Hallo zusammen,
ähnlich wie du, Finsbury, bekomme ich auch langsam ein "Balzac-Gefühl", mir kam dieses Wochenende auch Lucien aus den "Verlorenen Illusionen" in den Sinn. Der rücksichtslose Karrierist, der versucht aus der Unterschicht nach oben zu kommen, scheint ein beliebtes Romanthema der damaligen französischen Autoren gewesen zu sein.
Vielleicht gab es zur damaligen Zeit diesen Menschentyp in Frankreich häufiger als wir denken ? Es kann gut sein, dass sich nach der französischen Revolution viele zutrauten unabhängig ihrer Herkunft hochzukommen, auch wenn dies weiterhin eigentlich nur über Adels- oder Priesterstand möglich war. Die Ehrfurcht vor diesen Ständen schien jedenfalls nicht mehr so groß gewesen zu sein, der Adel galt wohl nicht mehr als von einer höheren Macht auserwählte Schicht, sondern als ein Stand, in den es jeder durch Fleiß und List schaffen konnte.
Dies ist der erste Roman dieser Art, den ich lese, wo jemand versucht über den Priesterstand Karriere zu machen (zumindest fällt mir gerade kein anderer ein), in den anderen Romanen wurde meist versucht ein Adelstitel zu erschwindeln oder von entfernten Verwandten anzunehmen.
Manjula, die Kapitel heißen bei mir gleich wie bei dir, was schon einmal ein gutes Zeichen ist. Die Übersetzer scheinen sich gut an das Original gehalten zu haben.
Kann es sein, dass der geändete Kapiteltitel einfach nur ein Druckfehler ist ? Gibt es nicht auch eine Kapitel, das "die Amtsenthebung" heißt ? Das kommt mir bekannt vor. Vielleicht ist dem Verlag bei der Kopfzeile einfach ein Fehler passiert ?
Ich bin jetzt im 4. Kapitel des 2. Teils. Julien fängt an fast sympathisch zu wirken, was aber einzig daran liegt, dass er als Angestellter des Marquis zu Beginn eher ein bischen in eine Opferrolle gerät. Er ist beeindruckt von dem fast höfischen Leben beim Marquis, in das er sich noch nicht richtig eingewöhnt hat.
Ich habe vor wenigen Jahren Stendhals "die Kartause von Parma" gelesen (sonst kenne ich noch nichts von ihm), vor allem die Hauptpersonen sind sich recht ähnlich.
Viele Grüße,
Zola