Hallo Pius,
ach so, Du befürwortest Auslassungen nur für die Bühne, das hatte ich falsch verstanden. Wie auch Cosima schrieb: Nämlich Themenschwerpunkte setzen u. danach eventuell streichen.
Was die Länge betrifft - jetzt nur mal auf Faust I bezogen, verstehe ich Deine Einwände nicht ganz. Faust II ist ja ohnehin anders angelegt und kaum für die Bühne geeignet. Wenn ich an den berühmten Faustfilm mit Quadflieg/ Gründgens denke, dann fehlt, wenn ich mich nicht täusche, auch keine Szene. Darüber kann man aber schlecht was sagen, weil Längen individuell verschieden empfunden werden, das wissen wir Leser ja am besten.
Schwerpunktmäßig habe ich persönlich für das Werk keine Präferenzen. Für mich ist einfach alles wichtig, aus den oben schon angeführten Gründen.
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Wenn man Auerbachs Keller streicht, wird nicht deutlich, daß Mephistos Versuch einer banalen Befriedigung von Fausts Verlangen scheitert.
Das ist aber auch der einzige Grund, der diese Szene rechtfertigt. Allerdings ist die Szene nicht gerade so ausgeführt, daß diese beschriebene Intention im Vordergrund steht. Ich finde, sie ist im Niveau des Dramas ein "Schlenker nach unten", und ich würde sie daher weglassen. Mit "Studentenleben" hat sie nicht viel zu tun, dafür gibts die Mephisto-Schüler-Szene, die ich aber auch nicht so sehr mag.
Ja, deshalb bin auch ich unbedingt für ein Verbleiben dieser Szene. Und wenn Faust gerade auf dem Höhepunkt des wilden Treibens angewidert weg möchte, ist das der Beweis für das Scheitern Mephistos. Die Szene selbst finde ich schon studentisch, man denke an die schlagenden Verbindungen, die's selbst heute noch gibt, und die auch meist mit Besäufnissen enden. Der Dialog Mephisto/ Schüler ist dann die andere, intellektuelle Seite, die von Goethe gleichermaßen spöttisch behandelt wird.
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Ich fand seine Interpretation sehr interessant und anregend.
So geht mir's, auch nachdem ich mir das aufgezeichnete Stück nochmal angesehen habe. Bruno Ganz ist ein ganz (!) anderer Faust, als Quadflieg (den ich in der Rolle ebenfalls immer vorbildlich sehe, der aber mehr den Intellektuellen rauskehrt), nüchterner, abgeklärter, moderner, weniger theatralisch. Einer, dem man die Resignation abnimmt. Aber das ist wirklich Geschmacksache.
Viele Grüße,
Gitta