Bei mir habe ich das Gefühl, daß es nicht vom Alter abhängt, sondern, daß es Phasen gibt, in den die jeweilige Lektüre intensiver zu sein scheint. Für anspruchsvolle Bücher muß ich solche Phasen oder "Zeitfenster" abwarten, damit die Lektüre befriedigend ist. Erst letztens bei der Nachsommer-Leserunde habe ich festgestellt, daß gerade kein Zeitfenster für dieses Buch ist.
Ich habe schon als Jugendliche manche Bücher sehr intensiv erlebt (Stephen Kings ES fällt mir da ein) und andere nur oberflächlich gelesen, obwohl sie mir eigentlich gut gefallen haben. Vermutlich lag es auch hier schon am rechten Buch zur rechten Zeit.
Was mir allerdings auffällt, was sich mit den Jahren verschlechtert hat: die Konzentrationsfähigkeit. Ich meine damit nicht, daß ich zerstreut geworden bin (bin auch noch nicht ganz 40), aber während Schul- und Unizeit gab es wesentlich weniger nervige Ablenkung durch Alltag und v.a. Beruf. Ähnlich wie Dostoevskij verbringe ich dann viel Zeit im Internet, die ich eigentlich lieber fürs Lesen verwenden würde; anders als bei Dostoevskij ist es aber bei mir nicht das Internet, das mich ablenkt, sondern ich selbst lenke mich durch das Surfen im Internet ab, weil mir einfach zu viel "Mist" im Kopf herumschwirrt, sodaß ich mich nicht mehr aufs Lesen konzentrieren kann. Allenfalls Unterhaltungsromane gehen dann noch.
Ich habe auch gerade eine längere Klassikerpause hinter mir und habe vor kurzem zu Dickens' Bleak House gegriffen. Ein Roman, der seit über zehn Jahren bei mir im Regal steht, aber erst jetzt hatte ich das Gefühl, daß die richtige Zeit dafür gekommen ist. Und momentan habe ich richtige Lust, in Dickens' Welt abzutauchen...
Viele Grüße
thopas