgepolsterte Gesicht dieser betenden Schlafmütze ausschneiden und als gage d'amour mitnehmen." (S. 69).


    Beilage zum zweiten Kapitel


    Hier geht es um die Urbanisierung und dem Nebeneinander von Bürger und Patrizier. Konnotiert Jean Paul den Begriff "Bürger" als negativ? Immerhin rühmt er die relative Viehlzahl an Patriziern und Ironie kann ich dabei nicht erkennen.


    Kapitel 3


    Es beginnt mit den Flittterwochen, die Ehe nimmt ihren Anfang. Gefallen hat mir die Aussage von einer "Gütergemeinschaft des Körpers und Geistes" (S. 89).


    Eine Kleinigkeit: Dass Jean Paul seinen Siebenkäs Latein sprechen (!) lässt, hat mich stutzig gemacht. Damals war Latein zwar bestimmt noch gebräuchlicher, aber doch wohl kaum im Mündlichen...


    Im Folgenden dann die Episode mit Everard, der mit Lenett anzubändeln versucht.


    Auffällig ist auch, dass sich Jean Paul als Autor immer wieder selbst ins Spiel bringt, den Leser direkt anspricht oder seinen Helden, z.b.:


    "Lieber Held! Bleib aber einer"(S. 126).


    Kapitel 4


    Der Brief Leibgebers ist tatsächlich etwas überschwenglich, übertrieben in seiner Weise, aber ich las ihn sehr gerne. Amüsant wie sich Leibgeber in die Rolle Adams versetzt und dann die Folgen der Ehe mit Eva in Pars I und II aufzeigt. Z.b. der Satz:


    "Ich wandle hier mit einem Säetuch umhangen, worin die Sämerei aller Völker liegt, auf und ab und trage das Repertorium und die Verlagskasse des ganzen Menschengeschlechts, eine ganze kleine Welt und einen orbem pictum vor mir her, wie Hausierer ihr offenes Warenlager auf dem Magen." (S. 139).


    Werde beim genaueren durchsehen, vermutlich noch ein paar Fragen notieren.
    Soweit erst einmal von mir,
    Imrahil

    Salut zusammen,


    Habe auf eure Empfehlung hin nun auch "Wellen" gelesen, und war davon sehr angetan. Die elegante Sprache Keyserlings, die Beschreibung der melancholischen und bedrohlichen Atmosphäre mit dem Meer im Hintergrund (welches ja bedrohende und befreiende Komponenten vereint) haben mir sehr gefallen. Übrigens auch die Hauptfigur Doralice mit ihrer Verträumtheit, wundervoll.
    Wird bestimmt nicht mein letzter Keyserling sein, welchen seiner Romane oder Erzählungen könntet ihr sonst noch empfehlen?


    Mit den besten Grüssen,
    Imrahil