Juli 2010 - Joseph Conrad: Herz der Finsternis

  • Hallo liebe Mitleser,


    heute startet die Leserunde zu "Herz der Finsternis" von Joseph Conrad.


    Ich wünsche uns allen viel Spaß dabei und freue mich auf eine anregende Diskussion :winken:


    Ich lese übrigens die SZ-Ausgabe [kaufen='3937793186'][/kaufen]


    Katrin

  • Hallo,


    ich habe jetzt bis Seite 24 meiner Ausgabe gelesen und bisher erfüllt das Buch meine ganzen Erwartungen.


    Dass es sich hier um einen Roman handelt, der die Unterdrückung der Schwarzen durch die Weißen anprangert, sieht man schon in den ersten Seiten.
    Gut fand ich dabei den Satz auf Seite 11: Die Eroberung der Welt, die im wesentlichen darauf hinausläuft, dass man sie denen fortnimmt, die eine andere Hautfarbe oder etwas plattere Nasen als wir haben, ist, genau besehen, nichts Erfreuliches.


    Stellt sich für mich die Frage ob Marlow schon am Beginn seiner Reise so gedacht hat, oder ob das erst mit der Zeit gekommen ist. Denn anscheinend kann er es gar nicht erwarten in die Mitte des Kontinents zu gelangen. Denn obwohl ihm bewusst war, dass viele nicht zurückkommen, geht er seines Weges.


    Gut fand ich dabei den Ausspruch auf Seite 17 als er die strickenden Frauen sieht, die im Sekretariat sitzen Morituri te salutant.


    Da Marlow nicht der Ich-Erzähler ist, frage ich mich schon die ganze Zeit wer denn nun der Ich-Erzähler ist und ob wir den je zu Gesicht bekommen werden.


    Katrin

  • Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das hierher passt, aber ich versuch's einfach mal. :smile:


    Mit dem Buch selbst habe ich noch nicht angefangen, aber abgesehen vom Wikipedia-Artikel über den Autor habe ich auch nochmal meine Sammelbiographie Wilde Dichter hervorgekramt und das Kapitel über Joseph Conrad gelesen.


    [kaufen='978-3492251730'][/kaufen]


    Er scheint ja wirklich ein unruhiger Geist gewesen zu sein. Ein gebürtiger Pole, der wegen der politischen Aktivitäten seiner Eltern als Kind eine Zeitlang im russischen Exil verbringen musste, früh Vater und Mutter verlor, danach vom Onkel erzogen wurde und schließlich als junger Bursche ausbrach, um zur See zu fahren.
    Sein Vater brachte ihm schon früh die großen Schriftsteller nahe; dass er selbst professionell schreiben könnte, zog Conrad jedoch lange nicht Erwägung. Die englische Sprache erlernte er erst jenseits der 20, dennoch schrieb er seine Werke auf Englisch, als er nach vielen Jahren die Seefahrerei schließlich bleiben ließ. Zuvor hatten ihn seine Reisen (als Leichtmatrose, Matrose, sogar Kapitän) in die exotischsten Gebiete der Erde gebracht - auch in jene, die damals tatsächlich noch weiße Flecken auf der Landkarte waren!


    Während er viele dieser Fahrten genoss, scheint die in den Kongo ein traumatisches Erlebnis für ihn gewesen zu sein. Ihn verstörte nicht nur das Schicksal der Ureinwohner, sondern er wurde auch noch schwer krank, musste zeitweise in einer Hängematte durch den Urwald getragen werden und wäre beinahe mit einem Kanu gesunken, das kenterte als er darin transportiert wurde (zu diesem Zeitpunkt trug er die Manuskripte zu seinem ersten Roman bei sich).


    Viele seiner Erlebnisse verarbeitete er später literarisch. Jedoch ging ihm das Schreiben in einer Fremdsprache nicht leicht von der Hand - er war ein Perfektionist, entwarf manchmal zehn Versionen eines Satzes bevor er sich für eine entschied. Seine Bücher zu Papier zu bringen muss ein ziemlicher Kampf für ihn gewesen sein. Dass er sehr lange betonte, aus bloßem Zeitvertreib und ohne Ernsthaftigkeit zu schreiben, wirkt da nicht 100% glaubwürdig - vielleicht resultierten solche Aussagen eher aus einer Unsicherheit bezüglich der Qualität seiner Werke (Conrad war sehr selbstkritisch).


    Seine Ehe war wohl eine "Heirat aus Bequemlichkeit", eine große Leidenschaft oder Seelenverwandtschaft bestand nicht. Conrad war sein Leben lang ein unnahbarer, eher einzelgängerischer Typ, der sich schwer tat mit sozialen Beziehungen. Auch litt er an Depressionen. Außerdem scheint er ganz gerne die eine oder andere Fassade inszeniert zu haben, sodass man kaum in ihn hineinsehen konnte und sein wahres Innenleben schwer einzuschätzen war.


    Das als grobe Zusammenfassung und erste Einstimmung - bitte um Korrektur, wenn ich etwas falsch dargestellt habe. :winken:
    Ich bin gespannt, wie ich das Buch mit diesem Hintergrundwissen über die Biographie des Autors lesen werde ...

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • Danke Bluebell für deine Mühe :winken:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Seite 30


    Zunächst einmal, ich lese diese Ausgabe: [kaufen='3938484799'][/kaufen]
    140 Seiten ist die Anaconda-Ausgabe und stimmt mit der deinen überein. Das Zitat von Seite 11 habe ich auch unterstrichen.


    Also es befinden sich vier Personen plus der Kapitän auf der Yacht "Nellie", die auf die Ebbe warten, ein Rechtsanwalt, ein Buchhalter, der Direktor und der Erzähler. Das ist zugleich die Rahmenhandlung, und in der Binnengeschichte erzählt der Kapitän von seiner Kongo-Reise (Erlebnisse). Damit hätten wir den ganz typischen Aufbau einer Novelle.


    Der Traum (den Kongo zu befahren) von Marlow muss ja groß gewesen sein, dass er die ganzen kleinen Spitzfindigkeiten nicht richtig deutet. Die Dokumente, die er unterschreibt, der Arzt "Ich bin nicht so dumm, wie ich aussehe, sprach Plato zu seinen Schülern." :zwinker: und die Frage, ob es in Marlows Familie Verrückte gäbe.


    Noch ein Zitat, das es mir angetan hat, auch von diesem Arzt: "Was sie da sagen, ist recht tiefsinnig und wahrscheinlich falsch."


    Lg
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Ich habe mich gestern an die ersten paar Seiten dieser englischen Ausgabe gewagt:


    [kaufen='978-3150091616'][/kaufen]


    Ich dachte, dadurch, dass bei den roten Reclams die schwierigsten Vokabeln gleich am unteren Seitenrand stehen, müsste das doch ganz flüssig laufen. Allerdings stelle ich mein Englisch gerade sehr in Frage :entsetzt: ... ich musste mich wirklich sehr konzentrieren und oft auf die Vokabeln gucken, sodass überhaupt kein richtiger Lesefluss zustande kam.


    Bisher kann ich auch noch nicht viel mehr sagen, als dass ich die Bildgewalt und die Atmosphäre - nachdem mein Hirn die Beschreibungen freigeschaufelt hatte :breitgrins: - schon sehr mächtig fand. So weit wie ihr bin ich aber noch nicht, und ich werde mir heute noch eine deutschsprachige Ausgabe besorgen, damit das Ganze mehr Spaß macht. Die Reclamversion behalte ich aber wegen des Kommentars.


    Mehr kann ich leider noch nicht beitragen! Aber bald. :winken:

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • 1 Kapitel beendet


    In der üblichen Weise bekommen wir nun nach und nach vermittelt wie wir in Afrika eingefallen sind, und welche Gräuel stattgefunden haben. Aber unter den ganzen „Dummköpfen“ hebt sich dann dieser Krutz wie ein weißer Lichtpunkt am Horizont ab. Ganz zum Schluss des Kapitels hatte ich allerdings den Eindruck, dass es sich als eine bloße Fatamorgana/Traum handeln könnte. Ich bin gespannt.


    Das Wort Finsternis gebraucht Conrad wirklich häufig


    @ Bluebell
    Schon alleine dein Versuch ist doch löblich. :zwinker:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • So,
    ich habe mir nach kurzem Probelesen gestern diese Version gekauft:


    [kaufen='978-3423191319'][/kaufen]


    Die Übersetzung ist von Sophie Zeitz und ganz wunderbar! Sobald Marlow zu erzählen begann, hat die Geschichte einen starken Sog entwickelt und ich hätte am liebsten gleich stundenlang durchgelesen (hatte aber nur Zeit bis Seite 38).


    Schon bevor Marlow den afrikanischen Kontinent überhaupt das erste Mal betritt, liegt so eine bedrohliche Atmosphäre in der Luft. Die von Anita erwähnten Details blendet Marlow zwar nicht aus, aber er deutet sie auch nicht als Vorzeichen, während beim Leser sehr wohl bereits eine erste, dunkle Ahnung entsteht, dass da etwas in der Luft liegt, dass irgendetwas "schief" läuft.


    Bei der Beschreibung Afrikas dann - bei der Fahrt an der Küste entlang, aber auch schon vorher bei der Betrachtung des Flusses auf einer Landkarte - da meinte ich regelrecht die Trommeln zu hören und etwas Großes, Finsteres, Mächtiges, Bedrohliches zu spüren:


    Zitat von "Seite 16"

    ... wie eine riesige entringelte Schlange, den Kopf im Meer, deren Körper sich reglos weit durch ein riesiges Land windet und deren Schwanz in den Tiefen des Kontinents verschwindet. Und als ich ihn in einem Schaufenster auf der Landkarte sah, zog er mich an wie die Schlange einen Vogel - einen törichten kleinen Vogel.


    Sehr eindringlich fand ich auch die Beschreibung des französischen Kriegsschiffes, das mit seinen Kanonen blind in den Dschungel schießt - und außer Stille natürlich keine Antwort erhält - sowie ein paar Seiten später die Sprengung, nach der der Fels ganz unverändert da steht. Die Absurdität dieser beiden Szenen vermittelt schon einen ersten Eindruck von der Mentalität hinter dem Kolonialismus.
    Der "Hain der Toten" schließlich, wo Conrad die ausgehungerten, abgearbeiteten Afrikaner als "spitzwinkelige Bündel" beschreibt, die sich in den Schatten der Bäume zum Sterben zurückgezogen haben, und gleich darauf die erste Begegnung mit dem strahlend sauberen, weißen Europäer und dessen rassistischen Aussagen ... das war wie mit den Fingernägeln über die Tafel zu kratzen. :entsetzt:


    Mir gefällt die Lektüre bisher (im wahrsten Sinne des Wortes :teufel: ) unheimlich gut und ich bin froh, nach den Startschwierigkeiten nun doch noch so hineingekippt zu sein. Und wie gehts euch so damit?

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()

  • Ich habe das erste Kapitel nun auch beendet und ich bin auch sehr begeistert von der Geschichte.


    Bluebell: Dein Versuch das Buch auf Englisch zu lesen ist wirklich sehr löblich, auch wenn ich es nie versuchen würde. Ich hätte immer Angst ich verpasse etwas sehr wichtiges.


    Die Szene mit dem Fluss und der Landkarte fand ich auch sehr interessant und die Vorzeichen sieht der Leser wirklich sehr gut, nur unser lieber Marlow anscheinend nicht.


    Anita: Dass Conrad das Wort "Finsternis" oder "Dunkel" sehr oft erwähnt, ist mir auch aufgefallen.


    Über Kurtz bin ich ich mir auch noch nicht sicher, gibt es ihn wirklich oder kennt ihn nur jeder vom Hörensagen? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass keiner den Mann je gesehen hat.


    Katrin

  • Hallo ihr Zwei.


    Ein paar Zitate bis Ende 2. Kapitel:


    Da waren also 30 Kannibalen mit an Bord, aber diese sind sehr friedlich lt. Marlow "sie waren dreißig gegen fünf ... Es waren große, kräftige Männer, ... sie besaßen Mut und sogar noch Kraft. ... Und ich begriff (Marlow), daß hier etwas im Spiel war, was ihnen Zurückhaltung gebot, eines jener menschlichen Rätsel, die der Wahrscheinlichkeit spotten."


    "Was wir später als Angriff bezeichneten, war in Wirklichkeit ein Versuch der Abwehr."


    "Wer natürlich ein ausgemachter Dummkopf ist, der kommt nicht ab vom rechten Wege - der begreift in seiner Blindheit nicht einmal, daß die Mächte der Finsternis es auf ihn abgesehen haben. Kein Dummkopf hat aber vermutlich je dem Teufel seine Seele verschrieben; "


    Ich werde später weiter lesen :winken:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"


  • Bluebell: Dein Versuch das Buch auf Englisch zu lesen ist wirklich sehr löblich, auch wenn ich es nie versuchen würde. Ich hätte immer Angst ich verpasse etwas sehr wichtiges.


    Ja, in diesem Fall würde die Gefahr bei mir auch bestehen, wenn ich auch nur eine halbwegs annehmbare Lesegeschwindigkeit zustande bringen wollte. Bei meinem Englischversuch auf den ersten paar Seiten habe ich genau aus dieser Sorge viele Sätze mehrmals und ganz langsam gelesen, plus Vokabeln nachgesehen, und das war einfach nicht spaßig. :sauer:
    Ein bisschen enttäuscht bin ich schon darüber, weil ich z.B. mit Jane Austen im Original total gute Erfahrungen gemacht habe, obwohl ich mich ursprünglich ein bisschen gefürchtet hatte, und erst vor kurzem habe ich Oscar Wilde sehr flüssig und mit recht wenig Nachschlagen, fast so schnell wie auf Deutsch gelesen. Aber Conrads Stil und Vokabular verlangt mir wohl doch noch zu viel ab.


    Ich habe den ersten Teil gestern auch beendet und will heute gleich mit dem zweiten weitermachen.


    Mr. Kurtz hat bisher noch etwas von Mrs. Columbo :breitgrins: - ständig fällt sein Name, aber in Erscheinung ist er noch nicht getreten und der Leser (bzw. Marlow) kann sich noch kaum ein Bild davon machen, was es mit Kurtz' legendärem Status wirklich auf sich hat.


    Etwas beschäftigt mich noch. Und zwar ist das "Herz der Finsternis" ja unter anderem für seine vielen Symbole berühmt. Ich habe aber den Verdacht, dass mir vieles davon entgeht. :redface: Zwar macht es mir Spaß, ein bisschen mit Interpretationsansätzen herumzuspielen, wenn mir etwas ins Auge sticht - aber ich fürchte, so einiges fällt mir gar nicht erst auf.
    Wie geht es euch damit? Welche Symbole sind euch bisher aufgefallen? Meint ihr, Sekundärliteratur wäre nützlich (welche)?

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."


  • Wie geht es euch damit? Welche Symbole sind euch bisher aufgefallen? Meint ihr, Sekundärliteratur wäre nützlich (welche)?


    Nein ich denke, du brauchst keine Angst zu haben. Auch sandhofer schrieb ja im Vorschlag, dass Conrad sehr unmethaphysisch schreibt :zwinker: Ich denke, es gibt lediglich ein Symbol hier im Buch, und das zeigt sich im ertsen Kapitel nur als Ansatz, im zweiten wird es mächtiger und im dritten ...
    Also keine Angst es zeigt sich ganz deutlich :smile:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Hallo,


    ich bin nun fast am Ende des 2. Kapitels und diesen Nebel fand ich sehr gut beschrieben. Ich hatte das Gefühl Conrad beschreibt hier das Eindringen des weißen Mannes in die Welt der Schwarzen. Die Weißen waren blind (wie im Nebel) für die Anliegen der Afrikaner. Sie hatten keine Ahnung was sie anrichten und man sieht ja auch, dass sie diese Leute gar nicht als Menschen wahrnehmen, sondern als Tiere, die man wie Hunde dressieren kann.


    Der Nebel lichtet sich zwar hin und wieder, aber die Erkenntnis hier etwas falsches zu tun, kommt nicht oder nur sehr, sehr zaghaft.


    Conrads Erzählweise finde ich sehr bildgewaltig und ich konnte die Anspannung der Menschen auf dem Boot geradezu fühlen.


    Katrin

  • Ich bin auch noch immer im Nebel (ca. Seite 80) - unserem gar nicht nebeligen Hochsommerwetter der letzten Tage sei Dank. :zwinker:


    Das Wort Finsternis gebraucht Conrad wirklich häufig


    Mittlerweile ist mir noch ein anderes Wort aufgefallen: leer. Das leere Land, der leere Strom, leere Flussstrecken (du liebe Zeit, neue Rechtschreibung) ... das ist irgendwie ungewöhnlich, aber treffend und gefällt mir sehr gut.
    Und noch eine Besonderheit im Ausdruck: Conrad schreibt des Öfteren "dort drinnen", wo ich intuitiv eher ein "dort draußen" erwarten würde. Er bezieht sich dann auf das Land, den Dschungel etc., also ist "drinnen" durchaus logisch - aber man ist eben eher an ein "draußen" gewohnt, wenn von drohender Gefahr die Rede ist. Es ist nur ein ganz feiner Unterschied, aber der erzeugt für mich trotzdem nochmal eine etwas "eigenere" Stimmung.



    ich bin nun fast am Ende des 2. Kapitels und diesen Nebel fand ich sehr gut beschrieben. Ich hatte das Gefühl Conrad beschreibt hier das Eindringen des weißen Mannes in die Welt der Schwarzen. Die Weißen waren blind (wie im Nebel) für die Anliegen der Afrikaner. Sie hatten keine Ahnung was sie anrichten und man sieht ja auch, dass sie diese Leute gar nicht als Menschen wahrnehmen, sondern als Tiere, die man wie Hunde dressieren kann.


    Der Nebel lichtet sich zwar hin und wieder, aber die Erkenntnis hier etwas falsches zu tun, kommt nicht oder nur sehr, sehr zaghaft.


    Das beschreibst du sehr schön.
    Man wirft Conrad ja durchaus auch Rassismus vor. Im ersten Teil wollte ich schon fast schreiben, dass ich das für sehr übertrieben halte und dass man an dieses Buch nun mal nicht unsere heutigen Maßstäbe der "political correctness" anlegen darf.
    Im zweiten Teil gab es nun aber durchaus schon einige Stellen, wo ich verärgert die Stirn runzeln musste (auch wenn man Marlows Wahrnehmung nicht mit Conrads Einstellung gleichsetzen darf).
    Mir kam es so vor, als ob Marlow den Afrikanern im ersten Teil noch mehr Sympathie und Mitgefühl und vor allem weniger Arroganz entgegen bringt. Wie er seinen Heizer beschreibt, ist absolut demütigend ("dressiert" trifft den Nagel auf den Kopf, Jaqui)! :grmpf: Im ersten Teil hatte Marlow ja auch noch kaum direkt mit den Einheimischen zu tun, während er jetzt richtig mit ihnen zusammen arbeiten und leben muss. Das ist psychologisch durchaus interessant, denn auch in heutigen Städten ist die Ausländerfeindlichkeit ja dort am stärksten, wo die Kulturen tatsächlich aufeinanderprallen und sich arrangieren müss(t)en.

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."


  • Im zweiten Teil gab es nun aber durchaus schon einige Stellen, wo ich verärgert die Stirn runzeln musste (auch wenn man Marlows Wahrnehmung nicht mit Conrads Einstellung gleichsetzen darf).
    Mir kam es so vor, als ob Marlow den Afrikanern im ersten Teil noch mehr Sympathie und Mitgefühl und vor allem weniger Arroganz entgegen bringt. Wie er seinen Heizer beschreibt, ist absolut demütigend ("dressiert" trifft den Nagel auf den Kopf, Jaqui)! :grmpf:


    Das stimmt sicher. Im ersten Teil beschreibt Marlow ja nur Ereignisse und Personen die er nicht kennt oder je gesehen hat. Und jetzt plötzlich trifft er auf sie. Ich habe aber schon das Gefühl, dass er fasziniert von den Schwarzen ist. Er will sie studieren und näher kennen lernen, aber als Ebenbürtig oder Gleichwertig sieht er sie nicht. Man darf halt wirklich nie vergessen in welcher Zeit das Buch geschrieben wurde. Zumindest wurde den Schwarzen damals schon zugestanden eine Seele zu haben.


    Ich bin am Ende des 2. Kapitels angelangt und warte nun gespant auf die Begegnung von Marlow mit Kurtz. Den Mann gibt es also wirklich :breitgrins:


    Katrin

  • Hallo ihr zwei Lieben :winken:


    Ist mir ja nun wirklich peinlich, aber das Büchlein habe ich bereits Sonntag zuende gelesen :redface:


    Sicherlich muss/sollte man jedes Buch schon im Hinblick auf seine Entstehung lesen, und sich so ein wenig in diese Zeit hinein denken. Ich denke mal, dass Conrad seiner Zeit voraus war, auch wenn uns das aus heutiger Sicht nicht ganz so scheint.


    Bezüglich zum Steuermann sagt er noch was Wunderbares --> irgendwie in die Richtung, dass er mehr Wert war als die meisten Weißen.


    Und jetzt bin ich ganz gespannt darauf, dass ihr auch diesen Kurtz kennen lernt :smile:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"