J.M.R. Lenz im Deutschunterricht?

  • Durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen.


    Vor nahezu 10 Jahren habe ich über Jakob Michael Reinhold Lenz promoviert. Allerdings war ich danach nie als Literaturwissenschaftler oder Deutschlehrer tätig. Ich wüsste gern, ob "Der Hofmeister", "Die Soldaten" oder die "Anmerkungen übers Theater" noch gelegentlich im Deutschunterricht behandelt werden.

  • Hallo Stefan,


    willkommen bei uns im Klassikerforum. Da ich weder Schüler noch Deutschlehrer bin, kann ich Dir zu Deiner Frage keine verbindliche Auskunft geben. Allerdings sind in gutsortierten Buchhandlungen die Bücher, die im Deutschunterricht behandelt werden, gewöhnlich vorrätig, und wenn Du dies als Indiz anerkennen willst, würden zumindest die Buchhandlungen die ich (zwar nicht oft, aber regelmäßig) besuche gegen eine Schullektüre sprechen, wobei das ja von Bundesland zu Bundesland wieder verschieden ist.


    Ich selbst habe mal den „Hofmeister“ am Nationaltheater in Mannheim gesehen, gelesen selbst habe ich aber von Lenz noch nichts (war auch zu meiner Schulzeit keine übliche Schullektüre), allerdings den „Lenz“ von Büchner kenne ich, bin mir aber auch nicht sicher, ob der viel mit dem historischen Lenz zu tun hat. Wie siehst Du das als Fachmann?


    Gruß von Hubert

  • Hallo Stefan!


    Versuch doch mal, in einer Buchhandlung - wenn möglich einer in der Nähe eines Gymnasiums :zwinker: - herauszufinden, ob es zu Werken von Lenz diese Ausgaben inkl. Erläuterungen und weiterführende Lektüre gibt, wie sie Reclam, Klett und andere Verlage herausgeben. Unser Deutschlehrer las mit uns den "Hofmeister", allerdings in Brechts Version.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "Hubert"

    allerdings den „Lenz“ von Büchner kenne ich, bin mir aber auch nicht sicher, ob der viel mit dem historischen Lenz zu tun hat. Wie siehst Du das als Fachmann?


    Der historische Lenz hielt sich Anfang 1778 bei dem Pfarrer Oberlin im Elsass auf. Über diesen Aufenthalt verfasste Oberlin einen Bericht, der später Büchner als Hauptquelle für seine "Lenz"-Erzählung diente.


    Büchner konnte jedoch nicht auf Oberlins Originalmanuskript zurückgreifen. Die Textgeschichte von Oberlins Originalbericht bis zu der (leider nicht erhaltenen) Abschrift, die Büchner benutzt hat, ist spannend wie eine Detektivgeschichte. Als Student war ich an einem Forschungsprojekt beteiligt, das diese Textgeschichte rekonstruiert hat.

  • Hallo Stefan,


    das klingt ja spannend, habt ihr die Ergebnisse des Projekts eigentlich veröffentlicht?


    Vielleicht wäre es ja mal interessant, Büchners Lenz und etwas von Lenz zusammen hier im Forum zu lesen? Wenn Du willst kannst Du gerne einen Lesevorschlag in dieser Richtung machen.


    Gruß von Hubert

  • Zitat von "Hubert"

    das klingt ja spannend, habt ihr die Ergebnisse des Projekts eigentlich veröffentlicht?


    Ja, haben wir:


    Hubert Gersch (in Zusammenarbeit mit Mitgliedern Münsterscher Forschungsseminare): Der Text, der (produktive) Unverstand des Abschreibers und die Literaturgeschichte. Johann Friedrich Oberlins Bericht "Herr L......" und die Textüberlieferung bis zu Georg Büchners "Lenz"-Entwurf. Tübingen 1998. (= Büchner-Studien, Bd. 7)


    Das Buch sollte zumindest in jeder Uni-Bibliothek greifbar sein.