März 2004 - Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray

  • <img src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3423124660.03.LZZZZZZZ.jpg" width="200">


    <b>Inhalt:</b>


    Oscar Wilde (1854-1900), einer der bedeutendsten Autoren des europäischen Fin de siècle, errang Weltruhm mit dem Roman Das Bildnis des Dorian Gray (1891), der Geschichte eines Genußmenschen, der sein Leben zum ästhetischen Kunstwerk machen möchte und darüber tiefster Verzweiflung anheimfällt. Dorian, ein reicher und schöner junger Mann, wird von der faszinierenden Persönlichkeit Lord Henry Wottons, eines geistreich-zynischen Dandys, unwiderstehlich angezogen und macht sich dessen Hedonismus zueigen. Er fängt an, sein Leben frei von moralischen Bedenken zu führen, treibt seine Geliebte in den Selbstmord, als sie ihm lästig fällt, und gerät immer tiefer ins Verderben. Trotz all seiner Ausschweifungen bleibt er jung und schön; doch das Bildnis, das ein Maler von dem Zwanzigjährigen geschaffen hat, verändert sich und spiegelt Dorians seelischen und körperlichen Verfall wider.


    Wildes Kunst, pointierte Dialoge zu schreiben, erreicht im Bildnis des Dorian Gray ihren Höhepunkt, und verschwenderisch sind darin funkelnde Aphorismen, Sentenzen und Paradoxe ausgestreut. Unter der glänzenden Oberfläche geistreicher Provokationen geht es indessen um die Frage menschlicher Verstrickung und Schuld.


    <b>Der Autor:</b>


    Oscar Wilde wurde 1854 in Dublin geboren. Wilde studierte erst am Trinity College in Dublin, dann in Oxford, wo er sich mehr und mehr einem Ästhetizismus zuwandte, den er nicht nur in der Kunst, sondern auch im Leben zum Maß aller Dinge machte. 1884 heiratete er in London; zwei Söhne wurden geboren. In den folgenden Jahren entfremdete er sich zunehmend von seiner Frau und wurde sich wohl seiner homoerotischen Neigungen deutlicher bewußt. Gleichzeitig nahm sein Ruhm stetig zu; in rascher Folge entstanden Essays, sein einziger Roman "Das Bildnis des Dorian Gray", die Märchen, Erzählungen und mehrere Theaterstücke.


    1895 wurde er wegen seiner Liebesbeziehung zum jungen Lord Alfred Douglas in einen Prozeß mit dessen Vater verwickelt, der ihm zum Verhängnis wurde: Wilde wurde zu Zwangsarbeit verurteilt und war nun gesellschaftlich, aber auch künstlerisch erledigt. 1897 aus seiner Einzelzelle entlassen, floh er nach Frankreich, unternahm noch einige Reisen und starb 1900 resigniert in Paris.


    <b>Ausgaben:</b>


    Taschenbuch, DTV, 8,50 EUR
    Taschenbuch, Insel, 8,50 EUR
    Taschenbuch, Reclam, 7,50 EUR
    Hardcover, Reclam, 13,50 EUR

  • Und hier gleich ein paar Links zu Oscar Wilde (ich habe mir nicht alle sehr genau angesehen, aber es sind bestimmt einige interessante Informationen dabei):


    Oscar Wilde - Ode an ein Genie


    Oscar Wilde bei Wikipedia


    Oscar Wilde - Leben und Werk (leider ist hier der vollständige Text zahlungspflichtig)


    Oscar Wilde Verfilmungen


    Oscar Wilde: Der Dandy als Gesamtkunstwerk


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hallihallo,


    hat schon jemand von euch angefangen?


    Ich habe heute morgen im Zug das erste Kapitel gelesen und kann natürlich noch nicht viel dazu sagen. Allerdings ist es richtig erholsam, zwischen der ganzen "sprachlichen Trivialliteratur" mal wieder vollständige Sätze und ordentliche Grammatik zu lesen *näsel*


    Zugegeben: Umberto Ecos Baudolino ist sprachlich auch ganz wunderbar, aber mein derzeitiger Krimi, Schwesterherz von Andrea Kane, strotzt nur so vor Tippfehlern und mäßiger Handlung.


    Zu Oscar Wilde: Gleich zu Anfang hat mich der Monolog des Künstlers über Schönheit und Intelligenz fasziniert. Die Schönen und Intelligenten haben es viel schwerer, als die "durchschnittlich Begabten".


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hallo,


    wie im kleinen Bücherforum schon geschrieben, bin ich auch noch nicht sehr weit - beim 2. oder 3. Kapitel.
    Dass ich das Buch auf Englisch lese, stellt bisher überhaupt kein Problem dar. Klar kommen auf fast jeder Seite ein paar Vokabeln vor, die ich nicht verstehe, aber meist ergibt sich der Sinn ganz von alleine. Und wenn ich es einmal doch genauer wissen will, liegt der Langenscheidt ständig griffbereit! :zwinker:


    Sehr positiv ist mir schon aufgefallen, wie diese typische (spät-?)sommerliche Atmosphäre erzeugt wird. Ich mag diese Jahreszeit sehr und es gelingt Oscar Wilde tatsächlich, mich vom eiskalten, windigen, verschneeregneten Wien in einen duftenden, englischen Garten an einem warmen Sommertag zu versetzen! *träum*


    Auch die drei bisher aufgetretenen Hauptcharaktere - Basil, Dorian und Lord Henry - finde ich sehr interessant. Speziell Lord Henry mit seinem vorgetäuschten Zynismus interessiert mich.


    Ich werde mich mit diesem Buch jedenfalls sicher nicht abstrudeln. Hier ist sicher kein Eiltempo angesagt, sondern gemütliches Genießen! :sonne:


    Bis bald,
    Bluebell

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Hallo,


    Ich habe mir ein Exemplar des Buches aus den Penguin Classics besorgt, stecke aber noch in der Einführung. Ist aber sehr interessant, vor allem die zeitgenössische Reaktion war wohl eher heftig und vielfach ablehnend, mit anderen Worten: Der Roman war ein Skandal.


    Später mehr... Gruß,


    Harald

    Aktuell: Altägyptische Literatur. Kafka. Theater des Siglo de Oro. Gontscharow. Sterne, Fielding, Smollett.

  • Hallihallo,


    ich muss mich jetzt mal entschuldigen, dass ich mich hier fast noch nicht zu Wort gemeldet habe - der neue Job ist zwar sehr schön, aber leider auch recht stressig und so verpenne ich die Heimfahrt im Zug meistens, anstatt zu lesen.


    Dafür konnte ich aber heute wenigstens in der Mittagspause ein bißchen lesen und war vor allem von Lord Henrys Monolog über menschliche Ängste und Beeinflussung im 2. Kapitel sehr beeindruckt. Lord Henry scheint mir bisher wirklich ein sehr facettenreicher Mensch zu sein: Zynisch, wie Bluebell schon schrieb, aber auch absoluter Genussmensch (natürlich).


    Ist euch der Gegensatz bei Basils Beschreibung von Dorian aufgefallen? Einerseits wird seine Schönheit von ihm über alles Vorhandene gestellt und dabei bezieht er sich sowohl auf die äußere als auch auf die innere Schönheit. Doch dann erzählt er Lord Henry, wie sehr Dorian ihn doch oft absichtlich verletzen würde.


    Überhaupt finde ich die Beziehung zwischen Lord Henry und dem Künstler Basil recht eigen. Mir scheint, sie nennen sich Freunde, doch gegenseitiges Vertrauen ist nicht vorhanden. So möchte Basil den jungen Mann nicht vorstellen, weil er Angst davor hat, welche Wirkung Lord Henry auf diesen haben könnte - wie er ihn zu beeinflussen versuchte.


    Dabei kommt mir schon der nächste Gedanke. Lord Henry behauptet, dass es auf der Welt und in der Beziehung zwischen Menschen keinen guten, sondern immer nur schlechten Einfluß aufeinander gebe. Andererseits läuft es doch im Roman darauf hinaus, dass er Dorian zu einem Leben in Genuss und Leidenschaft verführt und ihn so doch in sehr starkem Maße beeinflusst - dass dies natürlich kein "guter" Einfluss sein kann, steht für uns schon außer Frage, oder?


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hallo liebe Mitleser!


    Suse: dein letzter Beitrag ist sehr interessant und ich kann dir im Großen und Ganzen nur zustimmen. Um näher darauf einzugehen, habe ich jetzt im Augenblick leider nicht genug Zeit, aber ich möchte auch schnell ein paar Gedanken anbringen, die mir bisher während des Lesens gekommen sind.


    Zum einen steht im Vorwort meiner Ausgabe, dass Oscar Wilde einmal im Gefängnis saß, und zwar wegen "homosexual offences". Und ich muss sagen, dass mir die Geschichte bisher tatsächlich etwas Winnetouch vorkommt! :zwinker:
    Speziell die Beziehung Dorian-Henry hat, wenn schon nicht direkt was Schwules, so doch zumindest homoerotische Tendenzen, findet ihr nicht? Ich meine das natürlich absolut wertfrei, es ist mir eben nur aufgefallen. Vielleicht bin ich für solche literarischen Elemente aber auch etwas sensibilisiert, weil ich vor nicht allzu langer Zeit Armand gelesen habe.


    Weiters habe ich bemerkt, dass teilweise recht ungewöhnliche Messages rüberkommen. Da strampelt sich die Menschheit gerade ab, um dem Jugendkult und der Oberflächlichkeit die sogenannten "wahren Werte" entgegenzuhalten, und dann schreibt dieser Wilde doch glatt Sachen wie:


    The true mystery of the world is the visible, not the invisible.


    Sehr gewagt, aber ein hochinteressanter Denkansatz ist in meinen Augen:


    Beauty is a form of Genius - is higher, indeed, than Genius, as it needs no explanation.


    Und folgender Satz stellt ja wohl alles auf den Kopf, was einem wohlmeinende Erzieher von Kindesbeinen an beibringen wollen:


    People say sometimes that Beauty is only superficial. That may be so. But at least it is not so superficial as Thought is.


    Schon nach 30 Seiten wundert mich nicht mehr, dass dieses Werk zum Zeitpunkt seines Erscheinens so stark polarisiert hat.


    Bin schon gespannt, was die anderen Leserundler für Gedanken haben ...


    Liebe Grüße,
    Bluebell :sonne:

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Hallo Bluebell,


    die Zeit ist momentan bei mir auch so ein Faktor. Ich lese ja hauptsächlich morgens im Zug und da mache ich mir dummerweise keine Notizen - und sobald ich dann vor dem Rechner sitze, kann ich schlecht richtig zitieren. Seufz...


    Ich komme jetzt übrigens schon zum 11. Kapitel (Seite 153 der deutschen Ausgabe) - das Buch rutscht nur so! Gefällt mir wirklich sehr sehr gut, aber es ist auch recht erschreckend.


    Zitat von "Bluebell"

    Zum einen steht im Vorwort meiner Ausgabe, dass Oscar Wilde einmal im Gefängnis saß, und zwar wegen "homosexual offences". Und ich muss sagen, dass mir die Geschichte bisher tatsächlich etwas Winnetouch vorkommt! :zwinker:


    Im Anhang habe ich eine nette Kurzbiografie. Dort wird erwähnt, dass sich Wildes Mutter eigentlich ein Mädchen gewünscht hatte und ihren kleinen Oscar deshalb bis zum 6. Lebensjahr in Mädchenkleider gesteckt hat. So solle die "erotische Verwirrung" ansatzweise erklärt werden.


    Im Anhang steht noch viel mehr über Homosexualität und "Ephebenliebe" - das Thema des Dorian Gray. Da ich mich nun aber sputen muss, werde ich heute Abend mehr dazu schreiben.


    Habt ihr denn in der englischen Ausgabe auch einen Anhang und eine Zeittafel?


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hallo zusammen,

    Zitat

    Im Anhang habe ich eine nette Kurzbiografie. Dort wird erwähnt, dass sich Wildes Mutter eigentlich ein Mädchen gewünscht hatte und ihren kleinen Oscar deshalb bis zum 6. Lebensjahr in Mädchenkleider gesteckt hat. So solle die "erotische Verwirrung" ansatzweise erklärt werden


    hmm... das gleicher hatte ich mal über rilke gelesen. komischer Zufall...


    lg, adia

  • Hallo ihr Lieben,


    nachdem ich gestern meinen derzeitigen Thriller nicht mehr aus der Hand legen konnte, wollte ich heute mal wieder etwas zum Dorian schreiben. In meinem Anhang wird in Frage gestellt, ob "Das Bildnis des Dorian Gray" überhaupt ein Roman ist, denn die erste Fassung von 1890, die im Juli-Heft der amerikanischen Zeitung "Lippincott's Monthly Magazine" erschien, ist der Text ungefähr um die Hälfte kürzer als in der uns vorliegenden Ausgabe.


    Weiter heißt es, "ein parabolisches Novellenmotiv, die dramatische Wechselbeziehung zwischen Mensch und Bildnis" mache den Kern des "sogenannten Romans" aus. Alles weitere, "die ausladenden Milieubeschreibungen und das essayistisch verselbständigende elfte Kapitel" seien "ornamentale Zutat, in der sich nicht der Erzähler, sondern der geistreiche Ausstattungskünstler und Irmprovisator Oscar Wilde bewähre".


    Oscar Wilde selbst sagte über sein Werk "Meine Geschichte ist ein Essay über dekorative Kunst". Er wollte sich bewußt abheben von der durchgängig realistischen und gesellschaftsezogenen Romankunst des neunzehten Jahrhunderts, gegen die sich Wilde immer wieder mit vehementem Sarkasmus ausgesprochen habe. So ergaben sich viele Facetten: Aktion und Reflexion, Bericht und Dialog, Spannung und Retardation, Märchenhaftigkeit und Wirklichkeitsbezug, Seelenzergliederung und Zeitkritik, Moral und Amoralismus, ironische Leichtigkeit und tragödienhafte Schwere.


    Oscar Wilde selbst habe sein Werk als Selbstbekenntnis aufgefasst wissen wollen. So schrieb er einen Brief im Jahre 1894 "Dieses mein seltsames farbiges Buch enthält vieles von mir. Basil Hallward ist das, was ich zu sein glaube; Lord Henry das, wofür die Welt mich hält; Dorian das, was ich gerne sein würde - in anderen Zeiten vielleicht."


    Dieser Kommentar im Anhang war für mich sehr interessant, denn Basil Hallward hätte ich eher nicht mit Oscar Wildes eigener Persönlichkeit in Verbindung gebracht. Dann schon eher Lord Henry - also entspreche ich der üblichen Sichtweise.


    Der Autor des Anhangs bemerkt im weiteren, dass die Einteilung in Essay / Roman etc. nicht wichtig sei, denn dies seien nur "Etiketten", die nur etwas über Äußerlichkeit aussagten.


    Momentan quäle ich mich ein bißchen durch das elfte Kapitel - und ich kann mir gut vorstellen, dass sich das verselbständigt hat!


    Wie weit seid ihr inzwischen?


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hi nimue,


    was Oscar Wilde über die drei Hauptfiguren seines Romans sagt, finde ich erstaunlich! Ich hätte ihn genau wie du (und anscheinend auch wie der Großteil der Leser) am ehesten mit Lord Henry verglichen.
    Warum eigentlich? Ich habe mich ja wirklich noch nicht so sehr mit Wilde beschäftigt, dass ich seinen Charakter einschätzen könnte. Alles was ich über ihn weiß, steht im Prinzip im zweiseitigen Vorwort meiner englischen Ausgabe.
    Ich glaube, unbewusst habe ich mir gedacht: jemand, der ein derartiges Buch schreibt, der seinen Figuren so kreiert und ihnen solche Sachen in den Mund legt - der muss einfach wie Lord Henry sein! :rollen:


    Leider ist meine Ausgabe nicht so nett ergänzt wie deine. Wie gesagt, 2 Seiten Vorwort und das war's. Nicht mal eine Schlussbemerkung! :sauer:


    Übrigens war ich anfangs total verwirrt, weil Lord Henry immer mit "Harry" angeredet wird. Erst als jemand dann seine Frau als "Lady Henry" anspricht, habe ich kapiert, dass Henry wohl der Nachname sein soll. Aber dann würde der arme Mensch ja Harry Henry heißen! Das kann Oscar Wilde doch nicht gewollt haben! :breitgrins:


    Wer war das doch gleich, der gefragt hat, warum wir "ausgerechnet Oscar Wildes langweiligstes Werk" lesen wollen? Hubert?
    Also ich bin jetzt knapp über der Hälfte, aber wo dieses Buch langweilig sein soll, muss mir erst jemand erklären. Ich finde es (bisher) ganz großartig! :klatschen:


    Ach ja, eins noch: ob man "The Picture of Dorian Gray" nun als Roman oder als etwas anderes bezeichnet, ist mir ehrlich gesagt herzlich wurscht. Apfelsaft mit Soda schmeckt überall gut, ob bei euch in Deutschland als "Apfelschorle" oder hier in Österreich als "Obi g'spritzt"! :zwinker:


    Liebe Grüße
    Bluebell

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Zitat von "Bluebell"

    Wer war das doch gleich, der gefragt hat, warum wir "ausgerechnet Oscar Wildes langweiligstes Werk" lesen wollen? Hubert?
    Also ich bin jetzt knapp über der Hälfte, aber wo dieses Buch langweilig sein soll, muss mir erst jemand erklären. Ich finde es (bisher) ganz großartig! :klatschen:


    Hallo zusammen!


    Les absents ont toujours tort - aber in diesem Fall war es nicht Hubert sondern meine Wenigkeit. Und ich bitte, noch einmal, genau zu lesen: Oscar Wildes langweiligstes Werk! Nicht: per se langweilig. Dass ich mit meiner Meinung nicht allein stehe, beweist z.B. der Eintrag in meinem "Kindler" (von einem gewissen J.Dr. = Jörg Drews):

    Zitat

    Der Roman, der [...] von den Zeitgenossen Wildes als provozierend und makaber empfunden wurde, wirkt heute auf weite Strecken bemüht melodramatisch. Der [...] Erzählstil, der damals als wegweisend galt, mutet heute überladen, zu stark der Fin-de-siècle-Atmosphäre verhaftet an. Dagegen bereiten die mit geistreichen Paradoxa gespickten, epigrammatisch zugespitzten Dialoge auch dem modernen Leser Vergnügen.


    Diese Einschätzung des Dorian Gray ist auch meine.


    Zitat

    Apfelsaft mit Soda schmeckt überall gut, ob bei euch in Deutschland als "Apfelschorle" oder hier in Österreich als "Obi g'spritzt"! :zwinker:


    Na ja, wer's mag ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,


    Jörg Drews, m.W. ein anerkannter Germanist, hat sich zweifelsohne um Arno Schmidts und Seumes Werk verdient gemacht, aber ob er sich deshalb auch bei Wilde auskennt?


    Kannst Du mal ein paar Stellen aus dem Dorian Gray angeben, die dir melodramatisch erscheinen?


    Übrigens finde ich Wildes Komödien (Lady Windermere’s Fan, A Woman of No Importance und An Ideal Husband) per se langweilig.


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    Nun, nimm den Beginn von Kapitel 1, nimm Kapitel 14 oder Kapitel 20: preziös, preziös, preziös.


    Seine Dialoge hingegen - subtil, geschliffen, witzig.


    Nun ja: de gustibus ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Servus zusammen!


    Erstmal sorry an Hubert und Sandhofer, dass ich euch verwechselt habe. Ihr nehmt mir das aber eh nicht übel, oder? :redface:


    @ Sandhofer:


    Keine Angst, ich habe deine Formulierung schon sehr genau verstanden. Allerdings impliziert ja die Beschreibung eines Buches als das langweiligste Werk des Autors schon, dass man es zumindest bis zu einem gewissen Grad langweilig findet. Rein aus psychologischer Sicht denke ich, dass einem ansonsten eher andere Formulierungen einfallen würden.
    Naja, und das wollte ich halt besser nachvollziehen können, weil ich es eben bisher ganz und gar nicht langweilig finde!
    Eines muss ich aber der Vollständigkeit halber noch anmerken: gerade stecke ich mitten in diesem ominösen Kapitel XI, und es ist tatsächlich das erste Mal im Lauf dieser Lektüre, dass ich mich in meinem Lesefluss etwas gehemmt fühle. Ich lese ja die englische Version, und hier kommen plötzlich ziemlich viele Vokabeln vor, die ich nicht kenne. Ich weiß noch nicht, ob es nur daran liegt, oder ob die Geschichte hier tatsächlich einen Knick erfährt. Das kann ich erst beurteilen, wenn ich weiter bin.


    @ Hubert:


    Zitat von "Hubert"

    Übrigens finde ich Wildes Komödien (Lady Windermere’s Fan, A Woman of No Importance und An Ideal Husband) per se langweilig.


    Und was ist mit "The Importancy of Being Earnest"?
    Ich glaube nämlich, das könnte mir gefallen und ich möchte es gerne bald einmal lesen.
    Vor ein paar Jahren lief doch eine neue Verfilmung im Kino. Kennt die zufällig jemand von euch? Ich habe nur die Vorschau gesehen, aber die wirkte eigentlich ganz vielversprechend.


    Liebe Grüße
    Bluebell :winken:

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Hallo, ich bin's nochmal.


    Also es folgt ein kleiner Spoiler aus Kapitel XI, der speziell für nimue ein kleines Schmankerl sein dürfte! :zwinker:


    The gates of the palace of John the Priest were "made of sardius, with the horn of the horned snake inwrought, so that no man might bring poison within". Over the gable were "two golden apples, in which were two carbuncles", so that the gold might shine by day, and the carbuncles by night.


    Na, klingelt's bei dir auch? Bei mir war's das reinste Glockenspiel! :breitgrins:


    Bis bald,
    Bluebell

  • Sorry - schreibe aus dem Profil meines Freundes und hab vergessen mich einzuloggen!
    Der letzte Beitrag stammt natürlich von mir. :redface:

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Hallo Bluebell,


    “The Importancy of Being Earnest”, geht m.M. nach über Wildes andere Gesellschaftskomödien hinaus und stellt eine Satire auf die britische Oberklasse da. Hat mir eigentlich gut gefallen. Noch mehr mag ich allerdings seine Salomé: als Verbindung zwischen der biblischen Salome und der Oper von R.S. sollte man dieses Stück kennen. (na ja , zumindest als Opernfan)


    Wilde hat neben seinen Theaterstücken und seinem Roman D.G. auch noch einige Erzählungen geschrieben, z.B. „The Ghost of Canterville“. Wenn man Krimis u.ä. mag sicher empfehlenswert, aber nicht unbedingt mein Geschmack.


    Mir persönlich am liebsten sind Wildes „Aphorismen“, in einem Insel-Taschenbuch erschienen und ich denke in diesem Bereich war Wilde am stärksten.


    Gruß von Hubert


    PS: Die Unterstellung, den „Dorian Gray“ langweilig zu finden, hat mich doch etwas gekränkt. :sauer:
    :zwinker: