Beiträge von xenophanes

    Hallo!



    Kennt jemand den sog. Alexanderroman? In meinem Nachwort wird immer wieder darauf Bezug genommen.


    Habe einiges über ihn gelesen, aber ihn selbst noch nicht.


    Mal sehen, wie weit ich am Wochenende komme. Ich will auch noch "Viel Lärm um Nichts" noch mal lesen, da ich mir das in einer Woche im Burgtheater ansehen werde.


    Jaqui: Das Frauen oft schäbig behandelt wurden (und in machen Weltgegend noch werden) ist ja leider nicht wirklich neu ...


    CK


    Habe jetzt mal den Titel umbenannt. Werde Broch wohl demnächst alleine in Angriff nehmen. Für Musil lassen sich vielleicht noch eher Mitleser finden.


    Etwas "mitschreiben" würde ich auch, wenn auch nicht als offizieller Mitleser. Habe den MoE inzwischen aber so oft gelesen, dass das gar nicht nötig ist :smile:


    CK


    Ja, das ist durchaus möglich. Denn wenn man die nächsten Kapitel liest, schreibt Polo immer von 10.000 Menschen, egal in welchem Zusammenhang. Wirklich ernst nehmen kann man die Zahlen dann anscheinend doch nicht.


    Man übersetzt das am besten mit "viele" :smile:


    CK


    Bei mir nicht. :zwinker: Sondern davon, dass ich meine Unabhängigkeit auch beim Leseprogramm liebe. Und gerne auch meine privaten grösseren oder kleineren Projekte durchziehe. Und bei mehr als zwei Leserunden pro Semester fühle ich mich halt eingeengt. Dann ist die gemeinsame Lektüre weder für mich noch für die Mitleser ein Genuss mehr ... :sauer:


    Warum versuchst du dann nicht (wie ich), dein Leseprogramm hier verstärkt in Leserunden abzubilden? Ich schlage hier nur vor, was in meine Pläne passt, hat bei Dante und Montaigne sehr gut funktioniert, jetzt bei Marco Polo auch.


    CK

    Hallo!



    Ich verstehe, was Du meinst - kann Dir aber trotzdem nichts anderes antworten, tut mir leid. :sauer: Ich kenne meine Kapazitäten, und zwei Leserunden pro Semester erschöpfen sie völlig.


    Hängt das nicht sehr vom Umfang des Buches ab? Ein "Andreas Hartkopf" liest sich doch im Vergleich zu Montaigne oder Dante sehr zügig.



    CK


    Wobei sein Standpunkt - im Positiven wie im Negativen - doch sehr merkantil ist. Ich habe immer das Gefühl, ein Handbuch für junge Handelsreisende zu lesen. Wohl auch dadurch bedingt ist er aber sehr offen; Religionen beschreibt er*), er kritisiert sie nicht und macht sie auch nicht herunter. Gewöhnungsbedürftig finde ich allerdings jedesmal den Begriff "Heiden" für die Buddhisten. :smile:


    In meiner Übersetzung heißen sie "Götzenanbeter". Es besteht der begründende Verdacht, dass viel Löbliches über das Christentum nachher von Editoren eingefügt worden ist, darunter auch die Legenden im 1. Buch, die laut meiner Ausgabe nicht in jeder Ausgabe abgedruckt sind (Über die heiligen drei Könige).



    Ideologisch müssen die Assassinen, auch wenn sie vorweigend in einem innermuslimischen Konflikt "eingesetzt" wurden, wohl einem letztlich ähnlich fatalen Fundamentalismus gehuldigt haben. Im übrigen meine ich mich zu erinnern, dass Gibbon (The History of the Decline and Fall of the Roman Empire) diese Geschichte auch erzählt, wohl in Anlehnung an Polo. Gibbon hat ihm offenbar geglaubt. Nun: Si non è vero, è ben trovato ...


    Glaube nicht, dass die Geschichte in dieser Form wahr ist.


    CK

    Hallo!


    Ich bin inzwischen knapp bei der Hälfte angelangt (2. Buch, 18. Kapitel) und bin über den Abwechslungsreichtum des Buches erfreut. Mit dem Beginn des zweiten Buches geht eine Art Tempowechsel einher: Von der schnellen Abfolge der einzelnen Reisestationen zu einer "monographischen" Beschreibung des Reiches von Kublai Khan.


    Für ein Buch des Spätmittelalters geht Marco Polo dabei doch sehr systematisch vor. Er beschreibt Städte und Gebäude, Rituale und das Hofleben, sowie historische Ereignisse wie eine niedergeschlagene Rebellion. Letztere kommen bis jetzt wohl etwas zu kurz. Nach dem bisher Gelesenen überrascht es mich nicht mehr, dass diese Beschreibungen für die gebildeten Europäer des Spätmittelalters unglaubwürdig klangen.


    Besonders "hübsch" fand ich die Geschichte über die Assassinen (I, 23) mit dem vorgegaukelten islamischen Paradies. Das erinnert doch stark an die aktuelle Taktik der Rekrutierung von Selbstmordattentätern, auch wenn man das heute weniger durch Demonstration und mehr durch Demagogie durchführt :breitgrins:


    In diesen Themenkreis gehört auch des Khans Umgang mit den Sarazenen (II, 8). Er läßt unter anderem das Schächten verbieten. Angesichts des Bundesverfassungsgerichts-Urteils zum Thema von letzter Woche, ist das eine schöne Veranschaulichung wie hartnäckig sich Konflikte über religiöse Gebräuche halten.



    Was würden Begriffe wie "Samarkand" oder "Xanadu" in uns auslösen, wenn sie nicht durch Polo an die spätere Romantik weitergereicht worden wären, und von dort an die heutige (Pseudo-[?*])Romantik, aka Phantasy.


    Allerdings. Ich werde wohl in absehbarer Zeit mal eine Zentralasien-Reise unternehmen müssen, bei der Lektüre bekam ich große Lust dazu :smile:


    CK


    okay, verstehe ich. Aber muss er deswegen gleich eine Zusammenfassung seines Buches geben? Ich meine nicht.


    Ich denke, man muss das Buch im historischen Kontext bewerten. Sandhofer wies schon darauf hin, dass es damals keine Inhaltsverzeichnisse im modernen Sinn gab. Es gab auch keine Buchumschläge etc. im heutigen Sinn, so dass so eine Einleitung durchaus Sinn macht.
    Ich finde sie im Gegenteil sogar besonders interessant: Viele Bücher dieser Zeit sind vergleichsweise "chaotisch" organisiert, also aus moderner Sicht vergleichsweise schlecht struktuiert. Da ragt so ein einleitendes Kapitel eigentlich sogar positiv heraus und spricht für ein ungewöhnlich strukturierte Vorgehensweise Marco Polos.


    CK