Wobei ich mich allerdings frage, ob hier über jemand sich "normal" benimmt. Im 14. Kapitel verschwindet das herzogliche Paar ohne Abschied, Flämmchen taucht auf und verschwindet; dafür trifft Hermann unverhofft auf seinen Oheim... Ein bisschen viel romantischen Kuddelmuddels für meinen Geschmack. Im Münchhausen hatte sich Immermann besser im Griff. :sauer:
Beiträge von sandhofer
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Ich weiss auch nicht. Vermutlich war durchaus (auch) Satire beabsichtigt. Jedenfalls, wenn ich an den Münchhausen denke: Immermann konnte Satire - und wie!
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Doch mich irritiert ein Vers von Sappho das Marie zitiert:
Reiterheere mögen die einen, andere halten Fußvolk oder ein Heer von Schiffen für der Erde Schönstes, ich aber das, was man liebt
Ich finde keinen Übersetzer, der dafür 1819 in Frage käme.
Außerdem wurde Sappho, so meine ich mich zu erinnern, später ins Deutsche übersetzt. Vielleicht hat der Autor auf eine frühe französische Übertragung des Verses zurückgegriffen und hat es Marie sozusagen übersetzen lassen?Ich kenne Hettche nicht, und weiss deshalb nicht genau, in welchem Zusammenhang Du eine Übertragung suchst. Natürlich gab es schon vor 1819 welche von Sappho in Deutsche, zumindest die von Ernst Anton L. Möbius von 1815.
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Im 13. Kapitel kommt Hermann auf die merkwürdige Idee, sich um Flämmchens Schicksal kümmern zu müssen - mit dem Resultat, dass er ein weiteres Chaos veranstaltet und sich eine Duell-Forderung einhandelt. Langsam wird mir der tumbe Thor allzu tumb...
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Kein Problem - ich schaffe selber im Moment gerade mal ein Kapitel im Tag.
Im 12. Kapitel löst Immermann bereits sämtliche Rätsel um Flämmchen. Nette, kleine Seitenhiebe gegen das Theater, die Schauspieler und die Dramatiker. Sowie gegen allfällige Amateur-Autoren und Literaturkritiker. :smile:
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Ich denke, man wird mit zunehmendem Alter auch literarisch immer mehr zum Einsiedler. Der Geschmack akzentuiert sich; der Gleichgesinnten werden es immer weniger ...
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Dann klettert mal in Euer Autochen... :winken:
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Eilftes Kapitel: Hermann rennt vom Schauplatz weg, ohne sich darum zu bekümmern, was seine Wort eigentlich für eine Wirkung im Gegenüber hinterlassen haben. Nach der Wartburg-Geschichte der zweite Punkt, wo sich Immermann von seinem Helden distanziert, ganz leise distanziert.
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10. Kapitel: Die beiden Kinder im Wald. Immermann türmt Episode auf Episode. Jede bedeutungsschwangerer als die andere. Ich weiss nicht - die ersten 10 Kapitel seines Münchhausen haben mir bedeutendt besser gefallen: Mehr literarischer Witz, weniger Disparatheit. Ich hoffe, Immermann fängt sich wieder ...
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Ganz im Ernst: Mir will scheinen, dass sich Immermann schon in den ersten 9 oder 10 Kapiteln durchaus als Epigone erweist. Weniger Goethes als vielmehr - Ludwig Tiecks ...
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9. Kapitel: Romantisch-schauerliches Zwischenspiel...
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Tut er, allerdings nicht in der Dichte wie im ersten Buch.
Dann hoffen wir mal das Beste.
In Kapitel 8 finden wir Andeutungen auf eine entführte junge Frau. Jeder Leser denkt natürlich sofort an Flämmchen. Aber ich habe in Münchhausen feststellen dürfen, dass Immermann auch gerne mal solche offensichtliche Spuren legt, um den Leser ins Leere laufen zu lassen.
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Ich habe mittlerweile fertig. Meiner unmassgeblichen Meinung nach ist der Roman um etwa ⅔ zu lang geraten...
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Kapitel 7: Wieder ein burleskes Zwischenspiel. Bin mal gespannt, ob Immermann diese Disparatheit durchhält...
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Und ich habe auch wieder was gelernt: Ich wusste nicht, was ein Postdoc ist. :smile:
Ist das nicht der Bruder vom Prehab?
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Dann ist es - bezogen auf das "Sie" kein Problem mit der Kasuskongruenz, aber schon eine unglückliche Syntax, [...]
Oh, Immermann ist für so was immer wieder gut:
Der Herzog, welcher großen Anteil an allem, was aus dieser Familie herrührte, nahm, fragte nach Hermanns Studien und Lebensgange [...]. (1. Buch, 6. Kapitel)
Ist doch auch sehr schön. Und vor allem so leicht verständlich, oder?
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Also, BigBen, was die von Dir vermerkte "Langatmigkeit der Dialoge" betrifft, so gibt es in der Literatur jener Zeit Schlimmeres, regelrechte Romane in Dialogen. [...] Nehmen wir das Gespräch im folgenden sechsten Kapitel zwischen Herzog, Herzogin, hypochondrischem Kammerrat Wilhelmi und Hermannen über die "Beobachtung äußerer Sitte" (S. 28 der Ausgabe 1971), die im Gegensatz zur Tugendsamkeit als erstes ins Auge fallen würde. Das ist die populäre Fassung der Goetheschen Gespräche im "Torquato Tasso" über das, was sich in Gesellschaft ziemt. [...]
Bzw. ähnlich erbaulicher Gespräche in den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. Ich tendiere aber dazu, Immermanns Dialoge als Persiflage, als Parodie zu betrachten - mitsamt ihrer Langatmigkeit. So wird im oben erwähnten Gespräch einmal das Wort "Behagen" benutzt - eine Lieblingsfloskel des alternden und alten Goethe.
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Zu Immermanns Zeiten ging das noch durch, selbst bei Goethe dürfte man da fündig werden.
Wissen konstruiert mit Akkusativ: Ich wüsste niemand als Sie, dem ich lieber helfen möchte. Ich denke, das ist völlig korrekt so, oder?