Beiträge von Anna Magdalena

    Hallo Poppea!


    Danke für den Hinweis! Ich glaube, ich werde die dtv-Ausgaben von "Tom Sawyer" und "Huckleberry Finn" in der Übersetzung von Lore Krüger lesen. Lore Krüger, das klingt anheimelnd, so puschig und gemütlich. Erinnert mich an längst vergangene Zeiten, als ich auf dem Bett liegend und der Welt gänzlich entrückt "Tom Sawyer" zum ersten Male las.


    Gruß
    Anna.

    Ihr habt mich mit Eurem Pepys zermürbt. Jetzt habe ich mir die Tagebücher auch bestellt. Ein wenig schmerzlich ist es ja, dass mein Name nicht mehr in die Subskribentenliste aufgenommen werden kann. Wieder mal eine Chance verpasst, als Liebhaber und Förderer der Literatur in die Annalen einzugehen. Auch wenn es nur die Annalen des Verlags Zweitausendeins sind.


    Gruß
    Anna :winken:

    Hallo Anita!


    "Bücher älteren Jahrgangs" ist gut! :zwinker: "Jahrestage" von Uwe Johnson ist vom Umfang und Anspruch her ein ziemlich happiges Buch. Falls Du Johnson noch nicht kennst, würde ich Dir empfehlen, zunächst mal mit "Mutmaßungen über Jakob" zu beginnen. Ich habe von Uwe Johnson neben den "Mutmaßungen" noch "Zwei Ansichten" gelesen, beide Bücher haben mir nicht sonderlich gefallen. Aber das ist viele Jahre her, inzwischen kann das ganz anders aussehen. Deswegen möchte ich mir in den nächsten Monaten die "Mutmaßungen" nochmal vornehmen. Wenn Du Lust hast, können wir das gemeinsam tun.



    Gruß
    Anna

    Ich werde demnächst "Reise ans Ende der Nacht" von Louis-Ferdinand Céline lesen.


    @ Maria, "Wilhelm Meisters Lehrjahre" will ich mir im Winter nochmal vornehmen. Ich habe den Roman vor vielen Jahren angefangen, aber sehr bald wieder abgebrochen, weil mich Wilhelms detaillierte Schilderung seines Puppentheaters genaus so gelangweilt hat wie Marianne. :breitgrins: Aber jetzt bin ich gesetzter und geduldiger, jetzt wird's wohl klappen.


    Gruß
    Anna

    Thomas Manns letzter Tagebucheintrag, den er am 29. Juli 1955 in der Universitätsklinik Zürich schrieb, endet mit den Sätzen:


    Zitat

    Das Wetter kühl u. regnerisch. - Füttern der Spatzen. - Las Shaws "Heiraten" zu Ende. Lese Einsteins "Mozart". - Lasse mir's im Unklaren, wie lange dies Dasein währen wird. Langsam wird es sich lichten. Soll heute etwas im Stuhl sitzen. - Verdauungssorgen und Plagen.


    Gleich zu Beginn des nächsten Jahres werde ich den "Zauberberg" wieder lesen - zum 4. Mal.


    Gruß
    Anna

    @ Poppea, ich habe auch beschlossen, mir ab Herbst die alten Schmöker aus seligen Jugendtagen mal wieder vorzunehmen. Ich beginne mit "Tom Sawyer", dann folgen "Moby Dick" und die "Schatzinsel". Von Sir Walter Scott habe ich bisher nur "Ivanhoe" gelesen, wenn ich mich nicht irre. Den Durward muss ich mal ins Auge fassen.


    ich bin weiterhin mit den altmodischen Dingen zufriedener. Es gibt da einen gewissen neumodischen Chic, für den ich bereits eindeutig zu alt bin. Ich trinke auch Sekt. Oder eben Champagner. Aber Prosecco? Nee. Dann lieber ein Herrengedeck. Ich bin doch keine Tussi :breitgrins:


    Glaube mir, der Geschmack des CampariO lässt so manches Jahr von meinen müden Schultern gleiten und trägt mich in eine sorglose Jugend zurück. Was kann es Schöneres geben?


    Ach, es ist schön, sich verstanden zu wissen. Ein Glas Campari oder Martini mit Olive, vielleicht auch mal ein Gläschen Sekt, im weiteren Verlauf des Abends geht man dann zu vino bianco secco über. Alles andere ist Schnickschnack.


    Gruß
    Anna :winken:


    @ Poppea, auch von mir gute Besserung. Im Geiste durch Italien reisen, hat den Vorteil, dass Du nicht unter der Hitze leiden musst, wie ich es seit Wochen tue. „Die Brautleute“ habe ich gern gelesen, „Die Karthause von Parma“ fand ich seinerzeit ganz schön langweilig und habe aus diesem Grund bis heute die Lektüre von „Rot und Schwarz“ vor mir her geschoben. Nievo kenne ich gar nicht, habe ihn mir aber bei Amazon angeschaut und notiert. Hast Du schon etwas von ihm gelesen?
    Übrigens ist Campari mit Orangensaft in Italien gar nicht mehr so angesagt. Man trinkt jetzt Prosecco mit einem Schuss Aperol. :breitgrins:


    Ich habe gerade das Buch „Der Stumme“ von Otto F. Walter beendet. Von dem Schweizer Autor, der mir bisher nicht bekannt war, werde ich auf jeden Fall weitere Romane lesen, zunächst wohl „Herr Tourel“, der im Zürcher Nagel & Kimche Verlag vor zwei Jahren neu aufgelegt worden ist.


    Momentan lese ich zur Einstimmung auf den dritten Band Proust die Aufzeichnungen von Jochen Schmidt zu seiner Lektüre der ersten beiden Proust-Bände. „Schmidt liest Proust“ ist ein Projekt, das sich zu lesen lohnt, witzig, klug und originell. Er versteht seinen Proust.


    Daneben lese ich eine kleine Biographie über Eichendorff von Otto A. Böhmer. Ganz informativ fürs Erste, aber nichts Besonderes. Gibt es eine empfehlenswerte gründliche Biographie über Eichendorff?


    Außerdem lese ich „Mord auf ffolkes Manor“ von Gilbert Adair, eine Hommage an Agatha Christie und zugleich eine Parodie auf den englischen Kriminalroman. Ein eingeschneites Herrenhaus, ein Mord im geschlossenen Raum, eine alternde Kriminalschriftstellerin und ein pensionierter Polizeikommissar, die die Gäste befragen und dabei allerlei alte Sünden ans Tageslicht bringen. Sehr vergnüglich!


    Gruß
    Anna

    finsbury und ich haben uns letztes Jahr in diesem thread über die Eleganz des Igels von Muriel Barbery geäußert. [...] Der Tenor unserer Beiträge war in etwa: Das hoch gelobte Buch ist ist eine Enttäuschung, enthält pseudointellektuelles Geschwafel, ist klischeehaft und platt


    Ganz meine Meinung! Ein rührseliges Aschenputtelstück mit einem unerträglich melodramatischen Schluss. Bei allem Gelaber über Intelligenz und wahre innere Schönheit muss dann doch wieder eine Typveränderung mittels schicker neuer Haarfrisur her. Grauenvoll ist auch dieser Bildungssnobismus. Wer auf die richtige Art gebildet ist, hört bestimmte Musik, liest bestimmte Bücher, schätzt bestimmte Maler. Und natürlich isst er nicht Schnitzel oder Käsebrot, sondern Sushi und spült es mit einem Schlückchen japanischen Tee hinunter.



    Dann bin nicht so einsam mit meiner Einschätzung, mir wurde das Buch eben wärmstens empfohlen als Offenbarung über den Sinn und Unsinn des Lebens in der modernen Gesellschaft. Mild ausgedrückt, zu optimistische Sicht der Dinge. Eben flach und überheblich, und riecht förmlich nach einer Klassenfeindschaft.


    Es finden sich die üblichen Stereotypen. Die Reichen sind arrogant und borniert, die einfache portugiesische Putzfrau dagegen wird als eine „Aristokratin des Herzens" beschrieben, warum, wird nicht so recht klar, vielleicht weil sie immer leckeren Kuchen mitbringt. Die drei Protagonisten, die unscheinbare Concierge, das unglückliche Mädchen aus reichem Haus und der erfolgreiche japanische Geschäftsmann, sind nicht nur hyperintelligent und hypergebildet, sie sind auch moralisch gesehen erste Sahne. Aber sie lesen ja auch die richtigen Bücher.



    Doch ich finde es glaubwürdig, dass sich auch ein gebildeter Mensch mit einem einfachen Job zufrieden gibt. Dies lässt ja gerade Freiheit und Zeit den Interessen nachzugehen und außerdem strebt nicht jeder nach weltlicher oder finanzieller Anerkennung.


    Dass Renee ihr Licht so untern Scheffel stellt, liegt nicht an ihrer Selbstbescheidung, sondern hat mit ihrer Vergangenheit zu tun und wird psychologisch auf sehr platte Art und Weise begründet.


    Gruß
    Anna

    Hamsun kehrt damit zurück auf meine Liste der lesenswerten Autoren ... :smile


    Das ist brav! Hamsuns Figuren sind wirklich meist verschrobene, einzelgängerische und oft sehr unreif wirkende Menschen, die im Leben nicht richtig klar kommen, wie zum Beispiel August aus der "Landstreicher"-Trilogie oder Johan Nils Nagel, der Protagonist des Romans "Mysterien". Mich fesselt in erster Linie die Stimmung, die Hamsun durch die lyrischen Naturschilderungen und die Beschreibung der unbewussten inneren Vorgänge im Menschen, seiner rätselhaften Empfindungen, seiner Tagträumereien in seinen Romanen erzeugt. In den „Landstreicher“-Romanen gefällt mir außerdem der unterschwellige, oft ein bisschen kindliche Humor Hamsuns.


    Gruß
    Anna :winken:


    Dass man aus seinen Werken eine Weltsicht zusammenbasteln kann[...] sei ihm zugegeben.


    Ja, man kann es vielleicht, aber tut es auch jemand oder ist das nur eine böswillige Unterstellung von Hesse-Hassern? :zwinker: In meiner Jugendzeit waren zwar noch die letzten Ausläufer der Hesse-Begeisterung zu spüren, vornehmlich für "Demian", "Siddharta" und das "Glasperlenspiel", aber nach Indien wollte da schon keiner mehr, sondern schön brav Lehrer, Arzt oder Anwalt werden.



    Was Frau Hill betrifft, bin ich mir nicht so sicher, ob wir ihr hier Unrecht tun. Ich habe auch Bücher, die ich wiederlesen will. Und wiederlese. Deswegen kaufe ich mir trotzdem Bücher. Bin ich denn eine Kuh, die entweder das Gras frisst oder es wiederkäut - aber nie beides gleichzeitig?


    Ich weiß nicht, ob wir uns nicht zu sehr am Thread-Titel orientieren. Susan Hills Absicht war doch nicht, über die Erfahrung "1 Jahr ohne Bücherkauf" zu berichten, sondern über "a year-long voyage through her books". Sie hat beschlossen, diese jahrzehntelang vergessenen Klassiker endlich mal zu lesen und in der Zeit keine neuen Bücher zu kaufen. Mich irritiert ein Kaufverzicht aus irgendwelchen obskuren Gründen der Disziplin, aber wenn man jede Menge interessanter Bücher zu Hause hat, die man erstmal lesen möchte, ohne sich von neuen Büchern wieder von dem Vorhaben abbringen zu lassen (was erfahrungsgemäß schnell passiert), finde ich es nachvollziehbar. Fragt sich nur, ob die Krimiautorin ihre Reise durch die Welt der Bücher interessant beschreiben kann.


    Gruß
    Anna

    Den 'Hesseleser' schlechthin, der sich seine Weltsicht aufgrund der gelesenen Hessewerke zusammen bastelt, kenne ich nicht.


    Ich auch nicht. Ich kenne in meinem Umkreis eigentlich gar keinen Hesse-Leser. scheichsbeutel^ scheint seit seiner Jugend unter einem schweren Hessetrauma zu leiden oder vielleicht haben sich in Österreich ganz besonders viele gnadenlose Hesse-Enthusiasten zusammengerottet. :breitgrins: Gibt es überhaupt jemand, der sich aus den Werken eines bestimmten Autors seine Weltsicht zusammenbastelt? Das scheint mir nicht einmal bei Paulo Coelho-Fans der Fall zu sein.


    @ Dostoevskij, wenn ich hier in Italien eine vernünftige Leihbibliothek hätte, würde ich mir auch sehr viel mehr Bücher ausleihen. Wie viele Bücher liest man nur einmal und nie wieder. Von dem so gesparten Geld könnte man sich dann auch mal eine etwas kostspieligere Buchausgabe anschaffen. An Deiner Liste sehe ich, dass Du zwischen Juni 2009 und April 2010 tatsächlich nur drei Bücher gekauft, aber dann, kaum war das Buchkaufverbot aufgehoben, gleich mit neun Büchern zugeschlagen hast. Da bestand wohl Nachholbedarf?


    Mir fehlt beim Jahr ohne Buchkauf das "intelligente" Element wie man es beispielsweise bei Schmidts Bericht über seine Proust-Lektüre durchaus findet.


    Ich weiß nicht, ob wir dem Buch nicht Unrecht tun. Soweit ich der englischen Kurzbeschreibung bei Amazon entnehmen kann, hat Susan Hill sich dieses Jahr ohne Buchkauf nicht aus Gründen der Selbstdisziplin oder als therapeutische Maßnahme gegen zwanghaftes Bücheranhäufen auferlegt.


    Zitat


    This is a year of reading from home, by one of Britain's most distinguished authors. Early one autumn afternoon in pursuit of an elusive book on her shelves, Susan Hill encountered dozens of others that she had never read, or forgotten she owned, or wanted to read for a second time. The discovery inspired her to embark on a year-long voyage through her books, forsaking new purchases in order to get to know her own collection again. A book which is left on a shelf for a decade is a dead thing, but it is also a chrysalis, packed with the potential to burst into new life. Wandering through her house that day, Hill's eyes were opened to how much of that life was stored in her home, neglected for years. "Howard's End is on the Landing" charts the journey of one of the nation's most accomplished authors as she revisits the conversations, libraries and bookshelves of the past that have informed a lifetime of reading and writing. Amazon


    Vielleicht ist aus ihren Leseerfahrungen doch ein intelligentes, amüsantes Buch entstanden, ähnlich wie Schmidts Proustlektüre.


    Gruß
    Anna

    Da tuen sich ganz neue Geschäftsfelder auf. Buchhandlung mit angeschlossener Psychotherapiepraxis, spezialisiert auf zwanghafte Buchkäufer und Leser. Buchhändler mit einer Zusatzausbildung in Behandlung von Zwangsstörungen. Gruppentherapien der Anonymen Buchhamsterer. :breitgrins:


    Der Buchhändler als Therapeut für zwanghafte Bücherkäufer? Das hieße, den Bock zum Gärtner machen. :zwinker: Aber Giesbert Damaschke hat nicht unrecht. In den großen Foren gibt es viele Leute, denen es offenbar nur darum geht, so schnell wie möglich ein Buch nach dem anderen zu konsumieren. Die schielen beim Lesen des einen Buchs schon immer nach dem nächsten. Aber Gott sei Dank: Wir sind nicht so! :breitgrins:


    @ Memmerle, schwant Dir etwa, dass Deinem Mann durch seine Buchkaufabstinenz keine so überraschenden Einblicke zuteil geworden sind wie offenbar der Autorin des bewussten Buches?


    Gruß
    Anna

    ich habe die darin geschilderte amour fou als arg konstruiert in Erinnerung. Immerhin: Das Raubein Hemmingway kann auch anders ... Interessant ist das Buch deshalb allemal. Wenn Du magst, berichte doch bitte über Deine Eindrück


    Werde ich, auch wenn ich skeptisch bin. So eine Probe aufs Exempel habe ich nämlich schon mit Hesse gemacht. Ich habe mir einen Band mit Erzählungen von ihm gekauft und gut die Hälfte gelesen. Sie sind nicht schlecht geschrieben und lassen sich ganz gemütlich weglesen, wirken auf mich insgesamt aber sehr bieder, geradezu altväterisch, und überall scheint die Moral unübersehbar durch. Hesse habe ich jetzt endgültig von meiner Liste gestrichen (bei Remarque wusste ich damals schon, dass es mir reicht).


    Gruß
    Anna


    Bücherkaufen um des Bücherkaufens willen ist imho kein sonderlich bewunderungswürdiges Verhalten.


    Natürlich nicht, aber wenn es um zwanghaftes Verhalten geht, nützt ein Jahr ohne Bücherkauf wahrscheinlich auch nicht viel, da hilft nur eine dauerhafte Verhaltensänderung, wie auch immer die aussehen soll.
    Ich habe in letzter Zeit tatsächlich den Eindruck gewonnen, dass gerade in den großen Bücherforen zwanghafter Bücherkauf und zwanghaftes Lesen immer stärker zunehmen. Wenn jemand kürzere Kapitel bevorzugt, weil er dann das Gefühl hat, das Buch schneller durchzulesen, oder ständig seinen SuB-Abbau oder SuB-Aufbau kommentiert, stimmt doch schon irgendwas nicht.


    Gruß
    Anna

    hach, ich habe gestern noch eins meiner Lieblingsbücher hervorgeholt und darin gelesen:
    Paris - ein Fest fürs Leben


    [kaufen='3499226057'][/kaufen]


    @ Maria, das Buch habe ich auch sehr gerne gelesen, allerdings ist das schon Urzeiten her. Ich hatte damals meine Hemingway-Phase, die aber wie vorher schon meine Remarque- und meine Hesse-Phase nach sechs, sieben Büchern vorbei war. Ich habe seitdem nie wieder etwas von ihm gelesen. Jetzt habe ich mir neulich den "Garten Eden" zugelegt, mal sehen, ob Hemingway mich noch unterhalten kann oder wirklich nur ein "Lebensabschnittsautor" war.


    Zum Ansinnen, sich ein Jahr lang keine Bücher zu kaufen: Solange ich noch genügend Platz und Geld für Bücher habe, wüsste ich nicht, warum ich sie nicht kaufen sollte. :smile:


    Gruß
    Anna

    Hallo Tom!


    Danke für den interessanten Link! Die Manuskripte werde ich mir in den nächsten Tagen durchlesen, zu den Klängen Schumannscher Musik natürlich. Ich mag Robert Schumann sehr, besonders seine Klavierstücke. Im Moment höre ich abends gern die "Kreisleriana" (gespielt von Martha Agerich) und bin schon versucht, meine Lesepläne umzustoßen und mir mal wieder den "Kater Murr" vorzunehmen. So führt eins zum anderen...


    Gruß
    Anna

    Hallo Maria und Katrin!


    Etwas verspätet bedanke ich mich für Euren Willkommensgruß, den ich leider völlig übersehen habe. Was meinen Lesegeschmack betrifft, ist mir die Sprache wichtiger als der Plot, komplexe Strukturen finde ich spannender als linear erzählte Geschichten. Populärliteratur macht mir meist keinen Spaß, wie ich zuletzt wieder bei „Drachenläufer“ festgestellt habe. Seit einiger Zeit habe ich mich wieder mehr den Klassikern zugewandt, lese aber auch viel zeitgenössische Literatur und stoße immer wieder auf lohnenswerte Bücher. Es gibt einige Autoren, die ich von Jugend an gern gelesen habe. Dazu gehören u. a. Thomas Mann, Fontane, Kafka, Joseph Roth, Knut Hamsun, Tschechow und Tolstoi. Auch für Eichendorff habe ich eine Schwäche und für Goethes "Faust" (beide Teile). Mit Musils „Mann ohne Eigenschaften“ bin ich durch Höhen und Tiefen gegangen, aber ich habe es nicht bereut. Demnächst werde ich den dritten Band der „Recherche“ beginnen und freue mich schon darauf. Einige Jahre lang habe ich vor allem zeitgenössische amerikanische Literatur gelesen. Die „Rabbit“ – Tetralogie von John Updike halte ich noch immer für ein gutes Abbild des amerikanischen Mittelstands in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Philip Roth und Paul Auster liegen mir nicht so sehr. „Engel im Schnee“ von Stewart O’Nan hat mich beeindruckt, die nächsten Bücher weniger. Sehr gerne lese ich die Kurzgeschichten John Cheevers, Richard Fords und Raymond Carvers. Demnächst auf dem Programm stehen die Bücher zweier amerikanischer Autoren, die ich noch nicht kenne, Denis Johnson „Schon tot“ und Cormac McCarthy „Border“ – Trilogie. Unsere großen Vier – Böll, Grass, Lenz und Walser – sind meist auch nicht mein Fall, ich mag Wolfgang Koeppen lieber. Entdeckungen neuerer Zeit waren für mich Winfried G. Sebald und Wilhelm Genazino, von dem demnächst die „Abschaffel“ – Trilogie ansteht.


    Einige Bücher, die mir in den letzten Jahren besonders gefallen haben: „Der Leopard“ von Lampedusa, „Wie eine Träne im Ozean“ von Manès Sperber, „Der arme Verschwender“ von Ernst Weiß, „Der Meister und Margarita“ von Bulgakow, „Die Blendung“ von Canetti, „Die Ringe des Saturn“ von Sebald, „Der Krieg am Ende der Welt“ von Mario Vargas Llosa, „Schilten“ von Hermann Burger und neuerdings auch die „Strudlhofstiege“ von Doderer. Manche Bücher, die mich früher schwer beeindruckt haben, wie z. B. „Die Stadt hinter dem Strom“ von Hermann Kasack, „Die Forsythe-Saga“ von Galsworthy oder „Wem die Stunde schlägt“ von Hemingway würde ich heute sicher anders beurteilen.


    @ Maria, ich kenne weder Lewitscharoff noch Dan Simmons noch Pamuk. Von Herta Müller steht „Der Fuchs war damals schon der Jäger“ und von Le Clézio „Wüste“ noch ungelesen bei mir im Schrank.


    Bei Kriminalromanen lese ich ziemlich quer Beet, je nach Lust und Laune. Die Skandinavier, gelegentlich Fred Vargas, Charlotte MacLeod, die Marseille-Trilogie von Izzo, Agatha Christie, Dorothy Sayers, Reginald Hill, P.D James und natürlich Hammett, Chandler, Millar und Highsmith.


    @ Katrin, Nesser und Mankell lese ich auch ganz gern, mir geht nur die Masche mit den desolaten Beziehungskisten und den Alkoholproblemen bei den Skandinaviern stark auf den Senkel (ähnlich wie das penetrant schräge Idyll in den Krimis von Fred Vargas). Meine Favoriten unter den Schwedenkrimis sind nach wie vor Sjöwall/Walhöö, gerade auch weil sie jede Weitschweifigkeit vermeiden.


    Neben den Büchern ist die Musik mein zweites großes Interessengebiet, vor allem die klassische (ich greife selber in die Tasten, wenn auch leider nur sehr stümperhaft). In den letzten Jahren habe ich auch immer mehr meine Liebe zum Jazz entdeckt. Songschreiber wie Joni Mitchell, Carole King, Don McLean etc. höre ich ebenfalls gern. Aber mir gefällt durchaus auch Popmusik, besonders die lieben alten Weisen aus meiner Jugendzeit. Ach ja, ich mag auch Volkslieder gern und kann sie alle singen. :breitgrins:


    Gruß
    Anna

    Hallo miteinander!


    Ich bin noch nicht ganz soweit wie Ihr und hoffe, es stört Euch nicht, wenn ich meine Leseeindrücke nachreiche.


    Nach dem etwas ernsthafteren dritten Teil tritt im vierten Abschnitt zunächst das Humoristische wieder stark in den Vordergrund. Doderer kann beides: psychologische Vorgänge sehr subtil und geduldig nachzeichnen, aber auch auf kurze, knappe und ironische Weise, sozusagen schlaglichtartig, das Wesen einer Person oder die Art von Beziehung, die zwischen zwei Menschen besteht, erhellen (wie zum Beispiel das Verhältnis der Schwestern Pastré zueinander oder das von Mimi zu Eulenfeld). Ich bewundere auch immer wieder, wie geschickt er die Bilder wählt, mit denen er schwer zu fassende psychologische Abläufe beschreibt. Es ist fast so, als gäbe es zu jeder inneren Regung ein Pendant in der Außenwelt, als wäre jedem inneren Vorgang ein äußerer zugeordnet. Deswegen wirken Doderers Metaphern auf mich immer sehr passend und trotz ihrer Ungewöhnlichkeit fast selbstverständlich, als könne nur dieses Bild und kein anderes an dieser Stelle stehen.


    Wenn man sich Doderers Kenntnis der menschlichen Natur vor Augen führt und seine Fähigkeit, das, was in Menschen vorgeht, bis in die kleinste Nuance beschreiben zu können, wenn man sieht, dass er seine Figuren zwar mit Ironie, aber auch mit Sympathie behandelt (ich habe das Gefühl, dass Doderer mit seinem 1951 erschienen Buch geradezu zur Ehrenrettung des Menschen - vielleicht auch zu seiner eigenen? - angetreten ist), dann frage ich mich, wieso jemand wie er Mitglied der NSDAP und Antisemit, wenn auch kein ausgeprägter, sein konnte. Das gleiche gilt für Knut Hamsun. Dessen Romanfiguren haben zwar fast alle schon etwas Amoralisches an sich, aber auch er konnte Seelenregungen sehr sensibel und präzise darstellen, auch er hatte einen genauen und verständnisvollen Blick für die Schwächen und Eigenarten der Menschen. Natürlich muss ein guter Schriftsteller nicht automatisch auch ein guter Mensch sein, aber mir bleibt es trotzdem ein Rätsel. Doderer würde sich vermutlich auf die „innere Mechanik“ herausreden.


    Doderer kommt nicht zum Punkt und erzählt von allem anderen (über die Hausmeister musste ich lachen!) nur nicht über das, was man erwarten würde. Dieses Hin und Her finde ich außerordentlich interessant und ja, irgendwann kommt es bestimmt noch raus, und wenns bloß in einem Halbsatz ist.


    Dieses „Nicht auf den Punkt Kommen“ ist bei Doderer Programm und gefällt mir ganz besonders gut. Das Leben kommt schließlich auch nie auf den Punkt. :breitgrins: Man ahnt zwar, dass diese Tabakschmuggelgeschichte noch Folgen hat, schließlich sind neben den Pastrè-Zwillingen auch noch Melzer und Thea Rokitzer darin verwickelt, aber bis dahin lässt Doderer sich Zeit, macht einige Bemerkungen zum Thema Fotografie und Künstlertum, spricht über das Rauchen und Trinken und beschreibt den Zihalismus in der Tabakregie. Diese Abschweifungen auf Nebengeleise, die Verzettelung mit scheinbaren Bagatellen bereichern die Lektüre sehr.


    Jetzt fällt mir auch auf, dass direkt vom 1. Weltkrieg nicht gesprochen wird, überhaupt das Politische weitgehend ausgeklammert bleibt. Nur indirekt nimmt man als Leser die Zeit wahr, z.B. durch die Tabakaktion.


    Obwohl sie von den beiden Erzählzeiträumen des Romans eingerahmt werden, sind diese beiden einschneidenden Ereignisse 1.Weltkrieg und Zusammenbruch der Monarchie tatsächlich kein Thema und werden immer nur beiläufig erwähnt. Sie haben auch keinen nennenswerten Einfluss auf das Leben der Romanfiguren, das nach dem Krieg mehr oder weniger genauso weiter geht wie vorher. Dass Doderer die Kriegsereignisse und den politisch-gesellschaftlichen Wandel ausspart, liegt vermutlich daran, dass er das Leben als überwiegend episch, nicht als dramatisch darstellen wollte. Der tägliche Lebensfluss mit all seinem Kleinkram, seinen Banalitäten und Unwägbarkeiten interessierte ihn, der das Dasein der Menschen bestimmende Alltag, nicht die Kriegserlebnisse Melzers und René Stangelers, die zu starke dramatische Akzente gesetzt hätten, wenn er sie beschrieben hätte.


    Wahre Liebe und Etelka. Eigentlich hier das gleiche Bild bei Etelka wie bei Melzer --> man muss einen Grad der Reife mit sich bringen um den eigenen Weg zu finden.


    Reife im Sinne Doderers als Menschwerdung durch Apperzeption. Die Wirklichkeit zu erfassen, wie sie ist, und zu ihrem eigenem Leben zu finden, ist Etelka Stangeler nie gelungen. Sie hat ihre Trópoi nicht befahren, sich nicht mit ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt, sie war übrigens auch nie auf der Strudlhofstiege. Von Anfang an hat sie in einer Scheinwelt gelebt. Aus einer Art inneren Leere heraus, aus Lebenslangeweile, auch als Reaktion auf den Vater, unter dem sie mehr noch als ihre Geschwister litt, hat sie immer nur nach der Sensation gesucht, nach dem Erlebnis einer großen, einzigartigen, absoluten Liebe, die es nicht gibt. Es ging immer nur um ihre Liebesaffären, sie hat nie zu ihrer eigenen Person, zu ihren Qualitäten gefunden. Ihre Liebe zu Imre von G. scheitert auch nicht an den Konventionen, sondern an Imres Schwäche. Aber selbst wenn es ein „Happy End“ für die beiden gegeben hätte, wie hätte diese Liebe den hohen Anforderungen Etelkas an sie jemals im Alltag standhalten können?


    In den nächsten Tagen werde ich das Buch auch durchgelesen haben. Schade!


    Gruß
    Anna

    Salve miteinander!


    Ich melde mich zurück und bin erleichtert, dass ich den Anschluss nicht verpasst habe. In Deutschland fehlten mir die Zeit und vor allem die nötige Ruhe für Doderer, da langte es gerade mal für ein paar alte Krimis von Agatha Christie. In den letzten Tagen konnte ich mich dann wieder in die „Strudlhofstiege“ vertiefen und bin auch gerade bei der wirklich etwas verwirrenden Tabakschmuggelgeschichte.


    Der Geschichte konnte ich leichter folgen, da sie fast nur chronologisch angelegt ist, mit wenigen Rückblicken; [...] Es kommt mir so vor, als ob nun alle Figuren endlich perfekt platziert sind, um dem Höhepunkt zuzusteuern.


    Seit die Geschichte in den Jahren 1923-25 spielt, scheint sie tatsächlich in ruhigeren Bahnen zu verlaufen. Das liegt wohl auch daran, dass man mittlerweile mit den Romanfiguren und ihren vielfältigen Beziehungen untereinander besser vertraut ist. Trotzdem muss ich mich auf die Erzählung jetzt stärker konzentrieren als vorher. Der Ton hat sich geändert, er ist etwas ernster geworden, weniger humoristisch. Die psychologischen Vorgänge werden noch genauer, noch analytischer beschrieben, manche Abschnitte musste ich sogar zweimal lesen, um sie richtig zu erfassen. Dieser Wechsel im Ton ist durchaus folgerichtig. In den Jahren 1910/11 waren die Figuren des Romans fast alle noch sehr jung, unbeschriebene Blätter, die ihre Erfahrungen erst noch machen mussten. Jetzt – fünfzehn Jahre und einen Weltkrieg später - ist die Unbeschwertheit der Jugend dahin, sie haben manches durchlebt, dementsprechend problematischer und komplizierter ist ihr Innenleben geworden. Es zeugt einmal mehr vom schriftstellerischen Können Doderers, dass er diese veränderte Verfassung seiner Figuren nicht expressis verbis, sondern durch einen Wechsel im Tonfall zum Ausdruck bringt.


    Immer wieder wird die Strudlhofstiege beschrieben. Sie ist das geheime Zentrum des Romans, weniger eine Bühne als eine Begegnungsstätte, wo die Figuren des Romans von Zeit zu Zeit aufeinander treffen, um dann in ihre individuellen Lebensbahnen zurückzukehren.
    Wenn vom „Rauschen des Brunnens“ oder von des „Brunnens Selbstgespräch“ die Rede ist, erinnert mich das immer unwillkürlich an die verschlafen rauschenden Brunnen bei Eichendorff. Vielleicht ist das gar nicht mal so abwegig. Auch dort scheint sich der „entschleierte genius loci“ zu zeigen, das „entdeckte und Form gewordenen Geheimnis dieses Punktes“. Die Strudlhofstiege ist Brücke zwischen den Zeiten, ein sichtbares Bild der in der Gegenwart enthaltenen Vergangenheit, sie verkörpert das Wesen Wiens:


    Hier ist alles zugleich: die tiefste Tiefe der Stadt und das Frei-Sein von ihr, durch den grünen Abbruch des Terrains und den weiten Blick.“ (S. 494)


    Immer wieder schön sind Doderers Stimmungsbilder und Beschreibungen:


    Über der Stadt und ihren weit ausgestreuten Bezirken stand auf goldenen Glocken der Spätsommer…“ (S. 559)


    …die Frau in einem roten Sommerkleid, die Haare gelb wie ein Trompetenstoß…" (S.544)


    Gruß
    Anna

    Meine Erfahrungen mit Eco sind bisher sehr gespalten.


    Meine nach zwei Büchern von ihm auch. „Der Name der Rose“ ist ein unterhaltsamer historischer Krimi, „Das Foucaultsche Pendel“ eine verschwiemelte und verschwurbelte Geschichte um Ritterorden und dunkle Verschwörungstheorien, die mich stark an Lawrence Norfolks ähnlich bemüht verklausulierten, wenn auch literarisch auf einer tieferen Ebene angesiedelten Roman „Lemprière’s Wörterbuch“ erinnert. Ich habe seitdem das Gefühl, dass Eco mehr Professor als Schriftsteller ist und seine Sachbücher vielleicht lesenswerter sind als seine Romane.


    Gruß
    Anna