März 2004 - Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray

  • Hm, ich bin wohl etwas zu spät dran. Aber da ich das Buch eben erst gelesen habe, möchte ich doch noch etwas dazu schreiben.


    Ich liebe dieses Buch, und es wird bestimmt nicht bei diesem Ersten Mal bleiben. Es hat mich einfach mitgerissen. Und das obwohl ich die Handlung schon kannte.
    Auch ich habe mich ständig gefragt, warum denn alle Menschen um Dorian herum nicht bemerken, daß er nicht altert. Aber man kann es schon so erklären wie Sandhofer es getan hat. Aber über 18 Jahre hinweg ...?
    Was mich fasziniert hat war, daß Dorian Gray doch anscheinend tatsächlich glaubte, daß sich das Bild wieder zum Guten ändern würde, wenn er ein junges unschuldiges Mädchen "verschont".
    Auch schien er es teilweise gar nicht mitzubekommen, welcher Ruf ihm nacheilte. Er kam mir oft unbekümmert vor. Als wenn es ihm schon gar nicht mehr bewußt wurde, was er eigentlich getan hatte. (Diese nüchterne Aktion, als er den Leichnam Basil Hallwards wegschaffen ließ ...)


    Die Theorie, wie die drei Personen, Lord Henry, Basil Hallward und Dorian Gray mit Wilde zusammenhängen finde ich sehr interessant. Ich habe allerdings im Anhang meiner Ausgabe gelesen, daß Wilde einmal mit einem Maler befreundet war, der Basil Ward (ich glaube, daß er so hieß; habe das Buch gerade nicht zur Hand) hieß. Ich weiß nicht, ob er sich ob dieser Tatsache wirklich als Hallward gesehen hat, oder ob er einem Freund ein Denkmal errichten wollte.
    Ich lasse mich in dieser Hinsicht gerne belehren. Denn bisher habe ich mich mit den Autoren eher weniger beschäftigt.

  • Schön, dass sich immer wieder jemand noch zu den Leserunden meldet.


    Bei mir ist es ja nun schon ein paar Monate her und ich muss erst nochmal ein bißchen im Gedächtnis kramen.


    Lesen werde ich "Das Bildnis des Dorian Gray" eher nicht noch einmal. Ich fand das Buch zwar auch sehr schön und faszinierend ob dieser menschlichen Abgründe - aber es hatte mir zwischendurch einfach zu langatmige Passagen. Ich hätte mir auch gewünscht, mehr über den Zyniker Henry zu erfahren. Dorian Gray selbst fand ich dann gar nicht mal so interessant.


    Natürlich war vieles unlogisch - aber das liegt wohl am Thema selbst: Es gibt kein Bildnis, das uns nicht altern lässt. Das ist Mystery und deshalb ist es schwer, alles so logisch erklären zu können. Ich bin immer noch der Meinung, dass der menschliche Horizont beschränkt ist und immer nur das zu sehen bereit ist, was er sehen will.


    Welche Ausgabe des Buches hast Du denn (Verlag, Erscheinungsdatum)?


    Liebe Grüße
    nimue

  • dtv, Oktober 1997


    Langatmig fand ich das Buch überhaupt nicht. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es gerne noch länger sein können.
    Aber mit der Logik hast du schon recht. Vielleicht sollte man nicht immer versuchen an alles logisch heranzugehen.

  • Ich denke schon, dass ich das Buch noch einmal lesen werde! An der Leserunde habe ich mich damals ja mit einer englischen Ausgabe (Penguin Popular Classics) beteiligt, aber da die Bücher dieser Reihe ja selbst bei noch so sorgsamer Behandlung binnen kürzester Zeit unansehnlich werden, habe ich mir inzwischen eine stabilere (deutsche) Ausgabe angeschafft. Das Angebot war einfach zu verlockend: gebunden, sehr schöne Aufmachung, neu (!) - um sage und schreibe EINEN Euro!
    Kennt jemand von euch den Kaiser Verlag aus Klagenfurt? Ich besitze mittlerweile sicher 15 Klassiker von diesem Verlag, alle in sehr hübscher gebundener Ausführung, und habe für keinen mehr als 5 Euro bezahlt. Leider sind die Bücher nicht immer und überall erhältlich - aber wenn man zufällig über so eine Aktion stolpert, sollte man unbedingt zuschlagen!


    Salut,
    Bluebell

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • Hi zusammen!


    Ich mag Wildes Dorian Gray auch sehr. Manche Passagen sind so - wie soll ich es ausdrücken - "sensitiv" würde Thomas Mann wohl sagen!


    Die Theaterszene mit der Sängerin, welche später wegen Dorian Selbstmord begeht, erinnert mich stark an meine E-Mail-Freundin, auch eine hingebungsvolle Theatersängerin, und ihre Liedergedichte so beseelt, toll!


    Tolstoi versteht es übrigens auf ähnliche Weise, die menschlichen Gefühle derartig feinfühlig widerzugeben.


    Bye, Ivy