Beiträge von stevenomen@web.de

    Habe vor kurzem Thomas Manns "Joseph und seine Brüder" gelesen. Trotz einiger Längen bereue ich es nicht, diese ca. 1.800 Seiten auf 40.000 Zeilen gelesen zu haben. Ein wahrer titanischer biblischer Epos um Joseph. So wie Thomas Mann diese Geschichte erzählt hat, müßte die gesamte Bibel geschrieben sein!

    Habe soeben Pierrette aus der menschlichen Komödie gelesen. Kein Highlight dieses kleine Büchlein, aber doch Bewegend das Schicksal der kleinen Pierrette, die zu ihrer tyrannischen Cousine kommt und gequält und schikaniert wird, bis sie an einer Verletzung durch die Cousine im Streit wenig später stirbt.

    Habe gerade den ersten Teil der Gefangenen gelesen. Die Gefangene ist Albertine in ihrer Liebesbeziehung zu einem gewissen eifersuechtigen Marcel (wird in diesem Teil zum 1. Mal namentlich erwähnt.) Der Aggregatzustand der Eifersucht wird hier in proustscher Manier dargestellt. Jede Nuance, jede Regung, ist hier wichtig und wird beschrieben.

    Der dritte Band der Rougon-Macquard-Reihe spielt im "Bauch" von Paris, in den Markthallen, "Les Halles". In fast impressionistischer Manier gelingt es Zola ein dichtes Abbild dieser Markhallen zu schaffen. In synästhetischen Beschreibungen riecht, dampft, blüht, stinkt Alles. Alle Sinneseindrücke wurden beschrieben: riechen, schmecken, sehen, fühlen, tasten. Ein Kaleidoskop der Sinne. Darin die Handlung des Strafentflohenen Florent, der durch politische Umtriebe wieder auf die Strafkolonie nach Guayana verurteilt wird. Starke Charaktere, wie die der Fleischersfrau Lisa oder der Fischverkäuferin Normande, ein großartiger Handlungsrahmen und Spannung bis zum Ende. Ein wahrer Höhepunkt in Zolas "Rougon-Macquard".

    Ich habe soeben Nikolai Karamsins "Briefe eines russischen Reisenden" gelesen. Dabei geht es um Briefe von einer Reise des Autors über Moskau, Twer, St. Peterburg, Riga, Deutschland, Schweiz, Frankreich nach England im Jahre 1790. Mit unbekümmerter Offenheit und frischer Wißbegier unterrichtet uns der junge Autor z.B. über Kirchen, Theater, Bibliotheken und Museen. Er trifft Kant in Königsberg, in Weimer Herder und Wieland ,in Paris Bartholomy. Lange verweilt der Verfasser in Paris. Dort beschreibt er das nachrevolutionäre Leben in all seinen damaligen Facetten. Sehr lesenswert in einem schönen Schreibstil.

    Ich lese die russischen Klassiker neben den Franzoesischen am Liebsten. Insbesondere Bulgakow (Hundeherz!), Dostojewski, Leskow und Gogol gefallen mir am Meisten. Von denen habe ich auch fast Alles gelesen. Immer wieder entdecke ich lesenswertes. So lese ich z.B. Zur Zeit Karamsins "Briefe eines russischen Reisenden". Eine Reisebeschreibung des ausgehenden 18 Jahrhunderts in Briefform,die durch ganz Europa führt.

    Ich habe den Tipp bekommen, auch einmal den Rougon-Macquart-Zyklus von Zola zu lesen. Die ersten beiden Baende (Das Glueck der Familie Rougon /Die Beute) habe ich bereits gelesen.Es gefällt mir sehr. Da ich auch noch parallel die menschliche Komödie von Balzac und die Suche von Proust lese, habe ich einen guten Vergleich. Zola kommt meiner Meinung Balzac kaum Etwas nach. Eine sehr interessante Millieustudie in einem wunderbaren Schreibstil.