Hallo Zola und Imrahil,
Inzwischen bin ich in Buch III, Kap. 7.
Zitat von "Zola"
Ich kenne das Werk von Max Stirner auch nicht,
Tja, das kommt davon, wenn man nicht nur den Inhalt, sondern auch den Nachnamen des Autors nicht kennt! :redface:
Zitat von "Zola"
Imrahil hat folgendes geschrieben::
Auch das Motiv der „nordischen List“ tritt wieder auf. Woher das kommen mag? Aus den Nibelungen?
Ich habe mal interessenhalber danach gegoogelt. Für den Begriff findet man kaum Treffer (aber z.B. einen, der auf den "Geschwister Oppermann"-Thread hier im Forum verweist )
Die Nazis haben ja einen großen Teil der nordischen Göttermythologie - auch im Zuge ihrer Richard-Wagner-Adaption - für sich in Anspruch genommen.
Zu diesem Götterkreis gehört auch Loki, der Gott der List. Dass es dafür einen Extra-Gott gibt, ist im Vergleich zu anderen Mythologien auch bemerkenswert.
Ich denke aber, im Wesentlichen bezieht sich der Begriff in der Tat auf das Nibelungenlied, in dessen Hagen die Nazis ja immer ein Paradebeispiel für nordische List gesehen haben, nicht am Anfang, sondern an Etzels Hof, als er Krimhield zugunsten der Burgunder auszutricksen versucht.
Zitat von "Imrahil"
Mit dem Mittel der „erlebten Rede“ gelingt es Feuchtwanger, was ihr ja auch schon mehrfach geschrieben habt, das ganze Gefühls- und Gedankenreichtum der verschiedenen Personen in all seinen Facetten aufzufächern
Hierzu finde ich ein besonders schönes Beispiel,
Zitat von "spoiler"
Annas "stream of consciousness", als sie sich umbringt.
Ganz ähnlich wird das ja auch in den Oppermanns dargestellt, als sich der Sohn des Bruders von Gustav das Leben nimmt.
Das Buch gewinnt mit Ende des zweiten Bandes wieder zunehmend an Fahrt. Durch die Neugründung der PDP wird der Konflikt mit Gingold geschürt. Sepps Zertstrittenheit zwischen der Komposition der Wartesaal-Sinfonie (endlich der Name erklärt) und dem politischen Engament nehemn die Thematik vom Anfang auf einem durch das Leid erhöhtem Niveau wieder auf.
Übrigens finde ich die Figur des alten Ringseis ganz wunderbar: Äußerlich als schrullig und ein wenig wunderlich dargestellt, ist er eigentlich doch der einzige Weltweise, der über den Dingen steht und sie in historischem Abstand sieht.
Zitat von "Zola"
Zur Person Wiesener: Das stimmt, er ist wirklich unsympathisch, sehr selbstgefällig und wir von Feuchtwanger auch mit viel Ironie und Spott bedacht. Trotzdem oder gerade deswegen ist er eine sehr bereichernde, interessante Figur.
Ich denke, dass Wiesener und Tüverlin zwei Spielarten von Feuchtwangers eigenen Charakterzügen sind.
Sie sind beide hommes de lettre, sind beide scharfzüngig und ironisch, den Frauen und den schönen Dingen des Lebens zugeneigt und eher leicht- als schwerblütig. Vielleicht will F. hier klarmachen, in welche verschiedene Richtungen gleich veranlagte Personen gehen können, wenn ethischen Grundsätze vorhanden oder eben nicht vorhanden sind. Deshalb, Zola, glaube ich auch, ist die Begegnung beider in Südfrankreich eine Schlüsselszene: Tüverlin lehnt sein ethisch pervertiertes Alter ego ab, und der begreift das auch unbewusst.
Bis bald
finsbury