René Schickele

  • Hallo zusammen


    in einer anderen Diskussion über die Definition eines Klassikers werden auch öfters Romane bzw. Autoren genannt die in Vergessenheit geraten sind. Wie z. B. Klopstock.


    Für mich es es gerade aktuell, da ich nach Romanen von Rene Schickele Ausschau halte, insbesondere die Trilogie "Das Erbe am Rhein".


    Wie kommt es wohl, daß Romane von literarischem Wert (so nenn ich es jetzt mal) in Vergessenheit geraten?


    Kennt eigentlich jemand von euch Schickele? (der übrigens mit Heinrich und Thomas Mann bekannt war).
    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hallo Maria,


    Ja, ich kenne Réne Schickele, aber nicht weil er ein vergessener Klassiker wäre, sondern weil er Elsässer war und sein Erbe sowohl im Schwarzwald (er wohnte einige Jahre in Badenweiler), als auch in Straßburg (wenige Kilometer von meinem Wohnort entfernt) wach gehalten wird. M.M. nach gibt es keine „vergessene Klassiker“. Entweder ein Autor wird vergessen oder er wird Klassiker. Réne Schickele hat es anscheinend nicht geschafft, die Zeit (außerhalb seiner Heimat) zu überdauern. Das muss nun nicht an ihm selbst oder an seiner literarischen Qualität liegen, sondern kann vielfältige Gründe haben (falscher Verlag; zu gut um von seinen Lesern verstanden zu werden; zu große Konkurrenz, u.a.)


    Ich selbst kenne keinen seiner Romane, sondern nur sein Drama „Hans im Schnakenloch“, das wie der Titel schon verrät, eher für ein lokales Publikum geschrieben ist und wahrscheinlich nur am Oberrhein verstanden wird. Andererseits sind einige Werke über René Schickele (nicht von ihm) erhältlich, der als Expressionist und Pazifist immer wieder Interesse weckt, so dass es ja sein kann, dass sein Werk doch noch wiederbelebt wird. (dann könnte er noch zum Klassiker werden, wäre aber nicht mehr vergessen).


    Wenn Du die Trilogie gelesen hast, kannst Du mir ja mal deine Eindrücke berichten. Zumindest als Lokalpatriot bin ich daran interessiert. Bei ZVAB sind unter der Suche „Réne Schickele das Erbe am Rhein“ 25 Einträge vorhanden, also sowohl die Einzelbände "Das Erbe am Rhein", "Blick auf die Vogesen" und "Der Wolf in der Hürde", als auch die komplette Trilogie „Das Erbe am Rhein“.


    Gruß von Hubert


    PS: Auch wenn es in einem anderen Thread so steht: Klopstock ist nicht vergessen.:

  • Hallo Hubert

    Zitat


    Réne Schickele hat es anscheinend nicht geschafft, die Zeit (außerhalb seiner Heimat) zu überdauern. Das muss nun nicht an ihm selbst oder an seiner literarischen Qualität liegen, sondern kann vielfältige Gründe haben (falscher Verlag; zu gut um von seinen Lesern verstanden zu werden; zu große Konkurrenz, u.a.)


    gute Gründe und bestimmt schon vielen Schriftstellern passiert.


    Zitat


    Wenn Du die Trilogie gelesen hast, kannst Du mir ja mal deine Eindrücke berichten. Zumindest als Lokalpatriot bin ich daran interessiert. Bei ZVAB sind unter der Suche „Réne Schickele das Erbe am Rhein“ 25 Einträge vorhanden, also sowohl die Einzelbände "Das Erbe am Rhein", "Blick auf die Vogesen" und "Der Wolf in der Hürde", als auch die komplette Trilogie „Das Erbe am Rhein“.


    bisher bin ich noch nicht dazugekommen nachzuschauen, aber gut zu wissen, daß es nicht unmöglich ist, an die Bücher zu kommen.


    Danke schön,
    bis dann
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo,


    Hubert schrieb:

    Zitat

    sondern nur sein Drama „Hans im Schnakenloch“


    Meine Tochter lernte neulich im Gitarrenunterricht ein gleichnamiges Lied ! Ob es wohl mit dem Drama zu tun hat ?


    Hans, Hans im Schnakenloch hat niemals was er will.
    Was er hat, das will er nicht und was er will, das hat er nicht,
    Hans, Hans im Schnakenloch hat niemals was er will.


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi,


    Du hast gepostet:
    Meine Tochter lernte neulich im Gitarrenunterricht ein gleichnamiges Lied ! Ob es wohl mit dem Drama zu tun hat ?


    Hans, Hans im Schnakenloch hat niemals was er will.
    Was er hat, das will er nicht und was er will, das hat er nicht,
    Hans, Hans im Schnakenloch hat niemals was er will.



    Das Lied ist ein altes elsässisches Volkslied, also viel älter als Schickeles Drama, der nur das Lied als Titel für sein Drama übernommen hat.


    Der folgende Link berichtet von einer Aufführung des Dramas 1997 in Karlsruhe (bitte runterscrollen):
    http://www.karlsruhe.de/Kultur/KiK/Archiv/kikj977.htm


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen!


    Nachdem ich einen Teil meiner Kindheit in der Schweiz verbracht habe (von da auch der Ausdruck "Vorzukunft'! Und die Tatsache, dass ich immer noch kein 'ß' schreibe!):


    Ich würde den Hans im Schnakenloch als alemannisch bezeichne, da ihn auch die Schweizer durchaus kennen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen,


    also ich habe einmal Schickeles Blick über die Vogesen angefangen. Ein sehr gutes Buch, aber ich bin leider nicht weit gekommen. Dass Schickele heute leider arg vergessen ist, liegt wohl an seinem Schicksal. Man hat ihn ja kaum lesen können, dann kam gleich die Nazizeit usw. Und dann Vergessen.


    Man kann Schriftsteller nur selten zu Klassikern "reanimieren", leider...
    Das geht vielleicht mal kurzzeitig, wie man es z.Z. mit Marai erlebt hat, aber das verflüchtigt sich auch wieder, wenn der Autor nicht Schulpflichtautor wird.


    Grüße, Holger.

  • Hallo zusammen,


    weiß jemand um was es in dem Roman "Symphonie für Jazz" geht?
    Ich finde leider keine Inhaltsangabe.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Mein Lektüreschwerpunkt war lange Zeit die deutschsprachige Literatur von ca. 1890 bis 1950, und so habe ich neben diversen anderen "vergessenen" Autoren auch Schickele gelesen, einerseits als Lyriker in den gerne und oft zur Hand genommenen reclam-Anthologien, andererseits als Romanautor in einem Zufallsfund in einem Münchner Antiquariat: Maria Capponi (1925). Ich war nicht sehr angetan, was mich aber motiviert, es nun nochmals zu versuchen, ein Viertel habe ich nun also wieder zurückgelegt.


    Ich empfinde das Buch nicht als besonders "rund" - die Sentimentalitäten wie in einem Briefroman, der komplizierte Aufbau mit Rückblenden bis zum Uropa und Napoleon, die bisweilen gesuchte, aus dem Expressionismus stammende Bildlichkeit wachsen für mich bislang nicht so ganz zusammen. Vielleicht sollte man aber wirklich alle drei Bände der Trilogie lesen, um das Konzept "Entwicklungsroman eines Landes" würdigen zu können. D.h., man sollte ordentlich Sitzfleisch mitnehmen.

  • Wie kommt es wohl, daß Romane von literarischem Wert (so nenn ich es jetzt mal) in Vergessenheit geraten?


    Ganz einfach: Es sind zu viele! Wenn wir Schickeles Geburtendekade ansehen, würde ich davon ausgehen, dass Konrad Weiß, Leo Perutz, Ernst Weiß, Leonhard Frank, Wilhelm Lehmann, Oskar Loerke, Fritz von Unruh, Carl Einstein, Gustav Sack, Franz Theodor Csokor, Ina Seidel, Berthold Viertel, Albert Ehrenstein, Raoul Hausmann, Arnold Zweig, Bruno Frank, Ernst Wiechert, Albert Paris Gütersloh, Robert Müller, Franz Jung, Georg von der Vring und Walter Serner neben den bekannteren Autoren Robert Musil, Stefan Zweig, Ernst Stadler, Franz Kafka, Lion Feuchtwanger, Hermann Broch, Gottfried Benn, Hugo Ball, Kurt Schwitters, Hans Arp, Jakob van Hoddis, Georg Heym, Georg Trakl und Alfred Lichtenstein allesamt von nicht geringerem literarischem Wert als René Schickele sind. Wer sich da so richtig vertieft, hat das Problem, das er anderes, wichtigeres versäumt - das ist mein Fehler, aber es lebt sich auch damit ganz gut.

    :)

    Und ich will auch nicht Otto Flake, Paul Zech, Rudolf Pannwitz, Ludwig Rubiner, Wilhelm Klemm, Paul Boldt, Albrecht Schaeffer, Max Herrmann-Neisse, Oskar Kokoschka, Reinhard Goering, Ernst Sommer, Friedrich Wolf, Siegfried Kracauer, Ludwig Renn und Paul Kornfeld missen - um bei den zwischen 1880 und 1889 Geborenen zu bleiben.