Hallo an Alle!!
Hallo Michael, vielen herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar- hat mir sehr gut gefallen.
Zitat
Ja, die Zigeunerin, das haben wir m.M.n. noch nicht ausdiskutiert?
Ja Hubert, das sehe ich genauso. Dann werd ich mal den anfang machen. Habe zwar meine Gedanken noch nicht so ganz sortiert, aber ihr kennt mich ja nicht anders, oder?
Wahrsager
- Zigeuner bzw. Alraune/ Wahrsager usw ist zu Kleists Zeit beliebtes literarisches Motiv, also nichts innovatives. Ein ähnliches Motiv verwendet Kleist im "Bettelweib von Locarno", da allerdings als "Geistergeschichte".
- Welche Funktion hat nun diese Geschichte?
Das Geschehen wurde nicht vom Erzähler geschildert, sondern nachträglich vom Kohlhaas selbst. Er weiß zwar nicht, was auf dem Zettel steht (und liest asuch nicht aus reiner Neugier)- aber er weiß, daß es etwas mit dem Kurfürsten zu tun hat.
- Wird zu einem Zeitpunkt eingeführt, an dem eigentlich schon alles zu spät ist. Kohlhaas ist bereits auf dem Weg nach Berlin. Ungestraft kann Kohlhaas gar nicht mehr davon kommen.
- Die Zigeunerin scheint eine Art Reinkarnation von Lisbeth zu sein (am Tag nach der Beerdigung und Kohlhaas erkennt Züge seiner geliebten Frau). Was ist das nun Hilfe von gánz "oben"? Eine Art göttliche Unterstützung? Andererseits soll das Amulett Kohlhaas das Leben retten, das ist nun aber wirklich nicht der Fall. Ich glaube, daß sich Kohlhaas bei seinem Rechtsempfinden nie das Leben erkaufen würde. Gleichzeitig zeigt es aber, daß der Kurürst von Sachen käuflich ist.
- Meiner Meinung nach dient die Einführung der Zigeunerin dazu, daß der Kurfürst von Sachsen anders bewertet wird. Durch diese Geschehnisse wirkt er doch als Willkürherrscher. Zuerst interessiert er sich gar nicht für Kohlhaas, er läßt seine Leute alles machen. Bis zu dem Zeitpunkt wird der Kurfürst noch nicht negativ geschildert, sondern eher positiv. Durch das Eingreifen des Kurfürsten von Brandenburg ändert sich das. Der K. v. Sachsen sieht sich gezwungen Kohlhaas auszuliefern. Das will man nicht so einfach hinnehmen und sinnt auf eine Anklage. Durch die gewährte Amnestie sind ihm auch eigentlich die Hände gebunden, aber der Krurfürst wendet sich an Wien und schadet sich somit selbst, wie wir erfahren.
- Als nun der Kurfürst erfährt, daß Kohlhaas den Zettel der Zigeunerin hat setzt er alle Hebel in Bewegung (wenn er nicht grad ohnmächtig darnieder liegt), um ihn zu bekommen- koste es was es wolle. Meiner Meinung nach tritt nun die Kritik in den Vordergrund. Kohlhaas nutzt den Zettel nicht für sich, aber er ist auch nicht bereit dem Kurfürsten den Wortbruch zu verzeihen. Durch die Zigeunerin, die auf seiner Seite steht und ihm von der List berichtet, kann sich Kohlhaas am Ende rächen.
In der Szene mit Prinzen von Meißen erinnert mich der Kurfürst sogar einwenig an den Prinzen von "Emilia Galotti". Er ist erstaunt, daß seine Befehle so schnell befolgt wurden und will sie am liebsten rückgängig machen.
so, das reicht erstmal.
Liebe Grüße Jacky