Beiträge von finsbury

    Die "Piccolomini" (das klingt ein bisschen nach Fußballbildchen zum Einkleben) habe ich jetzt durch. Sie werden durch die Intrige Wallensteins und seiner engsten Gefolgsleute Illo und Terzky bestimmt, die den anderen Söldnerführern ein gefälschtes Dokument vorlegen, eben den oben erwähnten Pilsener Schluss, allerdings ohne die Klausel zur übergeordneten Kaisertreue.

    Die war wohl auch im Originaldokument nicht enthalten, allerdings gab es einige Tage später einen zweiten, relativierenden Pilsener Schluss, als die Getreuen merkten, dass immer mehr absprangen. Mal sehen, vielleicht kommt der ja im dritten Dramenteil zur Sprache.


    Neben Wallensteins Intrige liegt der Schwerpunkt, dem Titel entsprechend, zunächst auf dem jungen Max Piccolomini, der mit Wallensteins Tochter Thekla zu einem Liebeseinverständnis gekommen und außerdem ein glühender Verehrer des Feldherren ist und später auf dessen Auseinandersetzung mit seinem Vater.

    Die dramatische Ironie gestaltet Schiller ganz raffiniert, indem es gerade Max ist, der die Fälschung des Dokuments auffliegen lässt, weil er sich weigert, mit trunkenem Kopf zu unterschreiben und damit den besoffenen Illo zu gefährlichen Ausplaudereien verleitet.

    Max Piccolomini scheint die zweite tragische Gestalt im Drama zu werden: Seine Verehrung von Wallenstein verbietet es ihm, an dessen Intrige zu glauben, seine Sohnesliebe will nicht glauben, dass sein Vater das Vertrauen des Feldherren hintertreibt. Mit einem echten Cliffhanger - auf dessen Auflösung die damaligen Theaterzuschauer allerdings viel länger warten mussten als die heutigen Seriengucker - endet das Drama: Max will zu Wallenstein, ihm die Geheimpläne des Kaisers und die Beteiligung des Octavio mitteilen und hören, was der Friedberger zu seiner eigenen Intrige zu sagen hat.

    Ich muss sagen, dass ich etwas Schwierigkeiten hatte, das Drama im historischen Geschehen zu verorten. Das Kindler Literaturlexikon, meine erste Konsultation bei klassischer Lektüre, befand es nicht für nötig, dem Drama ein historisches Ereignis zuzuordnen. Kann sein, dass ich es in @Karamzins detaillierten Ausführungen zum Background überlesen habe, jetzt jedenfalls habe ich erst herausgefunden, dass das mit der Handlung der Teile 1 und 2 korrespondierende wirkliche Ereignis der sogenannte "Pilsener Schluss" vom 13. Januar 1634 ist. Wallenstein lässt zu diesem Zeitpunkt seine Offiziere in sein Winterquartier rufen, um einen Eid auf ihn zu leisten und ein Dokument unterzeichnen zu lassen, dass sich die Feldherren vollständig - mit Leib und Leben - zur Verfügung stellen, was natürlich ein Riesen-Affront gegenüber dem Kaiser ist.

    Im zweiten Aufzug wird diese Versammlung vorbereitet, und Wallenstein trifft mit dem Gesandten Questenberg zusammen. Im Gegensatz zum Schillerschen Questenberg war wohl der historische kaiserliche Gesandte eher als Vermittler zwischen Kaiser und Wallenstein tätig und von der Persönlichkeit des letzteren sehr beeindruckt (lt. Wikipedia).
    Wallenstein selbst thematisiert zum ersten Mal selbst seine Sternengläubigkeit, als er dem ihm ergebenen Illo, der Angst hat, dass der richtige Zeitpunkt zum Handeln ungenützt vergeht, abspricht, die Rätsel der Sterne zu verstehen. Er stößt auch sonst die Leute gerne vor den Kopf, wenn er seinem Schwager Terzky gegenüber sagt:


    Und woher weißt du, dass ich ihn nicht wirklich

    Zum Besten habe? Dass ich nicht euch alle
    Zum Besten habe? Kennst du mich so gut?

    Schon verwunderlich, dass seine Gefolgsleute ihm trotz solchen Tons und solcher Aussagen ergeben sind. Aber andere Zeiten ...

    „Titos Brille“ habe ich vor einigen Jahren gelesen. Es war eine unterhaltsame, aber keine seichte Lektüre. Habe dann auch das Folgebuch gelesen, das etwas schwächer ausgefallen ist.

    Als "seicht" würde ich das Buch auch wahrlich nicht bezeichnen. Dem steht schon die Thematik entgegen. Die Autorin versteht es aber, Schweres dennoch gut lesbar darzubieten.

    Neben dem "Wallenstein" unter der Woche - weil weniger Konzentration erfordernd, besser mit der Arbeit kompatibel -:

    Adriana Altaras: Titos Brille. Die Geschichte meiner strapaziösen Familie [kaufen='9783596193042'][/kaufen]

    Eine Biografie der jüdisch-kroatischen Familie der Autorin. Sehr bewegend, dabei mit leichter Hand geschrieben. Mit dem Temperament von Altaras komme ich nicht so gut zurecht, aber ansonsten ein wirklich interessanter Einblick in europäische Schicksale des 20. Jahrhunderts.

    Auch ich danke dir herzlich für die vielen interessanten Details.
    Zu den Perücken (#16) habe ich aber auch noch was hinzuzufügen. Ich stolperte beim Lesen auch darüber, weil ich aus meinen Lektüren zum Dreißigjährigen Krieg auch nur die kernigen Mannsbilder in der - wie ich finde - recht kleidsamen Tracht des frühen 17. Jahrhunderts im Schmuck ihrer eigenen Haare kannte. Aber in der GEO Epoche zum Thema sind auch zwei Abbildungen, die unmittelbar nach oder während des Friedensschlusses entstanden sind, die Perückenträger zeigen.
    Joachim von Sandrart: Friedensmahl zu Nürnberg, 1649. Hier trägt auf jeden Fall der prachtvoll gewandete Gastgeber aus Schweden im rechten Bildvordergrund eine Perücke, wenn auch noch nicht gepudert.
    Und der vorher zu den Verhandlungen entsandte französische Gesandte Henri II von Bourbon-Orléans trägt auch eine schon ziemlich aufgemotzte Perücke, wenn auch nicht solche gräulichen "Kunstwerke" wie die Schickeria am Hof seines Verwandten Ludwig, dem Sonnenkönig in Versailles. Und ob die Herren auf diesem Gemälde eines Balles von 1635 wohl wirklich alle so wallendes Haupthaar haben?

    HIer kann zum zweiten Teil der Dramentrilogie "Die Piccolomini" geschrieben werden.


    Momentan bin ich beruflich sehr eingespannt, wodurch sich meine Lesezeit wohl eher aufs Wochenende beschränkt. Unter der Woche bleibt nur Platz für leichteren Stoff.

    Dennoch habe ich am Sonntag/Montag noch den ersten Akt/Aufzug der "Piccolomini" beenden können. Hier haben wir es wieder mit einer klassischen Konstellation zu tun: Aus den Augen anderer, diesmal höher gestellter Adliger, wird der dramatische Konflikt angedeutet, um den es in Folge wohl gehen wird. Wallensteins eigenständige Kriegsführung, seine riesige Armee, sieht der Kaiserhof in Wien als Bedrohung der eigenen Macht, die alte "Perücke" (siehe Zitat im "Lager") Questenberg eilt nach Pilsen, um Wallensteins Macht zu überprüfen und Bundesgenossen zu gewinnen. Indem Schiller Octavio Piccolomini zu einem solchen macht und seinen Sohn als großen Fan Wallensteins und Verehrer seiner Tochter aufbaut, ranzen die Konfliktparteien besonders heftig aneinander, das ist hier schon vorauszusehen und zu -lesen. Im zweiten Teil kommt Wallenstein, zunächst im privaten Bereich seiner Familie selbst zu Wort, auch hier ein klassischer Aufbau, dem "Botenbericht" im antiken Drama folgt im zweiten Akt die Verschärfung und Konkretisierung des dramatischen Konflikts und die Stellungnahme des Helden dazu.

    Ja, die Dichte an sprichwörtlich gewordenen Formulierungen: Da schlägt in der deutschen Sprache niemand den Schiller, vielleicht kommt Luther noch nah dran. Im Büchmann hinten im Namenverzeichnis ist sein Teil bei den Deutschen am größten. Und innerhalb dessen allein für die drei Wallenstein-Teile und den Prolog an die zehn Seiten. Auch der zweite Teil, "Die Piccolomini" beginnt sofort mit einem inzwischen geflügelten Wort: Spät kommt ihr, doch ihr kommt, sagt Illo zu Isolani.

    Volker, was du da schreibst über die Möglichkeit deines persönlichen Rückblicks in die Geschichte finde ich faszinierend: Da öffnen sich immer Augen in die Vergangenheit.
    Mein Onkel (wäre inzwischen über 110 Jahre alt) , der Bruder meiner Mutter, konnte sich wiederum noch an einen Großonkel erinnern , der beim deutsch-französischen Krieg von 1870/71 mitgekämpft hat: Da überlief es mich immer, wie weit teilweise persönlich vermittelte Erinnerungen zurückreichen können.

    Da stimme ich dir zu, Zefira. Es ist vielleicht auch eher eine Marketing-Strategie, die sich Bailey's da ausgedacht hat. Die anderen Namen von der Liste kenne ich außer George Sand übrigens gar nicht. Da wäre vielleicht das eine oder andere für mich noch zu entdecken.

    Ja, du hast natürlich Recht, ich habe die Stelle noch einmal gelesen, man muss das "die" als "diese" lesen in Abgrenzung zu den anderen, viel länger überdauernden Künsten.


    Mit dem "Lager" bin ich nun fertig, man könnte es aber auch nochmal lesen. Es ist sehr verwirrend, die Rollen, die zumeist jeweils mit den Waffengattungen verknüpft sind, auseinanderzuhalten: erster Kürassier, zweiter Arkebusier, Dragoner, dann die Jäger, der Trompeter und Wachtmeister, das fordert schon sehr aufmerksames Lesen.

    Denn es gibt durchaus unterschiedliche Charaktere, die die Einstellung zum Söldnerleben spiegeln:

    Der erste Jäger (unreflektiert) und der erste Kürassier teilen sich in die Einschätzung, dass sie hauptsächlich Spaß haben wollen, da sie ja schließlich den Kopf hinhalten. Das Morden und Vergewaltigen sehen sie als normal, Vergewaltigungen werden z.T. als Affairen verniedlicht.
    Dennoch ist der erste Kürassier in seinem Kopf etwas weiter: Er erkennt das Kalkül dieses Krieges und leitet daraus ein Leben und Lebenlassen ab. So rettet er das Leben des Bauern, als dieser beim Falschspiel erwischt wird (11. At.) und drückt seine Einstellung auch unmissverständlich aus:

    Kamerad, die Zeiten sind schwer,
    Das Schwert ist nicht bei der Waage mehr;
    (eine tolle Metapher finde ich, die heute noch für die meisten kriegerischen Konflikte gilt)
    Aber so mags mir keiner verdenken,
    Dass ich mich lieber zum Schwert will lenken.

    Kann ich im Krieg mich doch menschlich fassen,
    Aber nicht auf mir trommeln lassen. (11. At.)


    Der erste Arkebusier dagegen versucht das Leid der Landbevölkerung begreiflich zu machen, unterliegt aber dem größeren rhetorischen Geschick des ersten Kürassiers.

    Aber ungeachtet ihrer unterschiedlichen Einstellung zum Töten und Plündern sind sie alle der Meinung, dass sie unter Wallenstein eine größere Möglichkeit eingeschränkter Freiheit haben als unter anderen Kriegsherren, egal ob Protestanten oder Katholiken. Besonders die direkten kaiserlichen Einflussnahmen lehnen sie ab und wollen sich nicht aufteilen und für andere Kriegsregionen einteilen lassen. Zum Ende kommt dann Max Piccolomini ins Spiel, dessen Tapferkeit schon vorher erwähnt wurde. Ihn wollen sie als Vermittler ihrer Petition, unter der Führung Wallensteins zusammenzubleiben, gewinnen.



    Zum Prolog,


    zunächst mal ganz herzlichen Dank, Karamzin, für deine ausführlichen Anmerkungen, die weit über das hinausgehen, was meine Hanser-Ausgabe zur Verfügung stellt.

    Die Magdeburger "Bluthochzeit", von Tilly, dem bekannten General des Dreißigjährigen Krieges so genannt, ist eigentlich die völlige Zerstörung und Plünderung Magdeburgs durch Tillys Söldner. Weil die Stadt sich aber dem Protestantismus verschrieben hatte und sich schon Jahrzehnte lang gegen kaiserliche Tribute wehrte, sah Tilly diesen Überfall als eine symbolische Unterjochung (wie wohl damals vielen eine Hochzeit erschien) der Magdeburger Jungfrau, dem Symbol im Wappenschild der Stadt, durch den Kaiser. Laut GEO Epoche war Magdeburg zu diesem Zeitpunkt eine der der bevölkerungsreichsten und prosperierendsten Städte des Kaiserreiches, wessen ich mir überhaupt nicht bewusst war.

    Was ich im Prolog noch nicht verstanden habe, ist die von dir, Karamzin, zitierte Stelle über die Kunst, warum hier diese Betonung?
    Soll das bedeuten, dass damit die Kunst an sich, nicht andere Bedeutungen gemeint sind, oder ist es ein Hinweis auf die spätere Erwähnung der Kunst, wo ebenfalls der Artikel hervorgehoben wird:

    Denn jedes Äußerste führt sie, die alles begrenzt und bindet, zur Natur zurück,
    Sie sieht den Menschen in des Lebens Drang

    Und wälzt die größte Hälfte seiner Schuld

    Den unglückseligen Gestirnen zu.


    Dieser Passage vorweg geht der Hinweis auf den undurchschaubaren Charakter des historischen Wallensteins, was ich so verstehe, dass wir dieses Drama so sehen / bzw. lesen sollen, indem wir begreifen, dass wir es nicht mit einer historischen Person, sondern einem tragischen Helden zu tun haben werden, der zumeist an dem inneren Widerspruch der äußeren Umstände scheitert.


    Wallensteins Lager


    Dieser Teil der Dramentrilogie ist im Knittelvers verfasst, einem freien Versmaß, dessen Vers-Enden sich nur im Paarreim reimen müssen, was aber bei Schiller auch nicht immer zutrifft. Schiller benutzt den Knittel-Vers in diesem ersten Teil, um die rauen Stimmen der Söldner und anderen Fußvolks auch in der Versform zu unterstützen. Zudem ist der Knittelvers das beliebteste Versmaß der Jahrhunderte vor und während des Dreißigjährigen Krieges. In den beiden anderen Teilen wechselt der Autor dann zu jambischen Versen, um die Tragik des Dargestellten zu betonen. Man könnte also fast sagen, dass das "Lager" der Buffo-Teil der Trilogie ist, wozu auch die farbigen Typen passen, die hier zur Darstellung kommen. Dass die Bauern die größten Opfer im Dreißigjährigen Krieg darbringen mussten, ist bekannt. Zusätzlich zu dem, was Karamzin oben ausführt, kommt noch, dass vielen der geschädigten Bauern gar nichts anderes übrig blieb, als sich selbst für die Heere anwerben zu lassen. So wird es wohl zu engen Verquickungen zwischen Landbevölkerung und Söldnern gekommen sein: Diejenigen, deren Heimat und Broterwerb zerstört worden war, verwüsteten an anderer Stelle die Lebensgrundlage ihrer Standesgenossen.
    Weiterhin bemerkenswert ist, dass das "Lager" im Gegensatz zu den anderen beiden Teilen, keine Aufzüge, sondern nur Auftritte hat, also auch hier weniger Regelhaftigkeit aufweist, was zu den obigen Beobachtungen passt.



    Nein, sandhofer, in meiner Ausgabe heißt er Heinrich, und ich habe aus Versehen die englische Form verwendet :schulterzuck:. Ich habe bei den Namen die französischen Formen bis auf Karl benutzt. Die Übersetzerin meiner Ausgabe, wie bei dir, Zefira, Christine Höppner, hält das sehr uneinheitlich. Die Frauen dürfen ihre französischen Namen behalten, die Männernamen werden übersetzt, bis auf Henri. Bei Karl habe ich es auch dabei belassen, weil die Franzosen und wir da auf der gleichen Tradition der Karolinger fußen, aber gerade der französische Henri ist ja ein ganz wichtiger Königsname mit vielen bedeutenden Vertretern, gerade auch Henri IV.

    Der Roman "La Reine Margot", zu Deutsch meist als "Die Bartholomäusnacht" bekannt, erschien 1845 und damit in der Hauptproduktionsphase von Dumas' großen Abenteuerromanen.

    Ausgehend von der Hochzeit zwischen Henry, König von Navarra (dem späteren König Henry IV. von Frankreich) und Margarete von Valois, Tochter und Schwester mehrerer französischer Könige, schildert Dumas in multiperspektivischer Weise die Geschehnisse in und in den Monaten nach der Bartholomäusnacht, einige Tage nach der Hochzeit, zu der viele Hugenotten, Gefolgsleute und Anhänger des calvinistischen Navarreners, gekommen waren.
    Im Gegensatz zum jetzigen Stand der Forschung (laut Wikipedia) sieht der Roman als hauptverantwortlich für die Ermordung der Hugenotten in der Bartholomäusnacht neben dem Herzog von Guise die Königinmutter Katharina de Medici, die auch im weiteren Verlauf der Handlung als intrigante Strippenzieherin mit mörderischen Absichten dargestellt wird. Katharina de Medici war wohl eine ganz andere historische Persönlichkeit als hier dargestellt, in ihrer Zeit als Regentin eine geschickte Diplomatin zwischen dem erzkatholischen Spanien und der aktiven calvinistischen Minderheit in Frankreich, wenn auch das Gift- und anderes Morden unter ihr - wie unter anderen Regenten, leider bis heute - als fast legitimes Mittel der Politik erschien.

    Aber wir haben es ja mit einem Roman und nicht mit Geschichtsschreibung zu tun.,

    Das Agens der Handlung ist Katharinas große - durch astrologische und andere Vorhersagen hervorgerufene - Angst, dass das Geschlecht der Valois trotz ihrer vier Söhne, von denen einer zum Zeitpunkt der Handlung schon tot war, die Krone an die Bourbonen verlieren könnte, deren aktueller Abkömmling damals eben jener Henry von Navarra war. Ihre Tochter Marguerite von Valois, die damals für ihre Bildung und Schönheit wohl tatsächlich sehr berühmt und wegen ihrer Affairen (von denen nur wenige wirklich nachgewiesen werden konnten) berüchtigt war, wurde also mit Henry verheiratet; In diesem Roman wird das ein wenig so dargestellt, als habe man dies getan, um so die Hugenotten umso besser auslöschen zu können. Marguerite verliebt sich in der Bartholomäusnacht in den hugenottischen Grafen de la Môle, den sie verletzt vor seinen Häschern verbirgt. Zu de la Môle gesellt sich im Laufe der Handlung als bester Freund wie zunächst erbittertster Feind Graf Hannibal de Coconnas, ein typisch Dumasscher Haudegen mit großer Freude am Blutvergießen, einem hitzigen Temperament und einem goldenen Herzen (erinnert an die Musketiere d'Artagnan und Porthos), der stets mit dem originellen Kraftausdruck "Kotzbombenelement" auf alle Überraschungen des Lebens reagiert. Er wird der Geliebte von Marguerites bester Freundin, der Herzogin von Nevers. Am Ende haben alle verloren, außer dem Herzog von Anjou, Henry III, von dem aber schon angedeutet wird, dass seines Regierens nicht lange ist. Viele sterben, die Frauen bleiben mit den Köpfen ihrer Geliebten zurück, Henry flieht nach Navarra.


    Die für mich stärkste Person der Romanhandlung neben der Königinmutter, die trotz ihrer Boshaftigkeit dennoch einige Momente tragischer Größe erhält, ist Karl IX.
    Lange von seiner Mutter durch deren Regentschaft abhängig, entwickelt er sich im Laufe der Handlung zu einem wankelmütigen, von Leidenschaften (z.B. zur Jagd) gebeutelten Monarchen, der vor lauter Einsamkeit und Haltlosigkeit jeden Strohhalm möglicher Zuneigung ergreift, um dann, durch ein fehlgeleitetes Giftattentat seiner Mutter, das eigentlich Henry von Navarra galt, zu sterben. Dieser Todeskampf ist aus meiner Sicht der Höhepunkt des Romans.

    Ein saftiges Stück Literatur, wie es Zefira an anderem Ort nannte: Man bekommt sehr viel mehr Spannung und farbig kolorierte Bühnen, lebenspralle Personen geboten, als dies bei den meisten heutigen Romanen der Fall ist. Auch heute noch eine Leseempfehlung, aber nicht als Geschichtsbuch :wink:.

    Gut, wenn ich soweit bin, eröffne ich die Leserunde; Genauso gut kannst du das aber auch, wenn du anfängst. Ich habe übrigens letztes oder vorletztes Jahr soweit im Don Quichotte hinterhergehangen, dass ich mehr oder weniger im Alleingang noch hinterher monatelang in der Leserunde gepostet habe, obwohl die anderen schon längst fertig waren, aber dann trotzdem noch freundlicherweise hin und wieder dazu etwas geschrieben haben. Eigentlich sehen wir das hier nicht so eng, da wir ja auch in der Regel nicht kapitelweise lesen.

    Ich halte es aber dennoch für sinnvoll, dass wir für jeden der drei Dramenteile einen Extra-Thread eröffnen. Einverstanden?

    Ich sehe gerade, dass du deine Ausführungen in den Materialien-Thread zu den Leserunden gestellt hast, entweder mache ich dann doch einen Leserundenthread auf, wenn ich anfange, oder wir bitten sandhofer den Thread aus den Leserunden-Materialien in das Oberthema "Klassische Autoren und Werke" zu verschieben und posten dann da?!

    Karamzin,


    Zefira kann im Moment keine festen Termine zu einer Leserunde eingehen, und da du ja auch nicht so regelmäßig schreiben kannst, habe ich mir überlegt, dass wir es bei dem von dir eröffneten Thread belassen, und ich dann, wenn ich soweit bin - wahrscheinlich erst in den Zwanzigern dieses Monats, weil die andere Lektüre mich stärker aufhält als ich zunächst dachte und nun auch wieder die Arbeit intensiver Zeit einfordert - meine Ideen und Fragen rund um das Gelesene poste. Dir fallen dazu bestimmt dann auch wieder Aspekte aus deinem großen Wissenshorizont ein, und vielleicht kommt Zefira dann später doch noch mal dazu, in die Trilogie zu gucken. Aber auf diese Weise ist es für uns alle unverbindlicher.

    Karamzin,

    wir haben ja hier nicht den Druck, nach Kapiteln, bzw. in einem Drama nach Akten zu lesen. Es geht ja eher um Aspekte, die die Lektüre aufwirft und zu denen man auch etwas sagen kann, wenn man nicht am gleichen Tag oder in der gleichen Woche das Gleiche liest. Bei mir wird es im Laufe des August auch beruflich wieder etwas anstrengender, so dass ich auch nicht weiß, wie schnell ich vorankomme und wie oft ich posten kann.

    Zur Vorbereitung lese derzeit ich wenig wissenschaftlich, aber mit durchaus großem Gewinn das GEO-Epoche-Heft zum Dreißigjährigen Krieg. Es ist auch ein schönes Doppelportrait von den beiden gegnerischen Feldherren Wallenstein und Gustav Adolf von Schweden enthalten.

    Diesen Städtezyklus kenne ich gar nicht, und was du darüber berichtest, lässt einen wirklich verwundern. Eigentlich kann ich mir Zola, nach den Romanen, die ich von ihm gelesen habe, kaum als wirklich kirchengläubig vorstellen.

    Ich habe bei Amazon im Kindle-Shop noch vier andere übersetzte Romane Trollopes gefunden, wovon "Das Pfarrhaus Framley" noch zur Barchester-Reihe gehört.