Jin Ping Mei – Pflaumenblüten in goldener Vase (eine von vielen möglichen Übersetzungen)
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Ende des 16. Jahrhunderts zum ersten Mal gedruckt und dem Verfasser Wang Tschi Tong (1526-1593) zugeschrieben, dessen wahre Autorschaft aber nicht nachgewiesen werden konnte, spielt der Roman zu Beginn des 12. Jahrhundert kurz vor und zur Zeit des Mongoleneinfalls in der Sung- Dynastie.
Hsi- Men, ein skrupelloser und sinnlich getriebener Kaufmann, erwirbt sich im Laufe des Romans sechs Frauen, die es ihm an „Verderbtheit“ teilweise gleichtun.
Goldlotos (Jin), vormals die Frau eines Straßenhändlers, bringt diesen mithilfe Hsi Mens um, um ihm als fünfte Gattin in sein luxuriöses Anwesen folgen zu können. Auch seine sechste (Ping) macht ihren vormaligen Gatten den Garaus, damit sie Hsi Mens Gattin werden kann. So erfahren wir Leser über weite Passagen des Romans, wie es sich in einem reichen chinesischen Haushalt unter vielen Frauen und deren Zofen, die wie Meh auch dem Hausherrn zuwillen sein müssen, lebt.
Hsi Men, zu Beginn des Romans ein reicher Kaufmann, der auf Arzneimittel, Stoffe und Pfandleihe setzt, wird durch geschickte Bestechungen zum Mandarin, d.h. zum höheren Beamten, hier Kreisrichter, womit er seine Einkunftsmöglichkeiten zusätzlich ausweitet. Sein Geschäfte und Liebesgeschichten erleben wir Leser hautnah mit. Dabei erscheinen er und seine verderbten Frauen und Diener nur teilweise unsympathisch, zwischendrin ist man durchaus auch auf ihrer Seite. Von seinen Frauen ist einzig „Mondfrau“- seine „erste“ - und auch diese nicht makellos, von größeren Verfehlungen frei.
Der Roman ergeht sich auch in freizügigen erotischen Schilderungen, die allerdings immer auf der andeutend metaphorischen Ebene verweilen und dennoch über Jahrhunderte zum Verbot des Werkes führten. Dahinter steckt aber wohl eher die Angst davor, dass die sehr eingehend geschilderte Welt der korrupten Beamtenschaft nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangen sollte.
Im letzten Drittel des Buches werden nacheinander, aber in unverkrampfter Weise, alle Personen mit moralischen Verfehlungen vom Schicksal bestraft, so dass am Ende ein durchaus hochmoralisches Werk dasteht.
Meine Meinung:
Das Buch ist in einem lebhaften, gut zu lesenden Erzählton geschrieben, vielleicht erreichte das auch Franz Kuhn durch seine stilistisch sichere Übersetzung. Man erfährt viel von dem Alltagsleben im alten China, wohl eher dem des Verfassers als dem der angegebenen Zeit. Handel, Politik und Sittengeschichte werden sehr lebendig. Das Ganze ist durchsetzt von z.T. meisterlichen Gedichten, die die Atmosphäre bestimmter Situationen einfangen.
Persönlich hatte ich Schwierigkeiten, den ganzen Intrigen im „Harem“ Hsi Mens, die weite Teile des Romans einnehmen, konzentriert zu folgen.
Dennoch ist die literarische Qualtität und auch der Wert des Romans als Zeitzeugnis auch in Franz Kuhns wertvoller Übersetzung stets spürbar.
Lesenswert!
HG
finsbury