Friedrich Schiller: Wallenstein 2 - Die Piccolomini

  • HIer kann zum zweiten Teil der Dramentrilogie "Die Piccolomini" geschrieben werden.


    Momentan bin ich beruflich sehr eingespannt, wodurch sich meine Lesezeit wohl eher aufs Wochenende beschränkt. Unter der Woche bleibt nur Platz für leichteren Stoff.

    Dennoch habe ich am Sonntag/Montag noch den ersten Akt/Aufzug der "Piccolomini" beenden können. Hier haben wir es wieder mit einer klassischen Konstellation zu tun: Aus den Augen anderer, diesmal höher gestellter Adliger, wird der dramatische Konflikt angedeutet, um den es in Folge wohl gehen wird. Wallensteins eigenständige Kriegsführung, seine riesige Armee, sieht der Kaiserhof in Wien als Bedrohung der eigenen Macht, die alte "Perücke" (siehe Zitat im "Lager") Questenberg eilt nach Pilsen, um Wallensteins Macht zu überprüfen und Bundesgenossen zu gewinnen. Indem Schiller Octavio Piccolomini zu einem solchen macht und seinen Sohn als großen Fan Wallensteins und Verehrer seiner Tochter aufbaut, ranzen die Konfliktparteien besonders heftig aneinander, das ist hier schon vorauszusehen und zu -lesen. Im zweiten Teil kommt Wallenstein, zunächst im privaten Bereich seiner Familie selbst zu Wort, auch hier ein klassischer Aufbau, dem "Botenbericht" im antiken Drama folgt im zweiten Akt die Verschärfung und Konkretisierung des dramatischen Konflikts und die Stellungnahme des Helden dazu.

  • Die meisten Figuren oder gar alle(?), sind ja historisch. Max Piccolomini, der, wie finsbury ausführt, eine wichtige dramatisch Funktion erfüllt, ist aber, wie ich bei Wikipedia(?) gelesen habe, Schillers Erfindung. Es gab wohl einen Max, das war aber der Neffe und zur Zeit der Handlung erst 11 Jahre alt. Den "Riss" zwischen Vater und Sohn anzulegen, ist natürlich besonders "spannend", aber das hat es ja in Wirklichkeit immer wieder gegeben in Situationen, die nur schwarz oder weiß zuließen z.B. NS- Zeit oder DDR. (Entschuldigung, ich hatte mich vertan und hatte Max und Octavio vertauscht. Octavio ist der Vater, Max der Sohn, nicht umgekehrt. Der Kalk rieselt bedenklich).

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  • finsbury

    Hat den Titel des Themas von „Friedrich Schiller: Die Piccolomini“ zu „Friedrich Schiller: Wallenstein 2 - Die Piccolomini“ geändert.
  • Ich muss sagen, dass ich etwas Schwierigkeiten hatte, das Drama im historischen Geschehen zu verorten. Das Kindler Literaturlexikon, meine erste Konsultation bei klassischer Lektüre, befand es nicht für nötig, dem Drama ein historisches Ereignis zuzuordnen. Kann sein, dass ich es in @Karamzins detaillierten Ausführungen zum Background überlesen habe, jetzt jedenfalls habe ich erst herausgefunden, dass das mit der Handlung der Teile 1 und 2 korrespondierende wirkliche Ereignis der sogenannte "Pilsener Schluss" vom 13. Januar 1634 ist. Wallenstein lässt zu diesem Zeitpunkt seine Offiziere in sein Winterquartier rufen, um einen Eid auf ihn zu leisten und ein Dokument unterzeichnen zu lassen, dass sich die Feldherren vollständig - mit Leib und Leben - zur Verfügung stellen, was natürlich ein Riesen-Affront gegenüber dem Kaiser ist.

    Im zweiten Aufzug wird diese Versammlung vorbereitet, und Wallenstein trifft mit dem Gesandten Questenberg zusammen. Im Gegensatz zum Schillerschen Questenberg war wohl der historische kaiserliche Gesandte eher als Vermittler zwischen Kaiser und Wallenstein tätig und von der Persönlichkeit des letzteren sehr beeindruckt (lt. Wikipedia).
    Wallenstein selbst thematisiert zum ersten Mal selbst seine Sternengläubigkeit, als er dem ihm ergebenen Illo, der Angst hat, dass der richtige Zeitpunkt zum Handeln ungenützt vergeht, abspricht, die Rätsel der Sterne zu verstehen. Er stößt auch sonst die Leute gerne vor den Kopf, wenn er seinem Schwager Terzky gegenüber sagt:


    Und woher weißt du, dass ich ihn nicht wirklich

    Zum Besten habe? Dass ich nicht euch alle
    Zum Besten habe? Kennst du mich so gut?

    Schon verwunderlich, dass seine Gefolgsleute ihm trotz solchen Tons und solcher Aussagen ergeben sind. Aber andere Zeiten ...

  • Die "Piccolomini" (das klingt ein bisschen nach Fußballbildchen zum Einkleben) habe ich jetzt durch. Sie werden durch die Intrige Wallensteins und seiner engsten Gefolgsleute Illo und Terzky bestimmt, die den anderen Söldnerführern ein gefälschtes Dokument vorlegen, eben den oben erwähnten Pilsener Schluss, allerdings ohne die Klausel zur übergeordneten Kaisertreue.

    Die war wohl auch im Originaldokument nicht enthalten, allerdings gab es einige Tage später einen zweiten, relativierenden Pilsener Schluss, als die Getreuen merkten, dass immer mehr absprangen. Mal sehen, vielleicht kommt der ja im dritten Dramenteil zur Sprache.


    Neben Wallensteins Intrige liegt der Schwerpunkt, dem Titel entsprechend, zunächst auf dem jungen Max Piccolomini, der mit Wallensteins Tochter Thekla zu einem Liebeseinverständnis gekommen und außerdem ein glühender Verehrer des Feldherren ist und später auf dessen Auseinandersetzung mit seinem Vater.

    Die dramatische Ironie gestaltet Schiller ganz raffiniert, indem es gerade Max ist, der die Fälschung des Dokuments auffliegen lässt, weil er sich weigert, mit trunkenem Kopf zu unterschreiben und damit den besoffenen Illo zu gefährlichen Ausplaudereien verleitet.

    Max Piccolomini scheint die zweite tragische Gestalt im Drama zu werden: Seine Verehrung von Wallenstein verbietet es ihm, an dessen Intrige zu glauben, seine Sohnesliebe will nicht glauben, dass sein Vater das Vertrauen des Feldherren hintertreibt. Mit einem echten Cliffhanger - auf dessen Auflösung die damaligen Theaterzuschauer allerdings viel länger warten mussten als die heutigen Seriengucker - endet das Drama: Max will zu Wallenstein, ihm die Geheimpläne des Kaisers und die Beteiligung des Octavio mitteilen und hören, was der Friedberger zu seiner eigenen Intrige zu sagen hat.

  • Ihr müsst mir das nochmal mit dem Zitieren erklären: Ich fand das auch verwunderlich, dass Schiller den Wallenstein hier so sprechen lässt und erwartet, dass es glaubhaft ist, wenn ihm dennoch alle folgen. Eigentlich ist mir hier Schillers Dichten unverständlich. Das wäre m.E. eine Äußerung für "beiseit:" gewesen, finde ich(?).

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    Einmal editiert, zuletzt von Volker () aus folgendem Grund: Schreibfehler

  • Solche Illoyalität gibt es ja immer wieder. Hier ist es eine charismatische Persönlichkeit, der die Truppe als der "eigentlichen Macht folgt, Ereignisse, wie der Kapp- Putsch, dann, gerechtfertigt als Auflehnung gegen ein verbrecherisches System, der 20. Juli 44 und - ganz aktuell - offenbar ernste Umsturzvorbereitungen innerhalb von Spezialkräften der Bundeswehr (14.08. ZDF spätabends: Verschwörung...), man kann es kaum glauben, aber die, die das planen , fühlen sich im Recht.

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  • Nachdem ich ja mit den Zitaten angefangen habe, hier eine Auswahl aus den Piccolomini, aber nur eine Auswahl:

    Spät kommt ihr....darauf hat finsbury schon hingewiesen.

    Was ist der langen Rede kurzer Sinn?

    Sie fallen aus der Rolle, Herr Minister.

    Dann DAS Zitat überhaupt:

    In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne!


    Du red'st, wie du's verstehst.

    Dann ein Zitat, bei dem ich mich plötzlich an den Lehrer erinnert habe, bei und mit dem wir den Wallenstein gelesen haben (wir hatten häufige Lehrerwechsel):

    Der Notzwang der Begebenheiten.

    Dazu hat er lange Ausführungen gemacht. Ich denke, dass er sich an eiñem Leitfaden für den Unterricht orientiert hat(?).

    Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme.

    Vor Tische las man's anders.

    Das ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, Böses muss gebären.

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