Beiträge von finsbury

    Tja, das war eigentlich indirekt meine Frage, als ich im Listenthread signalisiert habe, dass ich dabei wäre...

    Aber egal, denn wichtig ist ja, dass man es für sich macht und ganz persönlich Freude am Vorwärtskommen hat.

    Vielleicht finden sich ja noch welche, aber ich glaube es nicht. Ich habe mir fürs nächste Jahr wieder so etwas Ähnliches wie dieses Jahr vorgenommen, aber wie du schreibst, man kann es auch für sich machen.


    Nun jedenfalls habe ich das mir für dieses Jahr Vorgenommene mit dem gerade vorgestellten kleinen Roman von J.L.Carr: "Wie die Steeple SInderby Wanderers den Pokal holten"erfüllt. Für jedes Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts habe ich jeweils für die deutsche und andere Literaturen mindestens ein Werk gelesen, manchmal auch bis zu vier. Ich bin aber noch nicht ganz fertig, zwei habe ich noch in der Pipeline, die ich noch dazuschreiben will.

    Dieser Autor ist in Deutschland noch nicht so bekannt. Das sollte sich aber ändern!


    J.L.Carr: Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten (1975)


    Joseph Lloyd Carrs (1912-1994) Werk ist seit einigen Jahren auf Deutsch erhältlich: Berühmt wurde der Schriftsteller und Pädagoge besonders durch seinen Roman „Ein Monat auf dem Lande“, der auch verfilmt wurde.

    Inhalt
    In dem fiktiven Dorf Steeple Sinderby in den Fens, jenem tief liegenden entwässerten Moorland rund um die große Bucht The Wash in Ostengland, herrscht ländliche Ruhe. Einige kluge Köpfe jedoch feilen an einem großen Vorhaben: Der ehemalige Ligaspieler Alex Slingsby, der aufgrund eines tragischen Unfalls seiner Frau seine erfolgversprechende Profikarriere aufgegeben hat und nun als Sportlehrer im Dorf arbeitet, sein ungarischstämmiger Schuldirektor Kossuth mit herausragenden pädagogischen Fähigkeiten sowie der reiche Bauer Fangfoss, der der Vorstand jedes Vereins und aller Institutionen der ländlichen Gemeinde ist, planen, den verschlafenen Fußballverein des Dorfs zum Pokalwettbewerb der englischen Ligen anzumelden und dort möglichst weit zu kommen. Dies wollen sie schaffen mit den sechs grundlegenden Fußballregeln des Schuldirektors Kossuth, die der Motivation der Spieler und grundlegender Taktik gewidmet sind. Sie aktivieren einen weiteren ehemaligen Profi, Sid Swift, und mithilfe des Pfarrers als Flügelstürmer und des Milchmanns als Torwart sowie weiterer schräger Typen schlagen sie zunächst die Nachbargemeinden, darunter besonders die Bischofsstadt Barchester, dann die Vertreter der vierten bis ersten Liga, erwarten im Halbfinale zu Hause Manchester City und besiegen schließlich im letzten Moment auch die Glasgow Rangers im Finale im Wembley Stadion.

    Stil und meine Meinung.

    Der kleine Roman oder die umfangreiche Novelle (knappe 200 Seiten) ist ein Glanzstück englischer Erzählkunst und ebensolchen Humors. Als Ich-Erzähler dient der Grußkartenspruchschreiber und Vereinssekretär sowie Mädchen für alles Joe Gidner, der dies alles als Entwurf zur offiziellen Gedenkschrift über das Pokalabenteuer schreibt, was ihm die Möglichkeit eröffnet, kleine Sidekicks zu machen und sich der Charakterisierung der handelnden Personen zu widmen, ironisch und dennoch mit Menschenliebe, wie es eben die großen englischen Schriftsteller so unvergleichbar beherrschen. Die Schläue, mit der anhand der Kossuthschen Regeln und deren Umsetzung durch Alex Slingsby die Wanderers ihre eigenen Nachteile zu ihren Vorteilen umwidmen, kann einen nur erstaunen und in fassungsloses Lachen ausbrechen lassen. So machen sie, da die höheren Vereine nur das Spielen auf ebenen, gut gepflegten Plätzen kennen, eine ihrer holprigen Wiesen zu ihrem Verbündeten, die außerdem an einem Hang liegt, so dass die Kopfbälle der besser ausgebildeten Gegner entweder über alle hinwegfliegen oder die Brust der anderen Spieler treffen. Manchester City dagegen scheitert im Halbfinale an den engen kleinen Wegen zum „Stadion“ der Wanderers, so dass selbst der Mannschaftsbus stecken bleibt und die erschöpften Profis eine Meile zu Fuß durch den schweren Boden bis zum Veranstaltungsort wandern müssen. Skurille Dorfbewohnerinnen wie die für eine Sekte missionierende Schwester des Pfarrers, die lokale Sportreporterin oder eine Gang von resoluten jungen Frauen unterstützen die Wanderers. Aber auch die Melancholie kommt nicht zu kurz, die reizarme Landschaft der Fens, das abwechslungsarme Leben dort und das ständige Bewusstsein, dass die Ereignisse dieses Wettbewerbs unwiederholbar sind, geben der Erzählung die nötige Tiefe. Daneben erfreuen den Liebhaber der englischen Literatur zahlreiche literarische Anspielungen, besonders auf die Barchester-Reihe von Anthony Trollope, in der dieser sich satirisch mit der Arroganz der High Church-Vertreter auseinandersetzt, was Carr im Rahmen des Fußballduells der beiden Clubs fortführt.


    Ich werde ganz sicher mehr von diesem Autor lesen!

    Schöne Idee, dieser "Wettbewerb".

    Habe mit meiner Liste für 2025 begonnen, werde diese aber in der Form "Pro Monat ein Buch" halten. Der Rest des Monats ist dann frei für Lektüre nach Lust und Laune oder was sich aus dem Listenbuch als Folge ergibt.

    Das habe ich in den letzten Jahren mit der beruflichen "Pflichtlektüre" so zu halten versucht – hat zwar nie geklappt, aber ich find's trotzdem immer noch eine gute Idee... 😊

    Schön, dass du dir auch Lektüreziele setzt, Vogelbeere! Dies hier ist eigentlich der LIstenthread, aber das wurde sowieso schon nicht eingehalten, insofern egal. Für Diskussionen zu den Listen haben wir einen eigenen Thread.

    Ganz schön teuer! Ich habe dieses Jahr "Die Reliquie" vom gleichen Autor gelesen und mich nach anfänglichem Befremden sehr unterhalten gefühlt. Ein großer Gesellschaftsschilderer und Satiriker! Außerdem habe ich noch "Vetter Basilio" von ihm. Der "Don Casmurro" steht hier auch noch ungelesen.

    Carl Zuckmayer: Prometheus (1918, UA ph 1984)


    Dieses „dramatische Gedicht“ ist eins der ersten Dramen Zuckmayers und wurde gegen Ende des Ersten Weltkrieges geschrieben. Es besteht aus drei Szenen und wurde erst spät nach seinem Tod uraufgeführt.

    Inhalt:

    Prometheus will – wie in der antiken Göttersage – den Menschen das Feuer bringen. Diese werden von zwei Familien vertreten: Die eine wohnt in einem tiefen, dunklen Tal und muss sich durch harte Arbeit mühsam und elend ernähren, die andere wohnt im Sonnenlicht auf den Bergeshöhen und ist geprägt von ihrem Bewusstsein der Stärke und des angestammten Rechts auf den Platz an der Sonne.

    Prometheus geht nun mit seinem Geschenk zunächst zu den düsteren Talbewohnern, ist jedoch abgestoßen von deren Misstrauen ihm gegenüber und Hass auf die Bergbewohner, die besonders der Sohn zu gerne angreifen und entmachten möchte. Auch die Familie untereinander ist zerstritten und schiebt sich gegenseitig die Schuld an ihrem elenden Zustand zu.

    Nur die Tochter blickt zu Prometheus auf und folgt dem enttäuschten Titanen, der sein Feuer nicht weggibt, zu den Bergbewohnern. Zwischen Gott und junger Frau kommt es zu einer (Liebes?)vereinigung. Bei den Bergbewohnern angekommen wendet sich aber die Tochter von ihm ab und dem Sohn der Familie zu, weil sie dort Sicherheit und Komfort vermutet. Prometheus wendet sich auch von diesen enttäuscht ab, denn er sieht auch in ihnen keine menschliche Güte, sondern nur Hybris und eifersüchtigen Besitzerstolz. Er entschwindet.

    In der letzten Szene führt die Tochter die Bergbewohner-Familie in den Abgrund zu ihrer Herkunftsfamilie, denn sie wollen Prometheus wiederfinden. Sie ist schwanger und zerrissen zwischen dem erwählten Sohn der Bergfamilie und Prometheus, von dem auch das Kind sein könnte. Beide Familien treffen aufeinander, giften sich an und verurteilen die Tochter. Nur die beiden Mütter stehen im Erdenleid schließlich gemeinschaftlich beieinander. Prometheus erscheint und gibt, nachdem die Männer ihren Irrtum eingesehen haben – obwohl nicht von den Qualitäten der Menschen überzeugt – ihnen das Feuer. Nun ist er - nackt und bloß - selbst auf seine Menschlichkeit zurückgeworfen.


    Stil, mögliche Bedeutung und meine Meinung

    Dieses kurze dramatische Gedicht ist zugleich Zeugnis des Expressionismus und des Kriegsendes nach Jahren des Abschlachtens. In einer übererregten, feierlichen Sprache, in Versen gebunden, wird das Feuer wohl als Metapher der Menschenliebe angepriesen. Die Menschen hingegen, ob Ausgebeutete / Kanonenfutter (die Menschen im dunklen Tal) oder vom Glück begünstigte, in die höheren Schichten Geborene / Regierende und Kriegsentscheider (die Bergbewohner), können nicht aus ihrer Haut heraus. Letzten Endes ist die Übergabe des Feuers/ der Menschenliebe nur ein Versuch. Das Drama endet mit einem Appell des Prometheus, dass die Menschen sich an ihren eigentlichen guten Kern erinnern und ihn zum Mittelpunkt ihres Handelns machen.


    Den heutigen Lesern ist die exaltierte Sprache des Expressionismus, gerade was die Dramen angeht, ziemlich fremd geworden und wirkt eher lächerlich. Da bedarf es schon der ganz großen Lyriker wie Benn, Brecht, Lasker-Schüler oder Heym, diesem Aufschrei eine überzeitliche Form zu geben. Zuckmayers Epoche war der Expressionismus sicher nicht. Zu gültiger Form hat er erst später gefunden. Aber als ein Zeugnis der Verzweiflung des Menschen über sich selbst und Appell an die Menschenliebe in jenen düsteren Jahren hat es mich dennoch berührt.

    Ich komme mit meiner Liste nicht nach. Habe vorgestern versucht, "Oloaf Audunsson" wenigstens anzulesen, ich bin nicht hineingekommen.
    Wahrscheinlich sollte ich mit diesen ganzen Listenplänen einfach mal aussetzen.

    Oder mache dir doch eine freie Liste, so wie meine vom 20. Jahrhundert, die du dann frei Schnauze ausfüllen kannst. Dann hast du ein bisschen Antrieb, bist aber nicht so festgelegt. Ich will das nächstes Jahr wieder so ähnlich machen. Das hat mir gut gefallen, weil ich innerhalb des Jahrhunderts alle Freiheiten hatte und meinen SUB wirklich ordentlich abgebaut habe.

    Maxim Gorkij: Meine Kindheit (1913)

    Maxim Gorkij (1868-1936), der mit bürgerlichem Namen Alexej Peschkov hieß, wurde in Nishnij Nowgorod geboren, das ihm zu Ehren von 1932 bis zum Ende der Sowjetunion seinen Schriftstellernamen Gorkij trug. Dieser bedeutet „Der Bittere“, den Vornamen übernahm er von seinem Vater Maxim.


    Inhalt:
    Alexej zieht als Kleinkind mit seinen Eltern nach Astrachan, wo sein Vater als Tischler arbeitet und sehr früh stirbt. In seiner frühen Kindheit wird er besonders von seinem Vater mit viel Liebe erzogen. Seine Mutter wirkt dagegen schon sehr früh auf ihn merkwürdig distanziert. Nach dem Tod seines Vaters holt seine Großmutter mütterlicherseits, eine große und beeindruckend selbstbewusst auftretende Frau, ihn und seine Mutter zurück nach Nishni Nowgorod, wo alle im Haus des Großvaters, der eine Textilfärberei betreibt, zusammen mit den beiden Brüdern der Mutter und deren Familien, wohnen.


    Der Großvater, ein kleiner, zierlicher, stets sehr sauber sich haltender, aber cholerischer und bigotter Mann tyrannisiert seine Familie, insbesondere seine Frau und seine Enkel mit ständigen Beschimpfungen und heftigen Prügeln. Die Großmutter lehnt sich dagegen nicht auf, sondern nimmt dies von ihrem Glauben her bestimmt hin, leistet aber passiven Widerstand, indem sie ihre Enkel beschützt und ihre Entscheidungen im Haushalt durchsetzt. Der kleine Alexej, der in seiner frühesten Kindheit vor allem Liebe und Zärtlichkeit erfahren hat, ist geschockt von dieser Atmosphäre der Gewalt und Unterdrückung. Er reagiert darauf mit Streichen gegen seinen Großvater und Ungehorsam, als er zum Beispiel die Schule besuchen soll. Alexejs Mutter ist da schon lange von zu Hause verschwunden, und der Ich-Erzähler wird von seiner Großmutter aufgezogen. Diese, eine naiv und vertrauensvoll fromme Frau, vermittelt ihm die Märchen und Heiligenlegenden des volkstümlichen Russlands, die er wie ein Schwamm aufsaugt und seinerseits allen, die es hören wollen, wieder erzählt. Der bigotte Großvater dagegen zwingt ihn, die Psalmen und Gebete der Staatskirche auswendig zu lernen. Nach einigen Jahren findet der Großvater seine beiden Söhne ab, die in ihren Familien genauso gewalttätig herrschen wie ihr Vater, und zieht in ein kleineres Haus. Die Tochter, Alexejs Mutter, kehrt nach einer unehelichen Schwangerschaft und dem Tod des Säuglings zurück und wird nach anfänglichem Widerstand ihres Vaters wieder in die Familie aufgenommen. Sie lernt in der Nachbarschaft eine verarmte adelige Familie kennen und heiratet deren jüngeren Sohn, der erst Anfang zwanzig ist und noch studieren will. Die beiden ziehen weg, und der durch die Auszahlung der Mitgift und unglückliche Spekulationen weiter verarmte Großvater zieht wieder in eine kleinere Wohnung um. So geht es weiter, der Schwiegersohn verspielt die Mitgift und die junge Familie kehrt mit der hochschwangeren Mutter zurück nach Hause. Auch diese Ehe ist durch Gewalt geprägt. Schließlich verlässt der Stiefvater die Familie, nachdem er die wieder schwangere und an Tuberkulose erkrankte Mutter mit dem Knie in die Brust geboxt hat. Alexej versucht ihn daraufhin mit einem Messer zu töten, verletzt ihn aber nur leicht.


    Nach dreijähriger Schulzeit, die ebenfalls von Schlägen und Trotzreaktionen geprägt ist, in der Alexej aber auch ein erstaunliches Lernvermögen zeigt , schließt er sich einer Jugendbande von 8 bis 14jährigen an, die Holzbretter von den Ständen der Nishni Nowgoroder Messe und den Wolgaflößern „abzweigt“- was in dem armen Vorort niemand als Diebstahl, sondern als eigenes Recht ansieht – sowie Lumpen sammelt und damit einen geringen Verdienst erzielt.


    Die Großmutter, inzwischen dem Branntwein verfallen und von dem Großvater gezwungen, ihren Unterhalt selbst zu verdienen, obwohl er als Geldverleiher ganz gute Verdienste hat, bekommt so Unterstützung von Alexej, doch als die Mutter stirbt, weist der Großvater den zehnjährigen Alexej mit den Worten „Nun Alexej, du bist keine Medaille, die ich mir um den Hals hängen könnte – ich habe keinen Platz mehr für dich, du musst unter fremde Menschen“, aus dem Haus. Damit endet der erste Band der Autobiografie. Der zweite heißt folgerichtig „Unter fremden Menschen“.


    Stil und meine Meinung

    Gorkij erzählt seine Kindheitserinnerung völlig unbeschönigt: Das Buch ist voller Gewaltszenen, die die Unterdrückung der Frauen, Kinder und aller Abhängigen bis hin zu Totschlag und Mord, oft enthemmt durch übermäßigen Branntweinkonsum, in grausamen Tableaux zeigen. Nur selten lässt sich der Ich-Erzähler zu einem allgemeinen Kommentar verführen, aber an zwei Stellen führt er doch aus, dass diese Gewalt typisch ist für die arme russische Bevölkerung, die eigentlich einen guten Kern hat , aber nach der Bauernbefreiung noch weiter verarmt, das Elend ihres Lebens auszugleichen sucht: „In der grenzenlosen Langeweile des Alltags ist ihnen auch der Schmerz eine Abwechslung und die Feuersbrunst ein Fest; in einem leeren Gesicht gereicht auch eine Schramme zur Zierde.“ „Nicht allein das ist an unserm Leben erstaunlich, dass in ihm die Schicht des Rohen, tierisch Gemeinen noch so feist und dick ist, sondern auch das, dass durch diese Schicht, so dick sie auch sein mag, das menschlich Gute, Gesunde, Schöpferische siegreich hindurchwächst und die unerschütterliche Hoffnung auf unsere Wiedergeburt zu einem schönen, lichtvollen, wahrhaft menschlichen Dasein wach hält.“ Diese letzte Passage zeigt schon die marxistische Hoffnung des Vaters des sozialistischen Realismus, wie er unter den Sowjets geehrt wurde. Grundsätzlich ist das Buch aber völlig frei von ideologischen Bewertungen und voll von meisterhaften Personencharakterisierungen und poetischen Naturschilderungen.


    Die Lektüre hat mich wirklich mitgenommen, in zweifachem Sinne, sie war einerseits manchmal kaum erträglich, andererseits oft mitreißend und fesselnd, in ihren beschreibenden Teilen oft auch sehr poetisch. Ich werde auf jeden Fall die beiden anderen Bände sowie Gorkijs Erzählungen auch noch lesen. „Die Mutter“ und „Nachtasyl“ habe ich vor einigen Jahrzehnten schon gelesen, vielleicht komme ich da auch noch zu einem ReRead.




    Danke für die Erläuterung, Vogelbeere. Vielleicht hätte mir die Kenntnis dieses Kommentars auch genutzt, obwohl ich ganz gerne, bis auf eine kurze Einführung z.B, durch einen Literaturlexikonartikel, erstmal unvoreingenommen an ein Werk herangehe.


    Ich fand die Romanreihe zum Teil anstrengend, aber auch erhellend zu lesen, zum Teil sehr unterhaltsam und auf jeden Fall lohnend. Das Vorspiel "Höllenfahrt" zum ersten Band war schon gleich sehr herausfordernd (und jetzt sehe ich auch wieder, woher der Titel 'Mondwanderer' kommt :wink:). Dann gibt es immer mal wieder lange reflexive Passagen, die mir manchmal nicht sehr viel sagten. Auch an den manierierten, hier auch archaisierenden Stil musste ich mich erst gewöhnen. Aber Mann entschädigt durch wunderbare Gesellschaftspanoramen und geschliffene, oft von Satire funkelnde Dialoge immer wieder für eventuelle Leseanstrengungen.

    Bisher glaubte ich immer, "Jude the Obscure" sei Hardys letzter Roman gewesen. Nun erscheint aber demnächst bei Reclam Die Liebe seines Lebens (The Well-Beloved), ein Roman über die drei Lieben des Bildhauers Jocelyn Pierston.
    Ich habe vielleicht Gelegenheit, an einer Vorab-Leserunde teilzunehmen; wenn nicht, kaufe ich mir das Buch. Was von Hardy in Deutsch erhältlich ist, kenne und liebe ich.

    Danke für den Hinweis. Hardy gehört nicht zu meinen liebsten englischen Schriftstellern, aber zu den zweitliebsten. Drei seiner Roman habe ich gelesen.