Beiträge von Lost


    Bücher habe ich nicht im Kopf, das geht auch gar nicht (wer kann ein ganzes Buch behalten?); im Kopf habe ich Zitate, einzelne Passagen - oft nicht einmal wortwörtlich, weil schon das unmöglich ist - und Gedichte, Gedichte, Gedichte...


    Entschuldigung scardanelli :winken:


    Ich hätte: Buchtitel schreiben müssen, daran hatte ich gedacht.


    giesbert:


    An so was wie "Zettels Traum" würde ich mich nie wagen, Kompliment !

    Herzlichen Dank an alle, die sich bis jetzt schon geäußert haben.


    Ich bin überrascht über die Teilnahme an der "Umfrage"


    Teilweise sind es ja recht umfangreiche Listen und viele Bücher die euch bewegt und begleitet haben. Beachtlich!


    Scardanelli:


    Nein,Nein, nicht sammeln.! Die Augen zu machen und nachdenken: Wo hat mich eine Lektüre aus der Bahn geworfen, wo hat es geholfen mich auf meinen Weg zu bringen, das war gemeint, und diese Bücher sind in deinem Kopf und nicht nur im Regal ;-)




    Wäre schön, wenn noch welche dazu kommen.

    Hallo,


    in ihrem Beitrag zur Diskussion über Musils Mann ohne Eigenschaften hat – Leserin- von "Lebensbüchern“ gesprochen. Ich interpretiere das so, dass einige literarische Werke für sie eine existentielle Bedeutung haben, quasi lebensbegleitend sind, und das bringt mich auf die Idee euch Forenmitwirkende zu fragen, ob es auch für euch auch Bücher gibt, die für euere Existenz oder Entwicklung wenigstens zeitweise bedeutsam waren oder noch sind. Ich meine damit nicht Hilfsliteratur, wie Wörterbücher, Lexika, Ratgeber oder ähnliche.


    Als meine "Lebensbücher“ nenne ich zunächst:


    Karl May: Winnetou II
    James A. Coleman. Relativitätslehre für Jedermann
    Fridtjof Nansen: In Nacht und Eis
    Franz Werfel: Die 40 Tage des Musa Dagh
    Thomas Mann: Der Zauberberg


    Ich würde mich freuen, wenn einige von euch darüber nachdenken und mitmachen würden.


    lost

    In den Beiträgen zur Leserunde von MoE hat Imrahil Motiven und Themen des Textes aufgelistet (S.2). Diese Liste zeigt meiner Auffassung nach das Problem des Romans sehr deutlich. Es ist einfach zu viel und zu viel Komplexes was Musil hineinpackt und das er selbst nicht mehr strukturieren kann. Ich bin überzeugt, dass er es selbst bemerkt hat, als er versuchte den 3. Teil zum Abschluss zu bringen und dies nicht zustande gebracht hat. In einem Roman müssen keineswegs alle Handlungsstänge zu einem Ende geführt werden, in MoE wirkt jedoch alles abgebrochen. Möglicherweise wollte Musil auch zeigen, dass sich nichts (abgesehen von Trivialitäten) zu Ende führen lässt, doch selbst das wird nicht deutlich.
    Heute ist sicherlich schon umstritten was ein Roman ist, und MoE mag meinetwegen ein Intelligenztest, der größte Beitrag Österreichs zur Weltliteratur, eine Lebenshilfe, ein stellenweise sprachliches Kunstwerk, ein Labyrinth geistiger Einsichten, eine Schatztruhe für originelle Zitate sein, es bleibt meines Erachtens ein missglückter Roman.
    Was die Reaktionen der Lektorate zu den eingesandten Ausschnitten betrifft, gebe ich Knabe, Sandhofer und Giesbert vollkommen Recht und angehende Schriftsteller sind zu bedauern, wenn sie die ersten Absätze nur schreiben müssen, um sich den Lektoren interessant zu machen.

    Mit meiner, recht rohen Ablehnung von MoE möchte ich aber keineswegs Musil selbst und den Liebhabern dieses Werks, meinen Respekt versagen und ich hoffe ihr nehmt mir meine emotionale Art mich zu Büchern zu äußern nicht allzu übel.

    Oho! Hier wird ein großes Werk gelassen abgewatscht. Hast du denn den Mann ohne Eigenschaften überhaupt gelesen?


    Um einen Eindruck von Musils Sprachmagie zu geben, hier ein winziger Ausschnitt aus dem 1. Buch, wo eine Klavierstunde zu 4 Händen (Clarisse und Walter) beschrieben wird. Ich kann mir kaum noch eine dichtere Sprache vorstellen.


    Hallo Kaspar,


    den MoE habe ich, abgesehen von den Fragmenten, gelesen. Du kannst meine Einstellung zu dem Buch in der entsprechenden Leserunde unter den Beiträgen von Bloom verfolgen. Abgesehen davon, dass sich die Qualität eines so langen Textes nicht durch ein einziges Zitat bestimmen lässt, halte ich den Ausschnitt von dir schlicht und einfach für Schmus. Hätte das Buch nur diese Qualität, dann wäre ich keine 30 Seiten weit gekommen.

    Garade habe ich den Roman "Onitsha" von de Clezio ausgelesen. Thema ist die Zeit eines europäischen Kinds in Afrika. Vermutlich ist der Roman stark autobiografisch begündet.
    Für mich ist de Clezio eine Entdeckung, auch wenn er nur zwei Tage nach der Preisverleihung im Gespräch war.


    Ich denke, diese Anekdote (meines Wissens hat man ähnliche Versuche auch in anderen Ländern gemacht, z.B. mit Auszügen aus Virginia Woolfs Werk) zweierlei zeigt:
    1. Dass der Zeitgeschmack ist ändert
    2. Dass heutige Lektorate einfach miserabel sind...


    Wenn MoE von allen Lektoren abgelehnt wurde, dann spricht das eher für als gegen die Qualität der Lektorate.


    Ich glaube, die Geschichte heißt "Der Kaufmann von Samarkand".


    Darin flieht der Kaufmann in die Umgebung und kehrt am Abend zurück, um dort den Tod am Stadttor anzutreffen. Also ein klein wenig anders als die Version von Leserin und Lost.


    Zur Seidenstraße und Mittelasien passt die Geschichte auf jeden Fall. Interessant, welche Varianten damit verbunden sind.


    Eine Quelle könnte Rudaki sein, der im 11. Jahrhundert quasi der "Nationaldichter" dieser Gegend war. Mir sind aber keine Texte von ihm zugänglich und ich kenne ihn nur bruchstückhaft von meiner Reise aus Tadschikistan, wo ihm die Rolle eines Goethe zufällt.

    Vielleicht hilft euch diese Seite weiter:


    http://www.dooyoo.de/belletris…nken-jorge-bucay/1214222/


    Es ist eine Buchbesprechung und hier ein Ausschnitt:


    Die Geschichte in der Geschichte


    Ein reicher Mann schickte seinen Diener zum einkaufen auf den Markt. Kaum dort angekommen, traf der Diener auf den Tod, der ihn fest ins Auge faßte. Dem Diener wich das Blut aus dem Gesicht, er machte auf dem Absatz kehrt, rannte davon und ließ die Einkäufe samt Maultier stehen. Atemlos erreichte er das Haus seines Herren.


    "Herr, Herr, bitte gebt mir ein Pferd und etwas Geld, ich muß sofort die Stadt verlassen. Wenn ich gleich losreite, bin ich vielleicht in Tamur, bevor die Nacht anbricht. Bitte Herr, ich flehe euch an."


    Der Herr fragte ihn nach dem Grund für diese so dringliche Bitte, und der Diener erzählte ihm hastig von seiner Begegnung mit dem Tod. Der Hausherr überlegte einen Moment, holte seinen Geldbeutel hervor und sagte:" Also gut, wenn es sein muß, dann geh. Nimm das schwarze Pferd, es ist mein allerschnellstes."


    "Danke Herr", sagte der Diener. Und nachdem er dem Herrn die Hände geküßt hatte, rannte er in den Stall, bestieg das Pferd und brach in aller Eile in Richtung Tamur auf. Als der Diener außer Sichtweite war, nahm der Herr all seinen Mut zusammen und ging zum Markt um den Tod zu suchen. "Warum hast du meinem Diener einen solchen Schrecken eingejagt?" fragte er ihn, sobald er ihn gefunden hatte. "Ich habe ihn erschreckt?", fragte der Tod. "Ja" sagte der Reiche. "Er sagte mir, er hätte dich heute getroffen und du hättest ihm einen drohenden Blick zugeworfen." "Einen drohenden Blick?" sagte der Tod. "Überrascht war ich. Ich hatte nicht damit gerechnet ihn heute Nachmittag hier zu sehen, weil ich annahm, ich würde ihn heute abend in Tamur treffen."

    Vor den Dubliners würde ich noch in eine Biografie über Joyce schauen und seine Geschichte bis zum1. Weltkrieg lesen. Die Geschichten öffnen sich dann regelrecht, weil viel Autobiografisches enthalten ist.


    Und auch wenn ich hier regelmäßig gesteinigt werde für meine Hemingway-Vorliebe: "Schnee am Kilimandscharo" ist eine Sammlung schöner Kurzgeschichten, auch wenn sie nicht als Klassiker bezeichnet werden können. Alle genannten Titel haben jedoch den Vorzug, im Original lesbar zu sein - und zwar ohne übermäßige Anstrengung.


    Ich möchte noch auf die frühen Stories von Hemingway verweisen, die er in Paris geschrieben hat. Da sind sehr einfühlsame und klar strukturierte Geschichten darunter. "Oben in Michigan" gehört zu meinen Favoriten. Ein Teil der dort geschriebenen Stories soll ja verbrannt sein :sauer:


    @ Lost


    Wie alt bist Du eigentlich? Praktisch jeder Satz von Dir zeigt, daß Du mit massivsten Verständnisproblemen zu kämpfen hast.
    Vielleicht hilft es Dir ja bei der Lektüre daran zu denken, daß Homer und die Menschen der Bronzezeit weder einen schlechteren Charakter hatten, noch dümmer waren als wir. Was Du hier alles so schreibst ist manchmal wirklich schwer erträglich.


    @ Schweitzer


    Ich lese nicht nur zu meinem Vergnügen, aber hauptsächlich! Ich habe weder die Kenntnisse, noch die Absicht den Altphilologen ihre Forschungsergebnisse nachzubeten. Wenn mir etwas bedeutsam erscheint, stelle ich Fragen oder schlage das nach. Ich lasse mich auch gerne korrigieren. Die Odyssee lese ich aber nicht als Sachbuch, und mit meinen Gedanken, die mir beim lesen kommen, beanspruche ich keine Allgemeingültigkeit. Falls dir das nicht erträglich ist, dann nimm es einfach als Altersstarrsinn und ignoriere es.
    Lass aber bitte die Pöbeleien!


    Das ist mein Schlusswort zu der Angelegenheit, die uns beide betrifft.

    Mittlerweile habe ich die Odyssee zu Ende gelesen, überrascht welch großen Raum die Rahmenhandlung einnimmt. Da ich die Geschichte ja kannte, wirkte die lange Beschreibung des Wegs zum „Showdown“ etwas zäh. Wieder sehr detaillierte Beschreibungen von Nebensächlichkeiten und Wiederholungen, stückweise mit denselben Worten. Kann das der mündlichen Erzähltradition zugerechnet werden? Odysseus wird in seiner Rache zu einer wilden grausamen Bestie. Obwohl er selbst auf seiner Reise Gnade erfahren, selbst die Knie von übermächtigen Gegnern flehend umfasst hat, gewährt er selbst keine Gnade. Die Grausamkeiten werden so ausführlich geschildert wie die Oferrituale. Homer und seine Bearbeiter lassen das alles von Göttern steuern und nehmen im Grunde damit die Sterblichen aus der Verantwortung. Ich frage mich, wo in dieser Erzählung für die Zeitgenossen Homers die Belehrung liegt. Waren es die Fürsten, die auf solche Weise warnen wollten, dass niemand ihre Abwesenheit ausnutzt?
    Außerordentlich beeindruckt hat mich ein Absatz. Es ist der Moment, wo sich Odysseus seiner Frau zu erkennen gibt und sie erstarrt, weil sie zunächst aus Erfahrung einen Betrug vermutet. Das ist sehr gut nachvollziehbar (wenigstens in der Schadwaldtübersetzung) und viele moderne Autoren von Unterhaltungsromanen hätten sich daran mehr orientieren können. Überhaupt ich Penelope m.E. die modernste Gestalt in der Geschichte. Eingeengt in ihre vorgegebene Rolle, verunsichert darüber was richtiges Verhalten ist, vernachlässigt von den Göttern, hintergangen von ihrer Dienerin, ein Spielball der anderen Figuren, weiß sie sich klug aus der Affäre zu ziehen. Außerdem hat sie eine wahnsinnig guten Schlaf. Das Getöse während des Gemetzels im Palast stört ihre Nachruhe nicht :zwinker:


    @ Jaqui:
    Mach dich auf was gefasst, aber lese weiter. Von der Struktur her scheint mir die Odyssee die Mutter der Unterhaltungsromane zu sein.


    [


    Telemachos und die Freier sind zwei Seiten derselben Medaille, nämlich das Ergebnis einer führungs- und vaterlosen Gesellschaft. Während die einen zu Muttersöhnchen werden, mißachten die anderen alle Regeln.


    In dieser gewalttätigen Gesellschaft müssen oft die Väter gefehlt haben und doch wurden die Söhne zu Kriegern erzogen. Mir ist deine Vorstellung deshalb zu pauschal.
    Vielleicht liegt aber auch hier eine pädagogische Absicht zu Grunde, die zeigen will, dass Mütter alleine keine wahren griechischen Helden erziehen können.

    Im Zweifelsfalle auch PDF. Welcome to the wonderful world of DRM.


    Na super, dann wird es bald ein Gesetz geben, dass bei einem Umzug sämtliche Bücher den Verlagen zurück zu geben sind. Vor dem Gesetz sind schließlich alle gleich :breitgrins:


    Ich komme im Moment nicht zum Lesen und quäle mich eigentlich nur mehr durch das Buch. Daher werde ich mal eine kleine Pause einlegen und in der Zwischenzeit was anderes lesen. Euch noch sehr viel Spaß mit Homer. :winken:


    Katrin


    Die vielen Grausamkeiten ? Könnte ich verstehen ! In dieser Dichte ist das schon mit den Haus- und Volksmärchen der Brüder Grimm zu vergleichen ;-)


    Ich hoffe du erholst dich mit anderer Lektüre und wagst dich noch Mal zurück.


    Alles Gute


    lost

    @Nautilus:


    Garade kann ich dir keine Textstellen nennen, aber es gibt Handlungsstränge die werden wiederholend aus verschiedener Sicht erzählt.


    Mittlerweile habe ich bis Gesang 12 gelesen. Man merkt, dass die Logik erst ca. 300 Jahre nach Homer formuliert wurde. Da führt Odysseus bei Kirke ein Jahr lang ein Lotterleben, bleibt aber in göttlicher Schönheit und Stärke erhalten. Seine, von ihm selbst viel beweinten und geschilderten Qualen scheinen ihm auch nichts auszumachen.
    Der freie Wille bleibt auch auf der Strecke, selbst in Ansätzen. Alles ist den Beteiligten prophezeit und von den Göttern vorherbestimmt, aber trotz Gläubigkeit wird es den Agierenden erst bewußt wenn es zu spät ist.


    Mir fällt auf, dass seine Abenteuer, die in meiner Jungend bei Gedanken an die Odyssee im Vordergrund standen, im Buch recht zügig und lieblos beschrieben sind. Belehrungen für die Leser und Hörer sollen wohl eine große Rolle spielen:
    Geht nicht besoffen nachts über ein Dach, pass auf wie du den Göttern opferst, prahl nicht mit deinem Verstand und sei nicht höhnisch wenn du auf dem Meer herumtreibst u.s.w.


    Und für die Schüler wird im Hadesgesang mal schnell die Mythologie als Repetitorium zusammen gefasst.

    Sehe ich das richtig:


    Beim Wechsel auf ein anderes Fabrikat des Lesegeräts, würde ich auch die vorher gespeicherten Bücher verlieren (abgesehen von pdf), weil das Dateiformat an das Gerät gebunden ist?