Meine Bewundereung fuer die Gaskell wird mit jedem Mal Lesen groesser:
Im Kapitel 14, Meuterei, werden nicht einfach Briefstellen zitiert, ein sicher auch damals bekannter "Kunst" griff, sondern Mutter und Tochter referieren die Stellen oder sie werden von der Verfasserin referiert. Darauf muss man erst mal kommen!
Das Thema Frederick mag aus manchen Gruenden bis jetzt aufgespart worden sein, EIN Grund ist doch sicher, dass es hier in die Naehe des Streiks rueckt. Navy und Industrie, beides fuer England "stilbildend", einmal traditionell und einmal hoch modern. In beiden Sphaeren laesst das Verhaeltnis von oben und unten zu wuenschen uebrig. Die gerechte Rebellion ist ueberhaupt m.E. ein roter Faden im Buch: Der sanfte Mr. Hale kann sich - aus welchen Gruenden auch immer - nicht mehr mit "seiner" Kirche identifizieren, Frederick lehnt sich gegen die Ungerechtigkeit bei der Navy auf, die Arbeiter wollen nicht warten, bis alles "von selbst" besser wird, wie es offenbar Mr. Thronten und Kollegen glauben und Margret stellt auch gerne die Stacheln.
Beiträge von Volker
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Es ist sehr schoen, wie Du das alles auf den Punkt bringst. Danke!
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Bei der Suche nach der Ironie, ist mir etwas aufgefallen, von dem ich denke, dass es in Werken dieser Zeit selten ist, naemlich ein Sinn fuer Absurdes:
Kapitel 1, Seite 15: Die Szene, in der Margret die eigentlich fuer die schlafende Braut Edith bestimmten indischen Schals als scheinbares Aschenbroedel und Kleiderpuppe, in Wirklichkeit als wahre Prinzessin moeglichst passiv, von der Tante gedreht, zur Schau stellt. Der abrupte Klimawechsel beim Eintritt des Bruders des Braetuigams (Henry Lennox). Sie wird nicht mehr gebraucht (was sie nicht sofort bemerkt) und die Tante wendet sich dem neuen Gast zu. Dann der schoene Satz: "doch sie sah Mr.Lennox heiter und amuesiert an, als waehnte sie sich seines Mitgefuehls darueber sicher, in einer so laecherlichen Pose ueberrascht zu werden."Im Uebrigen bin ich sehr froh, hier mitmachen zu duerfen und bedanke mich fuer die interessanten Einsichten, vor allem auch fuer die Aufklaerung in Sachen Religion durch JNewman(?) (habe Angst zurueckzublaettern, vielleicht ist dann mein Text weg?)
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Hoffentlich nehmt Ihr mir es nicht uebel, wenn ich wie bei der echternacher Springprozession nochmal einen Schritt zurueck mache. Zunaechst zu finsburys schoener Stelle (Du hast recht, zentral ist sie nicht, aber tatsaechlich SEHR schoen). Die Idee mit der Kuppel hat mich an ein beruehmtes Bild erinnert, zu dem ich einen Link hierhersetze:
http://userpage.fu-berlin.de/h…s/jensd/16xx/anonymus.gif
Dann hab ich gezielt nach einer schoenen ironischen Stelle gesucht. Du hast insofern recht, als sie nicht so schoen bissig ist, wie manchmal bei der Austin, aber schoen ironisch ist sie auch, finde ich jedenfalls:
Kapitel 1, ziemlich zum Schluss, bei mir Seite 20: Jedoch war sie (Mrs. Shaw, die Tante Ms.) in juengster Zeit darauf verfallen, ihre eigene Gesundheit als eine Quelle der Beunruhigung zu sehen; wann immer sie darueber nachdachte, setzte bei ihr ein nervoeses Huesteln ein; und ein zuvorkommender Arzt verordnete ihr genau das, was sie sich wuenschte: einen Winter in Italien. Mrs Shaw hatte genauso ausgepraegte Wuensche wie andere Leute auch, aber es missfiel ihr, irgendetwas aus dem offen bekannten Motiv ihres eigenen Wohlgefallens und Vergnuegens heraus zu tun; sie zog es vor, durch die Anordnung oder den Wunsch einer anderen Person dazu genoetigt zu werden, sich etwas Gutes zu tun. Sie redete sich wahrhaftig ein, dass sie sich einer schwerwiegenden aeusseren Notwendigkeit beugte; und somit konnte sie auf ihre hoefliche Weise stoehnen und klagen, derweil sie in Wirklichkeit genau das tat, was ihr gefiel. -
Ihr geht ja ran wie Bluecher! Gut, dass ich das Buch schon gelesen habe. Ich kaeme nicht mit. Es freut mich, dass Ihr die Uebersetzung auch gelungen findet. Ich bin auch dieser Meinung, habe mich aber nicht getraut, sie hier im Forum so zu loben, wie sie es m.E. verdient, weil ich mich vor Euch kritischen Geistern gefuerchtet habe (ich Feigling). Die Stelle, die Finsbury zitiert, verdient wirklich hervorgehoben zu werden. Ich habe nicht gemerkt, dass sie sooo zentral ist. Der Glaubenswechsel (bei ihm ist es ja kein Verlust) wird sehr viel spaeter nochmal thematisiert. Einen ersten Hinweis gibt die Fussnote 9, in er es um die ominoesen 2000 geht.
Das Eheleben ist schon so, wie Ihr es empfunden habt, aber es WAR eine Liebesheirat und bei allem, was der Pfarrer seiner Ehelhaelfte noch an Ungeheuerlichem zumutet, lieben sie sich doch noch "irgendwie", denke ich. ((Maenner und Frauen sind eben nicht (auf Dauer) fuereinander geschaffen und "am besten kommen die Maenner mit Frauen aus, die auch ohne Frauen auskommen wuerden", leider weiss ich nicht mehr, von wem der Ausspruch ist.)) -
Ja, jetzt bin ich (hoffentlich) auch faehig, dem Wunsch von finsbury folgend, den Link zur Uebersetzerin HIERHER zu setzen:
http://www.norden-und-sueden.de/ -
Jetzt hab ichs gefunden. War ganz einfach. ICH bin der Depp!
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Danke, Finsbury, fuer die Materialien. Aber mit mir ist es ein Kreuz: Eben noch hatte ich diese Materialien auf dem Bildschirm und jetzt finde ich sie nicht wieder. So geht es mir mit vielen Sachen hier. Das macht mich ganz verrueckt. Ich finde nur die Rubriken, die nach Anklicken der Uebersicht schoen saeuberlich untereinander aufgefuehrt sind. Ich bin noch in einem anderen Forum (Origami),da finde ich alles. Deshalb denke ich, das Alter ALLEIN kann es nicht sein(?).
Sei bitte so nett und setze den Link zur Homepage "unserer" Uebersetzerin selbst. Du kannst das sicher besser. Ich war schon froh, dass ich das gestern (?) hingekriegt habe. (NACHTRAG): Zu meiner Uebrraschung habe ich die Materialien doch wiedergfunden und war dann auch faehig, den Link dorthinzusetzen.
Am ersten Maerz startet ja nun unsere Leserunde, auf die ich sehr gespannt bin. Auch ich bin sehr antetan davon, dass die Uebersetzerin mit von der Partie ist. Den Text hab ich jetzt schon zweimal gelesen und finde, dass sie ihre Sache sehr gut gemacht hat. -
es ist hoffentlich erlaubt, hier einen Link zur homepage der Uebersetzerin, Christiane Neth, zu setzen? Vielleicht muss man den dann zu den Materialien verschieben(?):
http://www.norden-und-sueden.de/ -
Gratuliere! Das ist doch ein wirklich schoenes Forum! Ich dachte mir gleich, dass der Meister keine Schwierigkeiten macht, nach allem was ich bisher von ihm gelesen habe.
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wenn ich zwanzig Jahre juenger waere, waere ich dabei. So muss ich mich damit begnuegen, dass ich mich vor zwanzig Jahren mit viel Gewinn durch die Welt als Wille und Vorstellung von Schopenhauer gebohrt (nicht gequaelt!) habe, der seitdem mein "Freund" ist. Dir wuensche ich viel Glueck, zunaechst schon bei der Ueberzeugung des Meisters. Schopenhauer gilt uebrigens zu recht als guter Stilist und Meister einer klaren Sprache (Philosoph der Kuenstler). Kant ist wohl hartleibiger(?!).
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Das tut mir jetzt richtig leid, dass ich als greenhorn ein moegliches Problem gesehen habe, wo bisher ganz offenbar nie eins war und wo dann vermutlich auch nie eins sein wird. Die Jaqui und die oder der finsbury, haben die Sache ja auf den Punkt gebracht: Es gibt kein Problem
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was Jaqui schreibt, beruhigt mich. (ich hab das noch nicht raus mit dem Zitieren.) sie/er schreibt: Ein Problem war das bisher nie. Dann wird es hoffentlich auch so bleiben. Ja, mit den Kapiteln, das wird nicht so einfach sein, weil sie oft nur wenige Seiten umfassen.
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Wenn ich das richtig sehe, beginnt die Leserunde am 01. Maerz(?!). Ich nehme zum ersten Mal an solch einer Leserunde teil. Wie machen wir das denn, dass wir so einigermassen parallel lesen? Manche haben mehr Zeit, andere weniger...., manche lesen schnell, andere langsam....Das wird ja spannend! Aber ich freue mich drauf!
Volker -
Danke fuer die freundlichen Willkommensgruesse. Ich haette vielleicht noch schreiben sollen - und tue das dann eben jetzt -, dass der aktuelle Anlass fuer meinen "Beitritt" der ist, dass ich beim Stoebern gesehen habe, dass es hier im Maerz eine Leserunde zu Norden und Sueden von Elizabeth Gaskell geben wird. Da moechte ich mitmachen. Meine Frau hat mich zu dieser Lektuere gebracht. Sie hat eine gute Verfilmung von der BBC und mich immer mit der Bitte genervt, nach einer guten Uebersetzug im Netz zu forschen; lange vergebens. Auf einmal war sie da. M.E. sogar recht gut, obwohl das Buch, als book on demand (also wohl ohne Lektor?) erschienen ist ((und (daher?) recht teuer. Die Ausgabe hat sich jedoch fuer mich gelohnt. Es ist alles in allem, ein erstaunliches Buch fuer eine Pfarrerstochter im vorvorigen Jh., finde ich jedenfalls)).
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Mit dem „richtigen“ Lesen habe ich erst angefangen, als ich 41 Jahre alt war. Vorher habe ich auch das ein oder andere gelesen, auch „Klassisches“, aber erst der Zauberberg von Thomas Mann hat mich so be- und verzaubert, dass ich zu dem geworden bin, was man einen Leser nennen kann. Danach „konnte mich nichts mehr schrecken“, wie dick und komplex das Werk auch sein mochte. Trotzdem bin ich ein weitgehend naiver Leser geblieben. Aus Mangel an analytischen Faehigkeiten, aus Bequemlichkeit, aus Mangel an aehnlich gesinnten Gespraechspartnern, aber sicher auch aus einer gewissen Scheu, durch „Zergliederung“ den Zauber und den Schmelz des jeweiligen Gegenstandes meiner Verehrung zu zerstoeren.
Beim Lesen der Beitraege hier im Forum hatte ich jedoch das Gefuehl, dass es fuer mich ein Gewinn sein wuerde, hier mitzulesen, mitzudiskutieren und mitzuschreiben. Mir gefaellt auch der respektvolle Umgang miteinander und die unermuedliche Bereitschaft der heroes und andere Fortgeschrittener ihre Ein- und Ansichten mitzuteilen.
Danke fuer die freundlichen Willkommensgruesse. Ich haette vielleicht noch schreiben sollen - und tue das dann eben jetzt -, dass der aktuelle Anlass fuer meinen "Beitritt" der ist, dass ich beim Stoebern gesehen habe, dass es hier im Maerz eine Leserunde zu Norden und Sueden von Elizabeth Gaskell geben wird. Da moechte ich mitmachen. Meine Frau hat mich zu dieser Lektuere gebracht. Sie hat eine gute Verfilmung von der BBC und mich immer mit der Bitte genervt, nach einer guten Uebersetzug im Netz zu forschen; lange vergebens. Auf einmal war sie da. M.E. sogar recht gut, obwohl das Buch, als book on demand (also wohl ohne Lektor?) erschienen ist ((und (daher?) recht teuer. Die Ausgabe hat sich jedoch fuer mich gelohnt. Es ist alles in allem, ein erstaunliches Buch fuer eine Pfarrerstochter im vorvorigen Jh., finde ich jedenfalls)).
Damit Ihr mich ein wenig einschaetzen koennt: Ich bin fast 78 Jahre alt, meine Liebe gilt Fontane, insbesondere seinen autobiografischen Buechern, dem Stechlin und den Wanderungen durch die Mark Brandenburg.
Meine Leidenschaft gilt meinem Hobby Papierfalten (Origami). Vorsicht, Suchtgefahr.
Volker (so heisse ich auch "in echt".)
Ergaenzung am 07.02.15: Inzwischen hat mich die Landesschau SWR Rheinland-Pfalz aufgestoebert und eine kleine live-Sendung bei mir zu Hause gedreht. Wenn Ihr das Video anguckt, habt Ihr ne ziemlich plastische Vorstellung von mir:
http://www.swr.de/landesschau-…122144/1cjf0hy/index.html -
Genau. Das ist die richtige Einstellung. Vielleicht kannst Du aber doch das eine mit dem anderen verbinden. Warte es ab. Ansonsten: In nicht allzuferner Zukunft kommt dann die wuderbare Zeit des abendlichen VOR-Lesens. Dann liegen die beiden auf Deinem Ruecken und kraulen Dir den Kopf.
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Wenn ich das so lese, werde ich darin bestaerkt, dass ich mit DIESEM Forum einen Gluecksgriff getan habe. Es kam mir auch gleich so vor. Die ganze Sache hier "geht zu mir", wie die Pfaelzer so schoen und treffend sagen.
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ich kann Dich auch beruhigen. Damals, als mein zweiter nach anderthalb Jahren kam, habe ich auch gedacht, jetzt ist alles aus, aber ich konnte doch IM WESENTICHEN weitermachen wie vorher, obwohl ich viel von dem uebernommen habe, was noch frueher allein an den Frauen haengen blieb. Heute wuerde ich noch etwas mehr uebernehmen. Und das waere auch richtig so. In der Rueckschau ist es eine schoene Zeit, die zu schnell vergeht. Im Konfliktfall ist Leben auch wichtiger als die allerbesten Buecher und Hobbies. Und Kinder sind das Groesste ueberhaupt!
Volker -
Vielen Dank!