Beiträge von Evelyne Marti

    Hallo


    Ich bin auf Seite 577 meiner Fischer-Ausgabe. Ich finde auch, dem Roman hätte ein bisschen mehr Handlung nicht geschadet. Allerdings finde ich nach Leroux' Handlungsroman die ruhige vertiefte Variante des Genial-Teuflischen-Musikers schon besser und vor allem glaubhafter.


    Ein richtiger Stimmungsroman ist es jedoch auch nicht, ein bisschen papieren an manchen Stellen, wie blass gewordene Erinnerungen. Das liegt natürlich daran, dass Erinnerungen des Erzählers reflektiert werden. Dadurch wird dem Ganzen die unmittelbare Erlebniskraft genommen.


    So weit ich mich ad hoc entsinne, arbeitete Thomas Mann ziemlich lange und mühsam an Dr.Faustus bzw. parallel zu seinen anderen Romanen. Die Idee hatte er von Goethe.

    Hallo


    Bei etabliert anspruchsvoller Literatur habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich eine Menge überlese. Deshalb gelten für mich diese Bücher dann nur als angelesen und ich knöpfe sie mir später nochmal vor.


    Bei Büchern, die ich nicht fertig gelesen habe, kommt dagegen kein Unvollständiggefühl auf, da ich weiss, dass ich sie irgendwann doch noch auslese.

    Hi all, hallo Sandhofer


    Ich dachte mir, dass Du Meyrink nicht wirklich kennst. Der Zugang ist schwierig, aber er lohnt sich. Die erste Seite eines Buches sagt noch nicht viel aus. Auch T.Manns Anfänge sind oft schwach. :zwinker:


    Meyrink ähnelt kein bisschen Poe oder Hoffmann, von denen ich ebenfalls viel gelesen habe, sondern Meyrink gehört eindeutig in die moderne Pioniergeneration von Joyce & Co.


    Eigentlich hatte ich mir eine echte Werkanalyse erhofft, doch Dein Urteil beruht auf einer einzigen Seite, na ja. Vielleicht reicht das für Dich. Ich persönlich würde bei einer so kurzen Lektüre nicht gleich den Stab über den Autor brechen, vor allem, wenn er literaturwissenschaftlich gesehen durchaus in die oberen Ränge gezählt wird.


    Aber über Geschmack lässt sich nun mal nicht streiten (und wenn ja, würde ich es nicht anstreben), jedem das seine! :breitgrins:


    Und man kann ja wirklich nicht alles lesen, da bevorzugt man eben bestimmte Bücher und verwirft andere aus diesen und jenen Auswahlgründen. Ich persönlich bin mit den Jahren vorsichtiger geworden und urteile nicht mehr zu vorschnell, lese vor allem zuerst die Primärliteratur, bevor ich mich der dazugehörigen Sekundärliteratur zuwende, sonst verstellt die Sekundärliteratur m.M.n. eher den Zugang.


    Ich finde toll, dass Du so ehrlich bist, hättest ja auch so tun können, als ob Du wirklich über Meyrink Bescheid weisst. :breitgrins:


    Wenn Meyrink und meine Interpretation nicht Dein Fall ist, finde ich das vollkommen okay! :zwinker:

    Hallo Roberto


    Ich las Deine anderen Postings hier im Forum - an Angélique - alle in Du-Form, aber die waren wohl vor Deiner Umgewöhnung, was ich jedoch nicht wissen konnte. Deshalb hab ich es ja auch offen gelassen und nicht gleich sauer reagiert. :breitgrins:


    Ich persönlich halte mich privat in Foren auf und bevorzuge deshalb das lockere Du, wie es hier auch üblich ist. Im Alltag wirkt bei mir das Sie wie ein Du, aber in Foren, wo Mimik/Gestik zu wenig rüberkommen, ist das Sie enorm distanzierend und unpersönlich, nach meinem Empfinden.


    Nichts für ungut, jedem das seine! :smile:

    Hallo Roberto


    Ich kenne nur wenige Foren, wo man sich siezt (und ich habe schon einige gute Foren besucht). Das SIE wird üblicherweise eher als unhöflich empfunden, ganz im Gegensatz zur Geschäfts- und Politwelt. Das DU hat eher den Stellenwert des englischen neutralen YOU, ist also keinesfalls despektierlich gemeint.


    Was Marquez (die Striche lasse ich in Foren weg) betrifft: Wer hat nicht schon von ihm gehört? Wer sich für Klassiker, Anspruchvolle Literatur, Weltliteratur und Literatur-Nobelpreisträger interessiert, wird unweigerlich auf ihn stossen, wenn er nicht schon so von ihm gelesen/gehört hat, genug bekannt ist er ja.


    Und da ich nun mal neugierig bin...


    ...auch, warum gerade nur ich gesiezt werden soll :breitgrins:
    (Spitzen überlese ich gefliessentlich, denn ich mag herzlichen Umgang)

    Hallo zusammen!


    Xeno, natürlich hast Du auch mal Recht! :breitgrins:


    Sandhofer, ich bin gespannt auf Deine Erläuterungen, denn gerade das gefällt mir an Literaturforen: andere Sichtweisen zu Werken und Autoren kennenlernen und für sich etwas davon mitnehmen. Ich lerne immer gern dazu und muss Gegenargumenten oftmals teilweise zustimmen.


    Das mit Postmoderne ist ja nicht unbedingt falsch, aber der Name May neben Meyrink, Joyce, Kafka, Musil? Ich habe May auch gelesen und konnte kein bisschen Metaebene oder sowas finden. Meyrink gehört dagegen eindeutig in die Garde von Joyce, auch sehr experimental und meinetwegen post/modern, auf alle Fälle kein bisschen wie May und Doyle.


    Das oben von mir empfohlene Buch ist übrigens sehr literaturwissenschaftlich und führt unzählige Parallelen zu anderen Werken der Weltliteratur an (Motive, Stoffe, Gattungen usw.), zeigt auch die verschiedenen Definitionen der Phantastik auf (von Todorov, Lem bis zu Kafkas Traumphantastik), sehr lesenswert und trotz der hohen Informationsdichte kein bisschen trocken, kurz: sehr empfehlenswert! :breitgrins:


    siehe den Amazon-Link unten dazu!

    Hallo zusammen!


    Bevor ich wieder zu Doktor Faustus griff, las ich Leroux' Phantom der Oper, wo es ebenfalls um einen genial teuflischen Musiker geht. Schon interessant, wie unterschiedlich dieses Motiv in den beiden Werken umgesetzt wurde. Leroux so alptraumhaft düster und grobschlächtig, T.Mann hingegen feingliedrig und szenisch poetisch. Leroux lautes Theatergeschrei, T.Mann hohe Kunst in sparsam virtuoser Gestik.

    Hallo zusammen!


    Es klingt jetzt merkwürdig, dass ich Xenophanes zustimme :breitgrins: , doch hat er wenigstens meinen Definitionsexkurs richtig verstanden und einige Hochliteraten mit parapsychologischen Werkelementen genannt, wobei eben nicht die ironischen spiritistischen Szenen gemeint sind.


    Es gab/gibt übrigens Sekundärliteratur, wo Kafka, Gustav Meyrink und Döblin miteinander verglichen werden: Phantastische Literatur des 1.Viertels des 20.Jahrhunderts oder ähnlich hiess es, als ich es vor Jahren begeistert las.


    Gustav Meyrink hat zwar einige Schwächen wie jeder Hochliterat, doch zählt er sicherlich nicht zu May & Co. Abgesehen davon, dass ich einiges von ihm gelesen habe, fand ich nie derartiges in der Sekundärliteratur. Seine Werke sind sehr komplex und weisen eindeutig eine Meta-Ebene auf. Schwachpunkte sind wie bei Kafka das fragmenthaft Zusammengesetzte, das liegt am irrationalen Stoff.


    Sandhofer, weshalb reihst Du Meyrink so weit unten an? An welchen Stilelementen machst Du das fest? Das würde mich echt interessieren, denn ich bin eigentlich sonst auch sehr kritisch und deshalb immer offen für Einwände, welche ich für mich verifizieren kann. Vielleicht kannst Du mich überzeugen! :breitgrins:

    Zitat von "Fosca"

    War heute in einem kleineren Buchladen hier, etwas versteckt, aber der hatte das Buch auch nicht. Waren ziemlich unfreundlich die beiden Verkäuferinnen, daher werde ich wohl wieder auf die großen unpersönlichen Buchketten zurückgreifen bei meinen weiteren Bücherkäufen.


    Hallo Fosca


    Das ist der Preis bei Spezial-Wünschen! :breitgrins:


    Doch in den grossen Buchhandlungsketten werden sich ältere Ausgaben erst recht nicht finden lassen. Du könntest die verstaubten antiquierten Buchhandlungen ja auch telefonisch durchforsten. Dann schnauben sie Dich wenigstens nur aus der Ferne an! :breitgrins:

    Zitat von "xenophanes"

    Wobei hier zu sagen ist, dass trotz großen wissenschaftlichen Aufwands noch keines dieser Phänomene belegt werden konnte, während im Gegenteil oft gezeigt wurde, dass hinter vielen Ereignissen bewusste Täuschungen standen.


    Das Interesse mancher Autoren für Parapsychologie bestätigt meiner Meinung nach nur, dass viele Schriftsteller nur etwas von Literaturproduktion verstehen, aber ansonsten ebenso für Blödsinn anfällig sind, wie Normalsterbliche :breitgrins:


    CK


    Hallo ;-)


    Was die Gefahren (Spiritismus/Abhängigkeit/Scharlatane) betrifft, kann ich Deine Bedenken verstehen, doch sollte man m.M.n. das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, wenn es um die höheren Werte von Esoterik/Parapsychologie/Religion geht.


    Wir dürfen nicht vergessen, dass etliche Geistes-/Naturwissenschaftler, Astrophysiker, (naturwissenschaftliche) Nobelpreisträger, Psychologen (Jung), Philosophen etc. durchaus von so etwas wie einer metaphysischen Welt ausgehen.


    Deine Meinung sei Dir gnädig :breitgrins: belassen, aber es ist keineswegs eine unumstössliche naturwissenschaftliche Gegebenheit.


    Natürlich meine ich mit diesen metaphysischen Grundgedanken nicht heiter-komische Gespenstergeschichten und dergleichen, sondern durchgängige Werkelemente der entsprechenden Schriftsteller, was ich keinesfalls dumm empfinde, im Gegenteil. Das ist aber nur meine persönliche Meinung, ohne dass ich jetzt grossartig deswegen streiten möchte.

    Hallo hallo :zwinker:


    Mein liebstes Leseerlebnis im Jahr 2004 waren Thomas Mann und Tolstoi. Vor allem Thomas Mann lese ich immer wieder gern (Kafka auch).


    Freud kann ich auch empfehlen, ebenso Jung, am Besten jeweils das gesamte Grundwerk lesen, profitiere schon Jahrzehnte davon. :breitgrins:

    Hallo rezk


    Interessant, das wäre dann schon eher Spiritismus, auch ein parapsychologisches Phänomen.


    Ich meine mit Parapsychologie aber alles von der Jungschen Synchronizität aufwärts, würde man heute vielleicht mit Esoterik gleichsetzen. Doch ich bevorzuge den wissenschaftlichen Begriff, da dahinter durchaus erforschbare Phänomene zu vermuten sind, eben noch Grenzwissenschaft oder Grenzwahrnehmung, wohin ja z.B. auch präkognitive Träume gehören.


    Kafkas traummagische Welt und T.Manns (von ihm selbst bezeichneten) "sensitiven" Erzählstil gehören in diesem weiten Sinne auch zur Grenzwahrnehmung. Dieses Pionierhafte der Wahrnehmung ist wohl immer Kennzeichen grosser Schriftsteller. Deshalb interessiert es mich besonders.

    Halli-Hallo


    Beim neuerlichen Lesen von T.Manns Doktor Faustus beschäftigt mich wieder die Frage, inwiefern sich Hochliteraten mit der Parapsychologie beschäftigt haben.


    Schon bei Tolstois Krieg und Frieden fiel mir dieses Motiv auf, noch mehr bei Gustav Meyrinks Golem etc.


    Dieses Thema scheint ein zentrales Grundmotiv der Anspruchsvollen Literatur zu sein und mich würde interessieren, was Ihr dazu gelesen habt.


    Ich habe dafür einen Extra-Thread eröffnet:
    http://www.klassikerforum.de/forum/viewtopic.php?t=1360

    Halli-Hallo ;-)


    Beim neuerlichen Lesen von T.Manns Doktor Faustus beschäftigt mich wieder die Frage, inwiefern sich Hochliteraten mit der Parapsychologie beschäftigt haben.


    Schon bei Tolstois Krieg und Frieden fiel mir dieses Motiv auf, noch mehr bei Gustav Meyrinks Golem etc.


    Dieses Thema scheint ein zentrales Grundmotiv der Anspruchsvollen Literatur zu sein und mich würde interessieren, was Ihr dazu gelesen habt.