Beiträge von Zola

    Zitat von "Fosca"


    Lese zur Zeit Les Miserables (Die Elenden) von Victor Hugo im Artemis Winkler Verlag.


    Hallo Fosca,


    ich nehme an, dass Du das Buch zwischenzeitlich fertiggelesen hast. Wie hat Dir Stil und Übersetzung insgesamt gefallen ?


    Mein Problem ist, dass ich mir nicht im klaren darüber bin welche Ausgabe ich lesen soll. Die meisten Üersetzungen sind gekürzt, den vollständigen Ausgaben wird oft nachgesagt, dass sie schlecht übersetzt sind.


    Viele Grüße,
    Zola

    Hallo zusammen,


    Zitat von "JMaria"

    mich verwirrte zu anfangs die Art der Erzählung. Doch manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Deine Erklärung, Zola, hat mir sehr geholfen.


    ich habe den Roman zwischenzeitlich schon fertiggelesen :redface: und bereits etwas darüber nachgedacht. Ich fand es schon immer faszinierend, wie leicht die Erinnerung veränderlich ist.


    Zitat von "JMaria"

    wie schweigsam auch die Personen in dem Roman sind. Kaum Gespräche, viele Blicke, viel Stimmung durch Bilder.


    Das finde ich sehr typisch für Lenz, ich habe den Eindruck, dass seine Charaktere besonders häufig der eher verschlossene und wortkarge (norddeutsche/nordische ?) Typ sind.


    Viele Grüße,
    Zola

    Danke für die Links, Steffi, die wahre Hintergrundgeschichte zu "Es waren Habichte in der Luft" kannte ich noch gar nicht, jetzt wird hier einiges klarer.


    "Lund" scheint ein häufiger Name in Norwegen zu sein, insofern denke ich nicht, dass es hier einen Zusammenhang gibt.


    Es ist schade, dass es von Lenz noch keine kommentierte (oder zumindest eine mit einem Nachwort versehene) Ausgabe gibt. Auch die Werkausgabe enthält nur den Text.


    Viele Grüße,
    Zola

    Hallo,


    ich fand die Landschaftsbeschreibung auch sehr beeindruckend. Etwas gestört hat mich, dass ich sie mir nicht richtig vorstellen konnte. Der Fjord, der Tunnel, die hohen, bis über die Schneegrenze reichenden Berge direkt am Meer - irgendwie hat das mein Vorstellungsvermögen überschritten (vielleicht weil ich noch nie in Skandinavien war), ich kann mich nicht erinnern bei einer anderen Landschaftsbeschreibung in einem Roman ähnliches erlebt zu haben.


    Auffalllend ist, dass Lenz konsequent weder den Namen der besetzten noch der besetzenden Nation nennt, obwohl sie offensichtlich sind. FAs Gedanke, dass dies stellvertretend für andere Eroberungskriege gelten soll, finde ich sehr passend.


    Aufgrund des Titels kann man schon ahnen, dass der Autor (Tobias Lund) versucht Daniel daran zu erinnern die Wahrheit niederzuschreiben, die wahre Begebenheit als Gegensatz zu dem, was im Laufe der Zeit durch das "Stadtgespräch" verdreht und verändert wurde.
    Wobei man nicht umhin kommt sich zu fragen wie weit Tobias Lund selbst noch die wahren Begebenheiten kennt und ihn nicht sein Gedächtnis trügt ?


    Viele Grüße,
    Zola

    Hallo zusammen :winken:


    hiermit möchte ich die Leserunde zu Siegfried Lenz' fünften Roman "Stadtgespräch" eröffnen.


    Der Verlag schreibt zu dem Buch:


    Zitat


    Die kleine Stadt, die jedermanns Stadt sein könnte, liegt an einem Fjord, eine rechtschaffene Stadt, deren Leben geordnet ist, ohne Aufregung in ihrer Geschichte. Nur einmal war es anders: Ein Ereignis riß die Stadt aus ihrer Ordnung heraus, und von diesem Ereignis sollte sie fortan nicht mehr loskommen; es wurde zum Inhalt des Stadtgesprächs, hielt sich hartnäckig darin - und veränderte sich dabei. Doch dann versucht einer, das Ereignis, an dem er teilhatte, vor dem Stadtgespräch in Sicherheit zu bringen: Tobis, der Erzähler.
    Er erinnert sich an die Zeit des Krieges, der Gegner hält die Stadt besetzt. Eines frühen Morgens fahren Lastwagen durch die Straßen, sie halten vor bestimmten Häusern; der Kommandant der Stadt läßt nach einem Attentat vierundvierzig Geiseln festnehmen, ausgesuchte Männer, die Elite der Bevölkerung. Er will mit dieser Maßnahme Daniel, den jungen Anführer der Widerstandsgruppe, zwingen, sich zu stellen. Daniel muß sich entscheiden: Folgt er der Aufforderung, wird es keinen Widerstand mehr geben; stellt er sich nicht, sterben vierundvierzig Männer.
    Das ist ein Ereignis, von dem die Stadt nicht aufhören wird zu sprechen. Es wird zum Stadtgespräch, und es ändert sich mit der Zeit, mit dem Wandel der Verhältnisse. Am Beispiel der Betroffenen versucht Siegfried Lenz, auch den Leser zu einer Entscheidung aufzufordern, sich zu den Ereignissen in Beziehung zu bringen und, wo es nötig sein sollte, seine Einstellung zu überprüfen. Denn es bleibt die Frage: Gibt es eine Moral, die für sich beanspruchen kann, auf das Entweder-Oder, dem Daniel - und mit ihm die Stadt - sich ausgesetzt sieht, eine eindeutige Antwort bereitzuhalten?
    "Dieser Roman", so schrieb die Welt, "nimmt den Leser nicht nur gefangen, weil er hier in den Bann einer besonderen Erzählkunst gerät, sondern vor allem auch, weil er in jeder Zeile die hohe Gerechtigkeit eines Mannes spürt, der den Menschen, auch wenn er schuldig ist, nicht verachten kann."

    Hallo Elahub,


    die Ausgabe gibt's schon seit wenigen Jahren bei Weltbild.
    Dort auf der Homepage findest du auch eine genauere Beschreibung:


    http://www.weltbild.de/special…0e985f597d32950853&lfa1=1


    Das sind Lizenzausgaben des Aufbau-Verlags, also gute DDR-Übersetzungen, wenn ich mich richtig entsinne auch mit Nachwort und Kommentar. Einfache Pappbände mit Golddruck, einfache Bindung, normales Papier. Das Geld sind die Bücher auf jeden Fall wert (habe die vor ein paar Monaten mal genauer im Jokers-Laden begutachtet :zwinker: )



    Viele Grüße,
    zola

    Zitat von "alpha"

    "Der Untertan"? - Hast du die beiden anderen Bände der Trilogie gelesen? - Ich habe es bisher noch nicht getan, es würde mich allerdings interessieren, ob sich die Lektüre lohnt...


    Das würde mich auch interessieren. "Der Untertan" fand ich hervorragend. "Der Kopf" und "Die Armen" bekommen durchwegs recht schlechte Kritiken. Aber vielleicht lese ich die beiden Romane doch einmal.

    Hallo,


    ich halte Lenz schon seit längerem für einen Kandidaten für den Nobelpreis. Die fünf Bücher, die ich von ihm gelesen habe, sind alle überdurchschnittlich gut und für Stadtgespräch kann ich nach knapp über 100 Seiten jetzt schon dasselbe sagen :zwinker:


    Nur ein sehr geringer Teil seines Werkes wird von der Kritik als mittelmäßig oder eher schlecht eingestuft (z.B. der Roman "Die Klangprobe"), bei Grass z.B. ist dieser Anteil höher (wobei solche Einstufungen auch von erfahrenen Kritikern natürlich immer subjektiv sind).

    Zitat von "JMaria"


    da ich noch nicht begonnen habe, kann ich gut und gern noch warten.
    Nur kein Stress. :winken:
    Ob Zola allerdings soooo langsam liest :elch:


    Das glaube ich schon. Ich muß bis Ende des Monats Tag und Nacht arbeiten :grmpf:

    Hallo zusammen,


    ich habe gestern schon mit dem Buch angefangen. Ich habe in der Arbeit gerade sehr viel um die Ohren und mußte das freie Wochenende nutzen :zwinker:


    Steffi, freut mich, dass du noch zu uns stößt !


    Viele Grüße,
    Zola

    Hallo,


    Zitat von "JMaria"


    wir dachten eigentlich daran, nach der Lenz-Leserunde zu starten (Ende März/Anfang April). Ginge das bei dir überhaupt nicht?


    im April steht hier ja "Rot und Schwarz" an und ab Mai "Henri IV". An beiden Leserunden wollte ich eigentlich teilnehmen.


    Aber nur wegen mir braucht ihr's echt nicht zu verschieben, man kann halt nicht alles haben :zwinker:


    Viele Grüße,
    Zola

    Hallo,


    "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" staubt bei mir im Regal auch bisher ungelesen vor sich hin :smile:


    Ich wäre also gerne dabei (allerdings wird es terminlich vor Herbst wohl nichts).


    Viele Grüße,
    Zola

    Hallo,


    ich finde die Illustrationen von Doré auch toll. Ich habe zwei Bücher (zumindest fallen mir nur diese beiden gerade ein), die von ihm illustriert wurden, "Don Quijote" und Balzacs "Tolldrastische Geschichten".


    Ich finde es ein bischen schade, dass die meisten Klassikerausgaben auf andere Illustratoren zurückgreifen, die doch ersichtlich nicht so gut sind.


    Viele Grüße,
    Zola

    Hallo,


    gestern habe ich auch "Exil" abgeschlossen. Leider hat mich die Arbeit öfters als geplant vom Lesen abgehalten und mir auch einiges vom Lesegenuß genommen.


    Ich denke auch wie Du, Finsbury, dass es Feuchtwanger sehr gut gelungen ist, sich an seinen im Nachwort beschriebenen Plan, seine Menschen immer so objektiv wie möglich mit ihren guten wie schlechten Seiten zu beschreiben, zu halten.
    Ich denke der Autor hat das Leben der Exilanten und der Repräsentanten des NS-Regimes in Paris sehr anschaulich beschreiben. Einziger leichter Mangel des Romans war aus meiner Sicht, dass er stellenweise recht handlungsarm war. Die starke Symbolik wie in Erfolg hat Feuchtwanger unterlassen (wobei ich doch sagen muß, dass es ihm sehr gut gelungen ist "Erfolg" für einen Leser des Jahres 2000 zu schreiben, was er im Nachwort von "Exil" selbst ja nicht so sah).
    Die m.E. gelungenste Szene in "Exil" war der Selbstmord Annas, gefolgt von Hannsens Abschied am Bahnhof vor der Fahrt nach Moskau. Auch in den "Geschwister Oppermann" war Bertholds Selbstmord die beste Szene. Feuchtwangers Stärke scheinen "Abschiede" zu sein, obwohl mir das in seinen anderen Romanen bisher noch nicht so aufgefallen ist.
    Eigentlich schade, dass es vorbei ist, der geplante vierte Band des Zyklus ("Rückkehr") wäre sicherlich sehr interessant geworden.


    Die beiden anderen Romane Feuchtwangers, die in der NS-Zeit spielen, "Simone" und "Die Brüder Lautensack", habe ich schon gelesen. Das Zeitgeschichtliche steht bei ihnen nicht so im Vordergrund, trotzdem sind sie beide empfehlenswert (vor allem "Die Brüder Lautensack"), in "Simone" greift Feuchtwanger übrigens das Thema der Johanna von Orleans (das am Ende von "Exil" kurz eine Rolle spielt) erneut auf.


    Bei einem anderen Feuchtwanger, den ich noch nicht gelesen habe (meine Favoriten wären die "Josephus-Trilogie" oder "Jud Süß") oder bei "Transit" wäre ich auch dabei, dann hoffentlich mit weniger Arbeitsstreß ;-)


    Viele Grüße,
    Zola

    Hallo zusammen,


    ich bin etwa in der Mitte des dritten Buchs. Die Handlung hat wirklich wieder an Fahrt zugenommen.




    Zitat von "finsbury"

    Ich denke, dass Wiesener und Tüverlin zwei Spielarten von Feuchtwangers eigenen Charakterzügen sind.


    Sie sind beide hommes de lettre, sind beide scharfzüngig und ironisch, den Frauen und den schönen Dingen des Lebens zugeneigt und eher leicht- als schwerblütig. Vielleicht will F. hier klarmachen, in welche verschiedene Richtungen gleich veranlagte Personen gehen können, wenn ethischen Grundsätze vorhanden oder eben nicht vorhanden sind. Deshalb, Zola, glaube ich auch, ist die Begegnung beider in Südfrankreich eine Schlüsselszene: Tüverlin lehnt sein ethisch pervertiertes Alter ego ab, und der begreift das auch unbewusst.


    Darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Danke, das klingt einleuchtend.



    Zitat von "Imrahil"


    Was haltet ihr von der Figur Gingold? Er ist mir eigentlich gar nicht so unsympathisch, vielmehr erscheint er mir einfach blind hinsichtlich der Situation, er erkennt die Gefahren eben trotz seiner Gewieftheit nicht. Zwar hat er für die Nazi den Begriff "Urböse" parat, aber er scheint sie zunächst nicht ernst genug zu nehmen, möchte mit ihnen ein Spiel spielen. Überhaupt sind die vielen Intrigen und Ränkespiele wie auch bereits in "Erfolg" auffallend stark vertreten. Es ist ein riesiges diplomatisches, politisches GEflecht.


    Gingold sehe ich wohl genauso wie du, Imrahil. Eigentlich ist er zu einem gewissen Maß nur ein Opfer, da er von den Nazis erpreßt wird. Auch bei ihm gelingt es Feuchtwanger den Charakter in seinen guten und schlechten Zügen zu zeichnen. Als richtig negative Figur nehme ich ihn nicht wahr. Lustig finde ich Gingolds Aberglaube, die "P.N." buchte er anfangs unter gute Taten mit denen er Gott zufriedenstellen kann.


    Zitat von "Imrahil"


    Interessant das mit der Klemperer-Anekdote Zola, kannst Du mir dessen Bücher gross modo empfehlen?


    Auf jeden Fall. Sie sind sehr packend geschrieben, obwohl Klemperer fast täglich schreibt, auch in Jahren, in denen er wenig erlebte sind die Aufzeichnungen nie langweilig. Die Entwicklung des Lebens im Dritten Reich bekommt man sehr gut mit. Da Klemperer Philologe war, machte er sich noch Notizen zur Sprachentwicklung in der NS-Zeit (was ich auch sehr interessant finde), nur einige Notizen zu aktuellen Geschehnissen aus der Tagespresse wurden leider gestrichen, was dazu führt, dass man manche wichtige Ereignisse (z.B. Reichskristallnacht) als solche aus den Tagebüchern kaum wahrnimmt, wenn man nicht das Datum kennt. Ähnliches gilt für den Kriegsverlauf. Hier sollte man noch z.B. "Das Dritte Reich im Überblick", wo politische Entwicklung und Kriegsentwicklung in Deutschland stichwortartig aufgelistet ist, bei der Hand haben.


    So weit erst mal für heute.


    Viele Grüße,
    Zola