Hallo Zusammen, hallo Hubert!
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Aber die tollste Figur ist ja doch, obwohl sie im Stück nicht mehr persönlich auftaucht, Gertrud, Käthchens Mutter: die lässt sich als Frau des Schmidts von Heilbronn mal eben in einem „vom Volk minder besuchten Teil eines Gartens“, während die Musik vom Tanzsaal herüberklingt und die Lampen noch nicht verlöscht sind, von einem ihr völlig unbekannten Fremden (das es der Kaiser ist, weiß sie ja nicht), der zufällig ein Turnier in Heilbronn besucht, vernaschen.
Ja besonders nett ist das nicht. Kleist mußte das einbauen, damit es ein positives Ende nehmen kann. Anders hätte ja der Herr vom Strahl seine ihm vorbestimmte Frau nicht heiraten können. Für den gebeutelten Theobald ist das wirklich nicht nett...aber hat sie sich freiillig hingegeben????? Das gibt der Text auch nicht unbedingt her:
Es mochte ohngefähr eilf Uhr abends sein, und der Jupiter ging eben, mit seinem funkelnden Licht, im Osten auf, als ich, vom Tanz sehr ermüdet, aus dem Schloßtor trat, um mich in dem Garten, der daran stößt, unerkannt, unter dem Volk, das ihn erfüllte, zu erlaben; und ein Stern, mild und kräftig, wie der, leuchtete, wie ich gar nicht zweifle, bei ihrer Empfängnis. Gertrud, so viel ich mich erinnere, hieß sie, mit der ich mich in einem, von dem Volk minder besuchten, Teil des Gartens, beim Schein verlöschender Lampen, während die Musik, fern von dem Tanzsaal her, in den Duft der Linden niedersäuselte, unterhielt; und Käthchens Mutter heißt Gertrud! Ich weiß, daß ich mir, als sie sehr weinte, ein Schaustück, mit dem Bildnis Papst Leos, von der Brust los machte, und es ihr, als ein Andenken von mir, den sie gleichfalls nicht kannte, in das Mieder steckte;(V,II)"
Die Mutter weinte also sehr, was bedeutet das nun? Kann schlechtes Gewissen sein, kann aber auch sein, daß sie es nicht wollte. Wäre nicht der erste Kaiser, der sich nimmt was er will...
Zitat
Da bin ich mir, wie gesagt, nicht sicher, ob Kleist mit dem Kathchen ein Lustspiel schreiben wollte
Ob Kleist die unfreiwillige Komik absichtlich eingebaut hat, das weiß ich auch nicht. Ich denke zum Teil auf jeden Fall, denn Kleist arbeitet hier viel mit Übertreibungen. Gemeint war aber auch, daß in der Sekundärliteratur immer häufiger vom dritten Lustspiel gesprochen, bzw. geschrieben wird.
Wenn dann auch noch im Theater die richtige Mimik und Gestik hinzukommt, kann das Stück wirklich wie Kabarett wirken.
Liebe Grüße