Beiträge von Volker

    Schoen dass wir einig sind. In EINEM Punkt aber offenbar doch nicht(?). Ich fand die Stelle - die ich leider nicht wiederfinde - beim Lesen geradezu modern geschrieben. Er erklärt und erlaeutert ja nichts, sondern schreibt ganz sachlich, was war.
    Was mir danach besonderen Eindruck gemacht hat, ist die Schilderung der zwei Sellen in Quandts Brust. Das Kapitel - und andere - widerlegt m.E. auch die ziemlich negative Sicht von M. Reich- Ranicki auf Wassermann, der durchaus ueber Humor und Ironie verfuegt. Man muss dazu allerdings etwas zwischen den Zeilen lesen.

    nochmal ich, Entschuldigung. Die oben beschriebene Stelle markiert m.E. tatsaechlich einen Wendepunkt: Caspar hat gemerkt, (ohne dass Wassermann das deutlich schreibt), dass aus mit ihm und dem Grafen und der weiten Welt nix wird. Nach dem Ausflug, bei dem er sich (etwas) Klarheit ueber seine Gefuehle und seine Stellung in der Welt veschafft hat, gibt er dem Grafen ohne Erklaerung den Ring zurueck (auch diese Stelle kann ich nicht wiederfinden, verflucht) und laesst sich letztlich (aeusserlich) widerspruchslos nach Ansbach verfrachten.

    Weil ich vor dem offiziellen Start schon etwas (geschummelt) voraus- gelesen hatte (ich waere sonst fuer Euch vermutlich zu langsam), beginne ich jetzt mit dem Kapitel Schildknecht. Bisher hatte ich, da meine Gedanken weitgehend mit den Euren parallel liefen, nicht das Beduerfnis, irgndetwas anzumerken. Jetzt erregt aber Finsburys Bemerkung ueber das Verschwinden Caspars vor der Fahr nach Ansbach meinen Widerspruchsgeist. Gerade diese Passage, die ich eben eine halbe Stunde gesucht, aber nciht wiedergefunden habe, finde ich besonders gelungen. Wie geschrieben, ich kann sie nicht wiederfinden, aber fuer mich ist es eine Schluesselstelle. Ich lese sie so: Caspar entfernt sich an diesem Wendepunkt aus allen Zwaengen und geht so weit in seinem Leben zurueck, wie es ihm moeglich ist, naemlich in den Turm in Nuernberg. Es ist eine Selbstvergewisserung. Die Begegnung mit den Kindern des Waechters laesst ihn ahnen, wie es haette sein koennen, wenn er unter "normalen" Umstaenden aufgewachsen und sich haette Entwickeln koennen. Dann der Gang in den Wald (denkt mal an Eichendorf) und die "Anbetung" des Baumes: Oh Baum....Das Ganze ist ja die erste wirklich selbstaendige Handlungsfolge. "Grosse" daran finde ich ausserdem, dass Wassermann nur die Tatsachen beschreibt, ohne zu psychologisieren und zu interpretieren als da waere: Caspar fasste einen Entschluss: Ich muss einen Weg finden, mir ueber mich klar zu werden....). Nach meiner Ennerung wird der ganze Ablauf von jemand anderem referiert (Im Briefkapitel?). Kommt die Stelle, wo der Buergermeister (?) schreibt, dass Caspar "Haltung" gezeigt habe, nach dieser Passage? Jedenfalls hat Caspar danach einen gefestigten Charakter, waehrend er vorher im Wesentlichen Objekt war. So etwa sehe ich das jedenfalls.

    Ja, ich wollte mich auch noch bei Finsbury fuer die Materialien bedanken. War sehr interessant, vor allem weil die eine antroposophisch angehaucht war und den Wassermann gerne dort gesehen haette. Zu Euren Bemerkungen zum Text koennte ich nichts hinzufuegen. Ihr macht das ganz grossartig. Ich staune immer. Danke fuer alles!

    am 10. 11. schrieb Finsbury, wir koennten ja dann berichten, was in Golo Manns Text wichtig sei. Der Text ist sehr "dicht", es ist schwer, daraus noch einen Extrakt zu machen. Trotzdem: G.M. singemaess: Der Autor (W) ist wie in alten Romanen allgegenwaertig und allwissend, er laesst sein Wissen aber broeckchenweise aus dem Sack (mir, also Volker, am deutlichsten aufgefallen, als er den Inhalt des Briefs, der Caspar mitgegeben wurde, erst einige Seiten nachdem er uebergeben wurde, mitteilt). Golo Mann hat sich sehr mit Ws. Quellenstudium befasst und teilt mit, dass W. alle damals zugaenglichen Quellen SEHR gruendlich studiert und in vielen Faellen ganze Dialoge fast woertlich wiedergegeben hat, vor allem auch solche Passagen bei denen man das am wenigsten vermuten wuerde, wie z. B. Caspars fruehen Schlosstraum, die Streitereien mit Lehrer Quandt (so weit bin ich, Volker, noch nicht) und die Worte des sterbenden Caspar. G.M.:"W. war von seines Helden verheimlichtem Prinzentum ueberzeugt.....Wie sonst haette er sein Buch schreiben und so schreiben koennen. Die Frage, wie es mit dem historischen Caspar denn stand, ist kuenstlerisch gleichgueltig, zumal sie, obendrein, ja doch nie wird geloest werden koennen." (war es Zefira, die gschrieben hat, es sei inzwischen geklaert, dass an der Sache nichts dran sei?).
    G.M. setzt dann auseinander, dass W. gleichwohl souvraen mit den Quellen umgegangen sei und spricht mehrfach von Idealisierung unter Hinweis auch Schiller. G.M. schaetzte das Werk sehr: "Der Kuenstler gab sein Schoenstes, gab es jedenfalls dem Schreiber dieser Zeilen (G.M.), als er noch nicht , auf grossem Fusse in Alt-Aussee residierend und unter der Last zweier Frauen stoehnend das grosse Geld machen wollte und musste." "Als ich ihn (diesen Roman) jetzt wieder las, fuehlte ich mich beinahe so stark angeruehrt wie vor vierundfuenfzig Jahren, wenn das kein Beweis fuer die Lebenskraft eines Buches ist....."
    Wie ist das eigentlich mit dem Urheberrecht? Ihr seid ja nur wenige, ich duerfte Euch doch in Prvatmails den Text schicken-oder? Wenn ja, wie kann ich den eingescannten Text in die Mails "praktizieren"? Andererseits, so versiert, wie Ihr vermutlich im Umgang mit dem Netz seid, muesstet IHR den Text aus dem Archiv der FAZ abrufen koennen(?). Nach der Fussnote im Buch ist er dort am 09. Januar 1980 unter dem Motto "Romane von gestern- heute gelesen" erschienen. ICH habe mich auch insoweit als unfaehig erwiesen.
    Jetzt zur Sache selbst: Danke fuer Eure Texte! Ich bin noch nicht so weit, dass ich weiss, was in dem Kreis mitteilenswert ist und was nicht, aber wenn mich etwas ganz besonders beruehrt und von Euch uebersehen worden sein solte, werde ich mich melden. Sicher bin ich aber langsamer als Ihr. Der Newman ist ja ein Zatopek.

    Ja, Zefira, das ist derselbe Text. Die Ausgabe habe ich auch. Lieber Sandhofer, wenn mir ganz klar waere, wie ich den Text aus meinem Buch in die Materialsammlung "beamen" koennte, haette ich das schon laengst gemacht. Was ich kann ist Scannen, Speichern, Markieren, Kopieren, Einfuegen. Wenn das auf die Art funktioniert mache ich das heute oder morgen, wenn nicht, muss ich passen, da ich nicht so ein grosser Computerexperte bin. I´ll do my very best....

    Ja, jetzt faellt die Sache auf mich zurueck, da ich zumindest mittelbar den Anstoss fuer diee Leserunde gegeben habe. Nun weiss ich aber fast nichts zu diesem Thema und einen Link zu Wikipedia braucht ja niemand. Was ich allerdings sehr hilfreich faende, waere, wenn jeder den Text von Golo Mann vorher lesen wuerde, auf den ich weiter oben (oder ist es unten) hingewiesen habe, aber, ob den jeder "hat", haengt wohl von der Ausgabe ab. Vielleicht kann man aber die alte FAZ aus den 80er Jahren aus dem Netz fischen, in der er abgedruckt war(?).

    Ihr seid ja alle sehr hoeflich und nett. Schoen. Ich glaube, mit der unverstaendlichen Frage war ich von Sandhofer gemeint(?). Ich war halt zu unkonkret. Meine Frage war so gemeint: Ob noch jemand von den Heroes "Materialien" einstellt, weil ich gelesen habe, dass vor jeder Leserunde Materialien gepostet werden und ich zu Caspar Hauser, der am 11 beginnt, noch keine gesehen habe. Nun soll sich aber bitte niemand genoetigt fuehlen, die liefern zu MUESSEN! Es ist ja heute fuer jeden leicht, sich bei Wikipedia oder sonstwo Informationen zu "besorgen". ICH fand den Text von Golo Mann hilfreich.

    Wie macht Ihr das normalerweise bei neuen Leserunden? Ich hab mal bei Materialien geguckt, aber nichts gefunden (kann an mir liegen). Meine Ausgabe ist von DTV, zweite Auflage, 1984, das Copyright lag bei Langen-Mueller. Es ist ausdruecklich erwaehnt, dass es sich um eine ungekuerzte Ausgabe handelt, demnach gibt es (moeglicherweise) auch gekuerzte(?). Am Schluss meiner Ausgabe ist ein Text von Golo Mann abgedruckt, der 1980 in der FAZ erschien in einer Reihe: Romane von gestern- heute gelesen. Golo Mann war sehr angetan (...Also wirklich ein "Krimi", .....der schoenste, der je geschrieben wurde.) und fuehrt u.a. darin aus, dass Wassermann die zeitgeschichtlichen Quellen sehr genau studiert und zum Teil woertlich wiedergegeben hat. Ich guck jetzt mal bei Wikipedia....

    Da hast Du recht. Mein Vater haette also vielleicht auch sagen koennen: Ein wunderbar albernes Buch. Meiner Mutter war es aber nur albern. Und ich lernte es erst richtig zu schaetzen im zweiten Teil.

    Bin eher zufaellig hier in dieser Rubrik gelandet. Durch den Don Quichote habe mich im letzten Winter endlich durchgebissen (Mein Vater, gest. 1953: Ein wunderbares Buch. Meine Mutter, gest. 1978: Das albernste Buch unter Gottes Sonne). Der erste Teil ist mir manchmal schwergefallen, trotz des m.E. sehr angenehmen Deutschs von Braunfels. Wie aber Cervantes den zweiten Teil anfuegt und schreibt fand ich sehr interessant und koennte mir vorstellen, dass man - wenn man das Buch alleine liest, also nicht in der Leserunde - erst mal mit diesem, spaeter geschriebenen, zweiten Teil anfangen koennte. Im Februar waere ich gerne dabei und wuerde dabei gerne wieder die Braunfelsuebersetzung nehmen, obwohl es, wie ich vor nicht allzu langer Zeit gelesen zu haben glaube, eine sehr geruehmte, ganz neue Uebersetzung gibt(???). Von spanischer Literatur und Geschichte habe ich leider keinen blassen Schimmer, ausser dass ich mal ein paar Tage in Barcelona war.

    erst mal bedanke ich mich bei Euch ganz herzlich, dass ich bei Euren wunderschoenen und interessanten Beitraegen mitlesen durfte. Ja, den Kaspar Hauser hatte mein Sohn mir auch schon empfohlen, ohne dass ich ihm gefolgt bin. Da waere ich auch dabeil. Start Anfang November wuerde mir auch passen.

    Also, ich habe mir fest vorgenommen, das Buch zu lesen so interessant, wie Ihr das schildert. Nun hatte ich aber gerade mangels "Masse" mich wieder in Schopenhauer verbissen (passt SEHR gut, denke ich) und mein Sohn hat mir dringend empfohlen, den Fall Maurizius von Wassermann zu lesen...Muss mal sehen, wie ich das nacheinander abarbeite. Soll ja (auch) Spass machen und mir nicht nur den Schaedel mit Finsburys Axt spalten - oder?

    schade, dass Ihr "versumpft" seid, ich habe bei Euch - nicht im Buch - mitgelesen und finde das, was und wie Ihr schreibt, arg interessant. Vor meinem Urlaub hatte ich die feste Absicht, das Buch ueber die Stadtbibliothek zu bestellen, aber die Zeit haette nicht gereicht und jetzt seid Ihr - trotz Versumpfen - schon zu weit....Guckt mal, dass Ihr wieder in die Puschen kommt.

    Die spaerliche Reaktion ist fuer Dich bestimmt frustrierend, zumal Du jung und verhaeltnismaessig neu hier bist. Lass Dich aber nicht verdriessen. Mach einfach mit, wenn eine andere Leserunde - oder auch Faulkner - startet. Mein Ding ist er aber leider auch nicht, trotz der Aktualitaet der Rassenfrage.