Liebesromane

  • Hallo zusammen!


    Es ist ja in zwei Threads das Wort Liebesroman aufgetaucht. Die Fragen waren, ob 'Schuld und Sühne' bzw. 'Lolita' Liebesromane seien. Bei beiden wurde es m.M. zu Recht verneint. Es sind (unter anderem) Geschichten über (eine Form von) Liebe.


    Gibt es überhaupt Klassiker, die man als Liebesroman bezeichnen könnte? Ich habe jetzt gerade mit der 'Manon Lescaut' vom Abbé Prévost angefangen. Der könnte so etwas sein.


    'Werthers Leiden'? Oder ist da schon zu viel Beigemüse drin?


    Was meint Ihr?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,
    hallo zusammen,


    ich kenne zu wenige Klassiker und darunter war eigentlich keiner das, was ich einen Liebesroman nennen würde. Am ehesten würde ich Jane Austen in die Liebesromanklassiker (falls es diesen Begriff gibt) einreihen und vielleicht noch Georgette Heyer, die Regency-Liebesromane schrieb.


    Was macht ein Liebesroman aus?


    der moderne Liebesroman ist bestückt mit Abenteuer, Liebesszenen, Romantik, evtl. in einen historischen Rahmen eingebaut. Der Plot, daß der Held die Heldin rettet (oder auch umgekehrt :zwinker: ). Also eher moderne Märchen, die sehr schön sein können. Aber nicht jedem liegen.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,
    hallo Maria,


    für mich ist ein Liebesroman, ein Roman der die Geschichte mindestens eines Menschen erzählt, der mindestens einen anderen Menschen liebt. Die Idealform ist vermutlich die, dass sich zwei Menschen lieben. Dass der eine den anderen rettet oder umgekehrt, ist nach m.M. nicht erforderlich, um von einem Liebesroman zu sprechen.


    Gruß von Hubert

  • Zitat von "Hubert"

    Hallo zusammen,
    hallo Maria,


    für mich ist ein Liebesroman, ein Roman der die Geschichte mindestens eines Menschen erzählt, der mindestens einen anderen Menschen liebt. Die Idealform ist vermutlich die, dass sich zwei Menschen lieben. Dass der eine den anderen rettet oder umgekehrt, ist nach m.M. nicht erforderlich, um von einem Liebesroman zu sprechen.


    Gruß von Hubert


    Hallo Hubert,
    mag sein, daß es dieses letztgenannte Kriterium in einem Klassiker oder in einem zeitgenössischen Roman nicht vorkommt. In den Liebesromanen aus dem Unterhaltungsbereich ist dieser Punkt ausschlaggebend.


    ich wollte damit den Massen-Unterhaltungstrend von heute anführen.
    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo allerseits


    Ich lese gerade Doktor Schiwago und obwohl hier sehr viel mehr im Spiel ist, "Beigemüse" :breitgrins: (ich liebe diesen Ausdruck, danke Sandhofer!), spielt doch die Liebesgeschichte zwischen dem Helden und Lara eine sehr große Rolle.


    Allerdings glaube ich, der gute Boris würde sich im Grabe umdrehen, wenn er erführe, dass sein Werk als Liebesroman bezeichnet wird.


    Mit dem Wort Liebesroman verbinde ich eigentlich mehr so diese Heftchen, die ich mal ein halbes Jahr lang verschlungen habe ... schwer zu sagen, mit Einsortierungen habe ich so meine Schwierigkeiten.


    :winken:
    Daniela

    "Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde." - John Irving

  • Hallo zusammen!


    Ja, ich würde 'Manon Lescaut' definitiv als 'Liebesroman' einstufen, indem das einzige Thema der Erzählung die Liebe der beiden Protagonisten ist. In vielem übrigens strukturell und inhaltlich der 'Lolita' so ähnlich, dass ich vermute, Nabakov hatte den Abbé auf seinem Schreibtisch liegen, als er seine 'Lolita' verfasste.


    Jane Austen? Hmmm... könnte hingehen. Auch 'Wuthering Heights'.


    Gibt es noch andere Liebesromane? Ich meine: Klassiker? ('tschuldigung, JMaria!)


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat


    Gibt es noch andere Liebesromane? Ich meine: Klassiker? ('tschuldigung, JMaria!)


    Hallo Sandhofer,
    kein Grund zur Entschuldigung :breitgrins:
    denn durch deinen Beitrag habe ich an mir bemerkt, dass ich in Klassikern eigentlich nicht nach einer Liebesgeschichte suche.


    also definiere ich wohl Liebesroman anders. Dagegen finde ich nun interessant, daß du in 'Manon Lescaut' einen Liebesroman im Klassikerbereich gefunden hast. Ich werde mein Exemplar aus dem Schrank nehmen.


    Grüsse


    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Sanhofer


    gestern habe ich voller Neugierde "Manon Lescaut' hervorgeholt und obwohl ich nicht sollte (lese ja mit Steffi "Zum Leuchtturm") habe ich die ersten 60 Seiten gelesen.


    Bisher finde ich die Titelbeschreibung zuanfangs des Buches am passendsten: Geschichte einer Liebe.


    und nun habe ich eine Definition eines Liebesroman gefunden, die für mich kennzeichnend ist: Ein Happy-End


    Liebesroman = Happy-End.


    das mag ein einfacher Nenner zu sein. Aber wie gesagt, ich sehe in Klassikern selten einen Liebesroman, auch wenn er das Thema Liebe behandelt.


    Manon Lescaut':
    wie empfandest du die ersten Seiten des Romans. Ich mußte mir immer vor Augen halten, daß es eigentlich noch Kinder waren, die Erwachsen spielen wollten (wenn ich nur an das Geldausgeben denke :rollen: ).


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Hallo nimue,
    Ich hab den Film nie zuende geschaut. Ich würde sie wie Abbé Prévost "Geschichte über eine Liebe" nennen.


    Mein Nenner wird für die meisten zu schlicht, zu einfach sein. Aber so empfinde ich nun mal, wenn ich das Wort Liebesroman höre. Ich denke in erster Linie an ein Happy-End.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • [/quote]Mein Nenner wird für die meisten zu schlicht, zu einfach sein. Aber so empfinde ich nun mal, wenn ich das Wort Liebesroman höre. Ich denke in erster Linie an ein Happy-End.


    LG Maria[/quote]


    Hi Maria,
    genau an das dachte ich auch als ich in dem anderen Thread erwähnte, ich würde keine Liebesromane lesen. Ich meinte eben diese vor Schmalz und Herzschmerz triefenden Werke mit Happyend.


    Mit Blick auf mindestens eine/n Liebende/n fallen mir bei der Kombination von Klassiker und Liebesgeschichte Folgende ein (ohje, allerdings alle OHNE HappyEnd):


    - Emilia Galotti
    - Wahlverwandtschaften
    - Kabale und Liebe
    - Die Leiden des jungen Werther
    - Anna Karenina
    - Effi Briest


    Effi Briest ist vielleicht schon zu grenzwertig, da hat das "Beigemüse" fast mehr Gewicht als die Liebe. Bei den anderen steht die Liebe doch eher im Vordergrund.


    (Mal sehen, was hieraus nun für ein "Krieg" entsteht *ggg*...)


    LG Heidi

  • Hallo zusammen!


    Nein, ein happy end braucht's bei mir nicht. Insofern wäre die 'Love Story' für mich eine solche. (Habe den Film allerdings nie gesehen ...)


    Zur 'Manon':

    Zitat

    Ich mußte mir immer vor Augen halten, daß es eigentlich noch Kinder waren, die Erwachsen spielen wollten


    Merwürdigerweise waren zu jener Zeit die jungen Leute finanziell meistens bedeutend später unabhängig (mit 21 oder so) als in allen anderen Bereichen.


    Die Geschichte einer Liebe <=> eine Liebesgeschichte -> was wäre dann für Dich der Unterschied? Hängst Du es wirklich nur am happy end auf?


    Heidi HH
    'Emilia Galotti', 'Kabale und Liebe' - ich habe bewusst nach Liebesromanen gefragt. Auf der Bühne sind Liebesgeschichten auch in der Klassik nicht selten. ('Romeo und Julia' wäre da v.a. anzuführen, Shakespeares Komödien generell, einige weitere seiner Dramen, etc. etc)


    'Anna Karenina' und 'Effi Briest': Zu viel Beigemüse :breitgrins: für meinen Geschmack, auch geht es zu sehr um die zwei im Titel genannten Hauptpersonen, die männlichen Gegenparts sind eher vom Zufall bestimmte Auslöser der Katastrophe.


    'Die Wahlverwandtschaften' - da muss ich drüber nachdenken. Eine in vieler Hinsicht verwickelte Geschichte ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer
    Hallo zusammen,

    Zitat

    Zur 'Manon':


    Merwürdigerweise waren zu jener Zeit die jungen Leute finanziell meistens bedeutend später unabhängig (mit 21 oder so) als in allen anderen Bereichen.


    ja, soviel ich weiß, ging auch z.B. eine "Handwerkslehre" zu damaliger Zeit viel länger, als heute. Aber dieser Bursche hatte eigentlich alles: Geld vom Vater, Intelligenz (wenn auch nicht praktisch veranlagt) und eine Zukunft im geistlichen Bereich, obwohl er dafür bestimmt auch noch zu jung war. Ich muß die Geschichte erst im Ganzen sehen, im Moment kommt es mir so romantisch aufgebauscht vor, der "Fall" kommt bestimmt noch.


    Zitat


    Die Geschichte einer Liebe <=> eine Liebesgeschichte -> was wäre dann für Dich der Unterschied? Hängst Du es wirklich nur am happy end auf?


    ob Geschichte einer Liebe oder Eine Liebesgeschichte ist m.E. das Gleiche.


    nein, ich habe so definiert:


    Liebesroman = Happy End.


    Du hast nach Liebesromanen gefragt und Liebesroman assoziiere ich mit Happy-End und du hast recht, vielleicht hänge ich mich daran auf *bg*


    vieles unter den Klassikern wäre für mich eine Liebesgeschichte, Geschichte einer Liebe, aber kein Liebesroman.


    Allerdings habe ich auch nichts gegen Liebesromane, denn ich liebe Happy-Ends' genauso wie meine Klassiker :breitgrins:


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zitat von "Heidi HH"


    LG Maria[/quote]



    Mit Blick auf mindestens eine/n Liebende/n fallen mir bei der Kombination von Klassiker und Liebesgeschichte Folgende ein (ohje, allerdings alle OHNE HappyEnd):


    - Die Leiden des jungen Werther




    LG Heidi[/quote]


    hi heidi


    mit diesem werk hast du eigentlich eine gute antwort auf eine weiter oben gestellte frage abgeliefert :zwinker:


    ob es überhaupt liebesromane unter den klassikern gibt ohne "beigemüse :breitgrins: )


    der werther ist da als erster roman überhaupt ein hervoragendes beispiel


    lg enderlin

    mein lieblingsbuch deutscher sprache: mein name sei gantenbein
    <br />mein nicht deutsches lieblingsbuch: der englische patient

  • Hallo allerseits


    Zitat

    der werther ist da als erster roman überhaupt ein hervoragendes beispiel


    Ist denn "Die Leiden des jungen Werther" überhaupt ein Roman im klassischen Sinn, nicht eher eine Erzählung oder sowas?
    Ich war in Deutsch ja eigentlich ganz gut, aber für diese Feinheiten ist der Unterricht doch schon ein paar Tage zu lang her :breitgrins:


    :winken:


    Daniela

    &quot;Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde.&quot; - John Irving

  • Hallo Daniela,


    Wenn man es nicht zu eng sieht, kann man den Werther wohl als Roman etikettieren.


    Ich habe ihn vor einigen Monaten wiedergelesen (nach vielen Jahren) und war verblüfft, wieviel von der Geschichte ich vergessen hatte. Es ist aber wohl auch so, dass man so eine Geschichte mit 40 ganz anders liest als mit 20. Mit 20 ist man im besten "Werther"-Alter :zwinker: Mit mehr Lebenserfahrung sieht man eben vieles anders und nimmt Aspekte wahr, die einem beim ersten Lesen gar nicht aufgefallen sind. (Was übrigens ein Grund fürs Wiederlesen von Klassikern ist.)


    Und damit zurück zur Frage, ist der Werther ein Liebesroman? Ich würde sagen, eher nein. Es gibt zu viele Nebenhandlungen (wußtet Ihr, dass im Werther ein Mord vorkommt?). Außerdem ist auch Werthers Vernarrtheit in Lotte dem Thema "Werthers Leiden" (an der Gesellschaft und an sich selbst) untergeordnet. Ähnlich wie ich bei Schuld und Sühne argumentiert habe, würde ich auch hier sagen, dass die Liebesgeschichte ein Aspekt von Werthers Leiden ist und nicht umgekehrt.


    Gute Nacht,


    Harald

    Aktuell: Altägyptische Literatur. Kafka. Theater des Siglo de Oro. Gontscharow. Sterne, Fielding, Smollett.

  • Zitat von "Harald"


    Und damit zurück zur Frage, ist der Werther ein Liebesroman? Ich würde sagen, eher nein. Es gibt zu viele Nebenhandlungen (wußtet Ihr, dass im Werther ein Mord vorkommt?). Außerdem ist auch Werthers Vernarrtheit in Lotte dem Thema "Werthers Leiden" (an der Gesellschaft und an sich selbst) untergeordnet. Ähnlich wie ich bei Schuld und Sühne argumentiert habe, würde ich auch hier sagen, dass die Liebesgeschichte ein Aspekt von Werthers Leiden ist und nicht umgekehrt.



    Basieren nicht seine schon im Titel genannten Leiden eben auf seinem Liebeskummer? Es ist schon eine Weile her, dass ich das Buch las, aber ich erinnere mich dunkel, dass seine Leiden vorrangig damit zu tun hatten.


    Aber ich habe die Fragestellung ganz falsch aufgefasst. Ich dachte gleich an LiebesGESCHICHTEN, wohingegen ja von LiebesROMANEN die Rede war. Insofern zählen ja Emilia Galotti und Kabale und Liebe schon mal gar nicht dazu.


    Nix für ungut,
    Heidi

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Heidi HH"

    Basieren nicht seine schon im Titel genannten Leiden eben auf seinem Liebeskummer? Es ist schon eine Weile her, dass ich das Buch las, aber ich erinnere mich dunkel, dass seine Leiden vorrangig damit zu tun hatten.


    Es ist sehr interessant, dass letzteres bei den meisten der Fall ist. Liebeskummer bleibt einem irgendwie am besten hängen... Aber Harald hat Recht: Im Grunde ist beim 'Werther' die Liebesgeschichte das Beigemüse. Seine Leiden sind ein allgemeines Leiden an der Welt, nicht ein banaler Liebeskummer.


    Zitat

    Aber ich habe die Fragestellung ganz falsch aufgefasst. Ich dachte gleich an LiebesGESCHICHTEN, wohingegen ja von LiebesROMANEN die Rede war. Insofern zählen ja Emilia Galotti und Kabale und Liebe schon mal gar nicht dazu.


    Nix für ungut,


    Das ist schon ok. Ich wollte die Dramen nicht berücksichtigen, weil da ganz eindeutig auch im klassischen Bereich einiges zu finden ist. Das Theater eignet sich wohl weniger für Ausdifferenziertes, mehr für die grossen, einfachen Gefühle.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus