Beiträge von sandhofer


    Hallo zusammen, hallo Steffi


    Eigentlich würde ich gerne im Purgatorium mitlesen, Ihr seid aber zu schnell für mich, zuerst 'muss' ich Dos Passos fertig lesen, danach möchte ich eine kleine Pause und erst Januar 2004 wieder ein gemeinsames Lesen mitmachen.


    Dass Lucien ausgestiegen ist, wundert mich nicht. Ich bin in rund 30 Jahren bei 3 Anläufen 2mal im Purgatorio und 1mal im Paradiso steckengeblieben. Deshalb hatte ich gehofft, in eineme gemeinsamen Lesen das Ding endlich einmal zu beenden, auch sintemal meine theologischen Kenntnisse in der Zwischenzeit gebessert haben ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    (Hallo Hubert!
    Ich wollte Dich keinesfalls unter Druck setzen. Im Moment habe ich aber Zeit und Musse zum Lesen, und nachdem Mac weg ist, geht's auch schneller vorwärts :zwinker: )


    Fragt mich nicht warum - der Kerl ging mir echt auf den Keks. So absolut wischi-waschi; jetzt verstehe ich, warum die anderen Peanuts den Charly Brown immer so unausstehlich fanden ...


    Sicher sind alle mehr oder weniger Versager; und Probleme mit dem Alkohol und dem anderen Geschlecht haben sie auch.


    Warum sind plötzlich alle Hauptpersonen in Europa, in 1919?


    Ich habe da so meine Theorie:
    Für die US-Amerikaner ist soziale Veränderung offenbar auch immer örtliche Veränderung. Das Pionier-Denken, das zur Erschliessung des Wilden Westens geführt hat, drückt da wohl durch. Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts war damit aber Schluss: Amerika war 'erobert'. Den Mexikanern konnte man auch bald nichts mehr abnehmen. (Dos Passos zitiert irgendwo Wilson explizit zu diesem Thema!) Eine ganze Generation wuchs auf, ohne ein Ziel zu haben: die 'Lost Generation'. Hemingway, Faulkner, Fitzgerald, Dos Passos. Der Krieg in Europa gab ihnen die Gelegenheit, doch noch etwas Neues zu erleben. Deshalb dieser Massen-Exodus der Jungen, der Intellektuellen. Die nächste Generation hatte sich dann bereits daran gewöhnt, nichts mehr zu haben, das erforschens- und erstrebenswert gewesen wäre (ausser Geld ...). Die übernächste Generation erforschte dann mit Kennedy den Mond, mit LSD die eigene Psyche. Ich halte es für keinen Zufall, dass unter der (sagen wir mal: ziemlich konservativen) Regierung von Bush jr. plötzlich Mond- und Marsbesiedelung wieder offizielles Thema werden. Der US-Amerikaner kann offenbar Entwicklung wirklich nur räumlich denken. (Im Gegensatz zu Dos Passos' Figuren entwickeln sich z.B. Figuren und Gesellschaft bei Prousts "A la recherche du temps perdu" auf sehr engem Raum: Paris und 2 oder 3 'Aussenstationen'.)


    Ist Euch übrigens auch aufgefallen, dass Dos Passos Sprache und Denkweise seiner erzählenden Partien immer den jeweiligen Hauptpersonen anpasst. V.a., wenn er die Kindheitspartien schildert, fällt das m.M. sehr stark auf. Die kindliche Weltsicht dominiert diese Passagen. Oder wenn er Joe Williams begleitet, und ohne Zögern von Limeys, Frogs und Wops spricht, statt von Engländern, Franzosen und Italienern. Nicht sehr feine Ausdrücke, soviel ich weiss.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    Kleiner Tipp: Es gibt im Internet die Suchmaschine "Google". Es genügt, dort die Stichwörter "Dichter Hauslehrer Metternich" einzugeben, um die Antwort zu finden ...


    Oder man liest eine mit entsprechend sorgfältig editierten Anmerkungen versehene Ausgabe von Stifters "Nachsommer" ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo nimue!


    The same to you!


    Sandhofer


    "die fast immer währende Toleranz in diesem doch sehr speziellen Forum" - Hm. Ich nehm's mal von der toleranten Seite :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:

    Hallo zusammen!


    Ich habe jetzt '42nd Parallel' fertig und stecke so auf S. 400 in 'Nineteen Nineteen'. Meine Meinung zu Mac hat nicht geändert: er ist für mich der absolute Antipathie-Träger des ersten Teils. Wann immer das Leben eine Entscheidung und Durchhalten von ihm verlangt, zögert und schwankt er - und zieht schliesslich den Schwanz ein. Da kommt die Revolution nach Mexico City, und was macht unser Revoluzzer? Er rennt davon, wie alle andern Amis auch. In Vera Crusz will er sich zuerst von seiner Concha trennen und alleine zurück nach USA. Er bringt den Mut nicht auf, gibt sein Ticket zurück und wird wohl den Rest seines Lebens unter der nur oberflächlich weichen, in Wirklichkeit aber stahlharten Knute seiner Mexikanerin verbringen. Was man Dos Passos zu Gute halten muss: Solche Figuren gibt es wirklich, noch heute. Ich habe in Brasilien Dutzende dieser eingewanderten weissen US-Amerikaner und Europäer gesehen, die am zweituntersten Niveau der Gesellschaft mit einer Einheimischen (und unter deren Fuchtel) ums Überleben strampeln, nicht immer in den Grenzen der Legalität ...


    Der zweite Teil von 'U.S.A.' beginnt wider mein Erwarten ja nicht 1919 sondern früher.


    Was mich anfänglich irritierte: Schon zu Ende von Teil 1 treffen sich plötzlich die Hauptpersonen der einzelnen Erzählstränge. Ich hatte zuerst das Gefühl. es wäre doch besser gewesen, wenn dieser aus Trivialfilmen bekannte Trick nicht stattgefunden hätte. Dann habe ich mir überlegt, dass hier das Verhältnis wohl umgekehrt gewesen sein muss: Die Trivialfilme haben von Dos Passos & Co. abgekupfert. Dennoch: Wäre es nicht interessanter gewesen, die USA jener Zeit aus voneinander völlig unabhängigen Quellen kennenzulernen?


    Andererseits hat May den Trick schon in den 1870er Jahren verwendet ...


    Frohe Festtage!


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    So, wir kommen wieder voran. Mac bin ich (definitiv?) los. Was mich immer noch beschäftigt: Warum diese Figur? Er ist, was in meiner Gegend respektlos ein 'Quartalssäufer' genannt wird, der seine linken Ideale eigentlich nur hat, weil er nicht fähig ist, sich seiner Umwelt zu stellen. So bald etwas nicht rund läuft, läuft er - nämlich davon.


    Überhaupt ist mir auch bei Janey (bzw. ihrem Bruder) aufgefallen: Für Dos Passos (die Amerikaner? nur diese Figuren?) bedeutet Veränderung immer zugleich örtliche Veränderung. Sie können nicht am Ort verändern, wo sie sind. Womit sie letzten Endes gar nichts verändern können - siehe Mac.


    Grüsse


    Sandhofer


    PS. Sind in anderen Ausgaben auch - wie in meinem Pinguin - die 'Camera Eyes' 1 oder 2 Punkt grösser gesetzt?

    Hallo zusammen!


    Dass meine Liste eine auf persönlichen Vorlieben beruhende ist, will ich nicht ableugnen. Dass sie erweitert werden könnte / müsste, habe ich mit

    Zitat

    so ungefähr

    anzudeuten versucht.


    Im einzelnen:


    Stendhal und Hugo sind auch meiner Meinung nach notwendige Ergänzungen. Fielding, Sterne usw. dito. Hemingway, Faulkner, Steinbeck kenne ich v.a. als Autoren von Short Stories, deshalb liess ich sie weg. Nabakov? Seine "Lolita" finde ich ausgezeichnet; der Rest seiner Werke ist mir nie besonders aufgefallen.


    Eliot: nicht Thomas Stearnes, sondern George (im bürgerlichen Leben: Mary Ann Evans ("The Mill on the Floss", "Adam Bede" etc.))


    Gotthelf ist, das gebe ich zu, ein ähnlich planloser Schreiber wie Jean Paul.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo Steffi!


    Zola? - Mag ich persönlich nicht - Naturalismus liegt mir generell wenig. (Daher wohl auch meine aktuellen Probleme mit Dos Passos ...) Warum kein Hamsun? Vielleicht aus demselben Grund, ich weiss es nicht wirklich. Es ist eine Bauchentscheidung.


    Thackerey? "Vanity Fair" und den Barry Lyndon.


    Balzac wäre eventuell noch der Liste hinzuzufügen. Obwohl er m.M. zuviel und auch zuviel Zweitrangiges geschrieben hat.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    Was ich an Fontane so mag (ganz ohne Ironie!): Er kann mit einem Wörtchen eine ganze Welt öffnen.


    So im letzten Satz Deines Zitats, JMaria: Das etwa soll ein Roman. Regt doch zum Nachdenken an, oder?


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    Dostoevskij


    Deinen Ergänzungen ist nichts beizufügen. Singer kenne ich zuwenig, Hamsun gar nicht (auch so einer, der bei mir kein Interesse zu wecken vermag ...) Bei Llosa komme ich wieder auf eines meiner Lieblingsthemen: die südmamerikanischen Romanciers des 20. Jahrhunderts. Da gäbe es noch mindestens 4 oder 5 Namen - wir haben sie irgendwo in einem anderen Thread.


    Bei Jean Paul habe ich lange gezögert, ihn dann nicht in die Liste aufgenommen. Er ist für mich mehr und anderes als 'nur' ein Romancier. Er ist auch einer der besten Philosophen seiner Zeit. Deshalb gehört er für mich in die Extra-Klasse der 'wahren' Dichter und Denker - zusammen mit Schiller, Goethe, Novalis, Nietzsche.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo nimue!


    Du hast geschrieben:

    Zitat

    Als Ulysses geschrieben wurde, war er auch noch kein Klassiker, sondern eher verpönt (von Leuten wie sandhofer?).

    Ich hätte ihn wahrscheinlich nicht zur Kenntnis genommen; genau so wenig wie ich heute aktuelle Neuerscheinungen zur Kenntnis nehme. Aber ich hätte wohl auch Paul Heyse nicht zur Kenntnis genommen. Genauso wie ich heute Grass nicht mehr zur Kenntnis nehme. Das ist kein 'verpönen' auf meiner Seite; ich bin einfach nicht interessiert. Über die Qualität von Harry Potter kann ich nicht urteilen, ich finde es aber äusserst faszinierend (wie Kollege Spock sagen würde ...), dass hier die Figur über die Autorin triumphiert. Zuletzt ist mir das bei Karl May begegnet, wo ob all der Filme und Festspiele viele sog. May-Fans wohl eher Winnetou-Fans oder so genannt werden müssten, weil der genuine May sie gar nicht interessiert. So mag es auch sein, dass in 50 Jahren, wenn (falls!) die Hysterie um Potter vorbei ist, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Text möglich ist.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo Steffi


    Du schreibst:

    Zitat

    sandhofer, stell dir vor, ich habe nicht nur Harry Potter sondern auch Perry Rhodan gelesen (ich glaube so die ersten 200 Bände der ersten Auflage) - ich hoffe, du schreibst mir noch

    Hm. Muss ich mir noch überlegen :zwinker:


    Im Ernst: Ich habe in meiner Zeit als SF-Junkie auch einiges an Trash gelesen (z.B. "Doc" Smith - wem's was sagt ...), aber Perry Rhodan habe ich nach dem ersten Heft und ca. 50 Seiten weggelegt. Zuviel (meiner bescheidenen Meinung nach: sinnloses) Technogebabbel. Schlimmer als "Star Trek", aber ähnlich wie "Raumpatrouille" (waren z.T., glaube ich, auch dieselben Autoren ...). Nicht zu vergessen das telepathische, sprechende Eichhörnchen! :entsetzt:


    Hallo Daniela


    Du schreibst

    Zitat

    Sandhofer ... Hast Du schon mal Harry Potter versucht (selbst wenn das absolut gar kein Klassiker ist .. - Ich habe mit Band 1 angefangen und dann nach und nach die Bücher meinen Kindern abends vorgelesen .. ich konnte schlecht aufhören. Sie sind natürlich "gut leserlich" geschrieben aber eben auch voller Phantasie ..

    Um ehrlich zu sein: ich fühle im Moment kein Bedürfnis, Potter zu lesen. Was mich fasziniert am Phänomen 'Potter' ist, dass kaum einer den Namen der Autorin mehr nennt (kennt?) - imho ein schlechtes Zeichen für die Qualität der Schreibe. Selbst beim "Herrn der Ringe" wissen doch die meisten noch 'das ist der Tolkien mit den vielen seltsamen Vornamen'. Aber vielleicht denke ich in 50 Jahren anders.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    Der beste? Hm. Schwierig. Die besten:


    [list]Austen
    Bachmann
    Canetti
    Defoe
    Dickens
    Dostojewksij
    Dumas Père
    Eliot
    Flaubert
    Fontane
    Hardy
    Gotthelf
    James (Henry!)
    beide Manns
    May
    Musil
    Proust
    Raabe
    Schmidt (Arno)
    Stifter
    Thackerey
    Tolstoi
    Walser (Robert!)[/list:u]
    So ungefähr.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo JMaria!


    Welcome back & get well soon! :schmetterling:


    Heinrich Mann als Krankenlektüre. Nun ja, warum nicht? Hätte ich damals auch besser gelesen statt des Parfüms ...


    Nun, ich habe "Henri Quatre" in der Zwischenzeit längst nachgeholt. Und stehe seither vor der unbeantworteten Frage, ob Heinrich nicht doch der bessere Romancier war als sein Bruder ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    Ich hab's jetzt nochmals kurz nachgelesen: Goethe protegiert 1803 Lottes Sohn Theodor, als dieser, nach dem Tod seines Vaters, sich in Frankfurt als Arzt niederlassen will. Am 25. Sept. 1816 dann, Lotte besucht Verwandte in Weimar, treffen sich die beiden tatsächlich noch einmal 'physisch'. Ansonsten scheint keinerlei grosser Kontakt geherrscht zu haben.


    Quelle: Astrid Seele: Frauen um Goethe. Rowohlt Monographien 492, 1997. S. 39-44.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    Ich mag lange Threads, Hubert! :breitgrins:


    Besonders, wenn sie sich in eine Richtung bewegen, die mit dem Titel nichts mehr zu tun hat! :breitgrins:


    Ist mein Ersatz für Stammtischdiskussionen (die eh immer nur um Politik und Frauen gehen - ersteres ist langweilig, zweites verlangt nicht Diskussion sondern Aktion :breitgrins: )


    Also: Was Eco angeht: Sicher sind seine Romane gut recherchiert - oder vielleicht auch nicht, denn Eco sollte von Berufs wegen über die Zeit, die er beschreibt Bescheid wissen, also nicht noch extra recherchieren müssen. Ich werfe ihm auch nicht seine Gelehrsamkeit als solche vor - die habe und zeige ich auch, ebenso andere in diesem Forum :breitgrins: - sondern, dass er zu trocken und gelehrsam konstruiert. Gleichsam, als wären seine Romane Seminarübungen an der Uni ...


    Aber, was dem einen sein Uhl ist dem andern sein Nachtigall. Und Leute, die Eco lesen, sind mir persönlich immer noch lieber als solche, die Potter lesen. Und die immer noch lieber als welche, die Perry Rhodan lesen. Und die immer noch lieber als welche, die gar nicht lesen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    Bei Goethe und Charlotte habe ich jetzt ein Durcheinander: Haben sich die beiden nicht wirklich in späteren Jahren noch einmal getroffen? Und Thomas Mann hat sich einfach die Umstände ausgemalt?


    Grüsse, verwirrt


    Sandhofer

    Ne, ne, aufgeben is' nich'! Von Freitag an habe ich dann wieder mehr Zeit - hoffentlich. Aber Dos Passos werde ich weiterhin nur langsam angehen. Er ist mir eine sorgfältige Lektüre wert. Immerhin habe ich bemerkt, wieviel ich vergessen habe seit meiner ersten Lektüre (eigentlich fast alles).


    Wenn Ihr auf mich warten wollt, wird es aber für Euch gaaaaaaaaaaaaaanz langsam voran gehen :breitgrins:


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    Zitat von "elahub"

    P.S. - Wenn ich recht darüber nachdenke, hat auch noch keiner an den Namen der Rose gedacht :zwinker:


    Um ehrlich zu sein, hoffte ich, die Namen Eco und Süskind hier nicht zu treffen. :zwinker: Eco, den ich als Wissenschafter unheimlich verehre, ist für mich als Romancier der Prototyp des gelehrten Autors. Man merkt, dass er ungeheuer viel weiss, dass er auch ungeheuer viel über literarische Technik weiss und sein Wissen auch anwendet - nur leider fehlt der letzte Schnipser, der aus einem künstlichen Werk ein Kunstwerk macht; man sieht in jedem Moment, wo Eco den Zirkel angesetzt hat, um seine Kreise zu ziehen. Jedenfalls war das im "Namen der Rose" so. Seine späteren Werke habe ich mir dann erspart.


    Grüsse


    Sandhofer