Beiträge von xenophanes

    Hallo!


    Als ich höre fast ausschließlich Vorlesungen der Teaching Company, die fast ohne Ausnahme sehr gut sind. Ich zitiere mal mich:


    "Diese Entdeckung zähle ich zu meinen wichtigsten der letzten Jahre, gibt sie mir doch die Möglichkeit "nebenbei" einer Menge interessanter Dinge anzuhören oder Bekanntes aufzufrischen. Wie extensiv ich das inzwischen machen, sieht man an meiner Lese- und Hörliste.
    Die Teaching Company bietet als Geschäftsmodell Vorlesungen zum Kauf bzw. Laden an. Dazu werden didaktisch begabte amerikanische Professoren gebeten, über ihre Spezialgebiete zu sprechen. Viele dieser Kurse sind achtzehn Stunden und länger und erreichen damit die Länge einer "echten" Univeranstaltung.
    Inzwischen gibt es Hunderte von Themen, über die man sich am besten auf der Webseite der TTC einen Überblick verschafft. Der Schwerpunkt liegt auf klassischem Bildungsgut, weshalb erfreulicherweise auch die Antike nicht zu kurz kommt. Man hat die Wahl zwischen Audio/MP3 und DVD Versionen. Meist reicht Audio aus, nur bei Themen wie Kunstgeschichte oder Anatomie sollte man naturgemäß nicht im Dunkeln tappen. Die regulären Preise sind sehr hoch, es wird aber jeder Kurs einmal pro Jahr zum "Sales Price" angeboten und dadurch signifikant billiger.
    Im Gegensatz zu ihren deutschsprachigen Kollegen, sind angelsächsische Lehrende meist rhetorisch sehr begabt: Man hört ihnen gerne und mit Spannung zu. Ich höre diese Kurse meist nebenbei, auf dem Weg zur Arbeit, auf Reisen, bei diversen Routinetätigkeiten etwa, und komme so auf durchschnittlich eineinhalb Stunden pro Tag.
    Zu einigen der Lehrenden baut man regelrecht eine intellektuelle Beziehung auf. Brillant und geistreich ist etwa alles, was Robert Greenberg über Klassische Musik zu sagen hat. Bart Ehrman leuchtet gedankenreich und kritisch die Zeit des Neuen Testaments aus. Bob Brier ist ein erstklassiger Referent über das Alte Ägypten. Robert Hazen hat mit "Joy of Science" eine beachtliche Einführung in naturwissenschaftliches Denken vorgelegt.
    Bis auf wenige Ausnahmen ("Buddhism") sind mir bisher keine Kurse untergekommen, die nicht hörenswert gewesen wären. Wie so oft ist es sehr schade, dass es nichts Vergleichbares auf Deutsch gibt."


    http://www.teach12.com/teach12.asp

    Ich sehe doch einen großen Unterschied zwischen Hesse einerseits und Böll und Lenz andererseits. Mit ersterem kann ich nicht mehr so viel anfangen (obwohl ich ihn ab und zu noch lese), die beiden letzteren fange ich jetzt erst an zu entdecken. Aber vielleicht bin ich doch noch jünger als ich mich fühle :smile:


    Böll habe ich lange nicht mehr gelesen, im Gegensatz zu Hesse, weshalb ich dazu jetzt nichts sagen kann. Ich vermute aber, dass mir eingies von ihm noch gefällt, z.B. die frühen Kurzgeschichten.


    CK


    Mein Problem ist nun allerdings, dass ich Taschenbücher nicht so mag, und die Hardcoverausgabe so um die 78 (?) Euro kosten soll. Das ist mir dann doch etwas zuuuu teuer :smile:


    Geht mir ähnlich. Bei den Geier-Übersetzungen mache ich aber eine Ausnahme und kaufe die Taschenbücher.


    CK


    Ich habe den Butt damals auch mit großem Vergnügen gelesen und war erstaunt, daß andere dieses Buch als schwächer einstufen. Ist mir auch egal.


    Ging mir ähnlich. Damals war ich allerdings noch zarten Alters, weshalb ich meinem Urteil über das Buch nur noch bedingt traue.


    Als ich vor längerer Zeit die "Blechtrommel" zum zweiten Mal las, fand ich den ersten Teil nach wie vor sehr brillant. Grass' Bücher seit dem "Butt" fand ich alle bestenfalls mittelmäßig.


    CK

    Hallo!


    Ich schließe auf und las eben auch das 3. Buch zu Ende. Gefiel mir bisher am besten. Ich hätte nicht gedacht, dass Rabelais mit dem Ehethema praktisch den kompletten Text bestreitet. Dieser satirische erkenntnistheoretische Rundumschlag nebst eingestreuten Anekdoten war doch eine vergnügliche Lektüre (trotz gewisser Längen). Es ist ja eigentlich schon eine Art philosophischer Thesenroman, auch wenn die Kernaussage weniger in bestimmten Thesen liegt als im Vorführen der diversen zum Scheitern führenden Methoden über die sich Rabelais lustig macht.


    Mir fiel bei der Lektüre immer wieder Montaigne ein. Während dieser seinen Skeptizismus durch elegante Essais an die Leserschaft bringt, wählt Rabelais eine präbarock-saftige Textkompilation.


    Meine Leseplanung sieht jetzt so aus, dass ich den letzten Teil bis Ende Juli abgeschlossen haben will.


    CK


    Trotzdem werd ich wohl weiterlesen, irgendwie hoffe ich, dass das hier gelobte dritte Buch mich noch entschädigen wird.


    Wollte gerade sagen, dass sich das im dritten Buch doch deutlich ändert. Sozialkritik war aber doch auch in den anderen Büchern präsent (Kirche, Universitäten, Justizsystem ...).


    Was mich generell noch beeindruckt, ist die unglaubliche Dichte mit der Rabelais schreibt: Die Fülle an Namen, Anspielungen etc. Das wäre heute im Zeitalter des Internet schwer zu reproduzieren. Mit den Möglichkeiten damals halte ich das doch für sehr beachtlich.


    CK

    Hallo!


    Bin nun im dritten Buch bis zum 15. Kapitel vorgedrungen und finde die geschilderten Auseinandersetzungen doch sehr erfrischend. Ich denke, man könnte sie versuchsweise auf den Nenner bringen, dass Rabelais hier an sehr alltägliche Dinge (etwa die auch heute noch aktuelle Heiratsfrage) mit einem ironischen scholastischen Aufwand herangeht. Wobei sich diese Ironie meines Erachtens vor allem auf die Formalia erstreckt (Thesen und Antithesen etwa oder die Belegwut mit antiken Autoritäten) und weniger auch auf alle Inhalte. So sind einige Argumente ja durchaus beherzigenswert :smile:


    Jedenfalls kommt die Komplexität des Alltags gerade durch die lange Aufzählung sich widersprechender Punkte doch sehr hübsch zur Anschauung.


    Interessant fand ich auch im ersten Kapitel die Ausführungen darüber, wie man eroberte Länder "richtig" reagiert, nämlich ohne übertriebene Tyrannei. Die Diskussion über Schulden und Gläubiger enthält doch einige bereits sehr beachtliche Einsichten wie das Wirtschaftsleben funktioniert. Rabelais scheint seine Zeit analytisch scharf im Griff zu haben.


    CK


    da hast du dir ja ein ganz schönes Programm vorgenommen. Toll. Vergesse die Städtische Galerie im Lenbachhaus nicht, da gibt es viel vom Blauen Reiter zu sehen. Sogar eine Sonderausstellung...


    Die Sammlung im Lenbachhaus kenne ich schon ganz gut. Ich brauche in den Museen immer sehr viel Zeit und bin mir nicht einmal sicher, ob ich mein Programm überhaupt schaffe. Im Louvre war ich letzten Oktober drei Tage und hatte den Eindruck ich habe gerade erst angefangen.


    CK


    Warum kann man nicht einfach nach den 10 Lieblingsbüchern, oder ähnlichem fragen? Warum werden solche Fragen hier pseudointerlektüll aufgeblasen,


    Was sind die Kriterien ob jemand "intellektuell" oder "pseudointellektuell" ist?


    (Mich erinnern solche Postings doch immer sehr an die Fabel vom Fuchs und die sauren Trauben).


    CK

    Hallo!


    Tatsächlich? Ich kann ohne Gewissensbisse auf (z.B.) Zola verzichten. Damit will ich nicht sagen, er sei ein schlechter Autor, aber er behagt mir nicht. Also muss ich ihn nicht lesen. (Natürlich bedaure ich das jeweils akut, wenn mir wieder jemand Zola-Zitate um die Ohren haut. Das geht aber rasch vorbei. Ungefähr so wie ein Mückenstich :zwinker: .)


    Schließe mich an. Zwar will ich auch einiges dringend lesen, was ich nach und nach abarbeite (in der letzten Zeit Dante, Montaigne, Mann Joseph Tetralogie, jetzt Rabelais, später "Jahrestage), andererseits werde ich immer genügsamer, was die Breite angeht. So lese ich seit einigen Jahren sehr viel zum wiederholten Mal (meine "Lieblingsbücher"), jetzt eben die "Strudlhofstiege" zum zweiten Mal.


    Theoretisch habe noch sehr viel Kopf, was ich lesen könnte. Wichtiger ist mir inzwischen aber, dass die aktuelle Lesezeit wertvoll ist, das darf dann gerne auch schon was Bekanntes sein.


    Dabei bin ich noch gar nicht SO alt.


    CK