Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg

  • Hallo JMaria


    Für Jokers-Tipps bin ich zwar immer sehr empfänglich, aber die Meistersinger habe ich in der Tat schon. Trotzdem Danke für den Hinweis (und das Aufmachen eines eigenen Threads :smile: ).
    So wie´s aussieht, werde ich mich erst nach Pfingsten so richtig in die Materie vertiefen können.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • hallo Ikarus


    wie läuft dein Wagner-Projekt. Es ist so ruhig um dich. Viel zu tun? :winken:


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Zitat

    Viel zu tun?


    Das kann man wohl sagen. Darum habe ich auch Dein Posting erst jetzt gelesen :redface:


    Mein Wagner-Projekt läuft ganz hervorragend. Ich habe mich bisher noch nie auf eine Oper so intensiv vorbereitet. Außer der Wagner-Biographie (über die ich kurz im Biographie-Thread was geschrieben hatte) habe ich die Rowohlt-Monographie über Hans Sachs gelesen und außerdem noch zwei Bücher über die Entstehungsgeschichte der "Meistersinger" mit Kommentaren.
    Letzte Woche bin ich dann extra mal an einem Tag nach Bayreuth gefahren um mir das Richard-Wagner-Museum anzuschauen. Es ist in seinem letzten Wohnhaus dort, der Villa "Wahnfried", untergebracht und überaus informativ. Im Garten des Hauses befindet sich auch die Grabstätte Wagners und seiner Frau Cosima.
    Als ich anschließend noch das Festspielhaus auf dem grünen Hügel aufgesucht habe, ging gerade eine Führung los, der ich mich natürlich gleich angeschlossen habe. So einen Blick hinter die Kulissen des Opernbetriebes zu werfen und dieses Haus betreten zu können, über dessen Geschichte ich in den letzten Wochen so vieles gelesen hatte, war schon sehr spannend.
    Morgen ist nun endlich die Vorstellung und ich bin mächtig gespannt und freue mich sehr darauf :smile: Dann reichts aber auch erstmal mit Wagner und ich werde mich wieder mit etwas anderem befassen. Hat mir aber großen Spaß gemacht, sich mal so richtig in ein Thema reinzuknieen und ich freue mich schon auf mein nächstes "Projekt": Ich habe zwar noch keinen blassen Schimmer, was das sein könnte, bin mir aber sicher, daß sich wieder mal so etwas ergibt.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo ikarus !


    Dein Wagner-Projekt klingt ja auch wirklich spannend ! Bestimmt hast Du jetzt einen ganz anderen Zugang zu der Oper und ich beneide Dich fast ein bißchen :zwinker:


    Ich habe bisher nur eine Wagner-Oper gesehen: "Siegfried", und das völlig unvoreingenommen bzw. eher mit skeptischer Haltung, die ich gegenüber "Bestsellern" immer habe. Die Musik hat mich dann doch sehr fasziniert und ich habe verstanden, warum es diese große Begeisterung für Wagner gibt.


    Ich wünsche Dir viel Spaß heute und bitte, berichte uns von Deinen Eindrücken !


    Gruß von Steffi

  • Hallo Ikarus
    ich schließe mich Steffi an und beneide dich direkt um dein Projekt und wie du es durchführst. Ganz toll. Viel Freude heute bei den Meistersingern.


    Wirst du uns auch bei deinem nächsten Projekt auf dem laufenden halten? Das wäre schön. :winken:


    du meldest dich, wenn du mit 'Königliche Hoheit' beginnst?


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen


    Ich komme gerade aus Nürnberg zurück und bin erstaunt, wie kurzweilig fünf Stunden in der Oper sein können.
    Hier mein spontaner Eindruck:
    Die ersten beiden Akte waren eher konventionell inszeniert. Das Bühnenbild zeigte die stilisierte Nürnberger Stadtmauer, etwas Butzenscheiben-Romantik, die Kostüme im Stil des 16. Jahrhunderts - wie man es sich eben vorstellt. Im dritten Akt wurde es dann richtig interessant.
    Der Nazi-Wahn hat sich ja im Dritten Reich der Oper sehr bemächtigt und sie zur "deutschen Nationaloper" erklärt, was ich nach dieser Vorstellung auch durchaus verstehen kann. Interessant fand ich nun, daß der Regisseur gar nicht erst versucht hat, diesen Aspekt auszublenden (ich denke, jeder Zuschauer, der sich etwas mit der Oper beschäftigt hat, hat ihn sowieso im Hinterkopf), sondern ihn im Gegenteil sogar in seiner Inszenierung thematisiert. Anstatt der Silhouette Nürnbergs, wie Wagner in seiner Regieanweisung vorschreibt, sehen die Zuschauer als Hintergrundbild ein Dia des Reichsparteitagsgeländes, die Standarten der Handwerkszünfte sind exakt den Standarten der einzelnen Gaue bei den Reichsparteitagen nachgebildet und im Programmheft wurde darauf hingewiesen, daß die Chöre im 3. Akt in den Original-Kostümen der Inszenierung von 1935 auftreten! Ich befürchtete schon das Schlimmste :entsetzt: Als dann Hans Sachs seine Laudatio auf die "deutschen Meister", auf alles, was "deutsch und wahr" ist singt, kam mir spontan Paul Celans "Todesfuge" in den Sinn, in der es heißt, daß auch der Tod ein MEISTER aus Deutschland sei. Doch dann erhebt sich während der Arie im Hintergrund ein riesiger Bundesadler, wie er im Bundestag hängt, aus dem Boden und schiebt sich vor das Dia. Gleichzeitig senkt sich eine nachgebildete Reichstagskuppel über die Bühne, die Handwerksmeister ziehen während des Schlußchores ihre Mäntel aus und darunter kommen die modernen Businessanzüge von Managern zum Vorschein - die heutigen Meister. Hans Sachs erschrickt nach seiner Arie so darüber, daß er die Flucht ergreift. Das ist nicht mehr seine Welt. Dieser Spagat zwischen dem 16. Jahrhundert über das Dritte Reich in die Berliner Republik hat zumindest mich ziemlich überrascht und beeindruckt. Insgesamt fand ich die Inszenierung sehr gelungen, mit einem diskussionswürdigen Ende, das zum Nachdenken anregt. Und so soll es schließlich sein.


    Ich glaube mein nächstes Projekt habe ich heute Abend auch gefunden :smile: Nächstes Jahr im Sommer wird nämlich in Nürnberg "Der Ring des Nibelungen" aufgeführt und ich denke, daß es ein lohnendes Objekt sein könnte. Das Nibelungenlied habe ich noch nie gelesen und das wäre ein guter Anlaß, mich damit endlich einmal zu beschäftigen. Das werde ich wohl machen.




    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo ikarus !


    Danke für Deinen Bericht und schön, dass es Dir so gut gefallen hat, die Inszenierung scheint ja recht gut gewesen zu sein und die politischen Hinweise auch für jeden Zuschauer verständlich :smile:


    Jetzt verstehe ich endlich den tieferen Sinn bei "Siegfried" - seither überlege ich nämlich, warum das Bühnenbild aus einem hohen Eisenzaun bestand. Mir war zwar klar, dass das eine Anspielung auf das Dritte Reich sein sollte, aber die Beweggründe sind mir erst jetzt so richtig klar geworden :rollen:


    Das Nibelungenlied habe ich auch noch nie gelesen und es würde mich auich interessieren - vielleicht wäre das auch was fürs Gemeinsame Lesen ??


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi


    Jetzt erinnere ich mich. Ich glaube es war über Ostern, als im Südwest-Fernsehen "Der Ring des Nibelungen" gesendet wurde. Dort bestand das Bühnenbild im Siegfried, wie Du schreibst, aus einem Metallgitterzaun. War das nicht in Stuttgart? Eine sehr aufwendige Inszenierung. Eigentlich wollte ich mirs komplett anschauen, aber nach einer Stunde habe ich kapituliert. Aber es reizt mich schon, mich mal näher mit diesem schwierigen Stoff zu beschäftigen. Und nachdem ich jetzt eine Möglichkeit sehe, das Werk nächstes Jahr auf einer Bühne zu erleben erst recht.


    Zitat

    Das Nibelungenlied habe ich auch noch nie gelesen und es würde mich auich interessieren - vielleicht wäre das auch was fürs Gemeinsame Lesen ??


    Daran habe ich auch schon gedacht. Können wir von mir aus gerne machen. Vielleicht Anfang nächsten Jahres?


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo ikarus !


    Ja, genau, das war in Stuttgart :smile:


    Zitat

    Vielleicht Anfang nächsten Jahres?


    Au ja, das würde mich sehr freuen !!


    Gruß von Steffi

  • Hallo Ikarus,


    die Lesegruppe um Heinrich Heine's "Deutschland. Ein Wintermärchen" hat mich animiert meinen Gedichtband von H.H. hervor zuholen.


    und darin fand ich heute ein Gedicht, das dich vielleicht auch interessieren könnte:


    Der Tannhäuser - Eine Legende


    was macht der "Ring der Nibelungen"?


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Danke für das Heine-Gedicht. Mit dem Tannhäuser werde ich mich sicherlich auch mal beschäftigen, aber jetzt ist erstmal der Nibelungen-Ring dran.
    In den letzten Wochen habe ich einiges an Sekundärliteratur zum Nibelungenlied gelesen (zum Lied selbst fehlt mir momentan leider die Zeit), aber dabei gemerkt, daß mir dieses in Bezug zu Wagners Oper nicht wirklich weiter bringt, da Wagner seinen Stoff aus verschiedenen nordischen Sagen u. a. der "Edda" zusammengeklaubt hat. Interessant fand ichs aber trotzdem.
    Bis zu den Aufführungen des Rings habe ich ja noch bis Juni Zeit und habe mir vorgenommen mich bis dahin mit jedem der vier Teile einen Monat lang zu widmen. Jetzt im Februar also mit dem ersten Teil, dem "Rheingold". Dazu habe ich mir u. a. wieder die Begleitbücher von Kurt Pahlen aus der Reihe "Opern der Welt" besorgt. Damit habe ich schon bei den "Meistersingern" gute Erfahrungen gemacht. Die Oper selbst habe ich mir bisher erst einmal angehört, werde es aber noch öfter tun (müssen). Wagners Musik ist ja nicht gerade eingängig und noch sträubt und sperrt sie sich im Gehörgang. Das gibt sich aber mit der Zeit. Bei den "Meistersingern" ging mirs genauso.
    Demnächst kommt mir aber noch etwas dazwischen, nämlich eine Aufführung von Jacques Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen". Trotzdem es sich dabei um ein ziemliches Kontrastprogramm handelt, möchte ich die Aufführung nicht versäumen. Eine Verbindung von Offenbach und Wagner besteht jedoch in so weit, als beide Zeitgenossen waren und sich nicht leiden konnten. Wagner sagte mal über Offenbach, er hätte "die Wärme eines Misthaufens in dem sich Europa suhlt". Offenbach meinte daraufhin über Wagner, daß akademisch und langweilig zu sein keine Kunst wäre.
    Vielleicht werde ich über meine Bemühungen zum Verständnis des "Rings" mal wieder was schreiben.


    Bis dahin


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)