Das klingt gut, und es ist auch wichtig, dass wir diese großartigen Werke über dem aktuellen Konflikt nicht vergessen. Ich habe hier noch ungelesen sehr viel Leichteres über die russische Literatur von Wladimir Kaminer " Tolstois Bart und Tschechos Schuhe", eine vergnügliche Annäherung an die russischen Klassiker.
Beiträge von finsbury
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Vogelbeere, deine Auswahl gefällt mir sehr. Das Vorhaben mit David Copperfield und Demon Copperhead habe ich auch, in einer analogen Leserunde hier vor Ort, wir beginnen mit dem Dickens direkt im Januar und hoffen, dass der Demon Copperhead dann möglichst bald als Taschenausgabe erhältlich ist.
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Leibgeber, das ist eine sehr interessante und äußerst bandbreite Liste. Weniges davon habe ich schon gelesen und freue mich auf deine Kommentare. Gutes Gelingen!
Nun habe ich auch meine Liste eingestellt. Mir hat mein Vorhaben von diesem Jahr sehr gefallen, weil es mich nicht auf bestimmte Bücher beschränkte, sondern auf einen bestimmten Zeitraum. Dadurch konnte ich mir relativ spontan aussuchen, was zu meinen Interessen oder auch etwaigen anderen Wettbewerben oder Leserunden passte, an denen ich auch noch teilnahm. Auf diese Weise bin ich meinem riesigen SUB etwas zu Leibe gerückt und habe gleichzeitig auch ein paar (zu wenige) lohnenswerte Zweitlektüren machen können. Dabei ist mir aufgefallen, dass natürlich alle Jahrzehnte zu kurz gekommen sind, aber dass ich besonders in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch empfindliche Lücken habe. Meiner Ansicht haben die 1900er-1920er viele Gemeinsamkeiten mit den Entwicklungen, die mit der deutschen Reichsgründung begannen. Allerdings möchte ich diesmal nur fünf Jahrzehnte zugrunde legen, nicht wie dieses Jahr ein ganzes Jahrhundert, und beginne mit den 1880ern, in denen nach einer wirtschaftlichen und politischen Konsolidierung eine Phase einerseits des Konservatismus begann bzw. sich fortsetzte, andererseits sich auch progressive Strömungen ausweiteten, die sowohl positiv als auch negativ den Verlauf des letzten Jahrhunderts beeinflussten. Daneben will ich auch passende Sachbücher oder -magazine lesen sowie vielleicht auch das eine oder andere belletristische Werk, das aus einem anderen Zeitraum stammt, aber sich auf die ausgewählten Jahrzehnte bezieht.
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Ich knüpfe an und überschneide mit meiner diesjährigen Liste, nehme mir aber einen nicht ganz so langen Zeitraum vor:
Meine Liste ist wieder offen, nur die Zeiträume sind vorgegeben.
Literatur der 1880er bis 1920er - deutschsprachig und international
1880-1889 deutschsprachig- Gustav Freytag: Erinnerungen aus meinem Leben (1887) 01/25
1880-1889 andere Literaturen
- Jules Verne: Zwei Jahre Ferien (1888) 01/25
- Mark Twain: Prinz und Bettelknabe (1881) 01/25
- August Strindberg: Fräulein Julie (1889) 06/25
1890-1899 deutschsprachig
Arthur Schnitzler: Die Frau des Weisen / Die Toten schweigen (1897) 02/25
1890-1899 andere LiteraturenJoseph Conrad: Almayers Wahn (1894)04/25
1900-1909 deutschsprachig
Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl / Der blinde Geronimo und sein Bruder (1900) 02/25
Arthur Schnitzler: Das Schicksal des Freiherrn von Leisenbohg (1903) 02/251900-1909 andere Literaturen
John Galsworthy: Die Forsyte Saga (1906-1921) 03/25
1910-1919 deutschsprachig
Arthur Schnitzler : Fräulein Else (1924) / Spiel im Morgengrauen (1926) 02/25Richard Dehmel: Blinde Liebe (1912) 03/25
1910-1919 andere Literaturen
Maxim Gorkij: Unter fremden Menschen (1915/16) 04/251920-1929 deutschsprachig
Carl Zuckmayer: Schinderhannes (1927) 03/25
1920-1929 andere Literaturen
Virginia Woolf ; Ein Zimmer für sich allein (1929) 02/25
Upton Sinclair: Öl! (1927) 04/25
Sachbücher, die sich ungefähr auf diesen Zeitraum beziehen
- Hartmut Scheible: Schnitzler (Rowohlts Bildmonografien) 01/25
- Günter Ogger: Die Gründerjahre. Als der Kapitalismus jung und verwegen war 02/25
- GEO Epoche 114: Das Ruhrgebiet. Die Geschichte einer deutschen Industrieregion von 1750 bis heute 05/25
Literarische Werke, die aus einem anderen Zeitraum stammen, sich aber auf die 1880er bis 1930er beziehen
Gerhard Seyfried: Verdammte Deutsche! 02/25
Gerhard Seyfried: Gelber Wind oder Der Aufstand der Boxer 06/25
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Danke für den Tipp, eins der großartigsten Bücher aus Lateinamerika, da ist es schön, dass es auch dort und mit dortigen Schauspielern verfilmt wird. Ich habe keinen Netflix -Zugang, aber vielleicht wird die Serie auf Dauer auch bei anderen Streaming-Diensten angeboten.
Und schön, dass du dich mal wieder meldest, Vult! -
Ich habe Schnitzlers Novelle "Casanovas Heimfahrt" für den Abschnitt 1910-1919 gelesen, eine eindrucksvolle Lektüre. Nun lese ich noch ein Beispiel für das Absurde Theater der Fünfziger Jahre: Der neue Mieter von Eugène Ionesco.
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Arthur Schnitzler: Casanovas Heimfahrt (1917)
Diese Novelle des österreichischen Schriftstellers Arthur Schnitzler (1862-1931) behandelt einen fiktiven Aufenthalt des historischen Lebemannes und Frauenhelden Giacomo Casanova (1725-1798) auf dem Landsitz eines Freundes in der Nähe Mantuas.
Inhalt:
Casanova ist nach Jahrzehnten des Exils – „in seinem dreiundfünfzigsten Lebensjahr“ - auf dem Weg zurück in seine Heimatstadt Venedig, aus deren Staatsgefängnis, den Bleikammern, er als junger Mann geflohen war. In Mantua trifft er zufällig einen alten Bekannten, dem er in dessen Jugend die Heirat mit Amalia ermöglicht hatte. Olivo lädt ihn auf sein Landgut ein, und Casanova nimmt dort für zwei ereignisreiche Tage Aufenthalt. Die Familie, drei Töchter zwischen zehn und dreizehn und Amalia, empfangen den alten Freund herzlich, ja Amalia scheint sogar daran interessiert, die alte Liebesbeziehung wieder aufleben zu lassen. Casanova indes entbrennt Hals über Kopf für die Cousine der Familie, Marcolina, eine zurückhaltende, gelehrte junge Frau, die sich insbesondere der höheren Mathematik verschrieben hat. Marcolina durchschaut Casanova sofort und weist ihn spöttisch und geistig überlegen in seine Schranken, als er vor ihr mit seinen Schriften gegen Voltaire renommieren will. Dieser versucht nun Amalia zu manipulieren, Druck auf Marcolina auszuüben, damit diese ihm zu Willen sei. Amalia weist das aber ab mit dem Hinweis auf die hohe Moral ihrer Cousine. Doch in den späten Stunden der gleichen Nacht, nach einem Glücksspiel mit dem benachbarten Marchese, dem Offizier Lorenzi und anderen Nachbarn, erlebt der schlaflos im Garten wandelnde Casanova, wie Marcolina Lorenzi nach einer eindeutig miteinander verbrachten Liebesnacht aus ihrem Zimmer in den Park entlässt. Bereits am folgenden frühen Nachmittag, nachdem der enttäuschte Casanova aus Frust die älteste, dreizehnjährige Tochter Olivos und Amalias vergewaltigt hat, ergibt sich für ihn die Möglichkeit, zu seinem Ziel zu gelangen. Indem er Lorenzi anbietet, dessen hohe Spielschulden zu begleichen, verlangt er von diesem, dass er ein letztes Stelldichein mit Marcolina vereinbare, bevor er zu seinen Truppen eile, ihm seinen Offiziersmantel überlasse, sodass Casanova in der Rolle Lorenzis bei der Ersehnten zum Zuge kommt. Die Intrige geht auf, aber Marcolina wendet sich, nachdem sie im dämmernden Tag den alternden Casanova erkannt hat, angeekelt von diesem ab. Auf dem Weg zu seiner Kutsche, mit der er nach Venedig weiterreisen will, fängt ihn Lorenzi ab und duelliert sich mit ihm. Dabei tötet Casanova den Offizier und reist sofort ab. In Venedig angekommen übernimmt er Spitzeldienste für die von ihm zutiefst verachtete venezianische Regierung, denn das war der Deal, wieder in Venedig wohnen zu dürfen.Stil und meine Einschätzung:
Die Novelle wird ohne Erzählerkommentar in Er-Perspektive mit Innensicht erzählt. So erfahren wir viel über die widersprüchlichen Gefühlswelten Casanovas, der sich nicht mit dem Attraktivitätsverlust beim andern Geschlecht durch sein Altern abfinden kann und in den glänzenden Erinnerungen an seine Eroberungen vergangener Jahre schwelgt. So bricht immer wieder Gewalt aus ihm hervor, um sich die Genüsse zu verschaffen, die ihm in seiner Glanzzeit von selbst zufielen. Auch dass er sich dazu hergibt, Spitzeldienste für die verhasste venezianische Regierung zu übernehmen, löst in ihm zeitweise Selbstekel aus, dennoch wird dies immer wieder von seiner Eigenliebe und Selbstüberschätzung überdeckt.Schnitzler erzählt dies alles ganz aus der Perspektive der Hauptgestalt, benutzt dabei auch oft die Technik des Bewusstseinstroms. Dabei legt er Casanova auch eine Kernstelle in den Gedankengang:
„Hatte er nicht schon unzählige Male erfahren, dass in jedes wahrhaft lebendigen Menschen Seele nicht nur verschiedene, dass sogar scheinbar feindliche Elemente auf die friedlichste Weise darin zusammenwohnten?“ Dies alles findet in einer paradiesischen Landschaft in Oberitalien statt, deren heiße Tage und schwüle Nächte die Atmosphäre zusätzlich anheizen.
Nicht nur Casanova offenbart uns seine egomane Gewalt zur Durchsetzung seiner Interessen und die Ambivalenz seiner Lebenshaltung, sondern auch einige Nebenfiguren wie der Marchese und Lorenzi, die aus Eigennutz bedenkenlos andere in Mitleidenschaft ziehen.
Aus heutiger Sicht ist die Lektüre an manchen Stellen schwer zu ertragen, und es mag Leser geben, die sich eine eindeutigere Distanzierung des Autors von seiner Hauptfigur gewünscht hätten. Ich aber finde, dass gerade diese kommentarlosen Einblicke in die Seele eines egomanen Lüstlings viel stärker wirken, als man durch irgendwelche moralischen Entrüstungen erzielen könnte.
Die ganze Handlung auf dem Landsitz ist der Fantasie des Autors entsprungen, dagegen ist nachgewiesen, dass Casanova tatsächlich nach seiner Rückkehr in Venedig Spitzeldienste versehen hat.
Ich kannte bisher nur Schnitzlers Wiener Stücke „Reigen“ und „Liebelei“, die mir nicht besonders viel sagen, Schnitzler als Prosaschriftsteller beeindruckt mich mit dieser Novelle dagegen umso mehr.
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Leibgeber, sei so nett und poste deine Kommentare in den Kommentar-Thread, weil hier nur die Listen gepflegt werden sollen. Danke
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b.a.t., das ist doch eine schöne Leistung und zeigt ja auch die Lesewege, die du gehst. Es muss hier ja auch keiner an dem Wettbewerb mit einer festen Liste mitmachen. Ich finde es schön, dass du die Liste deiner gelesenen Bücher in den Listenthread eingestellt hast.
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Die Haffmanns Ausgabe in der Zweitausendeins-Edition habe ich auch. Die kommt mir sehr seriös und gut kommentiert vor. Mit der europäischen Romantik wird es aber bei mir nichts im nächsten Jahr. Höchstens zum Jahresende "Die Elenden".
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Sinn für ein gewisses Ausmaß an Romantik wie Kolossalität sollte eventuell vorhanden sein, aber schlussendlich ist's ja nicht dicker als drei Romane von Balzac zusammen
Deine letzten beiden Sätze unterschreibe ich.
Erinnert ihr euch noch an unsere Leserunde zu Sues "Geheimnissen von Paris" ? Das war auch kolossal, aber weniger romantisch als vor allem kitschig. Ich denke, da sind wir mit den "Elenden" um vieles besser bedient. Wir könnten es ja im Hinterkopf behalten, vielleicht für das zweite Halbjahr oder den nächsten Winter.
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Ich würde die Elenden auch wiederlesen - ich kenne das Buch seit Jahren und finde es einfach nur großartig.
Aber ich will mir jetzt auch nicht zuviel vornehmen. Fürs nächste Jahr plane ich einige seit langem aufgeschobene Zweitlektüren. Wie - glaube ich - schon mal hier besprochen, will ich aber nicht nur Klassiker auf die Liste setzen, bzw. eine gemischte Liste machen.Mir geht es genauso. Grundsätzlich lese ich gerne "Die Elenden" noch einmal, aber fürs nächste Jahr haben wir mit der "Forsyte Saga" ja schon einen dicken Brummer, wenn auch gut zu lesen, da wollen wir uns mal nicht übernehmen.
Zefira, ich habe den Wettbewerb jetzt extra in das Allgemeine Forum außerhalb des eigentlichen Klassikerbereichs verschoben, damit wir auch mit Nicht- Klassikern oder solchen, die noch nicht nicht die Alterungsbedingungen erfüllt haben, um solche zu werden, unter dem richtigen Dächlein untergebracht sind.
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Hier könnt ihr zu euren Lesefortschritten posten und miteinander über die gelesenen Bücher diskutieren.
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Hier könnt ihr eure Lesevorhaben fürs nächste Jahr posten, egal ob festgelegte Bücher, eine Auswahlliste oder Zeit- und Themengebiete, alles ist möglich und braucht sich auch nicht auf die Klassiker zu beschränken.
Aber bittet postet hier nur eure Listen und kennzeichnet euren Lesefortschritt in denselben - für alles andere ist Platz in dem Nachbarthread "Ein Klassikerforumswettbewerb - Kommentare und Diskussionen".
Viel Planungs- und Lesefreude für das und im kommenden Jahr! -
Die romo- Biografie über Schnitzler von Hartmut Schäuble, dazu die Novelle " Casanovas Heimfahrt" von Schnitzler sowie eine Auswahl der Gedichte und Prosaschriften von Georg Heym, der ist eine echte (Wieder) Entdeckung!
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Das Wort Wettbewerb habe ich eingebracht, weil mich die ständigen Challenges als Bezeichnung nervten. Natürlich ist es kein Wettbewerb untereinander, sondern mit sich selbst und sollte ursprünglich auch dazu dienen, hier die Frequenz etwas zu erhöhen, indem man über die zu lesenden und gelesenen Bücher miteinander diskutiert und sie vielleicht auch vorstellt.
Ich freue mich übrigens sehr, nach langer Zeit mal wieder etwas von dir zu lesen, scheichsbeutel^ ! -
Bei mir Neuzugang: Die Forsyte Saga, komplett. Für die geplante Leserunde.
Darauf freue ich mich schon! Es ist sooo lange her, dass ich diese Romanfolge gelesen habe, dennoch kann ich recht gut daran erinnern.
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Vielen Dank auch für deine Rückmeldung, Jaqui. Man soll ja auch nicht gegen sein Inneres lesen, wenn's nicht geht, dann eben nicht. Lesen soll schön sein und bereichern, nicht in Zwang ausarten.
Ich mache dann nächste Woche einen Thread für 2025 auf. Ihr könnt ja auch mit ganz kleinen oder offenen Listen anfangen und dann - falls die Kapazitäten dafür frei sind - aufstocken. Hier gibt es keine Regeln, wie eine solche Liste aussehen muss
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Da bin ich gespannt, was du über Potocki und den Roman schreibst. Ich habe das Buch hier auch schon ewig rumstehen, aber noch nicht den rechten Anlass gefunden, es zu lesen.
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Ich habe jetzt erst richtig gesehen, dass du deine Fantastikliste ja auch bearbeitet hast. Entschuldige, Zefira, dass ich das übersehen habe. Ja, wenn wir schon zu dritt sind, würde ich wieder einen Listenthread einrichten, allerdings in dem anderen allgemeinen Oberthema, nicht bei der klassischen Literatur. Erst in diesem Jahr ist mir so richtig aufgefallen, dass das eigentlich nicht passt, weil viele der Autor*innen auf den Listen nicht zu den Klassikern zählen. Warten wir noch ein paar Tage, ob sich noch jemand meldet.