Altgriechisch im Cyber-Age?

  • Hallo Bluebell,
    prima, dass du dich entschlossen hast, mit dem Griechischlernen zu beginnen. Ich wünsche dir viel Freude und Durchhaltevermögen. Wenn ich mich recht erinnere, ist die Lerngruppe sehr klein. Wenn ich da an die Massenabfertigung an der Uni denke, als ich für mein Graecum gepaukt habe.....


    Welches Lehrbuch verwendet Ihr?


    Gruß
    Erika



    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo Erika,


    auf ein Lehrbuch werden wir uns erst in einer der kommenden Stunden einigen. Vorerst hat der Lehrer Kopien ausgeteilt.


    Die Gruppe ist wirklich sehr klein. Erst einmal sind da wir 3 Mädels Anfang 20 (zwei Freundinnen haben mich auf die Idee mit dem Kurs gebracht), dann eine 15-/16-jährige Schülerin, 2 Herren Mitte/Ende 60 und ein Ehepaar Ende 50/Anfang 60. Die Leute scheinen recht nett zu sein. Ich finde es auch sehr interessant, so verschiedene Generationen zusammen zu unterrichten.
    Allerdings könnte sich einer der beiden älteren Herren vielleicht etwas schwerer tun - er ist nämlich der einzige in unserer Gruppe, der nie Latein hatte. Aber das ist eben der Vorteil, weil wir nur so wenige sind - da braucht niemand zurück zu bleiben, individuelle Betreuung ist gesichert.
    Salut :sonne:
    Bluebell

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Hallo allerseits


    Nachdem wir die Frage der "toten Sprachen" (oder nicht) nun alle mit etwas Abstand betrachten können, möchte ich Euch teilhaben lassen an einem Textfundstück, das mir heute sehr viel Spaß gemacht hat.


    Es handelt sich um einen wirklich kleinen Ausschnitt und in diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass ich schon einmal an den Diogenes Verlag geschrieben habe mit der Frage, ob ich aus einem ihrer Bücher (zu Werbezwecken) zitieren darf. Die Antwort steht noch aus (seit mehr als 2 Monaten!!!).


    Falls aber Bedenken entstehen (nimue?), müsst Ihr meinen Beitrag eben löschen.


    Also - der Ausschnitt stammt aus dem Buch: "Die wilde Geschichte vom Wassertrinker" von John Irving (Diogenes Verlag) und lautet folgendermaßen:


    Ich hatte wirklich ein seltenes Dissertationsthema, das muss ich zugeben. Meine Arbeit sollte die Übersetzung von „Akthelt und Gunnel“ werden, einer altniedernordischen Ballada; ja, es sollte die einzige Übersetzung überhaupt werden. Altniedernordisch ist keine sehr bekannte Sprache. In einigen altwestnordischen und altostnordischen satirischen Gedichten tauchen ein paar verächtliche Bemerkungen darüber auf. Altostnordisch ist eine tote nordgermanische Sprache, die sich zu Isländisch und Faröisch weiterentwickelt hat. Altwestnordisch ist ebenfalls tot, und auch Nordgermanisch. Das hat sich zu Schwedisch und Dänisch entwickelt.
    Norwegisch entstand aus etwas, das zwischen Altostnordisch und Altwestnordisch liegt. Aber die toteste dieser Sprachen, Altniedernordisch, hat sich zu gar nichts entwickelt. Es ist ein so ungehobelter Dialekt, dass nur ein einziges Opus je in dieser Sprache verfasst wurde: „Akthelt und Gunnel“.
    Ich wollte meiner Übersetzung eine Art etymologisches Wörterbuch des Altniedernordischen anhängen, ein Wörterbuch über seine Ursprünge. Dr. Holster zeigte sehr großes Interesse an solch einem Wörterbuch; er meinte, es könnte etymologisch durchaus von Nutzen sein. Aus diesem Grunde stimmte er meinem Dissertationsthema zu; eigentlich hielt er „Akthelt und Gunnel“ für Schrott, obwohl es ihm schwerfiel, das zu begründen. Dr. Holster kann überhaupt kein Altniedernordisch.


    Ernstgemeint :zwinker:


    Ich werde mich jetzt gleich an die Recherche machen ...


    viele Grüße


    :winken:


    Daniela

    &quot;Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde.&quot; - John Irving

  • Das ist ja echt witzig! :elch:
    Wenn deine Recherchen ein Ergebnis liefern, lass es uns doch bitte wissen!


    Amüsierte Grüße,
    Bluebell

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • ja, ich fand das auch total lustig wieder zu lesen... :klatschen:


    überhaupt ist der "Wassertrinker" ein eher unterschätztes Buch von Irving... Ich mag es sehr gerne...


    Ciao,
    Lucien

  • Hallo allerseits


    Zitat

    überhaupt ist der "Wassertrinker" ein eher unterschätztes Buch von Irving... Ich mag es sehr gerne...


    Lucien ... ich versuche immer, mindestens während meiner beiden Viertelstunden Pause auf der Arbeit zu lesen ... und dieses Mal habe ich so gelacht, dass ich nicht weiß, ob ich das Buch nach Ostern nochmal mitnehmen werde (wahrscheinlich habe ich es dann aber schon durch) - es ging da um die Beschreibung der Skifahrt in Kaprun, falls das jemand was sagt :zwinker:


    Was die Recherche angeht: Ich habe tatsächlich einige Links gefunden zu Altniedernordisch, Altwestnordisch und Altostnordisch und zwar habe ich mir nichts notiert, aber diese Sprachen waren tatsächlich die Großeltern der erwähnten Sprachen. Auch Akthelt und Gunnel habe ich entdeckt und diese Recherche werde ich noch vertiefen - ich halte Euch auf dem Laufenden.


    liebe Grüße


    :winken:


    Daniela

    &quot;Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde.&quot; - John Irving

  • Hallo zusammen,


    Bei dem im April in Köln stattgefuindenden dreitägigem Altphilologenkongress wurden nicht nur neue Ergebnisse der Forschung diskutiert, sondern auch neue Konzepte für den Latein und Griechischunterricht vorgestellt.


    Immerhin verlassen noch etwa 40 Prozent der Gymnasiasten ihre Schule mit einem Latinum. Eine neue Studie zur Lesefähigkeit unter Studenten, die Texterfassung und Leseverständnis bei deutschen Texten von Lessing bis Freud untersuchte, hat gezeigt, dass Studenten mit einem Latinum erheblich besser lesen und Texte verstehen können. In fast allen Bundesländern sind die Zahlen für Lateinschüler gestiegen und auch Griechisch konnte sich stabilisieren.


    Das neue Lateinbuch „prima“ des führenden Schulbuchverlags für alte Sprachen, Buchner in Bamberg, erinnert kaum noch an Lateinbücher früherer Zeiten. Es versucht die Erschließung römischen Alltagslebens in zehn thematischen Sequenzen mit historischen Grundlagen zu verbinden. Darüber hinaus werden unter dem Logo „Latein lebt“, italienische, spanische und französische Wörter genannt, die direkt aus dem lateinischen Stammwort abgeleitet sind.


    Sicherlich hätten es die Altphilologen nicht verstanden, wenn man die alten Sprachen Latein und Griechisch als tote Sprachen bezeichnet hätte.


    Gruß von Hubert


    PS.
    elahub: Was gibt es Neues von Altniedernordisch? Ich fand das Thema sehr interessant und überlege schon Irvings „Wassertrinker“ zu lesen.
    .
    Bluebell: Habt ihr euch schon für ein Lehrbuch entschieden? Und wie halten sich die alten Herrn im Griechischunterricht?

  • Hallo zusammen,


    als kleines Schmankerl:
    Die BBC hat letzte Woche von den neuen Herausforderungen im geeinten Europa berichtet - ich sage nur "20 Amtssprachen"...
    Als Lösung schlug die Korrespondentin Latein vor und erwähnte, dass es einen finnischen Radiosender gibt, der täglich lateinische Nachrichten aussendet.
    Hier der Link dazu:


    http://www.publiscan.fi/cu24e-0.htm


    Die Nachrichten sind auch über verschiedene Player abzuhören.


    Gruß
    Atomium