Hallo! :winken:
Zitat von "sandhofer"
Nun ja, wer von uns nicht ...
Ich weiß, deswegen hab ich euch die Details erspart. :zwinker:
Zitat von "sandhofer"
Dass die Liebe quasi alles übertrumpft und Liebende also auch nicht sündigen, ist auch ein modernes (romantisches) Konzept.
Taucht dieses Konzept tatsächlich erst in der Romantik auf? So spät?
Das überrascht mich jetzt aber wirklich.
Zitat von "sandhofer"
Wobei Dantes Liebespaar doch schon ungeheuer sympathisch beschrieben wird. Wie überhaupt einige der Sünder Dante offenbar im Grunde genommen sympathisch waren.
*brauche einen nickenden Smiley*
Zitat von "sandhofer"
Man war im Mittelalter eigentlich generell der Ansicht, dass die alten Heiden, wenn sie Götter anbeteten, eben nicht Nichts, sondern untergeordnete, ev. abgefallene Wesen anbeteten wie die Engel.
Das höre ich zum ersten Mal - ist ja hochinteressant!
Das wirft allerdings die Frage auf, ob diese Ansicht wirklich einer "inneren Überzeugung" entsprang oder nicht vielleicht eine taktische Notlösung war ...
Zitat von "sandhofer"
Es ist vielleicht letztlich ein Streit um des Kaisers Bart, den ihr da führt. Die Kommentare, die uns Heutigen solche Anspielungen erklären, gehen wohl in ihrem Ursprung in vielen Fällen auf Ovid zurück.
Da hast du wohl recht. Ich mag jetzt auch gar nicht weiter Haare spalten und schon gar nicht streiten (ich hoffe, du hast mein Posting nicht als Streiterklärung aufgefasst, Georg??
), deswegen lasse ich es nun einfach hierbei bewenden.
Zum 8. Gesang:
Zitat von "sandhofer"
Der Kampf um den Eintritt in die unteren Kreise der Hölle beginnt. Die Vernunft (=Vergil) genügt hier nicht mehr; wie soll ein vernünftiger Mensch verstehen, dass es Menschen gibt, die willentlich das Böse tun? (Bisher hatten wir es ja mit Sündern zu tun, auf die eher das alte Sprichwort zutrifft vom Geist und Fleisch, die da willig bzw. schwach sind.)
Ah, danke für diese prägnante Zusammenfassung. Hilft mir sehr bei der Interpretation, warum Vergil hier plötzlich an seine Grenzen stößt.
Was mich beim Lesen des 8. Gesangs verwundert hat, war Dantes Herzlosigkeit, ja Hasserfülltheit gegenüber Argenti. Vergil jedoch lobt ihn sogar dafür: Mitleid wäre fehl am Platz, weil Gottes Strafen verdient und gerecht sind. Unter diesem Aspekt frage ich mich aber, warum Dante dann bei den Liebespaaren vor Mitleid zusammengebrochen ist!? Die sind doch auch von Gott (und somit "verdient" und "gerecht") bestraft worden!? Also muss im Falle Argenti wohl doch persönliche Antipathie im Spiel sein ... um es etwas euphemistisch auszudrücken, denn wenn ich mir dann die Stelle durchlese, wo Argenti von den anderen Seelen zerfleischt wird ... *brrr*
Zum 9. Gesang:
Sehr eindrucksvoll fand ich die Schilderung der drei Rachegöttinen auf der Turmspitze:
Dort sind auf einmal hurtig aufgefahren
Drei Furien der Hölle, blutbefleckt,
Die Weibern gleich an Gliedern und Gebaren;
Mit grünsten Hydern sah ich sie umsteckt,
Sah Nattern statt des Haars vom Haupte rinnen,
Damit die wilde Schläfe sich bedeckt.
Also wenn das nicht bildhaft ist. *grusel*
Zitat von "sandhofer"
Interessant, wie der Engel sich eigentlich einen Deut um Dante und seinen Führer kümmert. Unpersönlich, fast kalt, wie Gott dem Menschen zu Hilfe kommt ...
Ja, der Engel scheint regelrecht genervt und als ob er Besseres zu tun hätte ... :rollen:
Zitat von "sandhofer"
Wunderschön und theologisch korrekt, wie Dante erklärt, warum die Toten zwar wissen, was geschehen wird, aber nicht, was gerade geschieht. (Und offenbar haben sie kein Gedächtnis für das, was sie als Tote in der Zukunft sehen ...)
Genau, sonst hätte sich Calvante nicht nach seinem Sohn Guido erkundigen müssen.
Interessant finde ich auch, auf welchen "Kardinal" sich Dante im 10. Gesang bezieht: nämlich auf Ottaviano degli Ubaldini (+ 1273), der den ältesten Dante-Kommentaren zufolge nicht an die Unsterblichkeit der Seele geglaubt haben soll. Aus heutiger Sicht geradezu unvorstellbar, wie jemand mit dieser Ansicht so einen hohen Rang in der katholischen Hierarchie erreichen konnte ... aber ich vermute, dass der Prozentsatz an Geistlichen aus "wahrer Berufung" heutzutage sowieso viel höher ist als im Mittelalter. Oder bin ich zu blauäugig?
Zum 11. Gesang:
Während sich die beiden hinter einem Grabdeckel an den Gestank gewöhnen, erklärt Vergil Dante den Aufbau der unteren Hölle folgendermaßen:
Im ersten Kreis der unteren Hölle (also im siebenten von oben an gerechnet) büßen die Gewalttäter, und zwar in seiner ersten Unterabteilung (Ring) die Gewalttäter gegen den Nächsten, in der zweiten die gegen sich selbst, in der dritten die gegen Gott, die Natur und gegen das Menschenwerk. Erst der achte und neunte Höllenkreis (der zweite und dritte der unteren Hölle) enthalten die Betrüger und Verräter (wieder entsprechend unterteilt, je nachdem ob ihre Opfer Fremde oder Freunde/Verwandte waren).
Mir war nicht ganz klar, warum Mord von Gott weniger schlimm bestraft wird als Betrug und Verrat. Vergil erklärt diese Tatsache so:
Doch da Betrug des Menschen sondrer Fleck,
Haßt Gott ihn meist; drum müssen unten ringen
Betrüger und erleiden schlimmsten Schreck
Also ist Betrug laut Dante etwas typisch Menschliches (Gewalt können auch Tiere ausüben) und deswegen am verwerflichsten (speziell, wenn er auch noch das besondere Band der Freundschaft oder Verwandtschaft beschmutzt).
Na schön ... leuchtet mir zwar noch immer nicht hundertprozentig ein (ich persönlich würde lieber betrogen als ermordet werden, um es ganz krass auszudrücken), aber bitte.
Zum 12. Gesang:
Zitat von "sandhofer"
Auch da sehe ich noch nicht ganz durch - inwiefern Dante die alten mythischen Gestalten der Antike als Realität nahm und wieweit sie Sinnbilder für anderes sein sollen.
Ich habe den Eindruck, dass Dante diese Zentauren & Co. doch als ehemals real existierende Wesen sah - oder dass sie ihm zumindest nicht fiktiver vorkamen als die antiken menschlichen Sagengestalten.
Dass er ihnen darüber hinaus auch noch symbolischen Charakter verlieh, würde mich nicht überraschen - die ihnen zugedachte Bedeutung ist aber nicht gerade einfach zu durchschauen (erinnert mich an Rahel).
Bis bald,
Bluebell