Beiträge von finsbury

    Hallo,


    leider bin ich momentan mit saisonalen Arbeitsgebirgen der augenstrapazierenden Art befasst, so dass ich mich bis Mitte nächster Woche nur randständig mit den "Rittern" befassen kann.


    Zitat von "sandhofer"

    Was mich wohl stört: Gutzkow kann sich nicht entscheiden, was er nun abliefern will: einen Schauerroman oder einen harten sozialkritischen Roman - Wilkie Collins oder Émile Zola.


    Das würde ich durchaus unterschreiben. Mich stört das aber nicht besonders, bin auch kein Vertreter der "reinen Lehre" :breitgrins:.
    Auch Balzac und Hugo haben solche Kolportageelemente und viele andere Autoren ebenfalls. Nun will ich Gutzkow nicht an die Seite besonders des Erstgenannten stellen, warte aber doch gerne ab, wie sich alles entwickelt und fühle mich dabei durchaus unterhalten (wenn ich denn die Zeit dafür hätte ... :sauer:)


    Schönen Sonntag


    HG
    finsbury

    Hallihallo,


    bin inzwischen bis ins achte Kapitel (I,8) vorgestoßen ( Regina, großen Respekt vor deinem Lesetempo!) und keineswegs unzufrieden. Da ich auch geschichtlich ein wenig interessiert bin und in den sogenannten Stammtischkapiteln ( ich nehme an, ihr meint das Treffen zwischen Schlurk, dem Heidekrüger, der geheimnisvollen blauen Blouse und Dankmar) sehr viel Zeitgenössisches zum Tragen kommt, habe ich mich bisher nicht gelangweilt.
    Nun bin ich gespannt auf den "Spion". Beim Auftauchen der "blauen Blouse" dachte ich ja gleich an den in der Kindler-Inhaltangabe avisierten geheimnisvollen verschwundenen Prinzen, mal sehen, ob es an dem ist ...


    HG
    finsbury

    Hallo,


    früher habe ich viel mit Bleistift unterstrichen, natürlich nur in eigenen Büchern. Heute markiere ich nur sehr wichtige Stellen, die ich in irgendeiner Form noch aufgreifen will, schwach mit Bleistift an der Seite und schreibe die Seitenzahl - ebenfalls mit Bleistift - unter eine angelegte Rubrik vorne auf die ersten blanken Seiten ins Buch.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    nun lasst ihm doch erst mal ein bisschen Zeit, dem Herrn Gutzkow: Ich bin erst gerade im Heidekrug angekommen und warte ab, welche neuen Personen hier wie eingeführt werden, dann wird's ein bisschen weitergehen.
    Aber soo schlecht find ich's bisher nicht: Schließlich müssen einige der hundert Personen erstmal vorgestellt, ihre Einstellungen dargelegt werden! Zwischendurch gibt es ein paar schöne geruhsame Szenen - wie die Schilderung der Gartentafel in Tempelheide, den Abend im "Pelikan" und die Ankunft im "Heidekrug" - da erkennt man doch, dass Gutzkow Atmosphäre zu schaffen versteht.


    Wir lesen uns!


    HG
    finsbury

    Hallo,


    Zola ist nicht immer kalt. In "Germinal" kann man sehr wohl seine Sympathie für die ausgebeuteten Bergarbeiter spüren ebenso wie seine Empörung über den hemmungslosen Kapitalismus jener Zeit. Für mich bisher das eindrucksvollste Werk Zolas.
    Ich denke, auf amerikanischer Seite und zu späterer Zeit ist "Germinal" am ehestens Upton Sinclairs Werk entgegenzusetzen.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    leider komme ich im Moment nur sehr langsam voran, und das wird sich bis Ende nächster Woche nicht grundlegend ändern.
    Dennoch - so ein paar Seiten vor dem Einschlafen kriege ich gerade noch hin.


    sandhofer ,

    Zitat von "sandhofer"

    Sue kann übrigens Vorbild gewesen sein, auch wenn Gutzkow nichts darüber schreibt - ja, es muss ihm selber nicht einmal bewusst gewesen sein.


    in dem von mir gelesenen Vorwort bezieht sich Gutzkow ausdrücklich auf "Die Geheimnisse von Paris" und damit auf Sue und grenzt sich in der früher beschriebenen Weise von ihm ab.


    Ich bin nun erst im "Pelikan" und warte darauf, dass Dankmar vom Schrein erzählt. Von den Motiven, der Personen- und Ortsdarstellung her erinnert mich der Roman sehr an Jean Paul, allerdings ist sein Stil viel weniger kunstvoll und der Ton schärfer und sozialkritischer.


    Bis bald


    finsbury

    Hallo,


    von Menander suche ich schon lange, wenn auch nur sporadisch, eine vernünftige Ausgabe: Er wird häufig erwähnt, findet sich aber nie in den von mir favorisierten Buchhandlungen. Bibliografiert habe ich ihn allerdings noch nie. Gibt es eine empfehlenswerte Übrsetzung?


    HG
    finsbury

    Hallo,
    von Zola kenne ich den frühen Roman "Thérèse Raquin", dann von dem eigentlichen Romanzyklus "Germinal", "Die Erde" und "Nana": Ich finde alle diese Bücher sehr eindrucksvoll, am besten gefielen mir "Germinal" und "Die Erde", beides überzeugende Darstellungen der "kleinen Leute " in all ihrem Elend, ihren Gemeinheiten und ihrer Größe. Keine sehr leicht fallende Lektüre, aber sehr lohnend!


    HG
    finsbury

    Hallo sandhofer,


    auch ich las vor vielen Jahren die Aufbau- Sammlung der Plautus-Dramen, war amüsiert und erfreute mich an ihrer unglaublichen Modernität. Wenn ich so manches Zopfige aus dem Mittelalter, Barock und auch späteren Epochen lese, ist diese Klarheit der antiken
    Theaterautoren für mich ein immer neues Wunder und Leseerlebnis. (Ich weiß, dass das zum kleineren Teil auch an den oft wunderbaren Übersetzungen liegt).
    Alle wichtigen Archetypen der Komödie sind bei Plautus schon angelegt, z.B. der Eitle und Ruhmsüchtige im "Miles Gloriosus" oder die Einfalt in den "Asinaria". Noch mehr als Plautus begeistert mich Aristophanes, die "Lysistrata" haut mich immer noch um.


    HG
    finsbury

    Halli, hallo,

    Sehr weit bin ich ja noch nicht - aber einen ersten blondgelockten Jüngling habe ich schon kennengelernt.


    da wären wir gleichauf, wenn du nicht inzwischen weitergelesen hast.



    Ich lese also die dreibändige Ausgabe aus dem Deutschen Verlagshaus Bong & Co., die, wie giesbert freundlicherweise eruiert hat, von 1910/1912 stammt. Das kann, wenn ich Deckel- und Vorblattgestaltung so anschaue, hinkommen :breitgrins:. [...] Die Ausgabe bringt den vom Autor selber gekürzten Text der 5. Auflage - es scheint diese so etwas wie die Ausgabe letzter Hand gewesen zu sein, da ich keinerlei Hinweise darauf finde, dass die 6. Auflage, die Gutzkow noch erlebte, und zu der er ebenfalls noch ein Vorwort schrieb, dass diese 6. Auflage also nochmals verändert worden wäre.


    Dies hat zumindest den Vorteil der näheren Zeitgenossenschaft zum Autor. Ich lese - wie wohl die meisten hier - die sehr schön aufgemachte Zweitausendeins-Ausgabe (1998, Hg. Thomas Neumann) mit eigenem Materialienband: In diesem steht vermerkt, dass auch diese Ausgabe auf derjenigen Reinhold Gensels fußt, die 1912 erschien und der wohl der Erstdruck von 1850/51 zugrundeliegt. Hier steht allerdings nichts davon, dass es zu irgendwelchen Kürzungen gekommen ist. Mein erster Eindruck nach Durchschau des Materialienbandes und Anlesens des Romans ist, dass hier ein sorgfältig edierter Text vorgelegt wurde, soweit das bezüglich des Standes der Gutzkow-Forschung möglich war.



    Sue galt ja seiner Zeit als engagierter Sozialist, und seine Romane wurden weit diskutiert. (Während er heute ja den Ruf der trivialen Kolportage hat.) Sue und seine Romane scheinen so etwas wie eine Vorbildfunktion für Gutzkow gehabt zu haben. Die "titanischen" Figuren hingegen scheinen mir auf Jean Paul hinzudeuten.


    Mal schauen ... Im Moment habe ich einen blondgelockten Jüngling, der eine alte Tempelherren-Kirche in sein Notizbuch zeichnet ...


    Ich las das Vorwort von Pfingsten 1850, das meiner Ausgabe beigegeben ist, hatte danach aber nicht den Eindruck, dass Gutzkow Sue in jedem Sinne als Vorbild sieht. Vielleicht inhaltlich insofern, als er auch einen Querschnitt durch die Gesellschaft legen will und sozialkritisch ist, aber er betont mehrmals, dass sein überbordender Roman kein Tribut an die relativ neuen Möglichkeiten des Fortsetzungsromans in Zeitungen und damit an den Geldbeutel ist, sondern dass er gar nicht anders kann, wenn er sein thematisches Ziel verwirklichen will.
    Auch hatte ich den Eindruck, dass er den Rezensenten und auch Lesern den Wind der Kritik ein wenig aus den Segeln nehmen will, da er wohl selbst den Eindruck hat, etwas über das Ziel hinausgeschossen zu sein.


    Mal sehen, wie es nun weitergeht: Der Anfang ist schön breit und gemütlich angelegt und von der Personenkonstellation tatsächlich ein wenig "Jean Paulisch".
    Nun schau ich mal, dass ich ein wenig vorankomme.


    HG
    finsbury


    @ BigBen,
    danke für die Einrichtung des Materialienthreads! :blume: :blume:

    Hallo liebe Leseritter,


    ihr scharrt ja schon alle mächtig mit den Hufen!


    Dann will ich mal die Runde einrichten, damit ihr auch ab 0.00 Uhr, 1. Juni posten könnt!


    Bei mir wird's morgen leider nicht viel werden, weil ich arbeiten muss. Deshalb habe ich leider auch keine Zeit, Materialien zusammenzustellen: Vielleicht wärest du, @ sandhofer, willens und zeitlich in der Lage, schon mal den Materialienthread anzulegen?! :blume: :blume:


    HG
    finsbury

    Hallo ink-heart und alle,


    Das geht mir so ähnlich. Interessieren würde mich ja jetzt noch, warum du Zola und Hauptmann trotzdem für gute Literatur hältst (ja, ich gebe zu, ich wollte nebenbei noch so ein paar Kriterien aus euch rauslocken :breitgrins:).
    [...]
    Ja, das ist eigentlich das, was ich mit Nicht-Mögen meinte. Worauf sich das "gut und wichtig" bei Austen etc. gründet, würde mich natürlich auch interessieren. :smile:


    Deine Kommentare zu den von sandhofer und der Leserin wertgeschätzten, abe nicht gern gelesenen Autoren machen doch deutlich, dass du Kriterien der literarischen Wertung bekommen möchtest, die deren Werke abwerten.


    Aber es ist eben auch auf hohem literarischem Niveau Geschmackssache, für welche Lebensausschnitte, Themen, Stile usw. man sich begeistert.


    Ich zum Beispiel liebe Austen, weil ich intelligente und witzige Dialoge mag, die sanfte Gesellschaftskritik sowie den insgesamt doch sehr menschenfreundlichen Blickwinkel. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass viele diesen eingeengten ländlichen Blickwinkel nicht mögen und diese ewige Partnersuche, die nun einmal einfach aus der Lebenswirklichkeit Jane Austens heraus die Thematik der Romane bestimmt, sterbenslangweilig finden und vielleicht auch ein deutlich kritischeres Menschenbild bevorzugen.


    Und solche oder andere Aspekte bestimmen nun mal die Wahl unserer Lieblingswerke und -autoren.



    Was du über Zola sagst, erinnert mich an das Kafka-Zitat: "Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns" (oder so ähnlich). Kafka ist übrigens einer meiner Kandidaten für diesen Thread: Ich habe einen richtigen, völlig irrationalen Widerwillen, etwas von ihm zu lesen. Andererseits zeigt vielleicht gerade die Tatsache, dass er diesen Widerwillen auslösen kann, dass er gute/wichtige Texte schreibt, die etwas bewegen, die gewohnte Ordnung der Welt in Frage stellen? Ich halte ihn wirklich nur aus, wenn ich mich völlig analytisch mit ihm befasse, und da muss ich sagen, dass das Wenige, was ich mich überwinden konnte zu lesen, fantastisch konstruiert war und unglaubliche Bedeutungs(spiel)räume eröffnet.


    Da zum Beispiel treffen sich unsere Abneigungen! In meiner Jugend habe ich Kafka gerne gelesen und schätze ihn wie du immer noch hoch, aber wenn ich seine Romane und Erzählungen lese, will ich seinen Helden nur immer zurufen: "Mensch, nun befreie dich doch aus dieser Schlinge."
    Ich weiß, dass die Handlungen nur Metaphern sind für unsere existenzielllen Gefährdungen, dennoch geht mir dieses Treiben in den Untergang beim Lesen unglaublich auf die Nerven.
    Das oben stehende Motto, das ich ja auch hier für das Forum gewählt habe, würde ich dennoch jederzeit wieder unterschreiben, denn das ist für mich einer der höchsten Werte der Literatur und sehr unabhängig von ihrem tatsächlichen literarischen Wert: Ein Werk muss uns treffen und sensibel machen für etwas, was wir ohne es nicht gewusst / gefühlt / erfahren hätten, dann ist es für uns ein gutes Buch und wenn's ein Fix und Foxi-Comic ist.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    Ransmayr ist auch ein großartiger Vortragender.
    Ich hatte das Vergnügen, ihn seinen "fliegenden Berg" vorstellen zu hören: Er konnte den Text über lange Passagen auswendig und hat ihn wunderbar gestaltet vorgetragen. Ein tolles Erlebnis!


    HG
    finsbury

    Hallo,


    @ Leserin und ink-heart,


    bezüglich Foers kann ich euch nur zustimmen: "Alles ist erleuchtet" ist ein Leseerlebnis gewesen. Mehr von solcher Art "pubertierender
    Amerikaner"!


    @ Lauterbach


    Ich halte Sinclair Lewis nicht für veraltet, denn der Mittelstand umfasst weiterhin einen großen Teil der postindustriellen Gesellschaft.
    Die von ihm aufgezeigten Neureosen und Verhaltensweisen existieren im modernen Gewand noch immer.


    HG
    finsbury


    Ich finde Haydn ist einer der wunderbarsten Komponisten :klatschen:,
    bei ihm ist nicht nur die Vertonung ein Genuss, sondern auch die Inhalte.
    Er gehört zu meinen klassischen Lieblingen, da er so fröhliche Musik macht.


    LG hami32


    Hallo Hami,


    schöner hättest du es nicht schreiben können. Auch ich liebe den oft so ein bisschen unterschätzten Haydn sehr. Oft wird er nur als Wegbereiter der eigentlichen Klassiker, Beethoven und Mozart, gesehen. Aber wenn man ihn aufmerksam und vielfältig hört, hört man deutlich, welches Genisu diesen Mann beherrschte.


    HG
    finsbury


    HG
    finsbury