Was ist klassische Musik?

  • Hallo x.,


    solltest du wirklich an einer sachlichen Auseinandersetzung interessiert sein, bleibt es dir unbenommen, nachzulesen, in welchem Zusammenhang ich über die Harmoniemusiken geschrieben habe und wie die Unterhaltung zwischen Roquairol und mir bis dahin verlaufen ist.
    Gut wird es sein, wenn du deine eigenen Postings nochmals durchliest und festzustellen versuchst, wie und wodurch du Meinungen unterstellst; denn so wie du dich bisher gebärdest hast, kann ich dich nur als besserwisserischen Provokatuer empfinden.


    Beste Grüße
    Wispel

  • Hallo zusammen,


    worüber streitet Ihr eigentlich? :confused: Im Fall Mozart besteht doch nun wirklich kein Zweifel darüber, dass er seine Werke unter kommerziellen Gesichtspunkten schreiben musste, und zwar in großer Zahl, weil es noch keine Tantiemen gab. In zahlreichen Briefen berichtet er von seinen erhofften oder erfolgten Einnahmen. Ebenfalls zweifelsfrei ist, dass er diese Rücksichten mit seinen kompositorischen Absichten genial zu verbinden wusste.
    Beethoven hatte es etwas leichter, weniger Rücksichten zu nehmen, weil er unter adeliger Protektion stand, bzw. in Wien sehr etabliert war. Mozart dagegen verlor in dem Moment, wo er keinerlei Rücksichten auf Konventionen mehr nahm, fast alle Subskribenten in Wien.

    Zitat

    Dass Mozart verarmt jeden Auftrag hinterher gelaufen ist (dachte darauf willst du hinaus), hat die Mozartforschung inzwischen widerlegt. Das kann man sehr schön in Braunbehrens "Mozart in Wien" nachlesen.


    Zum Mozartjahr 1991 gab es eine von den Sparkassen veranstaltete Wanderausstellung, die die materielle Hinterlassenschaft des Komponisten auflistete. Daraus kann man nicht unbedingt auf Verarmung schließen. Dem wiederum stehen die berühmten, verzweifelt wirkenden Briefe an den Logenbruder Puchberg gegenüber, mit der Bitte um Geldzuwendungen.

    Zitat

    Wenn es um eine Entscheidung zwischen künstlerischer Qualität und Profit gegangen ist, hat sich Mozart doch fast immer für ersteres entschieden (Nebenwerke mal ausgenommen). Sonst hätte er nicht die Oper revolutioniert, sondern brav koventionelle italienische Opern für den Wiener Adel komponiert, was sicher gewinnmaximierend gewesen wäre.


    Mozart hat sicher nie nur um des Geldes willen komponiert. Auf keinen Fall war er aber ein musikalischer Revolutionär und wollte es auch gar nicht sein. Richtig neu, nicht revolutionär, war er eigentlich nur in der „Entführung“, bei der es in dem erwähnten Buch von Braunbehrens heißt: „…..ihm eine Opernform gestatteten, die sich nicht in der Erfüllung überlieferter Gattungsformen erschöpfte, sondern ihm die Möglichkeit gab, …….Gattungsregeln und verkrustete Opernschemata zu sprengen und ein zeitgenössisches Musiktheater zu entwickeln.“ (S. 88) Das Zitat bezieht sich auf das deutschsprachige Nationalsingspiel. Mit finanziellem Erfolg konnte man mit einer „Türkenoper“ damals ohnehin rechnen.
    Der Figaro, Don Giovanni, Così dagegen enthielten weitgehend noch Elemente der typisch italienischen Oper, sogar der Commedia dell’ arte, also auch erfolgversprechend. Und ich schließe mich an:

    Zitat

    Ästhetisch ist Mozart hier komplett neue Wege gegangen. In der Operngeschichte gab es nichts vergleichbares. Spricht IMO auch nicht wirklich für eine Profitmaximierungs- bzw. Angst-vor-Konkurrenz-These.


    Beim Figaro stimmt dies, denn zufällig herrschte zu dem Zeitpunkt ein Mangel an neuen Opern. Doch kurz danach schon erzielte Martins „Cosa rara“ den größeren Erfolg (weil simpler) und der Figaro verschwand zunächst in der Versenkung. Konkurrenz gab es.
    Der „Mozartpapst“ und große Mozartforscher Alfred Einstein schreibt über die Musik Mozarts: „….Aber ihre Tiefe ist….musikalisch und persönlich. Dem widerspricht nicht im mindesten, dass Mozarts Werk, mit ganz wenigen Ausnahmen, Gelegenheitswerk ist, dass es bestellte (kursiv vom Verfasser) Musik ist, dass es noch ganz jener Epoche angehört, in der man……nicht aus innerem Impuls, das heißt ins Blaue komponierte.“ Na ja, Bartok, den die Oberen seines Volkes als Nationalkomponist vereinnahmen wollten, d. h., von ihm verlangten, gefällige Volksmusik zu schreiben, konnte es sich leisten, dem nicht nachzukommen. Zum Glück!
    Ich finde also, Euer Disput steht 1:1. :smile:


    @ Wispel: Kürzer ging's nicht, leider! :zwinker:


    Grüße,
    Gitta

  • Liebe Gitta,


    vielen Dank für deine Mühe.
    In dem "Disput" wurde ich ein wenig leichtfertig-willentlich missverstanden.
    Das zeigen diese Zitate:


    Zitat

    Was ist denn das für ein klischeebeladenes Mozartbild?


    Zitat

    (dachte darauf willst du hinaus)


    Zitat

    Deine These war so allgemein formuliert, dass sie schlicht falsch ist.


    Zitat

    Du hast es so formuliert als hätte Mozart jede Oper mit ängstlichen Schielen auf die Konkurrenz hektisch zu Ende komponiert: und das bleibt Unsinn, weshalb du zur Sache ja offenbar nichts mehr beizutragen hast.


    Zitat

    Was genau ist deine Behauptung?


    Zitat

    Wenn du es nicht ernsthaft diskutieren willst: Auch gut.


    Sollte das von jemandem stammen, dem es auf Gedankenaustausch ankommt?


    Sorry, Gitta, auch etwas länger geworden. :zwinker:


    Wispel

  • Liebe(r) Wispel,


    Zitat von "Wispel"

    vielen Dank für deine Mühe.


    Keine Ursache, dieses Thema ist keine Mühe für mich. :smile:

    Zitat

    Was ist denn das für ein klischeebeladenes Mozartbild?


    Ich finde nicht, daß Du ein Klischee benutzt hast. Mein Mozartbild ist ähnlich. Man sollte all diese im Laufe der Zeit heroisierten Gestalten auch als Menschen betrachten. Das mindert in keiner Weise die Größe dieses Komponisten.

    Zitat

    Sollte das von jemandem stammen, dem es auf Gedankenaustausch ankommt?


    In Eueren Austausch will ich mich nicht einmischen, mein Beitrag war auch nicht so sehr meine Meinung, sondern was ich schrieb, sind die Fakten, die die Forscher zusammengetragen haben.

    Zitat

    Sorry, Gitta, auch etwas länger geworden. :zwinker:


    Ich liebe lange Beiträge! :zwinker:


    Liebe Grüße,
    Gitta

  • Nun, lieber x.,


    gerne überlasse ich dir wieder den Spielplatz deiner Eitelkeiten.
    Es lohnt nicht, dass du antwortest. Ich werde dieses Forum meiden.


    Wispel

  • Hallo Gitta!


    Zitat von "Gitta"


    Im Fall Mozart besteht doch nun wirklich kein Zweifel darüber, dass er seine Werke unter kommerziellen Gesichtspunkten schreiben musste, und zwar in großer Zahl, weil es noch keine Tantiemen gab. In zahlreichen Briefen berichtet er von seinen erhofften oder erfolgten Einnahmen. Ebenfalls zweifelsfrei ist, dass er diese Rücksichten mit seinen kompositorischen Absichten genial zu verbinden wusste.


    Völlig einverstanden. Gerade diese Fähigkeit Brotaufträgen in musikalische Perlen zu verwandeln, macht ihn ja zu einen der größten Komponisten überhaupt.


    Zitat von "Gitta"


    Zum Mozartjahr 1991 gab es eine von den Sparkassen veranstaltete Wanderausstellung, die die materielle Hinterlassenschaft des Komponisten auflistete. Daraus kann man nicht unbedingt auf Verarmung schließen.


    Darunter auch viele wertvolle Einrichtungsgegenstände, die Liste ist ja auch bei Braunbehrens abgedruckt.


    Zitat von "Gitta"


    Dem wiederum stehen die berühmten, verzweifelt wirkenden Briefe an den Logenbruder Puchberg gegenüber, mit der Bitte um Geldzuwendungen.


    Wobei Mozart auch in diesem Zeitraum über ein sehr ansehnliches Einkommen verfügte, auch nach zeitgenössischen Maßstäben. 2000 Taler pro Jahr sind durch Belege nachgewiesen, das war damals ein sehr anständiges Gehalt. Heute würden wir ihn wohl damit zum oberen Mittelstand zählen. Auch dort hat man Geldprobleme, aber ist von einer am Hungertuch nagenden Armenexistenz doch noch sehr weit entfernt.


    Zitat von "Gitta"


    Mozart hat sicher nie nur um des Geldes willen komponiert. Auf keinen Fall war er aber ein musikalischer Revolutionär und wollte es auch gar nicht sein. Richtig neu, nicht revolutionär, war er eigentlich nur in der „Entführung“


    Also was die Opernästhetik angeht, wäre ich geneigt, das in Frage zu stellen. Für sein Bewusstsein, dass es sich bei einer Oper um ein Gesamtkunstwerk handelt, bei dem auch das Libretto eine entscheidende Rolle spielt, gab es doch nicht so viele Vorläufer. Er hat sich ja auch immer stark beim Libretto eingemischt, damit es seinen ästhetischen Vorstellungen entsprach. Vielleicht keine "Revolution", aber doch eine höchst beachtliche qualitative Evolution.


    Den Figaro sehen wir beide ähnlich.


    CK