Hallo allerseits
Thomas, das "Einholen" wird so schwierig nicht sein, denn ich bin auch erst kurz vor Ende des dritten Kapitels. Allerdings und außerdem liest sich die Geschichte sehr flüssig, wenn man ein wenig Zeit hat.
Meine weiteren Eindrücke:
- Von Tschitschikow wird gesagt, dass er genau wie ein Deutscher sein möchte, obwohl er Russe ist .... wie mag das wohl gemeint sein :breitgrins: :rollen:
(kurze Zwischenbemerkung: tja Berch, wenn ich wegen der Namensschreibweise mir das russische Original ansehe, werde ich auch nicht viel schlauer :zwinker: )
- Der eine Diener Tschitschikows liest nur um des Lesens willen; er würde sogar ein Chemiebuch lesen!!! Ist das nicht schön?
- Von Anfang der Geschichte an war ja sehr deutlich, dass Gogol sich über "den Russen" lustig macht, so sehr, dass es mich schon ein wenig stört. Die hier auffälligen Beispiele: Der Russe liebt den niedrigsten Grafen mehr als eine richtige Freundschaft! Die (Garten)Teiche nach englischem Muster sind in Russland üblicherweise von grünem Schlamm überzogen. (Lässt mich an unsere "Englischen Gärten" denken - wahrscheinlich hatte der Autor ein ähnliches Bild der englischen Anlagen im Sinn)
- Die Stelle, an der beschrieben wird, wie ein Kind gepeitscht wird, hat mich doch sehr - ich weiß nicht, wie ich sagen soll ....
Es wurde so beschrieben, als sei daran nichts Außergewöhnliches .... :sauer:
- Die Gastgeberin, Gattin seines Freundes Manilow, als sehr liebenswürdig (wie fast alle auftretenden Personen) beschrieben, hat die typische Pensionatsbildung: die französische Sprache, ohne die es sich in einem guten Haushalt gar nicht vernünftig leben lässt, Häkeln und Klavierspielen, um den Gatten zu erfreuen. Diese drei äußerst wichtigen Tätigkeiten bekommen je nach Pensionat eine andere Gewichtung, aber es handelt sich immer um diese drei: )
- wieder zum Thema Kinder: die Kinder im Hause der Manilows scheinen eine "gute" Stellung zu haben, werden wahrscheinlich auch nicht ausgepeitscht .... es gibt sogar extra hohe Stühle für sie, damit sie am Tisch mitessen können. Ich hatte wirklich gedacht, dass dies eine Erfindung mehr oder weniger unserer Zeit war, denn auch die betuchteren Herrschaften haben offensichtlich mit Möbeln nicht gerade um sich geworfen.
- Auch damals schon gab es "Forschungsberichte" über die gesundheitliche (Un)bedenklichkeit des Rauchens, wobei wohl festgestellt wurde, dass Pfeiferauchen gesünder ist als Schnupfen!! Als Beispiel wird dann irgendein über Vierzigjähriger Nachbar angeführt, der schon immer raucht und trotzdem noch kerngesund ist !!!
Zu Kapitel 3:
Ich habe doch sehr gelacht, als die unglückliche Kutschfahrt bei schlechtem Wetter beschrieben wurde, als der Kutscher Selifan mit den Pferden sprach und zwar soviel Unsinn (neben vielem Gescheiten), dass er sie zum Schluss sogar "Sekretäre" nannte!!!
Eine andere Stelle, an der Gogol sich intensiv mit Tieren auseinandersetzt, ist die, wo das Gebell vieler Hunde in den unterschiedlichsten Nuancen beschrieben wird. Einer bellt sogar kurz und hastig, wie ein Küster!!!
Ein Ding habe ich nicht verstanden; vielleicht findet sich ja hier eine hellsichtigere Seele ... in der Wohnung der Frau Gutsbesitzerin befinden sich an der Wand mehrere altmodische Spiegel - hinter einem klemmt ein Brief, hinter einem anderen ein altes Kartenspiel und hinter wieder einem anderen ein Strumpf!!!! Soll das bedeuten, dass die Frau sehr unordentlich ist oder gibt es da einen Brauch???
Wieder eine sehr humoristische Einlage: die Wanduhr nimmt ihre gesamte Kraft zusammen, um die zweite Stunde zu schlagen ...: )
Das arme Dienstmädchen oder wie die Dame heißt, hätte eventuell sogar dem Herrn Tschitschikow die Fersen kitzeln müssen, damit er besser einschläft (falls dieser es gewünscht hätte ...)
- naja, er war auch so müde genug :smile:
Wieder ein tierisches Kapitelchen: der Truthahn, der unter dem Fenster des Herrn Tsch. spazierengeht und diesen erblickt, ruft ihm etwas in seiner Sprache zu, wahrscheinlich ein "Guten Morgen der Herr" !!!!
Worauf Herr Tschitschikow den Truthahn als "Blödmann" (o.ä.) tituliert - man stelle sich das vor.
...
Kurze Zusammenfassung meiner Eindrücke:
Ich mag es nicht, wie unendlich Gogol sich lustig macht über das russische Volk, für meine Begriffe ist es etwas zuviel ...
Es gefällt mir sehr, dass die Tiere nicht nur Nebenrollen haben, auch, wenn ihre Auftritte ebenfalls ins Lächerliche gezogen werden. Oft wird hierbei der Mensch als lächerlich dargestellt. Selbst heute, wo wir uns doch schon als aufgeklärter betrachten, gestehen viele Menschen den Truthähnen keine eigene Sprache zu ...
Nachttraum ... Ein Anliegen Gogols ist es, die russische Seele zu beschreiben? Ich habe diese Behauptung oft in Zusammenhang mit meinem Lieblingsschriftsteller gehört und muss sagen, dass ihm dieses weitaus besser gelungen ist, und vieles andere mehr ... (allerdings muss ich zugeben, dass ich gar nicht beurteilen kann, wie die russische Seele beschaffen ist :breitgrins: )
bis demnächst ....
:winken:
Daniela