Beiträge von Harald

    Hallo Sandhofer und Hafis,


    Danke für Eure Hinweise. Ich werde mir das eine oder andere bei Gelegenheit ansehen.


    Zitat von "Sandhofer"

    aber da sind noch die beiden Russen, SF-Autoren und Brüder, mit dem Buch, das vor Jahren als Stalker verfilmt wurde.


    Das weiß ich aus dem Kopf: Arkadi und Boris Strugatzki. Ist ja Ewigkeiten her, dass ich einen Roman von diesen beiden gelesen habe. Auch meine Lem-Phase liegt Jahrzehnte zurück... da ist aber etwas mehr haftengeblieben. An die Memoiren habe ich noch eine schwache Erinnerung. Am besten haben mir Solaris und die Sterntagebücher gefallen. Science Fiction ist mittlerweile völlig aus meinem Gesichtskreis verschwunden.


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo,


    Da gerade im Projekt "Kafka - Der Prozeß" über das Traumartige gesprochen wird, mal die Frage in die Runde geworfen:


    Kennt jemand Kazuo Ishiguros Werk "The Unconsoled" ("Die Ungetrösteten")?


    Kazuo Ishiguro ist ein japanischstämmiger Brite (im Alter von fünf Jahren nach England eingewandert), der bisher (wenn ich richtig gezählt habe) fünf Romane geschrieben hat. Sein bekanntester Roman ist "The Remains of the Day" ("Was vom Tage bleibt"), wegen der Verfilmung mit Anthony Hopkins und Emma Thompsen.


    Aber zurück zu "The Unconsoled": Es ist eines der faszinierendsten Bücher, die ich je gelesen haben. Das traumhafte darin ist viel stärker ausgeprägt als bei Kafka. Kafka? Vergeßt Kafka... lest "The Unconsoled"!


    Ich kann übrigens verstehen, dass sich die Geister an diesem Buch scheiden. Während die einen hellauf begeistert sind, werfen andere es wütend in die Ecke oder zucken verständnislos mit den Schultern.


    Übrigens, kennt Ihr andere Romane oder Erzählungen, die eine traumhafte Realität erschaffen? Ich meine nicht Träume, die als solche gekennzeichnet sind und eine Rolle im Geschehen spielen - das gibt es schon in der Bibel, siehe Josephs Geschichte - sondern Geschichten, die als reales Geschehen daherkommen, aber die innere Logik von Träumen haben, eben wie bei Kafka und Ishiguro?


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo Etsch,


    Zitat

    Ich möchte Sartre und seine Philosophie in all seinen und ihren Facetten bearbeiten. Was sagen Sie dazu:


    Für eine Schülerarbeit (12. Klasse) finde ich das, gelinde gesagt, ehrgeizig. Entweder das Ganze wird ein Überblick, der wirklich nirgendwo ins Eingemachte geht, oder Du nimmst Dir einen Aspekt zur Vertiefung vor.


    Das Gerüst finde ich übrigens nicht schlecht. Das gibt zumindest eine grobe Orientierung, wobei Du Dir die Freiheit lassen solltest, das Gerüst je nach Bedarf umzubauen. Du wirst es aber nicht schaffen, alle Kapitel mit vielsagenden tiefschürfenden Erkenntnissen zu füllen.


    Ich nehme an, die Arbeit wird von einem Lehrer/Lehrerin betreut? Dann solltest Du gelegentlich Konzept und Umfang der Arbeit besprechen.


    Damit will ich auf keinen Fall Deinen Enthusiasmus bremsen. Sartre ist ja auch ein interessantes Thema. Ich habe auch einmal viel Sartre gelesen, aber nicht seine philosophischen Schriften. Heute würde mich sein Werk über Flaubert am meisten interessieren.


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo,


    Ein paar Bemerkungen zu Adam: Sehr lebensecht fand ich seine Schilderung, wie er nach seiner Erschaffung quasi "aufgewacht" ist, erst einmal verwundert die Sonne angeblinzelt hat, dann plötzlich aufgesprungen und begeistert wie ein Kind durch die Landschaft gehüpft ist.


    Seine Diskussion mit Gott um eine Gefährtin dagegen zeigt, dass er es faustdick hinter den Ohren hat.


    In seinen Gesprächen mit Eva und mit Raphael dagegen finde ich ihn zu altklug, weder wirklich schlau noch naiv, wie man erwarten sollte. Eher ein Ausbund an Tugend und Weisheit.


    Alles in allem eine widersprüchliche Persönlichkeit.


    Was war Euer Eindruck?


    Herzliche Grüße, Harald

    Hallo,


    Ich lese jetzt das achte Buch. Adam erzählt seinerseits, wie es ihm nach seiner Erschaffung ergangen ist.


    Dann mache ich eine Pause. Ich bin für ein paar Tage in London (Globe Theatre, "Measure for Measure" und "Much Ado for Nothing" <freu>). Ab Dienstag bin ich wieder im Forum.


    Wie weit seid Ihr? Wer liest noch mit?


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo Maria,


    Zitat von "Maria"

    "Warum Frauen besser parken und Männer gerne Schuhe kaufen"


    Da hast Du irgendwie lechts und rinks velwechsert... oder... äh...



    :zwinker: Harald

    Hallo,


    Noch ein Fundstück, das wie die Faust aufs Auge zu meinem letzten Beitrag passt: In der aktuellen Wirtschaftswoche (Nr. 34, auf der letzten Seite, wo immer aktuelle Zitate stehen) ist zu lesen:


    "Wer unsere religiöse Inbrunst nicht versteht, kann uns nicht verstehen. Daraus beziehen wir unseren Optimismus: Was soll schon passieren, wenn wir Gott an unserer Seite haben?"


    Jeremy Rifkin, US-Trendforscher, über seine Landsleute


    Ja. Genauso steht es da!


    Gruß, Harald

    Hallo Sandhofer,


    Ich stimme Dir zu, dass zu Vielem der Keim in uns liegt. Nur denke ich, dass manche Keime größer und manche kleiner sind, und dass es von Person zu Person verschieden ist.


    Aber der eigentliche Unterschied ist, was man draus macht. Begiesst man seine Keime und lässt sie wachsen und wuchern, bis man ihrer nicht mehr Herr wird? Oder lässt man sie vertrocknen? Oder rupft man sie aus, bis sie nicht mehr nachwachsen? Oder züchtet man kleine, nette Gartengewächse draus, die im privaten Gärtlein süße Gifte verströmen, aber sonst niemandem Schaden zufügen?


    Ich würde nie jemanden mit dem Argument entschuldigen, dass er nicht anders konnte. Erstens ist das eine Beleidigung all jener, die dieselbe Veranlagung hatten, ihr aber nicht nachgegeben haben, weil sie wussten, dass sie sonst Unrecht getan hätten - und vielleicht ein Leben lang darunter gelitten haben, gelitten zugunsten derer, die sonst ihre Opfer geworden wären. Zweitens ist der "Schaden", das menschliche Leid, das durch solche Täter erzeugt wird (ich spreche nur von Fällen, wo die Perversion auf Kosten anderer ausgelebt wird), ja real und muss bestraft werden. Wo bliebe sonst die Gerechtigkeit? Das sieht auch der Täter ein, der nicht anders konnte.


    Irgendwo habe ich in einer orientalischen Erzählung gelesen, dass ein Angeklagter sich vor dem Kadi verteidigt hat mit den Worten: "Ich konnte nicht anders, es stand im Buche des Lebens verzeichnet. Allah hat es mir befohlen..." Worauf der Richter antwortete: "Und mir befiehlt Allah, dich zu verurteilen."


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo,


    Es wird mal wieder Zeit für eine kleine Provokation... :zwinker:


    Ich habe die Bücher V und VI gelesen. Sie enthalten die Schilderung von Satans Aufstand gegen Gott, und zwar in Raphaels Schilderung im Gespräch mit Adam und Eva.


    Ich hatte schon gesagt, dass mir die Schilderung des Himmels sehr "weltlich" vorkommt. Dieser Eindruck hat sich verstärkt, und zwar so sehr, dass ich es nicht mehr nachvollziehen kann.


    Man stelle sich vor: Krieg im Himmel! Und zwar ein echter, mit Schwertern, Pfeil und Bogen, Streitwagen, ja selbst Kanonen werden aufgefahren und abgefeuert. Drei Tage wütet die Schlacht, und schliesslich werden die Verlierer gnadenlos zermalmt - bzw. von einer Art gigantischem Bulldozer erst plattgemacht und dann in die Tiefe gedonnert.


    Mir erschien das Besondere am Christentum immer sein radikaler Pazifismus zu sein - "Selig sind die Friedfertigen", "Liebe auch deine Feinde", "Wenn Dich jemand schlägt, halte auch die andere Backe hin" (ich zitiere aus dem Gedächtnis, korrigiert mich, wenn ich falsch zitiere). Von diesem Christus ist Miltons Christus ja das genaue Gegenteil. Kein Friedensbringer, sondern eine Art Warlord, ein Kämpfer für die Ehre seines Vaters...


    Kommt Euch diese Verquickung von religiöser Selbstgerechtigkeit und militärischer Überlegenheit nicht irgendwie bekannt vor? Gibt es in der aktuellen weltpolitischen Landschaft keinen Kämpfer für die Ehre seines Vaters...? Der das Reich des Bösen am liebsten mit Panzern niederwalzen würde, und das zum Teil auch tut? (Wenn Milton im 20. Jahrhundert gelebt hätte, wäre Christus' Streitwagen wohl ein Panzer gewesen.)


    Diese Gedankenverbindung ist so abwegig nicht. Man bedenke: Milton war Dissenter, d.h. einer jener Extrem-Protestanten, die sich jenseits der anglikanischen Hochkirche in Sekten organisierten und glaubten, den ganz besonderen Draht zu Gott zu haben. Viele Dissenter sind durch "Erweckungserlebnisse" und eine das ganze Leben bestimmende, tief empfundene Religiosität aufgefallen. Als Nebeneffekt der Unabhängigkeit von kirchlichen Vorgaben ergibt sich die schon erwähnte Selbstgerechtigkeit - man hat ja "das Licht gesehen"... Viele der Dissenter sind nach Amerika ausgewandert und haben für die noch heute fühlbare besondere Religiosität bestimmter Schichten der amerikanischen Bevölkerung gesorgt. Ab und zu sollen sogar Präsidenten davon erfasst werden... mehr sage ich nicht...


    Ende der Provokation.


    Natürlich hat Milton lange geschwankt, ob er ein Epos über einen Stoff der englischen Geschichte oder über ein biblisches Thema schreiben würde. Und Schlachtenschilderungen gehörten bei allen seinen Vorbildern einfach dazu. Insofern mag es für ihn natürlich gewesen sein, die geistliche Überlegenheit Gottes im Gewand militärischer Überlegenheit darzustellen. Es mag auch sein, dass Milton einfach nur dem Geist seiner Zeit Ausdruck verleiht. Andererseits haben wir im 21. Jahrhundert das Recht, seinen Text aus unseren Erfahrungen heraus zu interpretieren. Und da stößt mir diese ganze Episode doch sehr sauer auf. Ist Euch das nicht so gegangen?


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo alle,


    Da ich heute "Indiana" beendet habe, noch kurz meine Eindrücke: Die Geschichte ist insofern nicht konventionell, als sowohl der Gatte als auch der "Liebhaber" sich für Indiana als Enttäuschung darstellen. Zum Glück gibt es noch die dritte Variante, den Jugendfreund :smile: , dessen Wert sie spät, aber nicht zu spät erkennt.


    Als feministisch im engeren Sinne würde ich den Roman nicht einstufen. Es werden keine politischen Aussagen gemacht, Rechte eingefordert o.ä. An einigen wenigen Stellen wird aber ein starkes persönliches Freiheits- bzw. Unabhängigkeitsgefühl zum Ausdruck gebracht. Aus diesem Gefühl heraus wird postuliert, dass es nicht von Gott gewollt ist, sondern eine Konvention der Gesellschaft ist, dass die Frauen den Männern untergeordnet sind. Aus derselben von Konventionen unabhängigen Denkweise wird der Selbstmord als freie Entscheidung des Einzelnen zugelassen (und zwar von ansonsten sehr religiös empfindenden Personen). Nun, George Sand hat sich ja auch in ihrer eigenen Lebensführung nicht überstreng an Konventionen gehalten...


    Zum Schluss ein Zitat, mit dem George Sand Frauen charakterisiert:


    Die Frau ist von Natur töricht, albern; es ist, als ob ihr der HImmel, um ein Gegengewicht gegen die gewaltige Überlegenheit, die ihr ihre feine Auffassungsgabe über den Mann gibt, zu schaffen, absichtlich eine blinde Eitelkeit, eine wirklich dumme Leichtgläubigkeit in das Herz gelegt habe. Um dieses so feinfühlende, geschmeidige und scharfsinnige Wesen ganz in seine Gewalt zu bekommen, braucht man vielleicht nur die Art und Weise zu kennen, wie man es loben, wie man seine Eigenliebe kitzeln muss.


    Etwas stark aufgetragen ("töricht", "gewaltige Überlegenheit"), aber nicht schlecht beobachtet, oder?


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo Sandhofer,


    Danke für den interessanten Bericht. Ich muss zugeben, dass mir der Name Milosz absolut kein Begriff war. Ich bin gerade dabei, mir etwas Polnisch anzueignen (aus reiner Neugier, wie Polnisch so funktioniert - ich kenne leider keine slawische Sprache), und habe noch vor kurzem gedacht, dass ich, wenn mich jemand nach meinem WIssen über polnische Literatur befragen würde, mir vielleicht noch Stanislaw Lem einfallen würde, und das wäre es dann...


    Hat jemand, der hier mitliest, etwas von Milosz gelesen und kann etwas dazu sagen?


    Gruß, Harald

    Hallo alle,


    Ich habe das fünfte Buch und zum Teil das sechste gelesen. An dieser Stelle eine Bemerkung zu Miltons Erzähltechnik: Mir ist erst jetzt bewußt geworden, dass große Teile der Geschichte, nämlich die Vorgeschichte und der Verlauf von Satans Aufstand, in der Rückblende erzählt werden. Andererseits wird aus der Allwissenheit des Erzählers auf viel spätere Ereignisse verwiesen (sogar Galileo Galilei kommt irgendwo vor).


    Den Trick, einen längere Handlung nicht etwa chronologisch zu erzählen, sondern irgendwo in der MItte zu beginnen und dann mit Rückblenden und Vorschauen zu komplettieren, hat ja schon Homer angewandt. Ob Milton sich Homer in dieser Hinsicht bewusst als Vorbild gewählt hat? Gibt es andere Epen, die ähnlich konstruiert sind?


    Hallo Fuu,


    Dafür, dass Du kein Englisch kannst, übersetzt Du ziemlich genau... :smile: Ich würde "shaggy" eher als"gezackt" oder "zerklüftet" oder so übersetzen. "Engulfed" heisst "verschlungen" (d.h. der Fluss fließt unterirdisch). "mould" heisst auch Gartenerde. Das verstehe ich so, dass der aus Menschensicht hohe Berg für Gott nicht mehr ist als ein Haufen Gartenerde.


    Hallo Sandhofer,


    Milton scheint zeigen zu wollen, dass der Sündenfall auch zur Folge hat, dass die Menschen nicht mehr richtig harmonieren. Man hat auf einmal unterschiedliche Bedürfnisse, die nicht mehr zusammenpassen, man vereinzelt sich. Gleichzeitig die Gier... die allgemein-menschliche Erfahrung, dass Harmonie eher die Ausnahme ist, wird damit auf den Sündenfall zurückgeführt. (Dies nur vorläufig aus Deiner Beschreibung geschlossen, mit der Lektüre bin ich noch nicht so weit...)


    Demnächst mehr!


    Herzliche Grüße, Harald

    Hallo Sandhofer,


    Zitat von "Sandhofer"

    Mir will scheinen, wir verlieren uns.


    Ich hoffe, das heisst nicht, dass wir Dich verlieren!


    Im übrigen kann man kaum erwarten, dass alle gleich, oder auch nur annähernd gleich schnell lesen. Ich bin noch im vierten Buch. Das braucht Dich aber aus meiner Sicht nicht davon abzuhalten, Gedanken über das neunte zu veröffentlichen. Das spornt mich dann auch zum Weiterlesen an.


    Außerdem steht ab jetzt das Wochenende an. Mehr Zeit... :smile:


    Hallo Fuu,


    Wir haben wohl sehr entgegengesetzte Denkgewohnheiten: Du eher frei assoziierend, ich eher analytisch. Sich damit auseinanderzusetzen sehe ich allerdings nicht als Streit an, eher als Diskussion. Ich habe nichts dagegen, wenn mir widersprochen wird oder jemand eine entgegengesetzte Meinung vertritt, nur würde ich mir Begründungen wünschen, Argumente, mit denen sich etwas anfangen lässt. Nur ein paar illustre Namen in die Runde zu werfen und zu sagen "Du hast keine Ahnung" ist mir irgendwie zu wenig...


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo marin,


    Zitat von "marin"

    Ich fand v.a. am Anfang auch, daß Paradise Lost HdR oder ähnlichen Fantasy-Werken sehr ähnelt oder sich zumindest für eine Verfilmung in dieser Weise eignen würde. Das war m.M.n. besonders deutlich an der Stelle, wo Satan auf Sin und Death trifft.


    Das ging mir genauso! Die Hölle hörte sich sehr nach Mordor an. Und dann die opponierenden Heerscharen, ganz klar in Gute und Böse geteilt...


    Das Gefühl, dass sich Vieles gut verfilmen liesse, hatte ich übrigens noch mehr in der Göttlichen Komödie. Dante scheint mir noch präziser darin zu sein, durch seine Sprache Bilder zu erzeugen. Das "visionäre" ist in der Göttlichen Komödie stark ausgeprägt.


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo Fuu,


    Zitat von "Fuu"

    Was hast du dann gemeint?


    Bisher dachte ich, ich würde mich zwar knapp, aber deutlich ausdrücken. So kann man sich täuschen... Ich sprach (d.h. schrieb) vom Beginn des vierten Buches und Satans innerem Monolog dort. Seine Situation und wie sie von Milton dargestellt wird hat einige Merkmale (ich wiederhole sie nicht, steht ja in meinem Posting), die mich an die griechische Tragödie erinnert haben. That's all... Aussagen wie "Das Leben ist eine Tragödie" (oder "ein Spiel" oder was auch immer) dagegen sind für mich Sprücheklopferei ohne Erkenntniswert.


    Hallo Hafis,


    Zitat von "hafis50"

    Kann nicht auch noch ein jurist beispile für zweckgerichtete, unabsichtliche handlungen finden, zB ungewollt abgegebene willenserklärungen?


    Interessante Frage. In der Juristerei kenne ich mich nicht aus... für mich enthält der Begriff "Absicht" die Bewusstheit, so dass "unbewusste Absicht" ein Widerspruch in sich ist, d.h. nicht existiert. Das ist natürlich letztlich eine Definitionsfrage.


    Hallo marin,



    Diese Stelle habe ich ganz anders gelesen. Das ist kein Neid auf die Menschen, sondern eher Verachtung, da ganz negative Eigenschaften beschrieben werden. Ich würde so übersetzen:


    "Schande über die Menschen! Die Teufel selbst
    halten untereinander zusammen; von allen vernünftigen Wesen
    bekriegen sich nur die Menschen, obwohl sie in der Hoffnung
    auf göttliche Gnade leben; und obwohl Gott den Frieden verkündet hat,
    leben sie in Haß, Feindschaft und Streit untereinander
    und führen grausame Kriege, wobei sie
    die Erde verwüsten und sich gegenseitig vernichten."


    Klingt das nach Neid????


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo Fuu,


    Wie kommt es nur, dass ich Deinen Gedankensprüngen nicht immer folgen kann? :zwinker:


    Zitat von "Fuu"

    Das ganze Leben ist eine Tragödie (Spiel)


    Das habe ich weder gesagt noch gemeint.


    Zitat von "Fuu"

    ... Astarte ... Warum wird sie als böse dargestellt


    Vielleicht weil sie eine heidnische Göttin ist...?


    Zitat von "Fuu"

    Milton geht oft mit seiner Phantasie zu weit. Welchen Zweck (Sinn) will er damit verfolgen?


    Ich unterstelle Milton, dass es nicht seine Absicht war, "zu weit zu gehen". Und wo keine absichtliche Handlung vorliegt, kann auch kein dazugehöriger Zweck existieren.


    Zitat von "Fuu"

    Astarte trägt auf dem Haupt einen Turm und ist mit Strahlen umgeben (Griechische Mythologie).


    Nanu! Was hat Astarte mit griechischer Mythologie zu tun?


    Zitat von "Fuu"

    Solchen Applaus bewirkte Mammons Rede - Wer soll das sein und welche Rede


    Mammon ist einer von des Teufels, äh Satans Generälen. Er repräsentiert die Todsünde der Habsucht bzw. des Anhäufens von Reichtümern. Seine Rede müßte den zitierten Zeilen vorangegangen sein.


    Gruß, Harald

    Hallo JMaria und waldfee,


    Ich habe mir am Wochendende "Indiana" vorgenommen, George Sands erster Roman, erschienen 1832. Die Konstellation: Älterer Ehemann, ehemaliger Soldat, kein schlechter Mensch, aber ungehobelt und zudem von Eifersuchtsattacken geplagt, junge, eher zarte Ehefrau ("Indiana") und ein angehender Liebhaber, ist eher konventionell. Das Ungewöhnliche ist laut Klappentext die Auflösung der Geschichte...


    Die Geschichte ist gut lesbar geschrieben und zeigt, dass die Autorin Einfühlungsvermögen nicht nur für die Titelfigur hat. Auch hat sie Sinn für Dramatik (gleich zu Beginn des Romans fallen Schüsse im Park, ein Verletzter, eine Liebesintrige...). Die Sprache, besonders in den Dialogen für meinen Geschmack etwas zu rhetorisch-deklamatorisch; dies vielleicht für französische Literatur eher normal. Die Sprache erinnert mich etwas an Stendhal, aber ob das einen Einfluß von Stendhal auf George Sand beweist oder einfach der Stil der französischen Literatur jener Zeit war, oder ob ich mir das nur einbilde... kann ich nicht sagen.


    Humor oder Ironie sind eher selten. Eines der seltenen Beispiele: "Die Pariserin fällt normalerweise nicht in Ohnmacht, wenn man ihr die Hand küßt."


    Mal sehen, wie es weitergeht.


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo zusammen,


    Ich habe gestern den Beginn des vierten Buches gelesen. Auf einmal sehen wir einen ganz anderen Satan. Nicht mehr einen souveränen Fürsten, sondern ein gequältes, von Selbstzweifeln und Selbstanklagen zerrissenes Individuum.


    Bemerkenswert finde ich seine Erkenntnis, dass er die Hölle nicht verlassen kann, weil er sie in sich trägt. Schon im ersten oder zweiten Buch hieß es ja, dass die Hölle kein Ort, sondern ein seelischer Zustand ist. (Scheint mir ein sehr moderner Gedanke.) Und nun läßt Milton Satan diesen Gedanken nicht nur aussprechen, sondern führt uns gleich vor, wie das zu verstehen ist.


    Interessant ist für mich auch Satans Gedanke: Ob es nicht vielleicht doch noch eine Möglichkeit zur Reue und Umkehr gibt? Theoretisch ja, aber aus zwei Gründen verwirft Satan diese Möglichkeit. Erstens, wie würde er dann vor all den Geistern dastehen, die sich ihm angeschlossen haben und die zu ihm als ihrem Anführer heraufschauen? Und zweitens weiß Satan im Inneren seines Herzens, dass er, einmal wieder im Himmel zugelassen, sehr bald wieder gegen seine Unterordnung unter Gott rebellieren würde.


    Es fehlt nicht viel, und man muss Mitleid haben. Schließlich sind der Stolz und der Drang zur Unabhängigkeit, die ihn antreiben, nicht unbedingt schlechte Eigenschaften (nur eben nicht sehr christliche, könnte man hinzufügen).


    Diese inneren Konflikte, die Ausweglosigkeit des Unheils, die Tatsache, dass man sowohl Satans wie Gottes Standpunkt nachvollziehen kann, erinnern mich an die griechische Tragödie.


    Herzlichen Gruß, Harald

    Hallo alle,


    Wie Hubert im Thread "Jubilare 2004" schon Anfang des Jahres angekündigt hat, ist vor kurzem der 200. Geburtstag von George Sand gefeiert worden.


    Ich habe zwar zwei Ihrer Romane (Indiana und Leila) im Regal stehen, aber weder diese noch andere Texte von ihr gelesen.


    Wer hat schon mal etwas von George Sand gelesen und hat dazu eine Meinung? Hat jemand vor, demnächst etwas von ihr zu lesen?


    Gruß, Harald