Vielleicht vertagen wir die Lektüre dann eher auf den Spätsommer, denn ich bin im Juni und dann im Juli jeweils auch eine Weile weg, ohne viel Zeit zum Lesen und auch mit beschränktem Gepäck.
Beiträge von finsbury
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Uups, Zefira, das geht jetzt aber sehr schnell. Im Gegensatz zu dir - gute Besserung übrigens, Fuß-OPs sind ja nicht gerade ein FIngerschlecken - bin ich gerade wieder mal in einer Hochkampfzeit meines Jobs und habe auch am Wochenende gut zu tun. Außerdem läuft noch die letzte Powell-Runde im Mutterforum. Zusätzlich habe ich mir gerade als Anschlusslektüre Goethes "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten" von meiner Liste vorgenommen. Können wir die Lektüre vielleicht auf die Zeit nach deiner Reise verlegen? Oder möchtest du deine Liste vor der Jahreshälfte erledigt haben? Wenn du so gerne früh starten willst, muss ich halt umdisponieren und ein paar Sachen abmelden, aber das geht. Wichtig ist mir, den Schinken gemeinsam zu lesen, das hält einen bei der Lektüre, allerdings nur, wenn du nicht auf deinem Sofa allzu schnell über die sieben Weltmeere preschst
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Zefira, du bist ja schon sehr weit mit deiner Liste. Respekt und vielen Dank für deine interessanten und ausführlichen Kommentare! Bitte gib Bescheid, wenn du mit dem Moby DIck anfangen willst. Da würde ich, wie oben bemerkt, gerne mitlesen.
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Den letzten Band des zwölfbändigen Romanzyklus' von Anthony Powells "Ein Tanz zur Musik der Zeit": Der Klang geheimer Harmonien
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Danke, Zefira. Du machst uns da auf einen sehr interessanten Roman aufmerksam, der in der Tat viel vielschichtiger zu sein scheint, als der berühmte, aber schlecht geschriebene Roman "The Castle of Otranto" seines Vorfahrs. Den habe ich mal während des Studiums mit Mühe im Seminar gelesen und in Erinnerung behalten, dass es da u.a. um einen großen Helm geht, der im Innenhof eines Schlosses liegt und irgendwelche unsäglichen Dinge verursacht. Der Nachfahr scheint dagegen nicht nur den Beginns eines Genres mitgestaltet zu haben, sondern auch Qualität zu bringen.
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Schön, dass du dabei bist, DerFuchs. Deine Bücher sind interessant. Der Remarque würde mich auch interessieren und bei Lavant handelt es sich wohl um eine Anspielung auf Dostojevskijs "Aufzeichnungen aus einem Totenhaus". Ich bin gespannt auf deine Leseeindrücke und wünsche dir viel Erfolg.
Poste deine Buchauswahl bitte noch im Listenthread. -
Bei erneutem Lesen, fasz 40 Jahre später, stellte sich heraus, dass mir genau die Stellen am besten gefielen, die ich als Jugendliche ein wenig langweilig fand.)
Genau das stelle ich beim zweiten Lesen auch oft fest. Und andersrum: Die Stellen, die ich damals markiert habe und gut fand, sind mir heute häufig zu pathetisch oder zu banal. Aber hinter solchen Neubewertungen steckt eben auch ein langes Leserleben . Manchmal bin ich auch ein bisschen sentimental gegenüber meinem alten Lese-Ich, das noch so leicht zu erobern und beeindruckbar war.
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Ein Problem sind übrigens bei mir uralte Taschenbücher, die beim Aufschlagen zerfallen. Habt ihr das auch? Ich habe mehrmals Bücher (hauptsächlich aus dem Fischer Verlag, die ich geerbt hatte) entsorgen müssen, weil sie in in einzelne Blätter auseinanderfluselten.
Und die kann ich aber zum Teil nicht aufgeben, weil sie mit meinen frühen Lesererfahrungen zusammenhängen und ich darin auch unterstrichen und kommentiert habe. Z.B. ganz viele Bücher von Thomas Mann sind bei mir nur Seitensammlungen und auch die "Blechtrommel" ist eine der ersten, inzwischen vollkommen zerfledderten Taschenausgaben.
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Meine Bücher verwaltete ich früher nur handschriftlich, heute in einer Excel-Tabelle und habe sie unter verschiedenen Kategorien gelistet, so dass ich sie jeweils danach sortieren und aufrufen kann. Die "wertvolle" Literatur, d.h. Weltliteratur und Belletristik mit Anspruch, umfasst 2600 Titel, dazu gehören aber auch ganz viele einzeln aufgeführte Aufsätze, Erzählungen usw. Dann habe ich noch 1400 Titel bei den Sach- und Fachbüchern, die umfassen aber auch Sach- und Fachmagazine, die ich sammele. Gelesene Titel markiere ich farbig und notiere die Jahreszahl. Aber ich bin auch ein Listenfreak
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Ich wollte euch Mitleserinnen noch als kleinen Ansporn mitgeben, dass ich den Spaziergang, nachdem Seume aus Italien raus ist, wieder viel leichter zu lesen finde, weil die Dichte der schwer- und unverständlichen Kommentare geringer wird und man sich auch auch von den historischen Bezügen her in weit vertrauterem Gebiet bewegt.
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Die erste vollständige Aufgabe meiner Leseliste "Ausfahrten" ist erledigt:
Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus -
Ich bin inzwischen fertig und kopiere hier mal die Rezension fürs Mutterforum herein, weil ich das Buch da für eine Monatsrunde und einen Wettbewerb gelesen habe.
Johann Gottfried Seume (1763-1810): Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802
Seumes autobiografische Aufzeichnungen zu seiner vorwiegend zu Fuß von Leipzig nach Syrakus und über Paris zurück unternommenen Reise sind ein Klassiker der Reiseliteratur. Seume schafft hier zum ersten Mal in der deutschen Literatur eine anschauliche Beschreibung dessen, was er an den durchreisten Orten aktuell antrifft: Unverblümt kritisiert er die Regierungen und Besatzungen der besuchten Gebiete, durchleuchtet Idole wie Napoleon kritisch und geht besonders mit den Klerikern der katholischen Kirche in ein hartes Gericht. Das Ganze passiert -und das ist, was auch mir für jene Zeit sehr neu und unverfälscht erscheinen lässt – von einem pragmatischen, ideologiefernen Standpunkt aus. Seume findet klare Worte für den Missbrauch von Macht und die Ausbeutung der armen Landbevölkerung. Das klingt schon fast revolutionär, doch er sieht auch die Französische Revolution und ihre Folgen sehr kritisch. Weniger interessieren ihn, was vorher oft im Mittelpunkt von Reisebeschreibungen stand, die Kunst und die kulturellen Leistungen der besuchten Landstriche: In fiktiven Briefen an einen ebensolchen Freund hakt er diesen Teil der Eindrücke meist recht kurz ab und verweist auf einschlägige Literatur, wo man das viel besser nachlesen könne.
Seume verlangt dem Leser und insbesondere einem, der das Werk nackt, ohne Anmerkungsteil, liest, sehr viel ab. Er verwendet oft und ohne Übersetzung originalsprachliche Zitate aus dem alten Griechisch und Römisch, aus dem Italienischen und Französischen, ja sogar aus zahlreichen Dialekten, vom sizilianischen über den neapolitanischen bis zum pfälzischen, den er – als Sachse – äußerst merkwürdig und gewöhnungsbedürftig findet. Daneben verballhornt er Fremdwörter, die ein humanistisch gebildeter Zeitgenosse damals so draufhatte, kaum eine Chance, die Bedeutung mithilfe des Internets herauszufiltern. Man muss sich außerdem auch in den Seitenästen der griechischen und römischen Mythologie sowie der aktuellen politischen Situation von 1802 und dem Jahrzehnt davor gut auskennen, um auch nur einen Großteil dessen, was er so alles schreibt, zu verstehen.
Deswegen sind mir bestimmt viele interessante Details entgangen und es kam auch zu kleinen Frustrationen, weil so vieles einfach gar nicht nachzuschlagen war. Hin und wieder haben mich auch die Wiederholungen seiner Kleriker-Schelte und sein Leid mit den ewigen Makkaroni genervt, aber insgesamt habe ich sehr viel Neues oder Bekanntes unter einem höchst modernen Blickwinkel kommentiert erfahren.
Kein Lesegenuss, aber ein wichtiges Buch, dessen Lektüre dem Motto folgen sollte:
Bevor sich ein Buch an uns bewährt, müssen wir uns als Leser an dem Buch bewähren.
(Von wem das stammt, habe ich leider vergessen.)
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Noch ein paar Namen:
Eduard von Keyserling
Wilhelm Raabe
Paul Gurk
Herman Bang
Wlodzimierz Odojewski
Na ja, Raabe würde ich nun auch nicht gerade als vergessen bezeichnen. Er ist doch einer der größten Klassiker des deutschen Realismus. Auch Herman Bang und Keyserling sind wohl etabliert, wenn auch nicht in großen Kreisen, aber doch in der Literaturwissenschaft.
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Ich habe einige Tage Pause gemacht, weil das Werk doch für mich recht anstrengend zu lesen ist und auch viele Wiederholungen hat, wie ich oben schon mehrfach erwähnte. Inzwischen bin ich in der Schweiz und hoffe, dass ich mal wieder etwas mehr Leselust dazu habe und mich nicht weiter in eskapistischen Alternativen auf dem E-Reader ergehe
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Schau an, wieder ein Einblick in eine digitale Biografie! Ich habe von Monteverdi bisher immer eher geistliche Werke gehört, habe aber auch eine Aufnahme vom Orfeo.
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Ich befinde mich mittlerweile wieder in Rom. Ganz interessant war vorher bei Neapel der Besuch des Vesuvs und von Pompeji. Aber sonst weiß ich jetzt auch nicht viel zu bemerken.
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Jetzt hast du mich so angefixt, dass ich den Roman antiquarisch bestellt habe. Freu mich schon darauf. Danke für die interessanten und motivierenden Einblicke.
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Das scheint mir ein sehr interessantes Buch zu sein, Zefira. Ich bin zwar absolut kein Opernfan, nehme davon aber die Barockopern und ihre Vorgänger aus. Monteverdi und seine Zeit finde ich schon spannend und gerade das über die Aufführungspraxis und das Arbeitsleben der Musiker ist interessant. Danke, dass du uns hier auf den Titel aufmerksam gemacht hast.
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Nach einer Woche Pause bin ich gestern wieder eingestiegen und habe nun Syrakus hinter mich gelassen, bin auf dem Rückweg. Syrakus ist wirklich genau in der Mitte des Buches. Hier ist die Anzahl der klassischen Anspielungen am höchsten, wie sie sich ja seit Beginn von Seumes Anwesenheit auf Syrakus gesteigert hat. Es sind scheint's mehr die Griechen als die Römer, die seinen klassisch gebildeten Geist ansprechen. In Syrakus ist es vornehmlich die Herrschaft des Tyrannen Dionysius, die Seume in ihren Überbleibseln sucht. Dabei hat er fachkundige Begleitung in Person des einheimischen Altertumsforschers Landolina, der Seume hier anregt. Weiterhin bleibt das berechtigte Wettern gegen die merkantilistisch-absolutistische Misswirtschaft und gegen die lähmende Macht der katholischen Kirche und des durch sie dort verbreiteten Aberglaubens die Haupt-Zielrichtung seiner politischen Äußerungen.
Es ist vieles schon redundant und daher zieht sich die Lektüre, auch wenn es immer wieder schöne Einzelbeobachtungen gibt und einige Beschreibungen der sizilischen Gartenlandschaft einen fast dorthin zwingen.