Hallo zusammen!
(Hallo Hubert!
Ich wollte Dich keinesfalls unter Druck setzen. Im Moment habe ich aber Zeit und Musse zum Lesen, und nachdem Mac weg ist, geht's auch schneller vorwärts :zwinker: )
Fragt mich nicht warum - der Kerl ging mir echt auf den Keks. So absolut wischi-waschi; jetzt verstehe ich, warum die anderen Peanuts den Charly Brown immer so unausstehlich fanden ...
Sicher sind alle mehr oder weniger Versager; und Probleme mit dem Alkohol und dem anderen Geschlecht haben sie auch.
Warum sind plötzlich alle Hauptpersonen in Europa, in 1919?
Ich habe da so meine Theorie:
Für die US-Amerikaner ist soziale Veränderung offenbar auch immer örtliche Veränderung. Das Pionier-Denken, das zur Erschliessung des Wilden Westens geführt hat, drückt da wohl durch. Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts war damit aber Schluss: Amerika war 'erobert'. Den Mexikanern konnte man auch bald nichts mehr abnehmen. (Dos Passos zitiert irgendwo Wilson explizit zu diesem Thema!) Eine ganze Generation wuchs auf, ohne ein Ziel zu haben: die 'Lost Generation'. Hemingway, Faulkner, Fitzgerald, Dos Passos. Der Krieg in Europa gab ihnen die Gelegenheit, doch noch etwas Neues zu erleben. Deshalb dieser Massen-Exodus der Jungen, der Intellektuellen. Die nächste Generation hatte sich dann bereits daran gewöhnt, nichts mehr zu haben, das erforschens- und erstrebenswert gewesen wäre (ausser Geld ...). Die übernächste Generation erforschte dann mit Kennedy den Mond, mit LSD die eigene Psyche. Ich halte es für keinen Zufall, dass unter der (sagen wir mal: ziemlich konservativen) Regierung von Bush jr. plötzlich Mond- und Marsbesiedelung wieder offizielles Thema werden. Der US-Amerikaner kann offenbar Entwicklung wirklich nur räumlich denken. (Im Gegensatz zu Dos Passos' Figuren entwickeln sich z.B. Figuren und Gesellschaft bei Prousts "A la recherche du temps perdu" auf sehr engem Raum: Paris und 2 oder 3 'Aussenstationen'.)
Ist Euch übrigens auch aufgefallen, dass Dos Passos Sprache und Denkweise seiner erzählenden Partien immer den jeweiligen Hauptpersonen anpasst. V.a., wenn er die Kindheitspartien schildert, fällt das m.M. sehr stark auf. Die kindliche Weltsicht dominiert diese Passagen. Oder wenn er Joe Williams begleitet, und ohne Zögern von Limeys, Frogs und Wops spricht, statt von Engländern, Franzosen und Italienern. Nicht sehr feine Ausdrücke, soviel ich weiss.
Grüsse
Sandhofer