Hallo!
Ich bin inzwischen knapp bei der Hälfte angelangt (2. Buch, 18. Kapitel) und bin über den Abwechslungsreichtum des Buches erfreut. Mit dem Beginn des zweiten Buches geht eine Art Tempowechsel einher: Von der schnellen Abfolge der einzelnen Reisestationen zu einer "monographischen" Beschreibung des Reiches von Kublai Khan.
Für ein Buch des Spätmittelalters geht Marco Polo dabei doch sehr systematisch vor. Er beschreibt Städte und Gebäude, Rituale und das Hofleben, sowie historische Ereignisse wie eine niedergeschlagene Rebellion. Letztere kommen bis jetzt wohl etwas zu kurz. Nach dem bisher Gelesenen überrascht es mich nicht mehr, dass diese Beschreibungen für die gebildeten Europäer des Spätmittelalters unglaubwürdig klangen.
Besonders "hübsch" fand ich die Geschichte über die Assassinen (I, 23) mit dem vorgegaukelten islamischen Paradies. Das erinnert doch stark an die aktuelle Taktik der Rekrutierung von Selbstmordattentätern, auch wenn man das heute weniger durch Demonstration und mehr durch Demagogie durchführt :breitgrins:
In diesen Themenkreis gehört auch des Khans Umgang mit den Sarazenen (II, 8). Er läßt unter anderem das Schächten verbieten. Angesichts des Bundesverfassungsgerichts-Urteils zum Thema von letzter Woche, ist das eine schöne Veranschaulichung wie hartnäckig sich Konflikte über religiöse Gebräuche halten.
Was würden Begriffe wie "Samarkand" oder "Xanadu" in uns auslösen, wenn sie nicht durch Polo an die spätere Romantik weitergereicht worden wären, und von dort an die heutige (Pseudo-[?*])Romantik, aka Phantasy.
Allerdings. Ich werde wohl in absehbarer Zeit mal eine Zentralasien-Reise unternehmen müssen, bei der Lektüre bekam ich große Lust dazu :smile:
CK