Beiträge von Anita

    Hallo ihr Lieben.


    Es werden jetzt aber viele Gedanken zusammen getragen, echt klasse! :smile:



    Wie Steffi es oben so schön geschrieben hat, im Krieg und in der Politik gibt es keine Menschwerdung. Vielleicht hat Doderer das bitterlich gespürt und daraus ist dieser Roman entstanden, wie du es vermutest.


    Ich bin der Meinung: gerade drum :zwinker: Weil Melzer und Doderer den Krieg erlebt haben, konnten sie so reifen und diese Menschwerdung erleben.
    Nach wie vor denke ich, dass der Krieg eine große Rolle im Roman einnimmt, obwohl er total außen vor bleibt. Gerade dies finde ich eins der raffiniertesten Schachzüge des Autors, kein Wort darüber geschrieben, aber so viel gesagt.


    @ Anna Magdalena
    Deinen Hinweis, dass Etelka nie die Stiege erklommen hat, fand ich sehr aussagekräftig, danke!
    Ja Etelka hat nie zu sich selber gefunden, der Reifungsprozess hat nie stattgefunden und letztendlich war ihr Leben nur noch ein Scherbenhaufen.


    LG
    Anita

    Seite 30


    Zunächst einmal, ich lese diese Ausgabe: [kaufen='3938484799'][/kaufen]
    140 Seiten ist die Anaconda-Ausgabe und stimmt mit der deinen überein. Das Zitat von Seite 11 habe ich auch unterstrichen.


    Also es befinden sich vier Personen plus der Kapitän auf der Yacht "Nellie", die auf die Ebbe warten, ein Rechtsanwalt, ein Buchhalter, der Direktor und der Erzähler. Das ist zugleich die Rahmenhandlung, und in der Binnengeschichte erzählt der Kapitän von seiner Kongo-Reise (Erlebnisse). Damit hätten wir den ganz typischen Aufbau einer Novelle.


    Der Traum (den Kongo zu befahren) von Marlow muss ja groß gewesen sein, dass er die ganzen kleinen Spitzfindigkeiten nicht richtig deutet. Die Dokumente, die er unterschreibt, der Arzt "Ich bin nicht so dumm, wie ich aussehe, sprach Plato zu seinen Schülern." :zwinker: und die Frage, ob es in Marlows Familie Verrückte gäbe.


    Noch ein Zitat, das es mir angetan hat, auch von diesem Arzt: "Was sie da sagen, ist recht tiefsinnig und wahrscheinlich falsch."


    Lg
    Anita


    Ich habe mir bereits weitere Bücher von Doderer gekauft. :-)


    Hat aber hoffentlich noch Zeit oder. Also direkt wieder, nein danke. Etwas später, schaun wir mal. Nach gewisser Zeit bestimmt wieder :winken:
    Macht nämlich Spaß mit euch :smile:



    noch zu etwas anderem, wo ich mich auf unsicherem Boden bewege. Hattet ihr auch das Gefühl, dass hier die Menschwerdung Melzers am Ende mit Marys Unfall sehr religiös angehaucht ist. Zuvor die Hinweise auf Mariä Himmelfahrt (15. August) bis zum Tag des Unfalls, Marys Blut, Mary/ Maria, Marys Blut auf Melzer und Thea. Thea das Lämmchen! Lamm als christliches Symbol. Irgendwann zuvor wurde auch Theas Reinheit erwähnt.


    Ja, die Menschwerdung Melzers ist absolut religiös. Ich denke, das passt alles richtig gut ins Bild. Auf ein Re-read in ein paar Jahren bin ich gespannt :breitgrins:


    LG
    Anita

    Hallo ihr Zwei :winken:


    Zu Mary K. und ihr nicht vorhanden sein, ich denke, das betrifft in diesem Abschnitt die Zukunft, innerlich verunsichert, sie stolpert mehrfach, da ist schon was im Busch :zwinker:
    In Erinnerung habe ich einen Ausspruch ungefähr so: als schöne Frau hatte sie ihre Daseinsberechtigung ...


    Ja dieses Hin.- und Herspringen von katholisch zu islamisch ist zum Schluss sehr betont, deshalb ist es mir ja auch ins Auge gefallen :zwinker: (Anmerkung zu Maria, dass Melzer evtl. auch zum Islam hingeneigt sein könnte statt umgekehrt, halte ich für unwahrscheinlicher, weil ich die Entwicklung zum Katholischen, wenn es denn so sei, als logischer empfände. Wenn er wirklich Moslem gewesen wäre oder auch nur seine Eltern, dann hätte er bewusst den Weg zu seiner Religion gefunden und es wäre wirklich eine Selbstfindung. Neugierde symbolisiert wieder das auf der Suche sein.)


    Wahre Liebe und Etelka. Eigentlich hier das gleiche Bild bei Etelka wie bei Melzer --> man muss einen Grad der Reife mit sich bringen um den eigenen Weg zu finden. Viel zu jung war Etelka mit Pista zusammen, das war ja eine Jugendliebe, dem gegenüber liegt doch wenn man als Kind eine Religion aufgesetzt bekommt und sie sich nicht selber "gesucht" hat. Und das findet sich dann auch bei René, der vom Katholischen über die Philosophie zur Ewigen Philosophie, wenn nicht gar zum Buddhismus findet. Für ihn ist die Versuchung der Zwillinge auch nicht so tragisch als wenn Melzer in diese Falle tappen würde :breitgrins:


    LG
    Anita

    Hallo ihr.


    Da ich so, nein soooooo, neugierig war, habe ich eben mit den Erzählungen von Stifter begonnen. Ich war darauf eingestellt, dass ich lange Naturbeschreibungen serviert bekomme. Meine erste Erzählung: Der Condor war aber alles andere als behäbig oder langatmig :breitgrins: Nein ganz im Gegenteil. Ist das eine Vorlage für Sebald gewesen, alles Überblendungen und Schnitte. Ich musste diese "Aktion" gleich zweimal lesen :zwinker:



    LG
    Anita, die sich dann hier öfter meldet


    Ich glaube, da kommt der alte Masure durch! Das Ostpreußische liebt das Imperfekt! Auch und gerade in der gesprochenen Sprache. Ich kenne das von meiner Großmutter. Das Perfekt kam in ihrer Rede praktisch nicht vor. Warum riefst du nicht an ? statt Warum hast du nicht angerufen?


    Oh danke für diese Info :smile:


    LG
    Anita


    Melzers Erlebnisse mit Laska (Bärenjagd und Laskas Tod, evtl. auch Kriegserlebnisse, von denen Melzer bei diesem Besuch leichthin spricht) verdecken noch seine wahre Erleuchtung bzw. hemmen noch die Menschwerdung ? Auch die Episode mit Editha scheint als Umweg und Stolperstein für Melzer angelegt, ein paar Versuchungen, bis er zu Thea und seinen wahren Gefühlen findet.


    Ja, genauso in diese Richtung denke ich auch. Und wieso sollte nicht selbst Melzer islamischer Herkunft sein und dennoch katholisch denken :zwinker: Für mich würde das noch mehr für Selbstfindung und Menschwerdung sprechen.


    LG
    Anita


    Ich habe vor kurzem Schweigeminute gelesen und fand es ganz nett. Was mich allerdings gestört hat: die immer wieder eingeflochtenen Anreden an die Lehrerin, die in der zweiten Person Imperfekt gehalten sind. Eigentlich logisch, wenn die Erzählung in der dritten Person Imperfekt ist. Mich haben diese sehr gestelzten grammatischen Formen aber ziemlich genervt. So würde sich doch heutzutage* kein junger Mann ausdrücken?


    * wobei nicht ganz klar ist, wann genau "heutzutage" ist. Zumindest aber zweite Hälfte des 20. Jhds.


    Eben, es steht nirgendwo wann es spielt. In dem Interview, welches ich oben erwähnte, kam heraus, dass es eine tatsächliche Jugendliebe von Lenz sein könnte :zwinker:


    LG
    Anita

    [quote author="JMaria "]seine bedeutenden Werke wie die Blechtrommel kenne ich nicht.[/quote]


    Ich auch nicht :redface: Müssen wir unbedingt ändern, nur wann? :breitgrins:


    Übrigens habe ich schon zwei Grass Bücher nicht zuende gebracht ("Mein Jahrhundert", "Ein weites Feld"), eigentlich hat es bisher nur "Katz und Maus" geschafft, Grass ist nicht ganz so meine Welt.


    LG
    Anita


    Siegfried Lenz hat wieder geheiratet :-)


    Das hat sich schon länger angekündigt. Vor ein paar Jahren nach Schweigeminute habe ich ihn bei Beckmann gesehen, und da wurde schon davon erzählt, dass diese beste Freundin der Frau sich rührend um ihn kümmert. Und seine Generation ist ja als Mann ziemlich hilflos :zwinker:


    Nein, ich finde das gut, besser als nur auf den Tod zu warten :smile:


    LG
    Anita


    Kennst du bereits "Der Geist der Mirabelle: Geschichten aus Bollerup"? oder "Kummer an jütländischen Kaffeetafeln" ? Herrlich, sag ich dir :breitgrins:


    Leider nicht, weil es bisher nicht in mein Beuteschema passte. Durch meinen hibbeligen Grundton lese ich nicht gerne "unruhige" Kürze, ich bevorzuge eigentlich immer lieber die Länge, Weite, Raum und Zeit. Da aber diese masurischen Geschichten alle miteinander verbunden sind, habe ich das nicht als ständigen Wechsel empfunden.


    "Der Geist der Mirabelle: Geschichten aus Bollerup" steht nun auch auf meiner Wunschliste :winken:


    LG
    Anita


    Anita,
    im Doderer-ABC wird Melzer streng katholisch genannt.


    mir ist aufgefallen, dass Melzer mit dem Gebetsteppich eher nachlässig umgeht, mal liegt er, mal hängt er ihn auf, mal im Schrank. Ich glaube, der ist ihm eher im Weg, im Gegensatz zum Bärenfell,


    Ist er, der Gebetsteppich, denn ein Andenken an Laska? Denn meiner Meinung schreibt Doderer nichts ohne Sinn und Zweck. Für mich war Melzer bis zu diesem Zeitpunkt, genauso wie Asta, Mary K., eine katholischen Figur, aber irgendwie ist dieses Mehrfache-darauf-Hinweisen dann augenfällig. Lest mal in Ruhe zuende, mir ist das sowieso schon peinlich, dass ich aufgrund meiner "Schnelligkeit" (obwohl ich eigentlich Schneckentempo besitze) immer vorweg schreiben muss :redface:


    LG
    Anita

    Hallo ...


    Ich bin auch ein doller Lenz-Fan, hach was liebe ich diese etwas "wortkargen" (er kann die Nordlichter, die Friesen so gut fassen), aber dennoch so tiefen und zarten Pinselstriche von diesem Autor. Jüngst habe ich "So zärtlich war Suleyken" gelesen, masurische Geschichten. Selten habe ich so skurrile und überzeichneten Figuren gelesen :breitgrins:, die dennoch authentisch sind. Klasse gemacht :smile:


    LG
    Anita


    für die Bosnier-These sehe ich auch keine Belege.


    Ich weiß ganz ehrlich gesagt nicht, ob nur Laschka Bosnier war, oder Melzer auch, das gebe ich zu. Was mir aber sehr seltsam vorgekommen ist, dass da um Seite 790 ein Gebetsteppich bei Melzer vorkam, und als Thea nach dem Unglück zu Melzer kam, angemerkt wurde, dass der Gebetsteppich im Schrank wäre, also nicht sichtbar. Und warum tauchen seine Eltern zu X nicht auf, wegen dem christlichen Fest?


    Darüber müssen wir reden, denn das ist nun bei mir eine Sache, die ich nicht verstehe :zwinker:


    LG
    Anita


    Explizit im Text kommt das meiner Erinnerung nach nicht vor, woran machst du das fest ?


    Als Bosnier muss man das in Betracht ziehen, er trinkt gerne türkischen Kaffee :zwinker: (okay das schwächelt), aber er hat einen Gebetsteppich.
    Welche Nationalität sind die Stangelers nach dem Krieg? Was vorher alles zu Österreich zählte ... Ich denke, wir müssen beim Lesen den I. Weltkrieg, der im Buch total ausgelassen wird, mit einbeziehen.
    Und kann es nicht sein, dass diese Ernsthaftigkeit nach dem Krieg damit zusammenhängt, dass man eben nicht mehr nur Österreicher ist, man Visa braucht. Worauf ich zu Beginn leider nicht geachtet habe, woher alle Figuren kamen :redface:


    LG
    Anita


    PS Habe heute schon gute 60 Seiten gelesen, und werde gleich im Bett, wenn mir nicht die Augen zufallen, die restlichen 55 Seiten lesen :smile: Ich will es jetzt wissen!