Hallo zusammen!
Wenn ich so Revue passieren lasse, was mir von "Ivanhoe" am meisten Eindruck gemacht hat, muss ich sagen, es ist die schöne Jüdin. M.M. die heimliche Hauptfigur des Romans.
Während Scott im Streit zwischen Angelsachsen und Normannen eigentlich den Streit zwischen Engländern und Franzosen schildert, und dort eindeutig eine Position Pro-England einnimmt, ist er in der Schilderung der Jüdin erstaunlich vorurteilsfrei. Sie ist schön - so schön, dass sie der Tempelherr der Angelächsin vorzieht. Sie ist äusserst gebildet - ihre medizinischen Kenntnisse übertreffen nicht nur die der Christen (zu jener Zeit problemlos möglich) sondern auch die ihrer männlichen Glaubensgenossen. Ihr Mut bei der Konfrontation mit dem Tempelherrn macht diese Szene wohl zum Höhepunkt des Romans. Last but not least: Ihre letzten Endes unerfüllbare Liebe macht aus ihr auch eine tragisch-heroische Gestalt.
Ich stecke ja immer noch im "Herz von Midlothian" des gleichen Autors. Auch da will mir scheinen, dass Scott die weiblichen Protagonisten besser gelungen sind als die männlichen, die Leute aus dem 'Volk' besser als höher gestellte Personen. (Obwohl er im "Herz" wohl differenzierter zeichnet als in "Ivanhoe".)
Grüsse
Sandhofer