In diesem Thread möchte ich den Publizisten und Schriftsteller Theodor Plivier (1892-1955) vorstellen. Am bekanntesten ist sein dokumentarischer Roman "Stalingrad" von 1945, der den Untergang der 6. Armee in der Schlacht von Stalingrad thematisiert.
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Plivier war eine sehr schillernde Gestalt. Er stammte aus einer Berliner Handwerkerfamilie, brach aber seine Lehre als Stukkateur früh ab und zog durch Europa. Wegen einer Schlägerei wurde er zu Beginn des 1. Weltkriegs festgenommen und in die Kriegsmarine gesteckt. Dort wird er durch andere Matrosen mit dem Anarchismus bekannt gemacht, dem er bis zum Ende grundsätzlich treu bleibt, weshalb er sich auch nie in bestehende Systeme wirklich einfügte und auch die DDR, die er als Wohnsitz gewählt hatte und von der er zunächst mit hohen Ehren überschüttet wurde, bereits 1947 wieder verließ.
Plivier schrieb mehrere historische Romane, für die er viele Quellen studierte und die Geschehnisse historisch getreu, oft aus dem Blickwinkel verschiedener Personengruppen, darstellte.
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Ich lese im Moment den Roman "Der Kaiser ging, die Generäle blieben" (1932) über das Ende des ersten Weltkriegs. Schon mit deutlichen Sympathien für das leidende Volk und die an der Front verheizten Soldaten und Matrosen stellt er doch auch die Entscheidungen der Politiker aus verschiedenen Parteien glaubwürdig und durchaus einfühlsam dar.
Im ersten Teil spielt zum Beispiel Prinz Max von Baden, der letzte deutsche Reichskanzler 1918, eine wichtige Rolle, als es um den Waffenstillstand und die Abdankung des Kaisers geht. Der Prinz, stark an Grippe erkrankt, versucht dennoch, jemanden zu finden, der den Kaiser dazu bringt, von selbst abzudanken, was dieser gar nicht einsieht. Das ist eine sehr dichte Erzählung, bei der man sich wirklich in die Situation des Kanzler hineinversetzen kann. Das zweite Großkapitel, das ich jetzt angefangen habe, beschreibt die Lebensverhältnisse der einfachen Leute in Berlin zu Ende des Krieges. Auch hier schafft Plivier eine sehr authentische Atmosphäre.