Beiträge von finsbury

    Hallo,


    so eine Übersicht macht immer Spaß ...


    - am schönsten: Goethes frühe LYrik bis zu den ersten Weimarer Jahren
    - am längsten: Karl Gutzkow: Die Ritter vom Geiste
    - am fröhlichsten: Pedro de Alarcon: der Dreispitz
    - am skurrilsten: Karl Leberecht Immermann: Münchhausen
    - am magischsten und verwirrendsten: Joseph Conrad: Jugend - Herz der Finsternis - Das Ende vom Lied
    - am enttäuschendsten: Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray
    - die ergreifendste Dichterbegegnung: Das Geburtshaus mit der biografischen Ausstellung zu Fritz Reuter in Stavenhagen


    Auf neue Lesegenüsse im kommenden Jahr!


    HG
    finsbury

    Hallo,


    ich mache mal einen allgemeinen Conrad-Ordner auf, damit man nicht für jede Erzählung einen Extra-Thread hat.


    Hier meine Besprechung zu "Das Ende vom Lied":


    Joseph Conrad: Das Ende vom Lied


    Zum Inhalt:


    Die Novelle erschien 1902 und spielt im malaischen Inselarchipel mit nicht genau verifizierbaren Ortsangaben irgendwo an der Malakkastraße. Der alt gewordene und durch einen Bankenzusammenbruch - wie aktuell ;-) – verarmte Kapitän Whalley muss noch einmal ein Kommando auf einem alten Küstendampfer annehmen, um sein ebenfalls verarmte Tochter in Australien unterstützen zu können. Die „Sofala“ gehört dem verbitterten Maschinisten Massy, der sie sich von einem Losgewinn kaufen konnte, aber durch seine weiter anhaltende Spielsucht auf keinen grünen Zweig kommt und deshalb gezwungen ist, Whalley durch eine kleine Teilhaberschaft an Bord zu dulden. Der misanthrophe Massy beschuldigt alle Menschen außer sich selbst, an seiner finanziellen Misere schuld zu sein, besonders natürlich sein Schiffspersonal, das ihm nichts recht machen kann.
    Whalley erleidet im Laufe seines dreijährigen Kommandos eine schleichende Erblindung, die es ihm schließlich nur mithilfe seines malaiischen Assistenten möglich macht, das Schiff sicher zu führen. Er verschweigt dies und muss nur noch diese letzte Reise der ‚Sofala‘ durchstehen, dann hat er seinen Vertrag erfüllt und kann mit seinen eingesetzten 500 Pfund und der ausgehandelten Provision zu seiner Tochter nach Australien reisen. Massy hat aber sein Gebrechen erkannt und nutzt dies für einen Versicherungsbetrug, indem er den Kompass manipuliert und dadurch einen Schiffsbruch herbeiführt, dessen Verschuldung er Whalley zuschieben will, um ihm nicht das Geld auszahlen zu müssen. Whalley jedoch möchte seine Ehre retten und geht mit dem Schiff unter.


    Meine Meinung:


    Eine typisches Conrad-Werk! Wunderbare, geradezu magische Natur- und Stimmungsbeschreibungen, Menschen im Konfliktfeld unterschiedlicher Ehr- und Egoismusforderungen, eine Portion überhöhter Heroismus: So sehr ich das Erstere genieße, so fragwürdig kommt mir das Letztere manchmal vor, wobei ich Kapitän Whalley und die offensichtliche Liebe des Autors zu dieser Figur sehr viel besser akzeptieren kann als die problematische Schilderung des Kurtz in „Herz der Finsternis“. Die Atmosphäre der tropischen Küsten- und Flusslandschaft ist aber so unnachahmlich eingefangen, das ich auch weiterhin Conrads Prosa lesen werde, auch wenn mir die Figurenzeichnung nicht immer gefällt.



    HG
    finsbury

    Hallo,


    leichte, auch nicht übermäßig toll geschriebene, dennoch ganz interessante Lektüre:


    Luo Lingyuan: Die chinesische Delegation


    Eine seit vielen Jahren in Berlin lebende, systemkritische chinesische Reiseführerin begleitet eine chinesische Stadtplaner- und Unternehmergruppe bei einer Bildungs- und Informationsreise durch Europa.
    Dabei stoßen europäisches und chinesisches Selbstverständnis auf intereressante, manchmal nachdenklich machende, oft auch lustige Weise aufeinander.


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    HG
    finsbury

    Hallo Dostojevskij,



    In 2009 möchte ich Jean Pauls Titan lesen und gerne auch mit anderen.


    jaa, darauf habe ich schon lange gewartet! Allerdings bin ich bis ca. August gestopft voll mit Lektüreabsichten. Wenn's danach sein könnte und du und andere vielleicht erst zu diesem späten Zeitpunkt lesen wollen, dann gerne!


    HG
    finsbury

    Hallo Kaspar und Knabe,


    mit Bewunderung lese ich eure eingehenden Beiträge zu diesem wichtigen Text. Leider kann ich aufgrund beruflicher Belastung, die auch die nächsten Wochenenden umfasst, nicht dabei mithalten, wender auf dem Niveau, das mich persönlich zufriedenstellen würde noch erst recht auf eurem. Seid mir deshalb nicht böse, wenn ich mich ausklinke: Eine oberflächliche Lektüre hat dieser Text, so wie ich ihn nach kurzem Prüfen und nach euren Kommentaren einschätze, nun wirklich nicht verdient.


    Sorry und viele schöne Einsichten, werde eure Diskussion immer dann, wenn ich Zeit habe, mit Interesse weiter verfolgen.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    Joseph Conrad: Das Ende vom Lied


    Eine Erzählung, die wieder schon auf den ersten Seiten diese unnachahmlich melancholisch-exotische Atmosphäre vermittelt, die auch für das "Herz der Finsternis" und andere Werke Conrads charakteristisch ist.


    HG
    finsbury

    Hallo Lost,


    interessierst du dich für den Kriegseintritt des zaristischen Russlands oder für die verzahnung von 1.Wk und russischer Revolution?
    Im letzten Fall kann ich dir empfehlen:


    Michail Scholochows "Der stille Don" behandelt natürlich auch diese Zeit und ist mein Favorit.
    Daneben ist die Autobiografie des amerikanischen Journalisten John Reed "Zehn Tage, die die Welt erschütterten" sehr interessant, behandelt allerdings nur die Zeit unmittelbar um die Oktoberrevolution 1917.
    Auch Pasternaks "Doktor Schiwago" spielt in diesem Zeitraum, ist aber ein bisschen viel Herzschmerz.
    Außerdem besitze ich eine Erzählungssammlung aus dem guten alten Aufbau-Verlag: "Zeitenwende- Die Oktoberrevolution im Spiegel der frühen sowjetischen Prosa". Einige der dort enthaltenen Texte greifen in den Anfang des 1. Wks oder noch weiter zurück.


    Das sind aber die absoluten Klassiker, daneben gibt's bestimm noch viel mehr zu entdecken.


    HG
    finsbury

    Bummel durch Europa, von Mark Twain.
    Herrlich lakonischer Humor, besonders die Schilderung des Studentenlebens im Heidelberg des späten 19. Jahrhunderts ist sehr vergnüglich. Das Rezept, nach dem die Satire hier funktioniert, ist einfach und sehr wirksam; sie ist in gewissem Sinne das Gegenprogramm zur Romantik. Wo die Romantiker versuchten, das Gewöhnliche und Alltägliche zauberhaft aufzuladen, lässt Mark Twain aus solchen hübsch aufgeblasenen Ballons die Luft wieder heraus. Übrigens findet sich in einem Anhang auch der Essay über die deutsche Sprache.


    Dieses Buch samt Essay hat mir auch - wenn auch vor langer Zeit - sehr gut gefallen: erfrischend, weil ein Amerikaner der Mitte des 19. Jahrhunderts unseren gravitätischen Kontinent wahrnimmt.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    zwischendurch wende ich mich der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zu und bin angenehm überrascht von


    Alex Capus: Eine Frage der Zeit[kaufen='9783813502725'][/kaufen].


    Papenburger Schiffsbauer treffen mit einem zerlegten Dampfer am Tanganjikasee ein, um ihn dort zu montieren , damit dieser dort deutsche Kolonialmacht repräsentiert. Ein britischer Offizier kommt auf dem Landweg mit zwei Kanonenbooten auch dort an. Da bricht der 1. Weltkrieg aus. Wie soll man sich jetzt richtig verhalten?


    Die ersten 50 Seiten des kleinen Romans dieses Schweizer Autors habe ich durch und finde mich in dem unaufgeregten, durchaus auch humorvollen Erzählstil gut zurecht.


    HG
    finsbury

    Hallo Kaspar,



    Ich war vor einer Woche etwas ins Schwimmen geraten, weil ich der Meinung bin, man kann das Symposion nur richtig verstehen, wenn man es ganz gelesen hat und sich von da aus die einzelnen Reden vornimmt und von vorne beginnt. Daher war ich etwas in Hektik geraten. Mittlerweile habe ich 2/3 bewältigt, da denke ich, bis zum 10.12. bin ich soweit klar im Kopf (*). Ich habe mittlerweile auch einiges an Material drumherum gesammelt.


    Was meint ihr: 10.12. OK?


    Geht das: Materialenthread schon vorher eröffnen? Schließlich sollte man ja die Möglichkeit haben, die Materialen schon vorher zu sehen, falls man Interesse daran hat?


    Ja, der 10.12. wäre mir sehr recht, wobei ich allerdings unter der Woche kaum zum Lesen kommen werde.


    Langsam werde ich aber etwas nervös, wenn ich über deine Vorbereitungen lese: Du bereitest das alles ja generalstabsmäßig vor! Da möchte ich vorwarnen: ich bin bezüglich Platon und auch sonst philosophisch der absolute Laie, kann also nur ganz naiv und nicht auf hohem Niveau mitdiskutieren. Wenn das unter deiner Würde ist, sag frühzeitig Bescheid. Ich bin dann nicht beleidigt und ihr könnt das Werk niveauvoll lesen! :zwinker:
    Übrigens wüsste ich nicht, was dagegen späche, den Materialienthread vorher zu eröffnen. Falls du sicher sein willst und sandhofer :winken: das nicht liest, schick ihm doch eine PM und frag ihn!


    Bis denne und schönes Restwochenende noch


    finsbury

    Hallo zusammen,


    für mich wäre der 1. Dezember günstiger gewesen, da ich am 1. Januar eine andere Leserunde im Nachbarforum habe. Aber ich versuch's! Ist ja auch eine Lektüre zum Langsamlesen und Nachdenken und kein Durchheizer.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    wie sieht's denn jetzt mit der Terminfindung aus, wenn wir schon so viele Leser zusammen haben? Bleibt es bei BigBens Vorschlag mit Mitte/Ende April oder wollt ihr es vorziehen? Bei so einem dicken Projekt wäre es mir lieb, wenn wir bald Bescheid wüssten, denn da muss man ja ein bisschen planen und schieben.


    HG
    finsbury

    Hallo BigBen, Zola und alle,


    ja klar, bezüglich Pückler-Muskaus habe ich nicht schnell genug geschaltet. Das muss sowieso ein sehr farbenprächtiger Kerl gewesen sein. Vor Jahren war ich im Rahmen einer Brandenburg /Sachsen -Reise mal in dem von ihm angelegten Park mit seiner orientalischen Gruft, wenn ich mich recht erinnere im Stile einer Pyramide.


    Ich bin nun durch und – ähnlich wie bei den „Rittern vom Geiste“ - aber aus anderen Gründen zwiespältig in meiner Meinung. Gegenüber dem letzgenannten Werk halte ich dieses für das literarisch deutlich höherwertigere.
    Was mir gut gefallen hat, gleichzeitig originell und zumindest ansatzweise innovativ ist, ist die ständekritische Grundhaltung, die ironische Brechung literarischer und kultureller Zeitströmungen, die humoristische Einstellung zu sich selbst und die richtig wilden Münchhausen-Kapitel.


    Dagegen stehe ich dem Oberhof-Teil deutlich kritischer gegenüber. Hier ist eine romantische Verklärung „germanischer Stammestraditionen“ im Deckmantel der oben genannten Ständekritik sehr problematisch. Solche Verherrlichungen haben unserer geistigen Tradition und unserem politischem Werdegang sehr geschadet. Im siebten Buch dachte ich, der Hofschulze würde nun kritischer gesehen, da ja 1. immerhin sein Sohn nicht unschuldig ermordet wurde, sondern durch den Überfall auf den Patriotenkaspar diesen provozierte und 2. er sich selbst durch die Schwertgeschichte und den Angriff auf Oswald in Misskredit brachte. Aber in der Gerichtsverhandlung des achten Buchers erscheint er wieder als Apotheose des gesunden Volkeswillens.

    Auch die Gestalt der Lisbeth sehe ich zwiespältig. Einerseits ist sie eine für ihre Zeit sehr emanzipierte starke Frau, was sich nicht nur in ihrer Antwort auf Clelias Anmutung zeigt, sondern auch schon am Anfang, als sie sich alleine aufmacht, um die ausstehenden Geldansprüche ihres Pflegevaters einzutreiben. Das war zu der damaligen Zeit sicher ungewöhnlich.
    Andererseits wird sie hoffnungslos verklärt und verkitscht, während Graf Oswald durchaus mit Licht- und Schattenseiten ausgestattet ist. Der Anhang mit den Ausführungen zur wahren Liebe war schon schwer erträglich.


    Nun, insgesamt bin ich mit dieser Lektüre dennoch recht zufrieden: Ein wichtiger literaturhistorischer Markstein zwischen Romantik und Realismus und über weite Strecken eine immer noch lesenswerte, originelle und amüsante Lektüre.
    Es war wie immer eine Freude, mit euch gelesen zu haben :winken:.


    HG
    finsbury

    Hi,


    bin nun endlich im achten Buch, 2. Kapitel angelangt.


    Zola, mir kam das sechste Buch auch über lange Strecken merkwürdig vor, aber am Ende hat's mich doch gepackt, weil eben doch alles miteinander zusammenhängt und niemand ohne ironische Seitenhiebe verbleibt.


    BigBen: Inwieweit meinst du, dass die "Briefe eines Verstorbenen" dir weiter Aufschluss bringen? Kenne mich un Immermanns Werk nicht genauer aus!


    Die Oberhof- Geschichte des siebten Buches ist wenig originell, aber gut runterzulesen. Mal sehen wie's jetzt im 8. Buch zu Ende geht: Immermann vergisst ja keine Handlungsstränge und Nebenpersonenn, sondern weist ihnen irgendwann bedeutende Rollen zu.


    Bis dann


    finsbury


    Ich habe gerade mal meine Leserunden für nächstes Jahr gecheckt. Ich habe eine Anfang Februar und eine Mitte März. Am liebsten wäre es mir ja, wenn wir erst danach, also so gegen Mitte/Ende April, anfangen würden.


    Hallo BigBen,



    das käme mir auch sehr entgegen, weil ich bis dahin Liegengebliebenes aufarbeiten könnte. Durch die vielen Leserunden in diesem Jahr bin ich mit meinem eigentlichen Programm sehr in Verzug geraten. Also Mitte / Ende April: Prima!


    Hg
    finsbury

    Hallo zusammen,


    "Die Geheimnisse von Paris" sind vor anderthalb Wochen von amazon geliefert worden, stehen jetzt neben meinem Lesesessel, warten auf die Katalogisierung und machen mir den Mund wässrig. Haben wir schon ein konkretes Datum? Ich kann' s schon noch abwarten, aber ein so dicker Brocken verlangt, das man ihm einen geräumigen Platz in der Leseplanung des nächsten Jahres einräumt!


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    eben habe ich gesehen, dass ich bei meinem letzten Posting frech gelogen habe und schnell nachgebessert. Ich war nicht schon im siebten Buch, sondern erst im sechsten, 9. Kapitel und habe nun unten entsprechend editiert. In diesem siebten Buch bin ich nach ein paar Tagen Lesepause jetzt am Wochenende wieder etwas vorangekommen - und zwar, kaum zu denken, mit großem Genuss. Die Schlusszeit Münchhausens auf Schloss Schnurrdiburr ist ja noch mal ein Feuerwerk an Einfällen und ziehnt nebenbei große Gestalten der Geistes- und Kulturgeschichte (Hegel und Pückler-Muskau) gekonnt durch den Kakao! Auch der Höhepunkt der "Liebes"geschichte zwischen Emerentia und Karlos, dem Schmetterling, gestaltete sich noch einmal sehr hübsch.
    Der Kunstgriff mit dem Eintritt des Autors in die Handlung ist auch schon bei Sterne angedeutet, wird hier aber durchaus amüsant und originell durchgeführt. Auch dass Immermann sich selbst sowohl äußerlich als auch charakterlich selbst auf die Schippe nehmen kann, macht ihn durchaus sympathisch.
    Aber nun im 17. Kapitel meint Immermann wohl, es sei der Scherze genug und gefällt sich in elegischer Betrachtungsweise, da reißt meine Leselust dann doch!
    Nun mal schauen, ob meine Lektüre trotz des Arbeitsstresses doch noch etwas vorankommt!
    Euch einen erholsamen Wintersonntag!


    HG
    finsbury


    PS:
    Zola, bist du schon durch?

    Hallo Kaspar,


    schöner Vorschlag!


    gerne würde ich auch mitmachen, kann aber wegen meiner derzeitigen Arbeitsbelastung nur "möglicherweise" sagen. Von meinem Leseprogramm würde es sehr gut passen, da ich mich demnächst - nach langer Pause - wieder den klassischen drei Dramatikern zuwenden möchte. Da tut ein bisschen Ausblick auf andere Genres der gleichen Epoche gut!


    HG
    finsbury